Liturgische Bildung

Allgemein Katholisches.

Hat die liturgische Bildung heutzutage noch eine Chance?

Ja, warum nicht?
4
20%
Ja, kommt halt drauf an, wer so etwas organisiert
5
25%
Ja, da würde man beim Volk offene Türen einrennen
0
Keine Stimmen
Nein, das wird in den Diözesen nicht gewünscht
6
30%
Nein, das wird bei den Pfarrern nicht gewünscht
2
10%
Nein, die Leute sollen dumm gehalten werden
3
15%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 20

Raimund J.
Beiträge: 6092
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Liturgische Bildung

Beitrag von Raimund J. »

Ist eine breite katholische liturgische Volksbildung heutzutage überhaupt noch möglich (zu organisieren)?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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holzi
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von holzi »

Wofür haben wir denn den Kreuzgang? ;)

Raimund J.
Beiträge: 6092
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Raimund J. »

holzi hat geschrieben:Wofür haben wir denn den Kreuzgang? ;)
:daumen-rauf:

Ja, den zig Semestern im Kreuzgang habe ich auch unendlich viel zu verdanken! Solche Threads wie
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?f=20 ... g+#p267135
finde ich unendlich spannend und die ganze Liturgiegeschichte ist ein unerschöpfliches faszinierendes Thema.

Und ich vermute, daß beim Kirchenvolk auch grosses Interesse für solche Themen besteht, andererseits muss man,
- wenn man überhaupt nichts mit der Materie zu tun hat - doch eher zufällig auf solche Dokumente wie die
"Grundordnung des römischen Messbuches" (auf den DBK Webseiten) stossen, um überhaupt mal zu erfahren,
wie denn "derzeit" der Ablauf der Hl. Messe überhaupt "richtig" ist.

Sind Euch in Euren Gemeinden Bildungsveranstaltungen bekannt, die sich an Laien wenden und mit dem Thema
Liturgie beschäftigen? Wenn ja, besteht die Gefahr, daß dabei eine einseitige Richtung vermittelt wird?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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Gamaliel
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Gamaliel »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Ist eine breite katholische liturgische Volksbildung heutzutage überhaupt noch möglich (zu organisieren)?
Man müßte klären, was unter "breite" und "heutzutage" zu verstehen ist. Ist damit die Mehrheit der "Taufscheinkatholiken" gemeint, die binnen Monaten ein liturgisches Verständnis erwerben sollen, dann wäre natürlich mit "Nein" zu antworten.

Zielt die Frage aber mehr darauf ab, ob es grundsätzlich auch heute noch möglich ist die (eifrigen) Kirchgänger liturgisch zu bilden, dann würde ich mit "Ja" antworten.

Die wichtigsten "Bildungsmaßnahmen" bestehen allerdings nicht in Vorträgen, sondern in der Praxis, insbesondere in der Rückkehr zur überlieferten Form der Liturgie, sowie den traditionellen Andachtsformen. Solches muß natürlich ergänzt werden durch Predigt, Choralgesang und liturgische Vorträge, Aufsätze,... Auf lange Sicht scheint es mir durchaus möglich dem Kirchenvolk wieder ein liturgisches Verständnis zu vermitteln, mag sich auch der Adressatenkreis vorerst in überschaubarer Zahl halten.

Clementine
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Clementine »

Was versteht Ihr eigentlich unter liturgischer Bildung?

Wenn es um die (symbolische) Bedeutung der jeweiligen Handlungen geht, ist liturgische Bildung etwas, was ich begrüße.

Wenn es sich jedoch um diese Mentalität handelt "Darf ich Dich mal was fragen? Ist Dir auch aufgefallen, dass heute auf dem Altar 6 Kerzen brannten? Da heute doch "fill in the blank" ist, hätten eigentlich doch nur vier Kerzen* brennen dürfen. Gibt es für heute irgendwelche Sondervorschriften?" dann muss ich dazu sagen, dass ich auf so etwas hochallergisch reagiere.
* Die genaue Kombination/Anzahl bringe ich nicht mehr zusammen

An so einer Bildung bin ich in keinster Weise interessiert (nicht, dass es komplett unwichtig ist, wenn es tatsächlich Vorschriften über die Anzahl der Kerzen gibt - meinetwegen. Aber dass normale Gläubige mit Argus-Augen auf die Einhaltung dieser Vorschriften achten, finde ich... ich verkneifs mir mal, was ich davon halte). Da wird in meinen Augen dann Form vor Inhalt hochstilisiert. Und damit tut man keinem was Gutes.
Es gibt drei Arten von Menschen: Haie, Haifischfutter und Menschen, die es gelernt haben mit den Haien zu schwimmen ohne gefressen zu werden.

Halte Deine Stadt sauber! Iß täglich eine Taube!

Germanus
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Germanus »

"Liturgische Bildung" wird meiner Meinung nach dort nicht nur angenommen, sondern sogar erbeten, wo der Gemeinde klar geworden ist, dass der Gottesdienst immer in der wirklichen "Realpräsenz" Gottes geschieht. Schwer genug, das tatsächlich an sich ranzulassen, vor allem, wenn über tausend theologische Ecken verkopfter Archäologismus betrieben wird - nicht nur das wiederentdeckte "Sitzen" [auch zur Unzeit 8) ] während der Liturgie ( :patsch: ) gehört in diese Schublade.
Gruß, G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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julius echter
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von julius echter »

für mich bedeutet liturgische bildung - eine fundierte theologische bildung und eine ebenso fundierte lirturgiegeschichte und dass konfessionsübergreifend

wenn es nur um die anzahl von kerzen auf dem altar geht und ob jetzt spitzen an den altar gehören oder nicht etc. ddann wäre dieser begriff von der liturgischen bildung etwas sehr kurz gegriffen
Honi soit qui mal y pense

Raimund J.
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Raimund J. »

Mit liturgischer Bildung meine ich vor allem das vorurteilsfreie Vermitteln von geschichtlichen Entwicklungen (z.B. liturgische Bewegung, Pius Parsch, u.s.w.) sowie die Erklärung des derzeitigen Ist-Zustandes im Kontext kirchlicher Normen.

Macht mal Vorschläge für eine Volks-Bibliothek zum thema liturgische Bildung!

z.B.

Ratzinger, Joseph - Papst Benedikt XVI: Der Geist der Liturgie
Kunzler, Michael: Die "tridentinische" Messe
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taddeo
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von taddeo »

Ich würde auf jeden Fall dazu empfehlen (allein schon wegen der Verbindung zum Ratzinger-Werk):
Romano Guardini, Vom Geist der Liturgie.

Ich hab das schmale Büchlein erst kürzlich mal wieder gelesen. Es liest sich heute fast wie eine Apologie der Missa Tridentina und zeigt überdeutlich, wie geistlich bescheiden das alles ist, was uns heute als katholische Liturgie verkauft wird - auch wenn noch soviel Pomp and Circumstances damit verbunden sind.

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Niels
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Niels »

Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Robert Ketelhohn
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Galilei
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Galilei »

Ich würde mit der liturgischen Bildung des Klerus beginnen …

Das Konzil sieht das genauso:
[i]Sacrosanctum Concilium[/i], Nr. 14 hat geschrieben:Die Mutter Kirche wünscht sehr, alle Gläubigen möchten zu der vollen, bewußten und tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden, wie sie das Wesen der Liturgie selbst verlangt und zu der das christliche Volk, "das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, der heilige Stamm, das Eigentumsvolk" (1 Petr 2,9; vgl. 2,4-5) kraft der Taufe berechtigt und verpflichtet ist. Diese volle und tätige Teilnahme des ganzen Volkes ist bei der Erneuerung und Förderung der heiligen Liturgie aufs stärkste zu beachten, ist sie doch die erste und unentbehrliche Quelle, aus der die Christen wahrhaft christlichen Geist schöpfen sollen. Darum ist sie in der ganzen seelsorglichen Arbeit durch gebührende Unterweisung von den Seelsorgern gewissenhaft anzustreben. Es besteht aber keine Hoffnung auf Verwirklichung dieser Forderung, wenn nicht zuerst die Seelsorger vom Geist und von der Kraft der Liturgie tief durchdrungen sind und in ihr Lehrmeister werden. Darum ist es dringend notwendig, daß für die liturgische Bildung des Klerus gründlich gesorgt wird.
(Hervorhebung von mir)

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lifestylekatholik
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von lifestylekatholik »

Galilei hat geschrieben:Das Konzil sieht das genauso
Welches? :hae?:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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taddeo
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Galilei hat geschrieben:Das Konzil sieht das genauso
Welches? :hae?:
Vermutlich dasjenige, in dem das von Galilei zitierte Dokument "Sacrosanctum Concilium" vorkommt? ;D
KLICK
(NB: Galilei ist nicht Gamaliel! Insofern scheidet die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht automatisch aus der Betrachtung aus ... :breitgrins: )

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Berolinensis
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Berolinensis »

Ich finde, lifestyle weist völlig zurecht darauf hin, daß dieses Reden von "DEM Konzil", als sei das II. Vaticanum das Überkonzil schlechthin und einziger Referenzpunkt der Lehre, zumal es doch selbst seinen Anspruch so ganz anders gesehen hat, nach bald 50 Jahren nun mal aufhören konnte (wobei es durchaus sein kann, daß Galilei es gar nicht so gemeint hat; nicht jeder Hinweis, den man aus einem bestimmten Anlaß anbringt, ist ja als Kritik an dem zu verstehen, der einem den Anlaß bietet ;D )

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Galilei
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von Galilei »

Berolinensis hat geschrieben:Ich finde, lifestyle weist völlig zurecht darauf hin, daß dieses Reden von "DEM Konzil", als sei das II. Vaticanum das Überkonzil schlechthin und einziger Referenzpunkt der Lehre, zumal es doch selbst seinen Anspruch so ganz anders gesehen hat, nach bald 50 Jahren nun mal aufhören konnte (wobei es durchaus sein kann, daß Galilei es gar nicht so gemeint hat; nicht jeder Hinweis, den man aus einem bestimmten Anlaß anbringt, ist ja als Kritik an dem zu verstehen, der einem den Anlaß bietet ;D )
das Konzil = das letzte Konzil = das Zweite Vatikanische Konzil

nicht der einzige Referenzpunkt, aber ein wichtiger

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ad-fontes
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Re: Liturgische Bildung

Beitrag von ad-fontes »

Berolinensis hat geschrieben:Ich finde, lifestyle weist völlig zurecht darauf hin, daß dieses Reden von "DEM Konzil", als sei das II. Vaticanum das Überkonzil schlechthin und einziger Referenzpunkt der Lehre, zumal es doch selbst seinen Anspruch so ganz anders gesehen hat, nach bald 50 Jahren nun mal aufhören konnte (wobei es durchaus sein kann, daß Galilei es gar nicht so gemeint hat; nicht jeder Hinweis, den man aus einem bestimmten Anlaß anbringt, ist ja als Kritik an dem zu verstehen, der einem den Anlaß bietet ;D )
Hast du geeignetere Begriffe für "vorkonziliar / nachkonziliar"?
(Ist so schön praktisch, aber aus oben gnt. Gründen unbefriedigend.)
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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