Dennoch ist mir in dem Artikel eine Sache aufgefallen, die mir nicht ganz einleuchtend ist.
Den Abschnitt verstehe ich dahingehend, das unter "Person" (im antiken / mittelalterlichen Sinn) keine individuelles Subjekt zu verstehen ist, sondern eine in Relation zu den anderen "Personen" stehende "Seinsform"(?).Während für den antiken und mittelalterlichen theologischen Personbegriff der Aspekt der Relation nicht nur konstitutiv, sondern geradezu selbstverständlich war, stehen für das neuzeitliche Verständnis von der Person ganz andere Aspekte im Vordergrund. Es verbindet damit in erster Linie Individualität, Subjektivität. Freiheit und Selbstbesitz. Dieser Bedeutungswandel schafft ein gefährliches Missverständnis, weil der Eindruck entstehen kann, als handele es sich bei den drei Personen um drei verschiedene Individuen mit je eigenem Willen und damit letztlich doch um drei Götter. Hinzu kommt, dass „Person“ anthropologisch konnotiert ist und die Vorstellung von einem konkreten Menschen mit eigenem Bewusstsein und Willen nahelegt. All dies will das trinitarische Bekenntnis gerade nicht aussagen, sondern möchte die untrennbare Zusammengehörigkeit der drei Verwirklichungsformen des einen göttlichen Wesens zum Ausdruck bringen. Der neuzeitliche Personbegriff läuft darum Gefahr, den Zugang zu einem angemessenen Verständnis von Dreifaltigkeit zu verstellen.
Das ist etwas, was ich im Zusammenhang mit dem ersten zitierten Text nicht so recht verstehe: Wenn die Personen der Trinität nicht als individuelle Persönlichkeiten gedacht sind, wie können diese Hypostasen dann überhaupt in eine Beziehung miteinander treten? Dass die Hypostasen in Relation zu einander stehen aber eines gemeinsamen "Wesens" sind, ok, aber wo ist da die Logik hinter einer (Liebes-)Beziehung?Eben weil sich Gott in der Geschichte als Vater, Sohn und Geist erweist, ist er auch in sich selbst Vater, Sohn und Geist. Eben weil er sich in der Geschichte selbst mitteilt, ist er auch in seinem innersten Wesen Selbstmitteilung. Eben weil er auf Beziehung hin aus ist, ist er auch in sich selbst Beziehung. Eben weil er sich als Gemeinschaft von Dreien offenbart, ist er auch in sich selbst Gemeinschaft. Damit wird mit der biblischen Spitzenaussage, dass Gott die Liebe ist (Joh 1,4) Ernst gemacht: Gott ist nicht nur einer, der die Menschen liebt, sondern er ist in sich Liebe.
Ist das vielleicht gar eine sehr dumme Frage und stolpere ich über einen Gedankenfehler?