Lutheraner hat geschrieben:Wie soll das konkret aussehen? Wenn Rom eines Tages, die beiden Dogmen des Vat. I so "umdeutet", daß sie der AKK zusagen, dann lösen sich die altkath. Bistümer auf, die Pfarrerinnen werden laisiert und die AKK-Gemeinden den jeweiligen RKK-Bischöfen unterstellt?
Ich bin Lutheraner und die evang.-luth. Kirche sah sich auch als Notkirche, aber daran glaube ich nicht. Jede Kirchenspaltung wird zum Selbstläufer. Wenn man sich trennt, dann entwickelt man sich unterschiedlich weiter und am Ende stehen - neben diesen Entwicklungen - auch Traditionsbewußtsein und Machtansprüche ("Pöstchengeschachere") einer Einigung im Weg.
Teils, teils.
Bei den Landeskirchen, gerade den lutherischen, könnte man ja fast sagen, man hat Spielereien wie FO, Leuenberger Konkordie etc. pp. nur eingeführt, um die Distanz zur rkkG und Orthodoxie zu wahren.
Mein Gedankenspiel hierzu ist: Wenn man alle Kirchenspaltungen auf denselben Zeitpunkt legte und einfach annimmt, daß jede Spaltung für sich genommen in Unkenntnis von den anderen Spaltungen erfolgt wäre, unmittelbar darauf jedoch vollkommene Kenntnis über Standpunkte und Inhalte der anderen vorhanden wäre:
Welche Konfessionen hätten sich (ver)einigen können?
Oder anders: Hätte es eine dauerhafte Abspaltung Augsburgischen Bekenntnisses von der alt-katholischen Kirche gegeben?
Sicher gibt es nach wie vor Differenzen zwischen den Konfessionen. Ich möchte da aber unterscheiden zwischen solchen, die sich erst nachträglich herausgearbeitet oder aus sachlichen Zwängen heraus ergeben haben und solchen, die zum unveräußerlichen Kernstandpunkt der Konfession gehören.
Fakt ist doch z.B., daß es lutherische Kirchen gab und gibt, die z.B. die Weihen etc. pp. als gute Ordnung beibehalten haben, was in den deutschen Kleinstaaten schlichtweg am vorhandenen Macht- und Besitzgefüge gescheitert ist. Egal wie spitzfindig man das dann im Nachhinein theologisch begründet hat, kann ich den Verzicht auf Weihen nicht als einen unveräußerlichen lutherischen Standpunkt sehen.
Ich jedenfalls bin der Ansicht, daß sich Luther eher mit Herrn Döllinger als mit den Herren Calvin & Zwingli, geschweige denn Frau Käßmann, hätte einigen können
Damit kommen wir zum ersten Punkt Deines Postings.
Zu den vatikanischen Dogmen gäbe es ja eine kleine Hintertür: Es sind keine ökumenischen Konzile gewesen. Keine einzige Kirche erkennt sie an, außer der römischen Gemeinschaft. Wenn die Orthodoxie nicht doch noch heterodox wird, wird man diese Konzile eh irgendwann wegen Formfehler für ungültig oder sonstwie für nicht allgemeinverbindlich erklären müssen, wenn die rk. Gemeinschaft die Gemeinschaft mit der Orthodoxie ernsthaft sucht.
In dem Moment fällt aber auch der Grund für die Abspaltung der alt-katholischen Kirche weg und sie hätte nur noch als Schwulen- und Lesbenbewegung und Hort feministischer Theologie Relevanz.
Vielleicht würde man dann zwar aus Postenschacherei an diesem Konstrukt festhalten wollen, das nutzt aber nichts, wenn die Mitglieder die Kirche in dem Moment verlassen.
Insofern halte ich das Wiederzusammenwachsen von Konfessionen für möglich und sei es durch ausreichenden Übertritt der Mitglieder. Dazu wird es aber einen anderen Patriarchen in Rom brauchen ...
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.