Edi hat geschrieben:koukol hat geschrieben:"Der Vater kannte das Risiko der Freiheit; er wusste, dass der Sohn verlorengehen könnte… doch vielleicht konnte nicht einmal der Vater sich einen solchen Fall, einen solchen Abgrund vorstellen!"
Siehe im Gesamtzusammenhang:
http://w2.vatican.va/content/francesco/ ... ashem.html
Wenn Gott nicht einmal das Abgrundtiefböse kennen würde und gekannt hätte, wäre er dann überhaupt Gott ?
Warum hat der dann seinen Sohn gesandt ?
Das steht doch im Evangelium. Der Weingutsbesitzer dachte, jedenfalls meinen Sohn werden sie respektieren. Wenn er damit gerechnet hätte, dass die Winzer so böse sind, dass sie den Sohn gleich totschlagen, hätte er ihn doch nicht zu ihnen geschickt. Wer sich ein wenig in Gott hineindenken kann, begreift das eigtl. sofort. Wenn Gott vor dem Bösen nicht immer wieder erschrecken würde, könnte man ihn mit der Theodizee leicht
ad absurdum führen. Dann hätte er erst recht seinen absoluten Charakter verloren.
Angesichts der Kontingenz ist Gottes Wissen paradox. Seine Allwissenheit ändert nichts daran, dass ihn die Menschen immer wieder überraschen können. Leider eben oft eher zum Bösen.
Meist verstehen sie einfach nicht, was er ihnen sagen will, weil sie zu schematisch denken. Glücklicherweise findet man in den Evangelien sehr viele Beispiele für solche "johanneischen" Missverständnisse (das ist lehrreich, weil man erkennt, wie sich solche Konflikte lösen lassen). Jesus (oder der Papst) spricht eine tiefe Wahrheit aus, und die Jünger verwickeln sich mit ihren platten und wortwörtlichen Auslegungsversuchen in Widersprüche, die einen im Grunde zum Lachen reizen, weil sie so offensichtlich unverständig sind. Ähnliches findet man hier in diesem Thread auch oft.
Die Diskussionen um die angeblich verwirrenden Aussagen des gegenwärtigen Papstes haben viel damit zu tun, dass die papstkritischen Gläubigen ein zu widerspruchsfreies, zu plattes Wirklichkeitsverständnis haben, meine ich. Wer nicht begreift, dass Gott auf krummen Zeilen gerade schreiben kann, wird weder die religiösen Statements des Papstes verstehen noch die Gelassenheit aufbringen, auch einen Papst zu akzeptieren, der Dinge sagt, die man vllt. lieber erstmal nicht unterschreiben möchte.