Sonntagspflicht und Neue Messe

Allgemein Katholisches.
Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

Kilianus hat geschrieben:Form also im Prinzip egal, so lange es Leute gibt, denen es gefällt?
Zum Glauben kommen ist was anderes als gefallen. :-)

Und dass die Grundstruktur der Heiligen Messe erhalten bleiben muss, dass nur ein paar neue Akzente in der Liturgie nicht falsch sind, schrieb ich ja schon. Hast du wohl überlesen. ;-)

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Nö, aber "Grundstruktur" - Juristen würden sagen, das ist ein unbestimmter Rechtsbegriff. Genauere Definition?

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Linus
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Beitrag von Linus »

Kilianus hat geschrieben:Nö, aber "Grundstruktur" - Juristen würden sagen, das ist ein unbestimmter Rechtsbegriff. Genauere Definition?
Anfang, hauptteil Schluß :mrgreen:
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Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

@Kilianus und Linus
Vielleicht lest ihr erstmal meine Beiträge genauer, bevor ihr dumme Kommentare bzw. überflüssige Fragen postet. :roll:
Magnifikat am 29.10.08 um 13:08 Uhr hat geschrieben:Ein paar neue Akzente in der Liturgie halte ich nicht für falsch. Solange eine Heilige Messe weiterhin als solche erkennbar ist, finde ich es okay. Die Grundstruktur muss erhalten bleiben. Aber ob nun das Vater-Unser von allen vom Platz aus gebetet wird oder ob die Kinder nach vorne kommen, das halte ich für zweitrangig und daher auch für gestaltbar.
Siehe hier.

Klar, das ist keine juristisch festgeklopfte Begriffsbestimmung, aber es eine genauere Definition und vor ist es mehr als Anfang, Hauptteil und Schluss. :roll:

Aber offenbar wollt ihr gar nicht verstehen, was ich meine. :roll:

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Lieber Magnificat,

ich sehe jetzt auch kein Problem darin, dass die Kinder sich um den Mahltisch versammeln.

Die Kirche hat ganz andere Probleme als sich darüber Gedanken zu machen, ob Kinder während der Liturgie im Chorraum sein dürfen.

Grundsätzlich sollte aber die Frage berechtigt sein, ob ein Aufhalten in nicht-liturgischer Kleidung im Altarraum während der Hl. Messe sinnvoll ist.


Gruß
Gerhard
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ar26
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Beitrag von ar26 »

Ich sehe ein Problem darin, daß es in der katholischen Liturgie so etwas wie einen Mahltisch geben soll. Vielleicht kann man die Kommunionbank so bezeichnen, ansonsten hat ein solcher Tisch in der Kirche nichts zu suchen.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

ar26 hat geschrieben:Ich sehe ein Problem darin, daß es in der katholischen Liturgie so etwas wie einen Mahltisch geben soll. Vielleicht kann man die Kommunionbank so bezeichnen, ansonsten hat ein solcher Tisch in der Kirche nichts zu suchen.
Welche Bezeichnung bevorzugst Du, lieber ar26?
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

Gerhard hat geschrieben:Die Kirche hat ganz andere Probleme als sich darüber Gedanken zu machen, ob Kinder während der Liturgie im Chorraum sein dürfen.
Stimmt - aber für manche sind solche Nebensächlichkeiten offenbar so wichtig, dass sie den Blick für die wirklichen Probleme verlieren.

Gerhard hat geschrieben:Grundsätzlich sollte aber die Frage berechtigt sein, ob ein Aufhalten in nicht-liturgischer Kleidung im Altarraum während der Hl. Messe sinnvoll ist.
Klar, die Frage ist berechtigt und kann diskutiert werden. Ich sehe keinen Grund dafür, den Altarraum nur in liturgischer Kleidung zu betreten. Ich hätte aber auch keine Probleme damit, wenn während der Heiligen Messe alle Diensttuenden - also neben Priester und Ministranten auch Gemeindereferentin (bei der Kinderkatechese), Kommunionhelfer usw. - liturgische Kleidung tragen würden.

ar26 hat geschrieben:Ich sehe ein Problem darin, daß es in der katholischen Liturgie so etwas wie einen Mahltisch geben soll.
Vermutlich meint Gerhard den Altar.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Liebe liturgisch fehlinkulturierten bibelfernen Zauberer, betrachtet bestimmte Riten an euch als Gottes Geschenk und Zugeständnis, aber vergesst nicht, dass ihr Jesus Christus in der Brotscheibe nicht herbeimaterialisieren und anschließend in die Tasche stecken könnt. Lasst euch von der Offenbarung und von der Tradition ermahnen, so wie sie der hl. Bonaventura bescheiden weitergegeben hat. Vertragt euch mit allen. Stellt die Bibel nicht auf den Kopf!

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ar26
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Beitrag von ar26 »

@overkott
Besser fehlinkulturiert, als gar keine Kultur. Lieber im Gestern denken, als in den Trümmern der Moderne dahinvegetieren.

@Gerhard
(Hoch)Altar.
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Leider steht der Priester i.d.R. mit dem Rücken zum Hochaltar. Sehr unhöflich. Aber Gott ist ja geduldig. :freude:
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Linus
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Beitrag von Linus »

Gerhard hat geschrieben:Leider steht der Priester i.d.R. mit dem Rücken zum Hochaltar. Sehr unhöflich. Aber Gott ist ja geduldig. :freude:
Ich fände es eher unhöflich, wenn man mit mir spricht und mir gleichzeitig dabei den Rücken zudreht. Der Priester spricht mit Gott. Und der ist idR im Tabernakel, welcher sich meist am Hochaltar befindet zugegen.
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overkott
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Beitrag von overkott »

ar26 hat geschrieben:@overkott
Besser fehlinkulturiert, als gar keine Kultur. Lieber im Gestern denken, als in den Trümmern der Moderne dahinvegetieren.
Im Gestern leben, ist nicht katholisch. Wer die Ewigkeit denkt, lebt stets im heute. Denn die Vergangenheit ist nur die verblassende Erinnerung an die Gegenwart, während die Gegenwart von morgen in unserer Erinnerung erst langsam klarer wird. Sich Christus in der Eucharistie zu vergegenwärtigen, heißt sich die Ewigkeit geistig vor Augen zu führen.

Die Trümmer der Moderne ist eine postmoderne Metapher für das Kreuz Christi. Der Moderne war Jesus selbst. Im Grunde beginnt die Postmoderne im Prinzip mit seiner Auferstehung als Kirche. Die so verstandene Postmoderne steht zur Moderne also nicht im Gegensatz, sondern gibt die Botschaft Jesu Deus caritas est weiter.

Warum sollten liturgisch Fehlinkulturierte das nicht auch leben dürfen?

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Magnifikat hat geschrieben:@Kilianus und Linus
Vielleicht lest ihr erstmal meine Beiträge genauer, bevor ihr dumme Kommentare bzw. überflüssige Fragen postet. :roll:
Magnifikat am 29.10.08 um 13:08 Uhr hat geschrieben:Ein paar neue Akzente in der Liturgie halte ich nicht für falsch. Solange eine Heilige Messe weiterhin als solche erkennbar ist, finde ich es okay. Die Grundstruktur muss erhalten bleiben. Aber ob nun das Vater-Unser von allen vom Platz aus gebetet wird oder ob die Kinder nach vorne kommen, das halte ich für zweitrangig und daher auch für gestaltbar.
Siehe hier.

Klar, das ist keine juristisch festgeklopfte Begriffsbestimmung, aber es eine genauere Definition und vor ist es mehr als Anfang, Hauptteil und Schluss. :roll:

Aber offenbar wollt ihr gar nicht verstehen, was ich meine. :roll:
Liebe Magnifikat,

gerade weil ich verstehen will, stelle ich meine "überflüssigen" Fragen. Daß die Grundstruktur der Messe erhalten bleiben muß, darüber sind wir uns doch einig. Uneinig sind wir uns ganz offenkundig darüber, bei was für Eingriffen die Grundstuktur tangiert wird.

Beispiel: Ich gehe davon aus, daß sich die Grundstruktur auch in der Gestaltung von Kirchengebäuden ausdrückt. Und ein Blick auf die Reste der frühesten als Kirche gebauten Häuser zeigt: Da gab es Chorschranken. Man hat also einen heiligsten Bereich markiert, der nur für Klerus und Assistenz zugänglich war.

Weiteres Beispiel: Wenn ich die deutsche Übersetzung des römischen Meßkanon ("Hochgebet I") sehe, dann komme ich leider zum dem Ergebnis, daß man Einseitigkeiten der mittelalterlich-scholastischen Sakramententheologie da überhaupt erst hineingewurschtelt, die Rolle des Priesters in bedenklicher Weise überbetont, den Gesamtzusammenhang des Textes zerstört, den Anschluß an das Verständnis der frühen Kirche verloren und sich in gefährliche Nähe zu einem magischen Verständnis begeben hat. Wenn ich rein vom Text ausgehe: So nahe an "Hokuspokus" dran wie jetzt waren wir im ganzem Mittelalter nicht.

Ein Problem, das in den deutschen Übersetzungen der drei regulären neuen Hochgebete sowie der in der Folge entstanden weiteren Machwerke teilweise noch stärker ausgeprägt ist.

Lassen wir den Punkt mit dem Altarraum, der bei Dir ja sehr emotional besetzt scheint, außen vor: Wo sind für Dich die Kriterien, ab wann "neue Akzente" die Grundstruktur berühren?

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Linus hat geschrieben:Ich fände es eher unhöflich, wenn man mit mir spricht und mir gleichzeitig dabei den Rücken zudreht. Der Priester spricht mit Gott. Und der ist idR im Tabernakel, welcher sich meist am Hochaltar befindet zugegen.
Ähem. In einer Kirche mit romanischer Tabernakelnische oder einem gotischen Sakramentshäuschen auf der Evangelienseite hätte der Priester in Richtung Norden zu beten?

Nein, die traditionelle Ausrichtung des Priesters bei der Messe ist keine Ausrichtung auf das Tabernakel. Die Messe wurde schon so gefeiert, als die Tabernakelfrömmigkeit noch längst nicht erfunden war.

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

overkott hat geschrieben:Liebe liturgisch fehlinkulturierten bibelfernen Zauberer, betrachtet bestimmte Riten an euch als Gottes Geschenk und Zugeständnis [....]
Ich nehme an, Du meinst unter anderem mich? Ja, ich betrachte die liturgischen Riten als Geschenk Gottes. Genau deshalb weigere ich mich ja, an ihnen herumzuwurschteln. Und, wie gesagt: Das magische Denken ist so richtig erst mit der letzten Liturgiereform in den Kern der Liturgie eingesickert.

Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

Kilianus hat geschrieben:gerade weil ich verstehen will, stelle ich meine "überflüssigen" Fragen.
Hm ... dann war deine Frage nach der genaueren Definition überflüssig, weil ich eine solche nämlich schon gegeben hatte.



Kilianus hat geschrieben:Lassen wir den Punkt mit dem Altarraum, der bei Dir ja sehr emotional besetzt scheint, außen vor:
Nicht nur dieser Punkt ist bei mir sehr emotional besetzt ... ;D
Da meine Beziehung zu Gott, zu Jesus eine sehr emotional besetzte ist :-), möchte ich IHM so nahe wie möglich kommen und verstehe nicht, warum der Altarraum mit Tabernakel nur für Klerus und Assistenz zugänglich sein soll.



Kilianus hat geschrieben:Wo sind für Dich die Kriterien, ab wann "neue Akzente" die Grundstruktur berühren?
Z.B. wenn etwas Wesentliches weggelassen würde - das Vater-Unser hab ich ja schon in einem anderen Posting genannt. Weiter natürlich Kyrie, Evangelium, Fürbitten, Gabenbereitung, Hochgebet, Schlusssegen .... die Aufzählung ist nicht vollständig. Ebenso wäre für mich die Grundstruktur berührt, wenn eins dieser Elemente bis zur Unkenntlichkeit verzerrt würde. Dabei ist mir natürlich klar, dass auch das wieder auslegungsbedürftig ist.

Mir gefällt in der katholischen Kirche die große Vielfalt - wenn jemand feste Formen liebt, dann findet er Heilige Messen, und ebenso jemand, der es etwas lockerer und mit neuen Akzenten mag. Beides - und eine große Bandbreite dazwischen - ist möglich. :-)

Magnifikat

Chrysostomus
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Beitrag von Chrysostomus »

Magnifikat hat geschrieben:Da meine Beziehung zu Gott, zu Jesus eine sehr emotional besetzte ist :-), möchte ich IHM so nahe wie möglich kommen und verstehe nicht, warum der Altarraum mit Tabernakel nur für Klerus und Assistenz zugänglich sein soll.
Mir erschließt sich nicht, warum eine gesuchte Nähe zu IHM sich im für alle Welt geöffneten Altarraum erfüllen sollte? Ist diese Nähe nicht bereits auf eine viel engere Weise geknüpft, durch die Hingabe des Leibes Christi, den Du bei der Kommunion isst - also inkorporierst, in dir selber aufnimmst? Gäbe es eine solche Nähe noch zu überbieten? Doch wohl eher nicht. Ganz abgesehen davon, dass die Nähe zu IHM im Herzen beginnt - und nicht, wenn ich vor dem Tabernakel auf- und ablaufen darf wie ich grad lustig bin. Da liegt doch eher ein Missverständnis vor.

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Magnifikat hat geschrieben:
Kilianus hat geschrieben:gerade weil ich verstehen will, stelle ich meine "überflüssigen" Fragen.
Hm ... dann war deine Frage nach der genaueren Definition überflüssig, weil ich eine solche nämlich schon gegeben hatte.
Vielleicht bin ich ja blind, oder ich blicke in unserem Textmengenaustoßwettbewerb nicht mehr durch. ;) Aber eine Definition mit (abstrakten) Kriterien hab' ich echt nicht entdeckt, nur Beispiele.
Da meine Beziehung zu Gott, zu Jesus eine sehr emotional besetzte ist :-), möchte ich IHM so nahe wie möglich kommen und verstehe nicht, warum der Altarraum mit Tabernakel nur für Klerus und Assistenz zugänglich sein soll.


Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, die Nähe zu IHM von der Meterdistanz abhängig zu machen. So gesehen wäre die erste Bankreihe einer kleinen Kapelle, wo der Abstand zu Kelch und Schale auf der Altarmitte vielleicht 2,50 Meter beträgt, ja "besser" als ein Platz im Altarraum einer großen Kirche, wo sich der Kreis um den Altar in einem Vier-Meter-Abstand formt...
Z.B. wenn etwas Wesentliches weggelassen würde - das Vater-Unser hab ich ja schon in einem anderen Posting genannt. Weiter natürlich Kyrie, Evangelium, Fürbitten, Gabenbereitung, Hochgebet, Schlusssegen .... die Aufzählung ist nicht vollständig. Ebenso wäre für mich die Grundstruktur berührt, wenn eins dieser Elemente bis zur Unkenntlichkeit verzerrt würde. Dabei ist mir natürlich klar, dass auch das wieder auslegungsbedürftig ist.
Hm. Kein Bußakt? Kein Altes Testament? Nichts von den ältesten Quellen, die wir über Jesus haben (Paulusbriefe)?

Und auf der anderen Seite: Die alte Kirche hat etwas wesentliches weggelassen, als sie ohne Vater unser und ohne Schlußsegen feierte? Das waren also keine Messen in Deinem Sinn? Die Messe in der ao. Form ist auch keine richtige Messe, weil sie keine Fürbitten kennt? Oder gehen die deprekativen Elemente des Hochgebets als Fürbitte durch?

Was ist das Wesentliche beim Hochgebet? Die "Wandlungsworte"?
Mir gefällt in der katholischen Kirche die große Vielfalt - wenn jemand feste Formen liebt, dann findet er Heilige Messen, und ebenso jemand, der es etwas lockerer und mit neuen Akzenten mag. Beides - und eine große Bandbreite dazwischen - ist möglich. :-)
Ich bin auch ein Freund der Vielfalt (auch wenn ich das bis jetzt vielleicht ganz gut getarnt habe ;) )

Aber auch die Vielfalt braucht Kriterien, um sich von der Beliebigkeit zu unterscheiden.

Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

Chrysostomus hat geschrieben:Ist diese Nähe nicht bereits auf eine viel engere Weise geknüpft, durch die Hingabe des Leibes Christi, den Du bei der Kommunion isst - also inkorporierst, in dir selber aufnimmst? Gäbe es eine solche Nähe noch zu überbieten?
Zu überbieten nicht - aber es gibt die Nähe auch auf andere Weise. Ich bin froh, dass ich als katholische Christin da aus der Fülle schöpfen kann. :-)


Kilianus hat geschrieben:Hm. Kein Bußakt? Kein Altes Testament? Nichts von den ältesten Quellen, die wir über Jesus haben (Paulusbriefe)?
Ich hab geschrieben, dass meine Aufzählung nicht vollständig ist! Wenn du nicht liest, was ich schreibe, hat eine Diskussion keinen Zweck.

Magnifikat

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Ich erlebe genügend Gottesdienste - nicht nur "Familienmessen" - in denen weder ein Bußakt, noch eine alttestamentliche Lesung, noch ein Psalm, noch z.B. der Embolismus nach dem Vater unser vorkommt, die Kollektengebete des jeweiligen Tages durch Eigenkreationen ersetzt, das Hochgebet frei ausgestaltet und statt der Ordinariumsgesänge durch Lieder ohne jeden textlichen Bezug genommen werden.

Von daher finde ich meine Frage schon naheliegend. Wenn das alles bei Euch aber nicht so ist, frage ich mich, über was für "eigene Akzente" - außer der "Freigabe des Altarraums" - wir überhaupt reden.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Kilianus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Liebe liturgisch fehlinkulturierten bibelfernen Zauberer, betrachtet bestimmte Riten an euch als Gottes Geschenk und Zugeständnis [....]
Ich nehme an, Du meinst unter anderem mich? Ja, ich betrachte die liturgischen Riten als Geschenk Gottes. Genau deshalb weigere ich mich ja, an ihnen herumzuwurschteln. Und, wie gesagt: Das magische Denken ist so richtig erst mit der letzten Liturgiereform in den Kern der Liturgie eingesickert.
Fühlst du dich denn gemeint? Ich glaube, Bonaventura hat es abgelehnt, das Hoc est enim corpus meus als Hokuspokus zu verstehen. Natürlich war für ihn die Eucharistie ein Mahl der Hingabe und Versöhnung. Ihm war wohl bewusst, dass die hl. Messe in Emmaus nicht vor einem Hochaltar stattfand. Aber ein Gottesdienst im tridentinischen Ritus kann ein Ausdruck tiefempfundener Heiligkeit und Liebe zum Herrn sein.

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

1. Ich bin nicht einfach ein Anhänger der Messe im ao. usus. Ich glaube allerdings, daß verschiedene Elemente in ihm eine angemessenere Form gefunden haben als im ordentlichen Usus.
2. Ich lehne es ebenfalls ab, die Messe als Hokuspokus zu verstehen. Schön, daß ich mir da mit Bonaventura einig bin. (Wobei ich nicht der Meinung bin, daß etwas automatisch deshalb wahr ist, weil es Bonaventura gesagt hat.)
3. Ich gehe nicht davon aus, daß sich Bonaventura bei Feier der Heiligen Messe irgend welche Eigenmächtigkeiten erlaubt hat. Auch dieser Punkt ist für mich aber nur von bedingter Relevanz.
4. Wie schon gesagt: Die Praxis in der Ordentliche Form entspricht ein einigen Punkten eher einem magischen Verständnis als die außerordentliche (Akklamation "nach der Wandlung", Herauslösung der Herrenworte aus der Relativsatzkonstruktion in der deutschen Übersetztung, Einsatz außerordentlicher Kommunionspender).
5. Stichwort Heilige Messe von Emmaus: Immerhin gab es dort keine Laienpredigt. Das ist ja schon mal was.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Gerhard, dein Einsatz! :tanz:

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Wieso Gerhard? Weil in Emmaus auch keine Frauen dabei waren?
Zeichnet sich da ein ganz neuer Typus von Emmausgemeinden ab?
Aber... wer putzt da??? :mrgreen:

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ar26
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Beitrag von ar26 »

overkott hat geschrieben:Sich Christus in der Eucharistie zu vergegenwärtigen, heißt sich die Ewigkeit geistig vor Augen zu führen.
Das klingt egozentrisch. Dieses ewige um sich selbst kreisen, scheint einer "modernen religiösen Haltung" innezuwohnen. Wenn Du geschrieben hättest: "Die Gegenwärtigsetzung des Kreuzesopfers Christi in der Hl. Messe zu bestaunen, heißt einen Hauch der himmlischen Ewigkeit zu erblicken" hätte ich Dir sogar zugestimmt.

Ansonsten: altbekannte Differenzen. Heute feiern die Prottis Ketzertag (in Sachsen staatl. Feiertag), den Mahlcharakter im Gottesdienst wirst Du da sicher finden.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Kilianus hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Ich fände es eher unhöflich, wenn man mit mir spricht und mir gleichzeitig dabei den Rücken zudreht. Der Priester spricht mit Gott. Und der ist idR im Tabernakel, welcher sich meist am Hochaltar befindet zugegen.
Ähem. In einer Kirche mit romanischer Tabernakelnische oder einem gotischen Sakramentshäuschen auf der Evangelienseite hätte der Priester in Richtung Norden zu beten?

Nein, die traditionelle Ausrichtung des Priesters bei der Messe ist keine Ausrichtung auf das Tabernakel. Die Messe wurde schon so gefeiert, als die Tabernakelfrömmigkeit noch längst nicht erfunden war.
Ich wollte eigentlich nicht auf den tabernakel raus, sondern auf die Gemeinsame Gebetsrichtung des GottesVolkes, dessen Teil der Priester ist. (man mag gerne sagen ein vorzüglicher Teil, weil er Leitet und anführt, aber jedenfalls ein Teil)
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Beitrag von Gerhard »

Linus hat geschrieben:Ich fände es eher unhöflich, wenn man mit mir spricht und mir gleichzeitig dabei den Rücken zudreht.
Du bist egozentrisch. Gott ist so unendlich viel größer als Du. Glaubst Du, dass Du ihn verstanden hast? Wir können nur suchen, mehr nicht. Verschone mich mit Deinen Erziehungsratschlägen. Bitte, bitte.

Edit: Mir ist gerade aufgefallen, dass ich Dich auch mißverstanden haben könnte. Wie hast Du das jetzt genau gemeint? Findest Du es unhöflich, wenn der Priester Dir, Linus, den Rücken zudreht?
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Beitrag von Magnifikat »

Kilianus hat geschrieben:Ich erlebe genügend Gottesdienste - nicht nur "Familienmessen" - in denen weder ein Bußakt, noch eine alttestamentliche Lesung, noch ein Psalm, noch z.B. der Embolismus nach dem Vater unser vorkommt, die Kollektengebete des jeweiligen Tages durch Eigenkreationen ersetzt, das Hochgebet frei ausgestaltet und statt der Ordinariumsgesänge durch Lieder ohne jeden textlichen Bezug genommen werden.

Von daher finde ich meine Frage schon naheliegend. Wenn das alles bei Euch aber nicht so ist, frage ich mich, über was für "eigene Akzente" - außer der "Freigabe des Altarraums" - wir überhaupt reden.
Ich glaube, es bringt nichts, alles haarklein aufzudröseln, was für mich eine Messe nun ausmacht und was nicht. Für mich ist nämlich nicht nur das einzelne Element entscheidend, sondern vor allem die Gesamtheit. Klar, es gibt auch für mich wesentliche Elemente, die nicht weggelassen werden sollten, aber selbst wenn das mal so ist, dann verliert die Messe nicht ihre Heilswirkung für mich.

Wenn ich jetzt hier sozusagen laut darüber nachdenken würde, was für mich entscheidend ist und was nicht, wie weit man gehen kann, wo die Grenze ist usw., dann würde das kommentiert und hinterfragt und letztlich würde man sich in Einzelheiten verzetteln. Das bringt meiner Ansicht nach nichts, weil die Gesamtheit außen vor bliebe.

Ich hätte Probleme, wenn eine Messe (fast) nicht mehr als solche erkennbar ist, wenn zuviel weggelassen, hinzugefügt oder verändert würde. Dann würde ich da nicht mehr hingehen - aber mehr nicht.

Magnifikat

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Wenn die Hl. Messe verändert würde, müsstest Du sie dennoch besuchen. Ich glaube nicht, dass die Kirche das Sonntagsgebot in der nächsten Zeit aussetzt.

Hast Du den mal mit Deinem Pfarrer über Deine Vorschläge gesprochen? Bei uns gibt es z.B. einen Kinderliturgiekreis, der aktiv mitgestalten möchte.
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Beitrag von Magnifikat »

Gerhard hat geschrieben:Wenn die Hl. Messe verändert würde, müsstest Du sie dennoch besuchen. Ich glaube nicht, dass die Kirche das Sonntagsgebot in der nächsten Zeit aussetzt.
Es gibt genug Alternativen. Es ist ja nicht so, dass alle Messen bis zur Unkenntlichkeit verändert werden - ich jedenfalls hab noch keine so erlebt.


Gerhard hat geschrieben:Hast Du den mal mit Deinem Pfarrer über Deine Vorschläge gesprochen? Bei uns gibt es z.B. einen Kinderliturgiekreis, der aktiv mitgestalten möchte.
Das brauch ich nicht, bei uns läuft's ja schon so, dass es mir gefällt. :-)

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Magnifikat hat geschrieben:
Wenn ich jetzt hier sozusagen laut darüber nachdenken würde, was für mich entscheidend ist und was nicht, wie weit man gehen kann, wo die Grenze ist usw., dann würde das kommentiert und hinterfragt und letztlich würde man sich in Einzelheiten verzetteln. Das bringt meiner Ansicht nach nichts, weil die Gesamtheit außen vor bliebe.

Ich hätte Probleme, wenn eine Messe (fast) nicht mehr als solche erkennbar ist, wenn zuviel weggelassen, hinzugefügt oder verändert würde. Dann würde ich da nicht mehr hingehen - aber mehr nicht.

Magnifikat
Als persönliche Grundhaltung für einen normalen Gottesdienstbesucher ist das ja auch ok.

Als Grundlage für aktives (Um-)Gestalten kirchlicher Liturgie ist es mir allerdings zu wenig.

Leider habe ich immer wieder den Eindruck, daß bei den Umgestaltern nicht mehr als Richtschnur da ist.

Gestern (Allerheiligen) endete das Hochgebet im Hauptgottesdienst nicht mit Schlußdoxologie und dem "Amen" des Volkes, sondern mit der ersten Strophe von "Großer Gott wir loben Dich", spontan (?) angestimmt vom Zelebranten. Als solche erkennbar war die Messe trotzdem. Daß das Hochgebet vom Priester im Namen des Volkes vorgetragen wird, war es m.E. damit nicht mehr. Er hat es zu einem laut vorgetragenen Privatgebet gemacht.

Aber das ist jetzt wahrscheinlich wieder mein ängstlich-unbiblisches, lebensfeindlich-strenges Sich-Klammern an äußere Formen, aus dem heraus ich meine Beteiligung am Hochgebet einfordere.

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