Pax, John
Kein Mensch ist vollkommen (mit einer Ausnahme) -- aber das trifft genausogut für eine Sammlung von Menschen.
Hoffentlich hast du mit dieser Ausnahme die jungfräuliche Gottesmutter Maria gemeint.
Also ist einer, der die rkK kritisiert, willentlich uninformiert. Mmmmhmm.

Heilige haben die Kirche auch kritisiert- udn manche so liebevoll, dass sie durch ihren eigenen Einsatz (z.B. Benedikt, Franziskus) dazu beigetragen haben, dass es in dieser Kirche neues Licht gab. Wer die Kirche so "kritisiert" wie es die Heiligen taten - der pflegt eine aufbauende Kritik.
Ich weiß sehr wohl was "ex cathedra" bedeutet und dass der Papst in seiner Person nicht unfehlbar ist, und das keiner den Gegenteil behauptet. Aber das Prinzip, dass die römische Kirche de jure unfehlbar sprechen kann, ist Kreislogik, was wiederum keine Logik ist. Wir sind unfehlbar weil wir sagen, dass wir unfehlbar sind". Non sequitur. Vor allem wie dieses Dogma entstanden ist bzw. festgelegt wurde, zeigt, wie willkürlich das Prinzip durchgesetzt wurde. Das Dogma wurde nach Mehrheitsprinzip durchgesetzt, gegen den Widerstand vieler Bistümer und ohne Absprache z.B. mit den Orthodoxen. Aber dieses Dogma, was so fehlerhaft durchgesetzt wurde, soll auf einmal auf die Möglichkeit der Unfehlbarkeitssprechung der (römischen) Kirche hinweisen. Bitte was?
Wie die unzähligen christlichen Gruppierungen und Sektierungen zeigen, hat das Einheitsprinzip des Papstes seinen tiefen und gottgewollten Sinn. Römisch- katholische Christen glauben, dass Gott dem Papst in Glaubens- Sittenlehre so beisteht, dass kein Irrtum verkündet wird. So problematisch sehe ich den Primat wirklich nicht. Problemtischer ist da schon, dass sehr viele sich für "päpstlicher als der Papst" halten - d.h. sie sehen sich als unfehlbar an- überspitzt ausgedrückt.
Ich bin auch nicht alleine mit solchen Kritiken: Die Orthodoxen, Alt-Katholiken und diverse andere (aus römischer Sicht) gültige Kirchen sagen ebenfalls, dass das Unfehlbarkeitsprinzip so wie Rom das formuliert hat fehlerhaft ist, was das ganze ältere Prinzip der Unfehlbarkeit der Gesamtkirche bzw. Konziliarkirche schadet. Ein Eigentor also...
Die Anzahl von Kritikern sagt noch nicht aus, dass ihre Kritik auch berechtigt wäre. Und die Aussage von tw. "Aussenstehenden" was der Kirche schade ist auch sehr "kritisch" zu sehen. Was der Kirche vor allem in den letzten Jahrzehnten wohl mehr schadet als das Infailibilitätsprinzip ist die liberal- modernistische Theologie oder Glaubensauflösungs- und Entmystifizierungstheologie, bei der sich diese Theologen wie absolut bevollmächtigte Erklärer aller Wahrheit aufführen. Das Eigentor durch viel zu lange Duldung solcher "Theologen" halte ich persönlich für viel gefährlicher.
Dass die Tradition der Zölibatszwang fur Priester eine (relative) Neuerfindung ist, dürfte Dir auch klar sein. Dass sie letztendlich unlogisch ist und donatistische Züge trägt dürfte ebenfalls klar sein...
Gott sei gepriesen, dass ER durch den Heiligen Geist Väter und verantwortliche Männer der Kirche inspirierte, das Priestertum mit der Ehelosigkeit zu verbinden. Da das EVangelium selbst von der Ehelosigkeit um Christi willen spricht- auch die Worte von Paulus dazu dürften dir bekannt sein- ist die Ehelosigkeit um Christi willen keine Neuerfindung.
Wenn unierte oder orthodoxe Priester heiraten dürfen, wieso nicht lateinische? Wenn ehemalige anglikanische (aber verheiratete) Priester zum römischen Priesteramt zugelassen werden, mit Frau und Kind, wieso nicht gleich lateinische? Wieso muss ein alt-katholischer Priester, der mittlerweile geheiratet hat, seine Ehe annulieren lassen, um wieder römischer Priester zu sein? All das, um eine Späterfindung -- Zölibatszwang -- zu rechtfertigen? Eine Tradition, die zwar in der ungeteilten Kirche des 1. Jahrtausends bevorzugt aber nie zum Zwang gemacht wurde?
Sollen aus Ausnahmen immer Regeln gemacht werden?
Pech nur, dass manche lieber den Kopf in den Sand stecken als fehlerhaftes Verhalten in ihrer Kirche zuzugeben.
Und großes Pech auch, dass viele dort Fehler sehen, wo keine vorhanden sind. So sehen es manche als Fehler an, dass die Kirche keine Scheidungen zulässt, Promiskuität billigt oder sich völlig dem Zeitgeist anpasst. Aber ich sehe den Fehler nicht in der RKK sondern anderswo.
Hybris kann es auch in der Kirche geben, wie jeder Orthodoxe, Alt-Katholik oder Anglikaner Dir bestätigen wird -- Hybris, zum Beispiel, alleinige Ansprüche auf Jurisdiktionsprimat oder Unfehlbarkeit zu erheben...
Hybris kann es bei Menschen in der Kirche geben, die ihre Macht - die eine Vollmacht des Dienens ist- missbrauchen. Wer aber z.B. Christus vorwerfen würde, er wäre voller Hybris weil er sagt er wäre "Weg -.Wahrheit - Leben" der würde sich doch sicher lächerlich machen. Und wenn Gott der Kirche das Jurisdiktionsprimat anvertraut hat, dann wäre es wohl auch nicht in Ordnung, wenn jemand der Kirche für die Ausübung dieser Vollmachten Hochmut vorwirft. Wenn diese Vollmachten nicht gegeben wären, sondern der Phantasie von einigen machtgierigen Menschen entspringen würden- dann wäre diese Kritik berechtigt- andernfalls nicht. Hier kommt wieder der Glaube zum Zug: Glauben wird, dass Gott Menschen solche Vollmachten anvertraut hat oder nicht? Röm. kath. Christen glauben das.