Bücher von Malachi Martin

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Bücher von Malachi Martin

Beitrag von anneke6 »

Während ich mit blankliegenden Nerven darauf hoffe, daß mein Abflußrohr aufhört zu tropfen, versuche ich mich abzulenken und denke ich über Sachen nach, die ich schon vor Jahren ad acta gelegt habe…
Hand jemand von euch mal ein Buch von M. Martin gelesen, z.B. Windswept House?
???

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von taddeo »

*aufzeig* :huhu:

Ich hab's mal gelesen, ist vielleicht ein, zwei Jahre her. Gute Unterhaltung, die von detailreicher Kenntnis des kirchlichen Innenlebens zeugt. Aber nix für schwache Seelen, die den Inhalt gleich als Privatoffenbarung bzw. als Prophetie oder gar bare Münze nehmen. Schöne Bettlektüre für Hardcore-Katholiken.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Was deine Eingangsfrage betrifft, o Benedicte, so habe ich mich zu Malachi Martins Windswept House früher schon einmal hier im Kreuzgang geäußert. Meine Warnung halte ich auch aufrecht. Konkret scheint mir, der gute P. Malachi habe von amerikanischen Verhältnissen durchaus recht gute Kenntnis gehabt, während er sich mit denen in Rom und Europa generell weniger auskannte. Was Nordamerika betrifft, gibt es auch andere Hinweise in dieser Richtung, ohne daß ich jeden von P. Malachi erkennbar Beschuldigten auch gleich für schuldig hielte.

Was Rom betrifft, ist der fiktionale Anteil in P. Malachis Roman ungleich höher. Das muß man in Rechnung stellen. Satanische Sekten mögen dennoch ihre Kontaktleute oder gar Mitglieder in der Kurie haben. Diese dingfest zu machen, dürfte aber schwer sein. Anhand von P. Malachis Buch ist das kaum möglich.
viewtopic.php?p=114833#p114833
viewtopic.php?p=96812#p96812
viewtopic.php?p=96878#p96878
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von cantus planus »

Man sollte endlich von innerkirchlichen Verschörungstheorien lassen. Die Feindbilder sind zu klar: Für die Liberalen sind es die Konservativen, und für die Konservativen die Freimaurer. Das ist zu einfach.

Hinter allem steht die einflussreichste Macht der Welt: schiere Dummheit! In Reinform bei der Deutschen Bischofskonferenz zu besichtigen. Es mag hier und da Bischöfe oder gar Kardinäle geben, die Mitglieder in bestimmten Kreisen sind, wo man sie eigentlich nicht antreffen sollte und die Dinge aus einer Motivation heraus tun, die man nicht gutheißen kann. Aber die Mehrheit der Bischöfe, namentlich in der DBK, versucht sicherlich, das Richtige zu tun. Sie erkennen nur nicht die falsche Wahl ihrer Mittel.

Eine Anpassung an die Zeit bedingt immer, dass man der Zeit hinterherhechelt. Das kann man nicht als Modernität verkaufen. Da waren wir vor dem Konzil schon erheblich weiter, sogar weit vor dem I. Vaticanum!
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
Leguan
Altmoderator
Beiträge: 1924
Registriert: Samstag 4. März 2006, 14:30

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von Leguan »

Eines der dümmsten und langweiligsten Bücher, die ich je gelesen habe, und ich habe viele langweilige und dumme Bücher gelesen.

Ein amerikanischer Priester kommt in die Dienste des Vatikan und entdeckt dabei eine Verschwörung, die das Ziel hat, den Papst (klar zu erkennen als JPII) abzusetzen, und durch einen mehr an die moderne Zeit angepaßten Kandidaten zu ersetzen. Und da beginnt auch schon das Problem. Satanisten, die ohne Probleme Menschenopfer darbringen, haben offensichtlich ein Problem damit, den Papst umzubringen, und denken sich deswegen allerlei Quatsch aus, um ihn zum Rücktritt zu bringen. Aha.
Der ganze Roman hat keinen klar strukturierten Plot, dafür wird die Verschwörung auf hunderten von Seiten aus allem möglichen Perspektiven ausgewalzt. Eine Unmenge an Protagonisten taumelt durch die Handlung. Spannung kommt keine auf, weil der Leser immer erst ellenlang aus der Perspektive der Verschwörer über all ihre Machenschaften informiert wird, bevor sie dann entdeckt werden. Sehr sinnvoll. Aus den sympathischen Figuren, die es durchaus gibt, schlägt der Autor kein Kapital, sondern breitet lieber auf hunderten von Seiten elend langweilige Gespräche zwischen unsympathischen Kardinälen und EU-Kommissaren aus, die natürlich alle Freimaurer sind. Erst wenn man sich durch 400 Seiten, die hauptsächlich aus belanglosem Gelaber bestehen, hindurchgequält hat, wird er mit einem einigermaßen spannenden Finale entlohnt.

Es gibt übrigens eine Art Fortsetzung "The Prince Dethroned" von A.J. West, das in dem Moment anfängt, als Papst Johannes Paul II gestorben ist, und die Ereignisse aus "Windswept House" als wahr voraussetzt. Das ist zwar vom Inhalt ähnlich fragwürdig (und A.J. West ist auch ein Corredemptrix-Anhänger), liest sich aber zumindest einigermaßen gut und spannend. Würde ich trotzdem nicht empfehlen, denn es hat ein Cliffhanger-Ende, und der Autor hat wohl keine Lust mehr, weiterzuschreiben.
If any stupid priest or bishop in Nigeria feels he wants to copy the American model, then there is something wrong with his head. --Olubunmi Anthony Kardinal Okogie

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von anneke6 »

Hmm…wieder was dazugelernt. Als ich damals nach Infos über Medjugorje suchte, kam ich auch auf die Behauptung dieses geistlichen Herrn: "es war dämonisch von Anfang an". Und nach dem ich ein bißchen mehr über ihn gelesen habe, habe ich das Gefühl, daß Malachi Martin ganz gut selber in so ein Verschwörungsbuch passen würde.
Interesse hatte ich schon an Windswept House, aber ich gebe für so etwas prinzipiell keine 16 Euro 99 aus, wie amazon.de es vorsieht. In einer Bücherei habe ich es bis jetzt nicht gefunden.
???

Benutzeravatar
Amideus
Beiträge: 59
Registriert: Dienstag 8. August 2006, 12:52
Wohnort: Ruhrgebiet - EB Paderborn

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von Amideus »

Versuchs doch einfach mal bei Ebay. Mein Exemplar habe ich für ganze 3 Euro ( 1 Euro Preis und 2 Euro Porto & Verpackung) ergattert. Mehr würde ich dafür auch nicht ausgeben wollen.
Ich habe es gelesen und fand es ziemlich langweilig. Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass ich kein Freund von Verschwörungsgeschichten bin.
Da ich aus Prinzip keine Bücher wegwerfe, verstaubt es in meinem Regal.

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8700
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von Marion »

Danke Cantus für den Verweis hierher :)
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Joseph Spindelböck hat geschrieben:Lesenswert ist er dennoch für unabhängige, kritische und nervenstarke Geister, und die Spannung steigt bis zur letzten Seite. Titel wie Inhalt des Romans sind nicht einfach Produkte einer ausufernden Phantasie, sondern der Reiz des Buches liegt gerade darin, daß sich oft schwer festmachen läßt, wo die Grenze zwischen Wirklichkeit und freier Darstellung des Autors liegt.
Dem schließe ich mich vollständig an.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Raphael, ich weiß nicht, ob man Pater Martins Buch empfehlen sollte. Es ist schwer zu bestimmen, wo innerhalb des Buchs die Grenzen zwischen Fiktion, Mutmaßung und Wirklichkeit verlaufen. Da braucht man mehr als gute Nerven.
Ist in den letzten 5 Jahren mehr daran Wirklichkeit "geworden"?

Mich interessiert vor allem dieses Buch:
Hostage to the Devil (herrausgegeben 1976 Neuauflage 1992)
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
Petur
Beiträge: 2438
Registriert: Freitag 29. Dezember 2006, 21:57
Wohnort: Ungarn

Malachi Martin

Beitrag von Petur »

Hallo!

Was meinen die Traditionalisten über diesen Herrn?

http://en.wikipedia.org/wiki/Malachi_Martin

Alles Gute!

Petur

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Malachi Martin

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von anneke6 »

Malachi Martin ist vor allem gut für Pseudo-Traditionalisten. Oder welche, die einfach nur dumm sind. Auf seiner Homepage gibt es (die Seite gibt es nur noch als Mirror) eine Sektion zum Thema "Frage und Antwort". In einer der Antworten behauptete er, daß für die Wandlung des Weines die folgenden Worte notwendig sind, damit sie stattfindet: "This is the Chalice of My Blood: which shall be shed for you and for many unto the remission of sins". Dies ist aber falsch, und ich habe mich selbst gewundert, daß ein hochintelligenter Mench wie Martin auf diese Idee kommen konnte, denn die Chrysostomusliturgie hat als Wandlungsworte "Dies ist mein Blut des Neuen Bundes, für euch und für viele vergossen zur Vergebung der Sünden". Diese Liturgie ist seit über tausend Jahren in der Kirche anerkannt.
Interessant ist, daß auf Martins aktueller Seite der Zusatz "if not… there will be no transsubstantiation" entfernt wurde.
???

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von cantus planus »

Er wird - wie viele konservative Katholiken - zunächst einmal vom Römischen Ritus ausgegangen sein. Damit hat das schon seine Richtigkeit, obwohl die Aussage natürlich so etwas verkürzt ist. Das hat sich allerdings als pastoral tauglicher erwiesen, als sämtliche Ausnahmen, Indulte und Privilegien mit in den Satz einzubauen. Irgendwann versteht keiner mehr, worum es geht, einfache Gläubige erkennen unter den Ausnahmen die Regel nicht mehr und Modernisten nutzen das aus, um ihren eigenen Firlefanz zu rechtfertigen. Ich sehe hier nichts Verwerfliches, P. Martin hat sich mit dieser Aussage vermutlich nicht an Fachleute, sondern an interessierte Laien gewandt.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von anneke6 »

Je einfacher der Adressat, desto einfacher muß die Antwort formuliert sein. Man vergleiche:
Pius X in seinem Katechismus hat geschrieben:5 Q: What is the form of the sacrament of the Eucharist? A: The form of the sacrament of the Eucharist consists of the words used by Jesus Christ Himself: "This is My Body: This is My Blood."
http://www.catholicbook.com/AgredaCD/PiusX/psacr-e.htm
???

stefan1800
Beiträge: 54
Registriert: Dienstag 16. Mai 2006, 16:02

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von stefan1800 »

Hat jemand von Euch "Der letzte Papst" gelesen ?

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von Linus »

stefan1800 hat geschrieben:Hat jemand von Euch "Der letzte Papst" gelesen ?
Nur "den letzten Papst" :D
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8609
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von Gamaliel »

stefan1800 hat geschrieben:Hat jemand von Euch "Der letzte Papst" gelesen ?
Eine Meinungen kannst Du ja in den Beiträgen lesen, die dem Deinigen vorausgehen (Titel: „Windswept House“ = "Der letzte Papst")

Ich selbst habe das Buch auch gelesen und schließe mich ganz der Meinung von "Leguan" an.

Benutzeravatar
ottaviani
Beiträge: 6844
Registriert: Mittwoch 24. März 2004, 17:24
Wohnort: wien

Re: Bücher von Malachi Martin

Beitrag von ottaviani »

ich fands ganz unterhaltsam wobei mir ein anderes besser gefallen hat
http://www.amazon.com/Final-Conclave-Ma ... 671824848
gibts antiquarisch auch in deutsch

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema