Korrekt.
Trotzdem aber möchte ich betonen, dass das, was wir heute als Glaubensgut definieren, auch Frucht einer langen Entwicklung ist - und eben nicht immer so war. Und genau hier liegt die zentrale Aufgabe in einer Kirchenkrise: Möchte uns Gott vielleicht durch die Krise einen Anstoß zur Veränderung geben? Zeigen, wo eine neue Weiterentwicklung nötig ist?
Ein ganz provokantes Beispiel:
Der Zölibat hat sich über mehrere Jahrhunderte entwickelt, bis er um 11. Jahrhundert verbindlich wurde. Damals war es eine Antwort auf die Zeichen der Zeit.
Heute muss man sich zumindest fragen, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Zölibat und Priestermangel, Zölibat und Missbrauch und Zölibat und schwulen Subkulturen in Rom und in manchen Diözesen. Wenn man - nach einem Unterscheidungsprozess - zu dem Ergebnis kommt, dass dies so sein könnte, könnte (nicht muss!) es eine Antwort auf die Zeichen der Zeit sein, die Pflichtzölibat wieder abzuschaffen.
Mir fällt eben auf, dass so manche Gegner jeder Neuerung alle Aspekte des Glaubensgut und der Tradition der Kirche auf eine Ebene stehen. Und dann steht plötzlich die Frage, ob der Priester im Hochgebet einen Halbsatz einfügt auf einer Ebene mit der Bedeutung der Sakramente. Und genau dies ist ein dicker theologischer Fehler.
Laura