Bekreuzigen?

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.

Bekreuzigen?

Umfrage endete am Freitag 11. Februar 2011, 19:52

Lutheraner bekreuzigen sich grundsätztlich nicht, weil es nicht in der Heiligen Schrift erwähnt wird!
1
4%
Lutheraner können sich als freie Christenmenschen bekreuzigen wenn sie dies wollen!
15
60%
Lutheraner sollten sich auf jeden Fall wieder bekreuzigen!
9
36%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 25

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Marcus
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Marcus »

Clemens hat geschrieben: Als vor Jahren meine Frau bei der Weltgebetstagsvorbereitung (Thema: Rumänien) den hiesigen Frauen erklärte, wie wichtig den Frauen in Rumänien das Kreuzzeichen sei und - entsprechend dem Liturgievorschlag und unter Bezug auf Luthers oben zitierte Katechismus-Stelle - anregte, das doch auch mal zu machen, klappten einigen Frauen vor Entsetzen die Kinnladen herunter.

Tja, leider gibt es gerade unter der älteren Generation, die ja zumeist noch besonders fromm ist, nicht wenige, die letztlich, wenn auch eher unbewusst, weil durch Vorurteile bereits beeinflusst, Luther zu einer Art „Befreier vom bösen Papst und Katholizismus“ hochstilisieren und daraus ihre eigene „lutherische“ Identifikation ableiten, ohne sich wirklich mit Luther, dem Luthertum samt Tradition sowie dem Katholizismus auseinandergesetzt zu haben. Und zumeist fehlt hierzu auch das Interesse. Dieses Problem besteht mitunter aber auch in der SELK. So habe ich von einer Frau aus einer anderen Pfarrgemeinde erfahren, dass sich einige darüber empört hätten, dass ihr damals neuer Pfarrer im Gegensatz zu seinem Vorgänger jetzt Albe und Stola statt Talar und Beffchen trägt und das, obwohl es sich bei dem Pfarrer um einen sehr konservativen lutherischen Theologen handelt.

Dabei waren es aber einst gerade die Vertreter der strengen lutherischen Orthodoxie, welche die katholischen Messgewänder beibehielten. Dazu braucht man sich z. B. nur mit dem Wirken der früheren Pastoren der Lübecker Marienkirche auseinandersetzen:

Johann Gottlob Carpzov, Superintendent und Pastor von 173 – 1767 und Vertreter der lutherischen Orthodoxie

http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottlob_Carpzov

und

Johann Adolph Schinmeier, Superintendent und Pastor von 1779 – 1796 und Vertreter der Aufklärung sowie der Freimaurerei

http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Adolph_Schinmeier
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

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anneke6
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von anneke6 »

Aus einem ähnlichen Grund haben manche Lutheraner schreckliche Probleme mit dem Knien. Ich würde gern wissen, was so schlimm daran ist…auf den Knien zu stehen oder zu liegen ist eine biblisch bezeugte Gebetshaltung, und sie ist, auch wenn oft anders behauptet wird, in der Orthodoxie zu finden. Als ich in der letzten großen Fastenzeit bei einer Liturgie der vorgeheiligten Gaben war, wandte sich der Priester dem Volk zu und machte eine Geste, die mir nur allzu vertraut war. (Ausgestreckte Hand runterklappen.) Einige verstanden die Geste nicht und brauchten eine verbale Aufforderung: "Kniet."
Zugegeben, Knien, vor allem zum persönlichen Gebet, ist bei den Russen populärer als bei den Griechen, aber es ist nicht eine Sache, die irgendein Papst einfach so angeordnet hätte…und das scheinen einige Protestanten zu glauben.
Und ich finde, wenn Evangelische sich so vehement dagegen sträuben, mit anderen niederzuknien, weil sie Knien für falsch halten…dann sind es wirklich Protestanten im wörtlichen Sinne des Wortes. Rebels without a cause…
???

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FranzSales
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von FranzSales »

Und ich finde, wenn Evangelische sich so vehement dagegen sträuben, mit anderen niederzuknien, weil sie Knien für falsch halten…dann sind es wirklich Protestanten im wörtlichen Sinne des Wortes.
Der mündige und erlöste Christ hat es nicht mehr nötig zu knien. Er steht gleichberechtigt zum Zwecke des Dialoges seinem Schöpfer gegenüber. Ein Christ der kniet stellt sich gegen Aufklärung und dessen Evangelium. :tuete:
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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asderrix
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von asderrix »

FranzSales hat geschrieben:Der mündige und erlöste Christ hat es nicht mehr nötig zu knien. Er steht gleichberechtigt zum Zwecke des Dialoges seinem Schöpfer gegenüber. Ein Christ der kniet stellt sich gegen Aufklärung und dessen Evangelium. :tuete:
Ich merke ich muss noch viel lernen :glubsch: :auweia: :bedrippelt:
Jedes Gedächtnismahl sagt: Das Beste kommt noch!

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anneke6
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von anneke6 »

@ FranzSales: Das war jetzt ironisch gemeint, oder?
???

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lutherbeck
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von lutherbeck »

anneke6 hat geschrieben:@ FranzSales: Das war jetzt ironisch gemeint, oder?
Wäre auch meine Frage gewesen...

Wie geht das mit dem bekreuzigen eigentlich? Mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger ( als Symbol der Dreifaltigkeit ) zuerst an die Stirn, dann Mitte der Brust und schließlich linke und rechte Schulter - wäre diese Weise korrekt?

Lutherbeck :)
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

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anneke6
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von anneke6 »

Die meisten Katholiken bekreuzigen sich mit der offenen Hand und berühren erst die Stirn, dann gehen sie runter bis etwa auf Höhe des Brustbeins und berühren dann die linke Brusthälfte und fahren bis zur rechten. Danach wird die Hand entwender geschlossen auf die Brustmitte gelegt oder mit der linken zusammengeführt. Besonders bei Latinos ist der Brauch verbreitet, stattdessen den Daumen zu küssen.
In der orthodoxen Kirche fügt man Daumen, Zeige- und Mittelfinger zusammen und berührt zuerst die Stirn und fährt dann nach unten. Das kann je nach Gewohnheit sehr weit nach unten sein. Die zweite Bewegung wird von rechts nach links ausgeführt, wobei Orthodoxe dazu tendieren, die Schultern und nicht die rechte und linke Seite der Brust zu berühren. Pauschal kann man dies jedoch nicht sagen. Manche Orthodoxen führen das Kreuzzeichen sehr federnd aus, wobei der zweite Schwung entweder obenrum (also in Richtung der Augen) oder untenrum (in Richtung Bauch) gemacht wird.
Altgläubige und orthodoxe Altritualisten nehmen zum Bekreuzigen nur Daumen und Zeigefinger, die Richtung ist jedoch die selbe.
Altorientalen bekreuzigen sich mit drei Fingern (Fingerhaltung wie bei den Orthodoxen) oder nur mit Daumen oder Zeigefinger — in der selben Richtung wie Katholiken.
Ich bekreuzige mich privat und in orthodoxen Kirchen mit drei Fingern von rechts nach links und berühre dabei die Stirn, die Gegend zwischen Brustbein und Bauchnabel sowie die Innenseite der Schulterblätter…grob gesehen, nicht streng anatomisch. In der katholischen Kirche bekreuzige ich mich mit offener Hand von der Stirn bis zum Brustbein und von der linken Brust bis zur rechten.
???

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holzi
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von holzi »

Linus hat geschrieben:Karl Veitschegger: http://members.aon.at/veitschegger/text ... eichen.htm

Für mich steht das Matthäuswort (1,38) und Römer (6,3) sehr stark beim Bekreuzigen im Mittelpunkt - deshalb bilde ich häufig nach dem Bekreuzigen (also dem sich in seinen Tod hineinstellen) mit Daumen und Zeigefinger ein Kreuz und küsse es .
Das wird in dieser Weise auch gerne in den südlichen Ländern (so gesehen in Italien, Spanien und Brasilien) gemacht.

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Christiane
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Christiane »

anneke6 hat geschrieben:@ FranzSales: Das war jetzt ironisch gemeint, oder?
Das sieht man doch schon an dem Tüten Smiley.
"Die Demokratie feiert den Kult der Menschheit auf einer Pyramide von Schädeln." - Nicolás Gómez Dávila

"Gott kann machen, dass eine Communio entsteht zwischen dem Idiot und dem Arschloch." (Ausspruch auf einem NK-Gemeinschaftstag)

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Nassos
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Nassos »

Katholisch - da geht es aber auch sehr weit auseinander: Schulter, nicht Brust.

Orthodox: ein schönes Beispiel aus Ostrov, ab Minute 6. Hier hat man alles beisammen: Knien, Bekreuzigen, Metanoia... (übrigens ist dieser Teil in seiner gesamten Länge für mich die stärkste Szene aus dem Film: die Austreibung eines Dämons aus einer Besessenen. Hat überhaupt nichts mit "The Exorcist" zu tun.)

Übrigens, man achte mal auf die Worte, die der Mönch da betet:

The Lord shall rise, and His enemies shall be dispersed
and vanish like smoke.
As wax melts before fire, so will the devils perish
before those who love God.
Before those who make the sign of the cross
and say joyfully
Precious and Lifegiving Cross, which drives away demons
...
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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martin v. tours
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von martin v. tours »

@ lutherbeck

http://www.youtube.com/watch?v=aTvJi1Sz8k
:huhu:
martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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Linus
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Linus »

holzi hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Karl Veitschegger: http://members.aon.at/veitschegger/text ... eichen.htm

Für mich steht das Matthäuswort (1,38) und Römer (6,3) sehr stark beim Bekreuzigen im Mittelpunkt - deshalb bilde ich häufig nach dem Bekreuzigen (also dem sich in seinen Tod hineinstellen) mit Daumen und Zeigefinger ein Kreuz und küsse es .
Das wird in dieser Weise auch gerne in den südlichen Ländern (so gesehen in Italien, Spanien und Brasilien) gemacht.
Von italien ist mir der das nur anders bekannt. Man küsst die Fingerkuppen der geschlossenen Hand.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Nassos
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Nassos »

martin v. tours hat geschrieben:@ lutherbeck

http://www.youtube.com/watch?v=aTvJi1Sz8k
:huhu:
martin v. tours
Hallo Martin,

genau das hatte ich unter "Katholisch" in meinem Beitrag vor Deinem gepostet. Zur Strafe darfst Du jetzt alle meine Beiträge von Anfang an lesen. Also: bekreuzige Dich und los gehts. :breitgrins:

Gruß,
Nassos
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conscientia
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von conscientia »

Nicht nur Lutheraner, auch Kalviner etc.!
Das Kreuzzeichen gehört zur gesamten Christenheit über Konfessionen, Jurisdiktionen etc. hinweg.

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ziphen
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von ziphen »

Schöne Frage, Lutherbeck.

Ich denke, es sollte jeder selbst entscheiden, ob er sich bekreuzigt oder nicht. Es würde aber nicht schaden, wenn den jungen Kirchengliedern, den Konfirmanden z.B., diese Praxis nahegebracht würde, so dass sie selbst entscheiden können und sie nicht gleich die Verachtung anderer Gemeindeglieder trifft.

Vielerorts ist es schlicht nicht Usus und man wird merkwürdig beäugt, wenn man sich dennoch mit dem Kreuz zeichnet. Wie hier schon angeklungen, ist es, auch nach meiner eigenen Erfahrung, die Ablehnung als katholisch - gemeint ist natürlich römisch-katholisch, papistisch - die die Ausführung verhindert. Aber was anderes als katholisch, also allgemein und gut christlich, soll es denn sein?

"Lutheraner sollten sich auf jeden Fall wieder bekreuzigen!" finde ich etwas zu scharf formuliert. IMO wäre es jedoch angebracht, es in den Gemeinde zu thematisieren. Allein aus dem Grund, zu klären, dass es eben zwar auch römisch-katholisch ist, aber nicht nur.

Vielleicht bieten sich im Rahmen der großen Glaubenskursoffensive der EKD Möglichkeiten, sich auch mit diesem Aspekt mal zu befassen. :doktor:

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anneke6
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von anneke6 »

Nassos hat geschrieben:Katholisch - da geht es aber auch sehr weit auseinander: Schulter, nicht Brust.

Orthodox: ein schönes Beispiel aus Ostrov, ab Minute 6. Hier hat man alles beisammen: Knien, Bekreuzigen, Metanoia... (übrigens ist dieser Teil in seiner gesamten Länge für mich die stärkste Szene aus dem Film: die Austreibung eines Dämons aus einer Besessenen. Hat überhaupt nichts mit "The Exorcist" zu tun.)
"The Exorcist" hat auch nicht viel mit einem katholischen Exorzismus zu tun. Das waren reine Showeffekte. Und der "Jesuitenpater" ist Grieche… :patsch:

Der einzige Film, in dem ein katholischer Exorzismus glaubwürdig behandelt wird ist "Posessed" mit Timothy Dalton als Father Bowdern.
???

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Nassos
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Nassos »

anneke6 hat geschrieben:"The Exorcist" hat auch nicht viel mit einem katholischen Exorzismus zu tun. Das waren reine Showeffekte. Und der "Jesuitenpater" ist Grieche… :patsch:
Das war ja auch nicht so gemeint.
Ja, ein Grieche. Ich würde gerne wissen, wie die darauf gekommen sind.
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Lutheraner
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Lutheraner »

holzi hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Karl Veitschegger: http://members.aon.at/veitschegger/text ... eichen.htm

Für mich steht das Matthäuswort (1,38) und Römer (6,3) sehr stark beim Bekreuzigen im Mittelpunkt - deshalb bilde ich häufig nach dem Bekreuzigen (also dem sich in seinen Tod hineinstellen) mit Daumen und Zeigefinger ein Kreuz und küsse es .
Das wird in dieser Weise auch gerne in den südlichen Ländern (so gesehen in Italien, Spanien und Brasilien) gemacht.

.. und die Typen, die das machen, waren mir bisher alle suspekt. Das steht bei mir auf einer Stufe mit Bekreuzigen vor dem Fußballspiel (als Spieler oder Zuschauer) oder nachdem man der Meeresgöttin ein Opfer dargebracht hat oder vor dem Baden am Meer...
Zuletzt geändert von Lutheraner am Montag 31. Januar 2011, 15:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Lutheraner
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Lutheraner »

lutherbeck hat geschrieben:In den lutherischen Kirchen bekreuzigen sich die Gläubigen nicht
Das stimmt nicht. In der bayerischen Landeskirche bekreuzigen sich viele Lutheraner. Das ist aber von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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anneke6
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von anneke6 »

Sagen wir mal so: Des Glückes willen sich vor dem Sport zu bekreuzigen, halte ich für eine zweifelhafte Praxis. Das Kreuzzeichen ist keine Magie. Wenn man sich allerdings in eine Situation begibt, die gefährlich werden könnte, zum Beispiel aufs offene Meer hinausschwimmen oder mit einem Boot in See stechen…da kann ich es wirklich verstehen.
???

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Lutheraner
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Lutheraner »

Ja, das könnte ich auch verstehen. Aber solche Fälle waren das nicht.
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Marcus
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Marcus »

anneke6 hat geschrieben:Sagen wir mal so: Des Glückes willen sich vor dem Sport zu bekreuzigen, halte ich für eine zweifelhafte Praxis. Das Kreuzzeichen ist keine Magie. Wenn man sich allerdings in eine Situation begibt, die gefährlich werden könnte, zum Beispiel aufs offene Meer hinausschwimmen oder mit einem Boot in See stechen…da kann ich es wirklich verstehen.
Auch einige Sportarten sind mitunter nicht ungefährlich. Ich brach mir als früherer Fußballtorwart jedenfalls mal den rechten Daumen, nicht weil mich ein gegnerischer Spieler gefoult hätte, sondern weil der Ball ungünstig gegen meinen Daumen flog. Hätte ich ihn ordentlich weggefaustet, wäre das nicht passiert. Allerdings könnte ich es mir auch nicht vorstellen, mich vor, während oder nach einem Fußballspiel oder einer anderen sportlichen Aktivität zu bekreuzigen. Das könnte nämlich auch falsch interpretiert werden.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

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anneke6
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von anneke6 »

Eben.
Außerdem sollte man, so denke ich, sich überlegen, ob bei einer bestimmten sportlichen Aktivität das Risiko einfach zu groß ist. Als ich ca 12 war, sah ich einen Report im Fernsehen über den Stierkampf. Der Torero erklärte, daß er vor dem Kampf immer bete. Das kam mir seltsam vor…er betet, daß er bei dem Kampf nicht schwer verletzt wird oder gar sein Leben verliert…aber es zwingt ihn ja niemand, zu dem Stier in die Arena zu steigen. 10 Jahre später sah ich einen weiteren Film…ein alter Schwarzweiß-Film, der einen Tag im Leben des Stierkämpfers Jaime Bravo zeigte. Auch hier gehörte Gebet dazu. Als er sich dann von seiner Frau und seinen Kindern "verabschiedete", legte er sich zusätzlich zu seiner Halskette mit einigen Medaillien noch eine zweite Kette um, an der mindestens 50 Medaillien hingen. Er braucht viel Schutz, so dachte ich…wenn ich so große Angst hätte, verwundet zu werden oder zu sterben, würde ich nicht als Torero arbeiten.
???

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Nassos
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Nassos »

Lutheraner hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Karl Veitschegger: http://members.aon.at/veitschegger/text ... eichen.htm

Für mich steht das Matthäuswort (1,38) und Römer (6,3) sehr stark beim Bekreuzigen im Mittelpunkt - deshalb bilde ich häufig nach dem Bekreuzigen (also dem sich in seinen Tod hineinstellen) mit Daumen und Zeigefinger ein Kreuz und küsse es .
Das wird in dieser Weise auch gerne in den südlichen Ländern (so gesehen in Italien, Spanien und Brasilien) gemacht.

.. und die Typen, die das machen, waren mir bisher alle suspekt. Das steht bei mir auf einer Stufe mit Bekreuzigen vor dem Fußballspiel (als Spieler oder Zuschauer) oder nachdem man der Meeresgöttin ein Opfer dargebracht hat oder vor dem Baden am Meer...
Das geschieht meistens in Ländern, in denen die Religiosität immer noch einen großen Teil im alltäglichen Leben ausmacht, und in denen es nicht peinlich ist, unterwegs mal eine Kerze anzuzünden, sich als Christen zu bezeichnen oder sich zu verschiedenen Lebenssituationen zu bekreuzigen. Oder in Momenten großer Angst oder Furcht, wenn es das "Mein Gott, steh mir bei" begleitet.
Man bittet nicht das Glück magisch herbei, sondern vertraut sich auch hier dem Herrn an. So zum Beispiel auch zu Beginn und Ende einer Reise.

Suspekt erscheint dies vermutlich in Ländern, in denen der Alltag alles andere als religiös ist - oder erscheint (man sieht es hier, vor allem in der Stadt, sehr selten). Im Land der Wettbüros mag das als schamanischer Zauber erscheinen. Deshalb ist ja auch die Grundvoraussetzung für die Panhäresie so günstig.
Dann lieber nochmal bekreuzigen.
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Nassos
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Nassos »

Marcus hat geschrieben:Allerdings könnte ich es mir auch nicht vorstellen, mich vor, während oder nach einem Fußballspiel oder einer anderen sportlichen Aktivität zu bekreuzigen. Das könnte nämlich auch falsch interpretiert werden.
Oh. Wie denn? :achselzuck:
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ziphen
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von ziphen »

Nassos hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:Allerdings könnte ich es mir auch nicht vorstellen, mich vor, während oder nach einem Fußballspiel oder einer anderen sportlichen Aktivität zu bekreuzigen. Das könnte nämlich auch falsch interpretiert werden.
Oh. Wie denn? :achselzuck:
Und vor allem von wem?

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Lutheraner
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Lutheraner »

Nassos hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Karl Veitschegger: http://members.aon.at/veitschegger/text ... eichen.htm

Für mich steht das Matthäuswort (1,38) und Römer (6,3) sehr stark beim Bekreuzigen im Mittelpunkt - deshalb bilde ich häufig nach dem Bekreuzigen (also dem sich in seinen Tod hineinstellen) mit Daumen und Zeigefinger ein Kreuz und küsse es .
Das wird in dieser Weise auch gerne in den südlichen Ländern (so gesehen in Italien, Spanien und Brasilien) gemacht.

.. und die Typen, die das machen, waren mir bisher alle suspekt. Das steht bei mir auf einer Stufe mit Bekreuzigen vor dem Fußballspiel (als Spieler oder Zuschauer) oder nachdem man der Meeresgöttin ein Opfer dargebracht hat oder vor dem Baden am Meer...
Das geschieht meistens in Ländern, in denen die Religiosität immer noch einen großen Teil im alltäglichen Leben ausmacht, und in denen es nicht peinlich ist, unterwegs mal eine Kerze anzuzünden, sich als Christen zu bezeichnen oder sich zu verschiedenen Lebenssituationen zu bekreuzigen. Oder in Momenten großer Angst oder Furcht, wenn es das "Mein Gott, steh mir bei" begleitet.
Man bittet nicht das Glück magisch herbei, sondern vertraut sich auch hier dem Herrn an.
Schön wär's. Bei den Fällen, die ich mitbekommen habe, ist das Bekreuzigen in diesen Situationen vergleichbar mit dem dreimaligen auf den Tisch klopfen: "toi toi toi". Diejenigen sind nämlich ansonsten überhaupt nicht religiös im christlichen Sinne. Manchmal sieht man Leute, die sich vor dem Starten eines Flugzeugs bekreuzigen. Das kann ich schon eher als christliche Geste akzeptieren (auch wenn es nicht sehr rational ist, denn diejenigen bekreuzigen sich wahrschenlich nicht, wenn sie in ein Auto steigen oder eine vierspurige Straße überqueren).
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Marcus
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Marcus »

Nassos hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:Allerdings könnte ich es mir auch nicht vorstellen, mich vor, während oder nach einem Fußballspiel oder einer anderen sportlichen Aktivität zu bekreuzigen. Das könnte nämlich auch falsch interpretiert werden.
Oh. Wie denn? :achselzuck:
Wenn man sich in der Öffentlichkeit bekreuzigt, so kann das zwar einerseits als Bekenntnis zu Christus gewertet werden, aber auch eben so verstanden werden, dass dem Kreuzzeichen die individuelle Bedeutung eines „Glücksbringers“ zugeschrieben wird. Bewertet man das Bekreuzigen jetzt im Zusammenhang mit einer sportlichen Veranstaltung nach dem objektiven Empfängerhorizont, so wird man lebensnah betrachtet zu dem Ergebnis kommen, dass dieser in dem Zeichen des Kreuzes weniger ein Bekenntnis zu Christus sehen wird, sondern eher davon ausgehen wird, dass sich der Sportler davon eine höhere Wahrscheinlichkeit hinsichtlich des Eintretens des sportlichen Erfolges versprechen wird. Dadurch wird aber gerade das „Sich-Bekreuzigen“ zu einem magischen Ritual degradiert.
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Linus
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Linus »

Bist du gerade am Ende eines pastoraltheologischen Einführungsseminars von deinem Alptraum ("Hilfe die Katholiken kommen") erwacht?
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Nassos
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Nassos »

Wenn man bedenkt, dass man einem betenden Muslim am Anfang eines Fussballspiels eben seine Gläubigkeit bescheinigen würde statt einen Glücksbringer,...

@Lutheraner: da hast Du natürlich auch recht, das gibt es natürlich auch, und nicht zu selten.
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Evagrios Pontikos
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Mit meinen Schulkindern übe ich das Kreuzzeichen, wenn wir beim Unterrichtsthema "Martin Luther - die Reformation" den Morgensegen von Martin Luther lernen und als Morgengebet beten. Natürlich verwundert das die Kinder immer. "Das ist doch katholisch!" Umso erstaunter sind sie dann, wenn ich erzähle, dass sich auch die Evangelischen früher bekreuzigt haben. Interessant ist für sie, wenn ich ihnen dann beibringe, was die Finger der rechten Hand bedeuten (ich lehre sie das Bekreuzigen mit orthodoxer Handhaltung, also drei Finger zusammen und zwei an der Handfläche): Gott Vater, Sohn und Hl. Geist und Jesus, Sohn Mariens und Sohn Gottes. Das ist für die Kinder sehr eindrücklich.

Wenn ich als Pfarrer Gottesdienst zu halten habe, bekreuzige ich mich nicht, sondern schlage beim Segen ein Kreuz hin zur Gemeinde. Wenn ich aber sonntags bei uns in der Gemeinde als "normales" Gemeindeglied den Gottesdienst besuche und z.B. ein Ruhestandspfarrer den Gottesdienst hält, bekreuzige ich mich beim Segen, wenn er mir als Gemeindeglied gespendet wird.

Im Neuen Testament ist vom "Zeichen des Menschensohns" die Rede, das bei der Wiederkunft Jesu am Himmel erscheinen soll. Was soll dies anders sein als das Kreuzzeichen? Zumal dieses Zeichen offenbar bei der Wiederkunft ein sich selbst erklärendes Zeichen sein soll.

Was den Ursprung des Kreuzzeichens betrifft, schreibt Gabriel Bunge: "Wie immer die Historiker den Ursprung dieser Geste beurteilen mögen, für die Väter handelt es sich um eine jener 'ursprünglichen, ungeschriebenen Überlieferungen' [so Evagrios Pontikos in: De diversis malignis cogitationibus 33, 28], die auf die Apostel und damit auf die Urkirche selbst zurückgehen, wenngleich sie - absichtlich - von den ersten Zeugen des Wortes nicht schriftlich fixiert worden sind." (Irdene Gefäße, S. 233) Darauf deutet auch hin, dass es voneinander ganz unabhängige Belege des Kreuzzeichens, z.B. bei Tertullian und Origenes, gibt. Wenn ich Gabriel Bunge recht verstehe, scheint schon Offb 7,3 u.a. (Versiegelung der Knechte) und Lk 9,23 (Kreuz auf sich nehmen) von den Vätern auf das Kreuzzeichen hin gedeutet worden zu sein. Die Väter müssen es besser gewusst haben als wir.

Es gibt also keinen Grund, mit dieser Überlieferung zu brechen. Ansonsten könnte man auch mit anderen Dingen brechen, die nicht in der Schrift ausdrücklich genannt, für uns aber selbstverständlich, ja unaufgebbar sind, z.B. dass auch Frauen am Abendmahl teilnehmen. Auch die Art und Weise, wie eine Taufe auszuführen ist, wissen wir nur durch die Überlieferung der Kirche. Oder wie das Abendmahl zu konsekrieren ist etc. Jene Dinge waren in der lutherischen Kirche immer unstrittig, obwohl sie nicht sola scriptura abgeleitet werden können. Warum soll das beim Kreuzzeichen anders sein?

Natürlich ist es dann eine andere Frage, wie Menschen guten Willens es wieder in die evangelische Kirche einführen. Jedenfalls möchte ich eine ablehnende Allergie gegen das Kreuzzeichen nicht einfach hinnehmen. Wer sich trotz einfühlsamer Hinführung zum Kreuzzeichen z.B. durch seinen Pfarrer gegen dieses in einer Weise sträubt, dass er sagt, dies sei katholisch oder sonst etwas und grundsätzlich abzulehnen, der muss sich ernstlich fragen lassen, ob für ihn das Christentum im Jahre 100 aufgehört hat und erst im 16. Jahrhundert wieder neu begründet worden sei. Eine allergische Ablehnung möchte ich schon beinahe als sektiererischen Zug bezeichnen.

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Nassos
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Re: Bekreuzigen?

Beitrag von Nassos »

Es sei noch unbedingt darauf hinzuweisen - hier beim Bekreuzigen, aber durchaus auch generell - ob man sich wirklich ob der Gedanken anderer Gedanken macht und sich im Endeffekt schämt, sich zu bekennen.


@Evagrios: vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag! :daumen-rauf:
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