Auferstehung des Fleisches?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Robert Ketelhohn
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Auferstehung des Fleisches?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Kongregation für die Glaubenslehre hat geschrieben:Heilige Kongregation für die Glaubenslehre:

Zur Übersetzung des Artikels »carnis resurrectionem – Auferstehung des Fleisches« des Apostolischen Glaubensbekenntnisses (14. Dezember 1983).

(Übersetzt nach dem Originaltext: Notitiæ 20 (1984) 212, pp. 180 sq.)



1. Der Artikel »carnis resurrectionem« des Apostolischen Glaubensbekenntnisses ist bisher auf unterschiedliche Weise in die verschiedenen Sprachen übersetzt worden:
• durch wörtliche Übersetzung des lateinischen Texts des Apostolischen Glaubensbekenntnisses [1];
• durch Übersetzung des Begriffs „carnis – des Fleisches“ mit einem gleichwertigen Begriff [2];
• durch Übersetzung des Begriffs „mortuorum – der Toten“, der aus dem Artikel »et exspecto resurrectionem mortuorum – und ich erwarte die Auferstehung der Toten« des nizæno-constantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses genommen ist [3].

2. Die Frage der Übersetzung des Artikels »carnis resurrectionem – Auferstehung des Fleisches« des Apostolischen Glaubensbekenntnisses ist von der Heiligen Kongregation für die Glaubenslehre untersucht worden, die in ihrer ordentlichen Zusammenkunft folgende Entscheidungen getroffen hat, begleitet von den entsprechenden theologischen Begründungen.

Diese Entscheidungen, approbiert vom Heiligen Vater in der Seiner Eminenz, dem Kardinal Joseph Ratzinger, Präfekt derselben Kongregation, am 2. Dezember 1983 gewährten Audienz, wurden diesem Dikasterium mit Schreiben vom darauffolgenden 14. Dezember übermittelt (Protokoll 121/75).

A. Entscheidungen

1. Es gibt keine absoluten lehrhaften Gründe gegen die Übersetzung »Auferstehung der Toten«, so als ob solche Formel nicht denselben Glauben ausdrückte, welchen die Formel »Auferstehung des Fleisches« ausdrückt, doch treffen sich Gründe der theologischen Angemessenheit darin, daß sie stark für eine Beibehaltung der exakten traditionellen (wörtlichen) Übersetzung sprechen.

2. In künftigen Übersetzungen, die zur kirchlichen Approbation vorzulegen sind, wird man die exakte traditionelle Übersetzung beibehalten müssen.

3. Wo der Wechsel bereits genehmigt worden ist, wird es angemessen sein, den Bischöfen die Gründe mitzuteilen, welche die Rückkehr zur exakten traditionellen Übersetzung nahelegen.

B. Theologische und Angemessenheitsgründe, welche für die Beibehaltung der exakten traditionellen Übersetzung des Artikels »carnis resurrectionem – Auferstehung des Fleisches« des Apostolischen Glaubensbekenntnisses sprechen

1. Die beiden Formeln »Auferstehung der Toten« und »Auferstehung des Fleisches« sind unterschiedliche und einander ergänzende Ausdrücke derselben ursprünglichen Überlieferung der Kirche; folglich bewirkte ein ausschließliches oder gänzliches Vorherrschen der Formel »Auferstehung der Toten« eine Verarmung der Lehre. Tatsächlich ist es ja wahr, daß auch diese letztgenannte Formel implizit die Aussage der leiblichen Auferstehung enthält, aber die Formel »Auferstehung des Fleisches« formuliert klarer und ausdrücklich diesen spezifischen Aspekt der Auferstehung, wie ihr eigener Ursprung zeigt.

2. In der Aufgabe der Formel »Auferstehung des Fleisches« liegt die Gefahr, heutige Theorien zu begünstigen, welche die Auferstehung in den Augenblick des Todes setzen und damit praktisch die leibliche Auferstehung ausschließen, insonderheit jene des Fleisches. Auf die heutige Verbreitung solcherart „spiritualisierender“ Sicht der Auferstehung hat die Heilige Kongregation für die Glaubenslehre die Aufmerksamkeit der Bischöfe bereits mit ihrem Schreiben »über einige Fragen bezüglich der Eschatologie« vom 17.05.1979 gelenkt (EV/1528-49).

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Fußnoten:

[1] Vgl. die Übersetzungen ins Italienische, Französische und Portugiesische:
• »la risurrezione della carne – die Auferstehung des Fleisches« (Messale romano, 2. ital. Aufl., italienische Bischofskonferenz, 1983, S. 306);
• »la résurrection de la chair – die Auferstehung des Fleisches« (Missel romain für die frankophonen Länder, Paris 1974, S. [11]);
• »a ressurreicao da carne – die Auferstehung des Fleisches« (Missal Romano, brasilianische Bischofskonferenz, Rio de Janeiro 1973, S. 351).

[2] Vgl. die Übersetzung ins Englische:
• »the resurrection of the body – die Auferstehung des Leibes« (The Roman Ritual. Rite of Baptism Children, von der amerikanischen Bischofskonferenz approbierte und vom Hl. Stuhl bestätigte englische Übersetzung, Neuyork 1970, S. 89).

[3] Vgl. die Übersetzungen ins Deutsche und Spanische:
• »Auferstehung der Toten« (Meßbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes, 1974, S. 119);
• »la resurrección de los muertos – die Auferstehung der Toten« (Libro de la sede, nationales Sekretariat für Liturgie, Madrid 1983, S. 394).
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

In der Instruktion Liturgiam authenticam (2001) hat man unter Berufung auf den von Dir zitierten Text in Nr. 65 das ganze nochmals angesprochen:

...verba "carnis resurrectionem" ad litteram sunt transferenda...
Gruß Jürgen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »


Kümmert sich bloß kein Schwein drum.
Oder kennst du ’nen Bischof, der da was tut?

Ich meine, es sind seit jener römischen
Anweisung immerhin fast zweiundzwanzig
Jahre verstrichen.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Vielleicht kommt das erst, wenn es ein neues dt. Meßbuch gibt :roll:
Gruß Jürgen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Und neue deutsche Bischöfe …
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ich denke (und hoffe), bei dem neuen dt. Meßbuch wird man um die Einhaltung von "Liturgiam authenticam" auch in Dtl. nicht herumkommen.
Gruß Jürgen

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Hallo Robert,
2. In der Aufgabe der Formel »Auferstehung des Fleisches« liegt die Gefahr, heutige Theorien zu begünstigen, welche die Auferstehung in den Augenblick des Todes setzen und damit praktisch die leibliche Auferstehung ausschließen, insonderheit jene des Fleisches. Auf die heutige Verbreitung solcherart „spiritualisierender“ Sicht der Auferstehung hat die Heilige Kongregation für die Glaubenslehre die Aufmerksamkeit der Bischöfe bereits mit ihrem Schreiben »über einige Fragen bezüglich der Eschatologie« vom 17.05.1979 gelenkt (EV/1528-49).
Gibt es auch eine klare Festlegung, wie diese Auferstehung des Fleisches aussehen wird?

Auferstehung vermittelt ja den Eindruck, das etwas verstorbenes aufersteht.

Ich kenn bisher die Meinung, das unser Leib verwest, wir bei der Auferstehung einen Herrlichkeitsleib erhalten.
Eine andere Lehre besagt, das der gestorbene Leib in Vollkommenheit aufersteht, gleichsam überkleidet wird.

Wie genau ist die Meinung der rkK zu dieser Thematik?

lg
asder

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Wir bekennen nun, daß nach diesem Beispiel unseres Hauptes die wahre Auferstehung des Fleisches aller Toten geschieht. Wir glauben, daß wir weder in einem luftförmigen noch in irgendeinem anderen Fleisch (wie manche daherphantasieren) auferstehen werden, sondern in dem, in dem wir leben, bestehen und uns bewegen.
oder auch der WKK
Wie? Christus ist mit seinem eigenen Leib auferstanden: „Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst" (Lk 24,39), aber er ist nicht in das irdische Leben zurückgekehrt. Desgleichen werden in ihm „alle ... mit ihren eigenen Leibern auferstehen, die sie jetzt tragen" (4. K. im Lateran: DS 801). Ihr Leib wird aber in „die Gestalt [eines] verherrlichten Leibes" verwandelt werden (Phil 3,21), in einen „überirdischen Leib" (1 Kor 15,44):
LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

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