Nur zur Feststellung:
Ich bin kein Linker, eher Konservativer, ich lehne die Linken voellig und absolut ab, dazu habe ich zu sehr die linke Heuchelei kennen gelernt, deren Manipulationen und deren Verfolgungswahn. Obwohl ich frueh lernte, mehr auf Seiten der Schwachen zu stehen, als auf jener der Starken, empfinde ich mich also nicht als Linker. Aber ich weiss was da an Propaganda ueber Indios verbreitet wird (ich habe neulich erst jemanden in einem anderen Forum heftigst kritisiert deshalb, und gesagt, sie benutzt die Indios um Agit-Prop zu treiben)
Meine Antwort wird ein bisschen laenger, weil ich es gelernt habe, nicht zu behaupten, sondern zu gestalten. Ich habe deine Fragen auch keinesfalls als „Fangfragen“ verstanden, das wuerde mich auch nicht schrecken, da ich von der Richtigkeit dessen, was ich sage, sicher bin. Manche Dinge kann man nicht beweissen, das ist so im Leben. Das sind dann Erfahrungen. Und wenn ich sage "die Indios sind", dann beruft sich das meistens auf Aussagen von Indios, ich greife da nichts aus der Luft heraus (das war auch mein ganzer Stolz, ein Buch ueber die Indios geschrieben zu haben, dessen Inhalt aus der Sicht der Indios besteht, nicht aus meiner. Da unterscheid eich mich von allen die ueber Indios berichten).
Also deine Fragen:
1.)
Wie sehen denn die Indios in deiner Umgebung die Katholische Kirche? Gibt es einen Unterschied in dem, wie man sich öffentlich darüber äußert und privat?
Etwa 6 Prozent der Indios sind Heiden. Sie machen keinen Unterschied zwischen Katholiken und Lutheranern oder Sekten. Sie aeussern sich allgemein auch gar nicht zum Glauben, ob katholisch oder protestantisch oder heidnisch. Zumindest nie im Alltag. Obwohl ich schon mit einigen darueber gesprochen habe. Und dann sagen sie offen, dass sie Heiden sind. Ich habe noch nie in den 2 Jahren einen Indio getroffen, der stolz sagte, katholisch zu sein (obwohl es in der Mission in Talamanca auch indigene Ministranten gibt, aber keinen indigenen Priester!)
Mir ist das bewusst, sie sind mittlerweile stolz auf ihre Kultur, aber ich bin nicht der Mensch, der sie christianisieren kann. Ich stehe im zwiespalt, da ich einerseits ueber meine Frau die Kultur (und so auch das Leiden) kennen lernte und anderseits Katholik bin. Und da ich ueber den Genocid in Costa Rica Bescheid weiss, fuehle ich mich moralisch nicht in der Lage auf Indios einzuwirken. Apropos Genozid: es war der deutsche katholische Bischof August Thile, der 1882 als erster Bischof ueberhaupt die Indios besuchte und vom Genocid sprach. (Abschlachtung der Indios in Costa Rica durch Truppen aus Nicaragua)
https://es.wikipedia.org/wiki/Bernardo_Augusto_Thiel (in spanisch)
Die Taufe ist Taufe, mehr nicht. Es gibt eine katholische Mission bei den Bri-Bri- in der Katholizismus gelehrt wird, aber da weiss ich zu wenig. Das sind so 6 km weiter weg. Ich selber bezweifle sehr, dass sie Katholiken in unserem Sinne werden oder sind.
Ansonst wird entweder in der naechsten Stadt getauft, das war 5 km entfernt, alles zu Fuss, San Rafael de Guatuso bei meiner Frau (katholisch) oder im Dorf, wenn es dort Lutheraner gibt. Die Sekten lassen wir mal weg.
Im Stamm, besser, im Dorf Tonjibe meiner Frau, den Maleku, wirken 3 Pfingstlergemeinde (bei ca. 25 Einwohnern!)
Meine Frau ist katholisch. Sie hat ihre Bibel, sie liest jeden Tag darin. Sie geht immer wieder, aber nicht regelmaessig zum Gottesdienst. Dadurch, dass ihre Mutter frueh das Reservat verliess um zu ueberleben (meine Frau war noch ein kleines Kind, Gottseidank) und sie mit den Kindern nahe San Jose (Hauptstadt) lebte, hat meine Frau die Isolation des Reservats, also auch den Einfluss der Umwelt, hinter sich gelassen. Einerseits ein Segen, es hat sie intellektuell und beruflich weiter gebracht, also Schule und Collegium (sie liest Simon de Beauvoir ebenso wie „Geschichten aus tausend und einer Nacht“), eine absolute Ausnahme unter Indios, die meistens nichts lesen. Anderseits trauerte sie lange Zeit um den Verlust der Natur.
Es gibt Fotos von ihr mit dem Sohn Andres in der Kirche. Und Fotos von ihr und mir in der Kirche. Bzw. Mit ihr und den Kindern auf dem Weg zur Kirche.
2.) Ist die Zugehörigkeit eher analog zu deutschen "Taufscheinchristen" (max. mal zu Ostern und Weihnachten in die Kirche) oder gibt es unter den Indios eine im Alltag gelebte christliche Spiritualität?
Erst mal wuerde ich, damit ein Vergleich da ist, sagen, Taufscheinchrist.
Aber schwer zu beantworten, da ich nicht in die Herzen schauen kann. Alle Indios sind spirituell, sind Gottesglaeubig. Das bedeutet nicht den Glauben an Jesus Christus und unseren Schoepfer und Herrn. Es besagt nur, dass sie an einen Gott glauben (das kann SIBU sein, der hoechste indigene Gott im Lande).
Es gehen viele Indios in die Kirche. Ob sie aber nun eine christliche Spiritualitaet meinen und leben, oder es nur aus seelischer Heimatlosigkeit tun, kann ich nicht sagen. Im Alltag ist
nichts von christlichem Alltag zu spueren.
Ostern und Weihnachten wird bgeannen wie – ja wie soll ich sagen? Es wird halt in der Kirche (wer in die Kirche geht!) gefeiert, aber nicht gelebt. Also kein Christbaum, keine Geschenke, wie wir das kennen, man geht in die Kirche. Ich bin ueberzeugt, da die Indios ihre Religion verboten bekamen, und im laufe der Zeit verloren, dass die Taufe und der Gottesdienst im Grunde nur Ersatz ist fuer den Verlust. Anderseits hoeren sie auf den Priester, wenn er sagt „diese traditionellen Taenze sind Teufelswerk“, dann gibt es Indios die auch damit aufhoeren. Aber ob das nun aus christlicher Einsicht, oder aus Furcht vor den Teufeln (Daemonen) ist, weiss ich nicht.
3.) Widersprechen sich in deinen Augen Christentum und viele der alten indigenen Kulte und Rituale?
Ansolut: Ja. Bei den Indios, also den alten Kulteren, und jenen, die heute noch Heiden sind, gibt es keine Erloesung, keine Wiederauferstehung, die Grundpfeiler des Christentums. Bei den Indios gibt es die Macht des „ewigen Gottes“ Sibu, der mit unserem Gott nicht gleichsetzbar ist. Sibu hat eine Familie, also Onkels , Tanten, usw. , er formte aus dem Fleich des Tapirs die Berge, er brachte den Heilerstein usw. , er ist die Harmonie an sich, aber Erloesung und Liebe (wie wir sie kennen) gibt es da nicht. Wer stirbt, dessen Fleich ist verloren, aber sein Geist lebt weiter, entweder im Baum oder im Grab oder an einem bestimmten Platz.
Es gibt - ich glaube neun- verschiedene Himmel, darunter den Himmel der knoechernen Weiber, die die Knochen der Toten zu Staub zerschlagen.
So etwas kennen wir ja gar nicht und steht auch im Widerspruch zur Bibel.
Um einen Irrtum aufzuklaren: Kein Indio betet einen Baum oder Strauch oder Stein an! Sibu erschuf alles und gab den „Dingen ihren Namen“, also seinen Atem. Das bedeutet, Sibu ist
im Baum, im Strauch, im Stein, der Indio lebt also umgeben und inmitten seines Gottes, und wenn sie an den Zeremonieplaetzen vor dem Stein knieen und sich niederwerfen, meinen sie nicht den Stein, sondern Sibu
der im Stein ist.
4.) Wenn ja, wie ließe sich beides vereinen? Geht das überhaupt? Gab es Versuche?
Wir kennen das aus Mexico, aus Guatemala, aus Salvador, wo Indios ihre Goetter eintauschen gegen christliche Symbole. Und wir kennen das aus der fruehen katholischen Kirche in Lateinamerika, die durchaus indigene Kulte uebernahm, um dem Indio ein Zuhause zu geben, und so zu versuchen ihn zu einem guten Christen zu machen. Die Indios gehen in die Kirche, beten zu Jesus, meinen aber sehr oft etwa „Jicaro“ den Gott des Lebens. Es ist sehr schwer festzustellen, ob der Indio im Herzen ein Christ ist oder nicht. Das haengt mit der Geschichte zusammen. Sie wurden zwangsgetauft, ohne zu verstehen was da geschieht. Und wenn sie zurueck gingen in ihre Hutte, und zum, Beispiel das Symbol ihres Gottes in die Hand nahmen und der Moench oder Conquistador fragte, was sei es, und der Indio sagte, mein Gott, dann galt er als Ketzer und wurde gehaengt oder verbrannt.
Das bedeutet, er hat frueh gelernt, wenn er die Wahrheit sagt, wird er hart bestraft. (Ihm wurde ja auch seine Sprache bei Strafe verboten.)
Und dieses Wissen um Strafe (das ja bis Anfang des 2. Jahrhunderts ging!) laesst ihn niemals einem Weissen gegenueber seine innere Wahrheit sagen.
Das bedeutet, wenn man ihn heute fragt, glaubst du an Jesus Christus, und er beteuert es, dann weisst du einfach nicht, sagt er die Wahrheit, oder sagt er es, weil man dem weissen Menschen gegenueber immer nur das sagt, was der Weisse hoeren will.
Es ist bei mir etwas anders , weil ich quasi ueber den Weg durch meine Frau zur Familie gehoere. Zu mir sagen sie eindeutig, dass sie nicht an den christlichen Gott glauben, dass sie ihre Goetter anbeten, und so kam ich durch viele Aussagen auf die Prozentzahl der geschaetzten 6 Prozent Heiden, also zwar mit Taufschein, der aber ist ihnen ganz wertlos im religioesem Sinne, sie haben auch nie eine Kirche besucht.
Wir wurden damals, 1997, als wir ins Reservat gingen, mit Stammestaenzen empfangen, es war sehr beeindruckend.
Die Abneigung des Indios gegen den Weissen wird immer eine Christianisierung in unserem Sinne verhindern. Da sie sehr traditionell sind, wollen sie auch keine Veraenderungen. Ich hatte das einmal versucht bei ihren Taenzen, wegen des Tourismus, da bekam ich fast empoert gesagt: Aber das ist unsere Tradition.
5.) Findet deiner Meinung nach auch heute eine systematische Diskriminierung der Indios in Costa Rica statt?
Nein. Nicht systematisch, aber bestaendig.
Beispiele:Stimmen aus dem Volk (sage ich mal): „Der Indio ist ein Schmarotzer er lebt von uns“, „der Indio hat doch keine Kultur“, „der Indio will nur Betteln“, oder auch: „mit so etwas rede ich gar nicht“.
Der Vorsitzende des Indiobueros ist kein Indio, er ist ein Belgier.
Du findest keinen einzigen Indio im Parlament. Das heisst, niemand steht fuer seine Interessen ein. (Seine Interessen ist das andere kulturelle Leben, so etwa beerdigen die Indios heute noch ihre Toten im Haus unter der Feuerstelle (es gibt keine Indio-Friedhoefe und es gab nie welche, findet man Massengraeber, war es immer ein Dorf), was offiziell verboten war. Mittlerweile duerfen sie es.
In den Schulen in den Reservaten wird das gleiche unterrichtet wie in den „weissen Staedten“, nur es bleibt ohne Konsequenz, kein Indio kann je studieren (es fehlt das Geld um die Uni zu bezahlen, ein Zimmer zu bezahlen ect.) es gibt auch kein Hilfsprogramm, wie es fuer weisse Schueler gibt.
Die grossen Hotels nehmen Indios als Vorzeigeobjekt (die stehen dann im Garten im Schamtuch und mit Waffen) und duerfen ihr Kunsthandwert anbieten, bezahlen sie aber niemals. Machen aber Werbung mit den Indios und locken so zahlende Gaeste an. Ueberbleibendes Essen (in den grossen Hotels sehr viel!) bekommen die Schweine, niemals die Indios.
Ich habe mich mit ihnen schon darueber mehrmals unterhalten, sie sind sehr empoert, ich auch.
Staatlicherseits gibt es nichts Indiospezifisches, also weder finanzielle Unterstuetzung noch kulturelle Offerten.
Es gibt im Oktober einen „Tag der Kulturen“ bei denen Schwarze von der Karibikkueste und Indios ihr Kunsthandwerk vorstellen und kostenlos an Staenden anbieten duerfen.
Fuer Indios speziell gibt es nichts. Fuer Schwarze gibt es den Karneval in Limon (wie etwa in Rio).
Es ist eine Gleichgueltigkeit den Indios gegenueber. Sie werden nicht verfolgt, aber hoechstens als Ausdruck einer speziellen Volksbelustigung (wie etwa die Schuhplattler in Deutschland) wahrgenommen. Ist nett anzusehen. Kann man aber nicht ernst nehmen.
Wie bereits gesagt, so um die 8 Prozent des Indiolandes ist in Haenden von Weissen (also Nicht-Indios)., obwohl das Gesetz dagegen spricht. Die Zahl kam auch schon im Fernsehen oder in der Presse. Aendern tut es nichts. Wenn ein Indio klagt, braucht er, wie alle, einen Anwalt, und den kann er nicht bezahlen. Er hat also so gut wie keine Chance sein Recht irgendwie zu erkaempfen.
Und: Er kaempft nicht. Er sagt (wie etwa zu mir) „Wir haben ein Abkommen mit den Weissne. Sie beschuetzen uns, und wir halten dafuer ihre Gesetze ein.“
Ein Spruch von den Indios: Wenn der Indio Probleme mti dem Weissen hat, ist es immer das Problem des Indios.
Im Nationalmuseum sieht man die Begegnung der Kulturen. Da steht eine Indiohuette und davor der Indio im Schamtuch und seine Frau mit dem Kind im Arm. Und vor ihm steht der Missionar und drei Conquistadoren. Die halten ihre Hellebarden wie verschaemt hinter dem Ruecken. So wird der Eindruck vermittelt, da treffen sich zwei ebenbuertige Voelker.
Voellig falscher beschoenigter Eindruck der da vermittelt wird.
Den Kindern in den Schulen des Landes wird niemals ueber die Eroberung und Vernichtung der Indios erzaehlt, kein Wort darueber. In Costa Rica war, wie in ganz Zentralamerika, eine ueble grauenhafte Schlachterei unter den Indios. Meine Kinder waren baff erstaunt, als ich es ihnen erzaehlte. Die lernen das in dne Schulen nicht. Der letzte grosse Indioaufstand war so um 189 an der Karibikkueste, offiziell gibt es nichts dazu. Das heisst, Costa Rica gibt sich selber ein falsches Bild eines Indioliebenden Landes, doch in Wirklichkeit sind die ihnen voellig egal. In Costa Rica wurden Indios verbrannt und gekoepft wie in ganz Lateinamerika zur Zeit der Eroberung und Kolonisierung.(Es gibt dazu sogar "Gemaelde" aus der damaligen Zeit im Musuem wie man sieht wie Indios gekoepft oder aufgehangen werden). Sie wurden aus ihren angestammten Orten " zerrissen·, die Bri-Bri lebten an der ganzen Karibikkueste bis Nicaragua, heute haben sie nur einen kleinen Platz an der Grenze zu Panama, die Chorotega lebten in Nicaragua und Costa Rica, heute gibt es nur einen kleinen Ort in Costa Rica, die Maleku gingen bis an die Pazifikkueste, - und so weiter und so weiter, wie das ueberall ist.
Vom Staat her wurde per Gesetz verboten, dass in den Reservaten Rauschmittel verkauft werden, also Tabak und Alkohol. So sehr es zu begruessen ist, ist es doch Bevormundung. Die Indios sagen mir heute, sie selber wollten das so.
6.) Wenn ja, was müsste deiner Meinung nach geschehen, damit dies aufhört? (d.h. welche Schritte sind als Nächstes notwendig?)
Sehr weitgehende Frage. Wir in Europa messen kulturelle Leistung meistens an technischen Errungenschaften. Wer dies nicht hat, gilt als Kulturlos. Das gilt auch fuer Costa Rica.
Indios haben das nicht. Es muesste beim Denken der westlichen Kulturvoelker anfangen, in den Indios nicht mehr nur ein Naturvolk zu sehen, sondern ein Volk mit eigener, also originaerer Lebens- und Denkform. Und es muesste, trotz fehlender technischer Erungenschaften, respektiert werden.
Aber die Frage muesste auch lauten: Wollen denn die Indios das? Die meisten Indios (ich kenne wirklich viele Staemme) wollen in ihrem Reservat bleiben, wollen mit den Weissen nichts zu tun haben, wollen im Frieden im Wald leben (in der Natur). Das heisst, auch wenn es zum Beispiel finanzielle Foerdermittel fuer Studienabschluesse gaebe, weare die Frage, wieviele Indios es machen wuerden, und wieviele lieber Zuhause bleiben. Ich bin ueberzeugt, die meisten wuerden im Reservat bleiben wollen. Ich habe mich natuerlich schon mit Indios genau darueber, ueber Leben in der Stadt, unterhalten und alle sagten, „lieber im Dorf bleiben“.
Das haengt auch mit der Bindung der Familie und der Einbettung in die Natur zusammen. Die groesste Strafe fuer Indios war und ist es schon immer, isoliert von seinem Stamm zu sein. In Steinhaeusern fuehlen sie sich eingesperrt, eingeengt, Atem-Los.
Ich lehne staatliche Hilfsprogramme fuer Indios voellig ab. Ich lehne es ab dass Gruppen zu Indios gehen um ihnen zu helfen. Ich lehne es ab, dass ihnen Angebote gemacht werdne fuer weisse Menshcen zu arbeiten.
Und warum?
Weil ich an die
Hilfe zur Selbsthilfe glaube, die den Indios auch ihre Wuerde laesst. Die Indios leben ca. 8 Jahre ohen die Hilfe des weissen Menschen und es klappte.
Weil durch Gruppen, die kommen um zu helfen, der Indio weiter entmuendigt wird. Weil die Erfahrung zeigt, dass Indios, die bei Weissen arbeiten (Hotels, Rancho) ihre Frauen und Kinder im Dorf alleine lassen muessen und diese Menschen furchtbar verelenden (oft arbeiten sie hundert und mehr Kilometer weg!). Und die Indios denken, das, was sie im Hotel sehen, das sei das wahre Leben, und das wollen sie auch. Sie kriegen es nie.
Daher plaediere ich immer dafuer, sie ganz in Ruhe zu lassen. Es gibt keine Integration des Indios in die weisse Gesellschaft. Hier sind wirklich zwei ganz unterschiedliche Kulturen und Denkformen, die aufeinander stossen, heute noch.
Natuerlich begruessen die Indios Touristen, die bringen Geld, und vom Geld koennen sie Reis kaufen und Bohnen und Zucker und was man so braucht, und auch einen Fernseher und auch ein Radio.
Am Rande: Die Indios haben schon immer Schildkroeten gejagt und gehalten und sich von deren Fleisch ernaehrt. Dann kamen die weissen Schiffe und haben die Schildkroeten fast ausgerottet. Seit dem duerfen keine Schildkroeten mehr gejagt oder gegessen werden. Auch die Indios nicht, die ganz unschuldig daran sind. Die Indios haben auch Wildschweine gejagt und gegessen, und Hirsch und Leguan. Und seit einigen Jahren ist in Costa Rica die Jagd grundsaetzlich verboten, so wurde auch dem Indo dessen Lebensbasis geraubt. Also muss er sich im Einkaufsladen Reis kaufen. So wird dessen Kultur durch europaeische Zivilisationen beeinflusst und veraendert und am Ende vernichtet. Und uebrig bleibt ein nicht mal assimilierter Indio, der in der Bevoelkerung mehr Verachtung bekommt, als es im Fernsehen dargestellt wird. "Mit so etwas spreche ich nicht", die woertliche Rede des Managers des Hotels Costa Rica, auf mein Frage ob er mit meinem Freund Don Avelado sprechne wurde, er habe eine Frage.
Ich glaube nicht daran, dass sich die latente Diskriminierung der Indios jemals aendern wird. 5 Jahre „Gehirnwaesche“ des Europaers, durch Literatur, durch falsche Berichte, wie sehr er ueberlegen ist, sitzen fest. Obwohl sich das bei der Jugend Europas ein wenig aendert, aber da habe ich das Gefuehl, die westliche Jugend (zwischen 2 und 5) benutzt den Indio, bzw. dessen Kultur als Lueckenfueller fuer ihre eigene seelische Leere.
Das Problem zwischen Indios und Weissen beginnt beim Denken. Wenn du schlaefst und im Traum ueber dein Haus fliegst, sagst du morgens beim erwachen: stelle dir vor, ich bin ueber das Haus geflogen.
Was aber sagt der Indio?
Er sagt: ich bin ein Vogel. Denn nur ein Vogel kann fliegen.
Der Indio denkt also auch ganz anders als der Europaer und er denkt immer in Zusammenhang mit Spiritualitaet. Also dieser Platz ist heilig, jener Platz ist Boese, das sind Ahnen die man verehren muss, hier steckt Gott (Sibu), usw. Wir Europaer trennen das ja.
Der Gavilan, der Habicht, ist heilig, denn durch ihn kam der Cacique. Der Pfeilgiftfrosch ist heilig, den durch ihn kommt Nahrung. Der Tapir ist heilig, denn durch ihn wurde die Welt erschaffen. Und so weiter.
Bei den Quioche wird heute noch der Stumpf des Baumes, der abgehackt wird, mit Erde bedeckt, damit er "nicht so nackt" in der Welt steht. Ueberhaupt ist Schamhaftigkeit eines der ganz grossen Wertelemente der Indios.
Der Indio ist sehr Ahnenglaeubig. Er geht heute noch an die Graeber der Ahnen die vor 5 Jahren gestorben sind und fleht dort um die Weissheit des Verstorbenen. Die Graeber existieren ja noch, man findet sie, sie sind gekennzeichnet wenn man die Zeichen lesen kann.
Der Indio ist aeusserst traditionell. Tradition geht ueber alles.
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Der Indio ist das, wenn man das vergleichen darf, was in den Staaten oft der Schwarze ist. Geduldet aber nicht akzeptiert. Er wird in Costa Rica Gottseidank nicht verfolgt. In Nicaragua wurde er durch die Sandinisten abgeknallt (Misquito, Karibikkueste, war ein Skandal damals), in Guatemala (da hat meine Frau unangenehmes erlebt), Salvador, genauso. In Mexico ist ja der Subcommandanc Marco beruehmt (der aus mehreren Personen besteht), der sich gegen die Unterdrueckung der Indios auch militaerisch einsetzt. Das war das Gebiet der Chichimeken, die schon immer Krieg gegen die Weissen fuehrten).
Fuer mich gibt es eigentlich nur eine Antwort auf alle Probleme:
Ich verallgemeinere: Lasst die Indios in Ruhe, lasst sie leben wie sie leben wollen, jeder Versuch die Indios in unsere Kultur zu integrieren scheitert. Der Indio hat auch kein Interesse daran. Er wird niemals akzeptiert werden. Er wird immer als Kulturlos und „Steinzeitmensch“ betrachtet werden. Er wird auch niemals ein wirklicher Christ,denke ich. Zumindest habe ich keinen kennen gelernt (aber ich will es nicht ganz ausschliessen).
Ich erwaehnte schon Pater Bernado, der zu mir sagte „Ein guter Indio spricht spanisch“. Aber die Sprache ist die Basis der Indios, ueber die Sprache geben sie sich ihre Erfahrungen weiter, im medizinischen Bereich (Heilpflanzen), im historischen Bereich (Geschichte), so wie die australischen Aborigines ihre Geschichte nur ueber Sprache weitergeben.. Ihre Sprache zu verbieten bedeutet , ich benutze das Zitat von Cortez: „Die Seele des Indios muss vernichtet werden“.
Indios sind von hoher Toleranz. Du kannst heute in ihr Reservat gehen, sie begruessen dich freundlich, sie zeigen dir alles, aber wenn du weg bist, beklagen sie sich, dass du ungefragt in ihr Haus kamst (das erlebe ich oft, diese Klagen). Sie zeigen es dir nicht. Sie tolerieren dass du sie besuchst. (und die Besucher kommen sogar zu indigenen Festen, bei denen sie gar nichts zu suchen haben, da ist der Tourist ganz schamlos).
Sie tolerieren dass du ungefragt im Reservat eine Kirche baust, sie beschweren sich nicht, sie nehmen es hin.
Nochmals Pater Bernado: Die Bri-Bri sagten, sie haben nichts gegen ihn, sie erlauben ihm im Reservat zu sein, aber er soll sie in Ruhe lassen. (Tat er nicht).
Resumee:
Man sollte sie in ihrer eigenen Kultur respektieren, sie haben uns Europaern viel zu schenken (von Heilpflanzen ueber Einsicht in Natur, die wir vermissen, ueber Zeitlosigkeit die sie ausstrahlen, ueber Geduld die sie haben, bis zu Respekt vor den Ahnen, den Alten).
Ich glaube ueberhaupt nicht, dass sie in ihren Resevaten jemals Christen in unserem Sinne werden.
Meine Frau ist ein absoluter Sonderfall, (ich koennte auch niemals mit einer Heidin leben ) die aber dennoch diskriminiert wird ihrer Hautfarbe wegen (sie ist dunkel) und schon –in meinem beisein gesagt bekam, hau ab in den Wald wo du herkommst. Don Avelado, ein sehr alter Brunca, kann weder lesen noch schreiben. Er stellt muehsam Kunsthandwerk her (muehsam, statt ein Messer zum Loch bohren, fand er ein Stueck Draht, ich habe ihm spaeter ein Messer geschenkt), er also brachte sein Kunsthandwerk nach San Jose in ein Andenkenladen. Das wurde,wie immer, zur Kommision angenommen. Die Besitzerin des Geschaefts ist die Mutter des Ex-Praesidenten Figures. So 3-4 Monate danach kam Don Avelado zurueck und sah dass alles von ihm weg ist, also verkauft. Er bat um sein geld. Die Besitzerin sagte, sie habe nichts von ihm erhalten. Er sagte , ich brachte es doch. Sie meinte: Hast du eine Quittung?
Er musste gehen ohne Geld. Sie hat alles eingesteckt.
Das sind so alltaegliche Diskriminierungen. Die kann man nicht per Gesetz aendern, das ist Lebenseinstellung.
Es waere sehr viel zu erzaehlen, aber das sprengt den Rahmen. Wenn du weitere Fragen hast, bitte, gerne.
Hier ein Foto meines Freundes Don Ovidio, das ist jener mit dem Baertchen, bei einer Zeremonie, diese hier ist zwar fuer Touristen, aber sie wird auch privat ausgefuehrt (sorry,m die Fotos sind alle klein,ich weiss nicht warum):
Wenn man das Bild mit der Maus beruehrt und die rechte Seite anklickt, erscheint "Link im neuen TAB oeffnen". Wenn man das macht, sieht man die Bilder gross!
Blick in eine Rancho der Indios
Also, rechte Maustaste das Bild anklicken, "Im neuen TAB oeffnen" und es ist gross.
Saludos, oder, wie die Maleku sagen "Tapi-Tapi"