In diesem Punkt ("Medien, denen die AfD nicht paßt") sind wir vollkommen unterschiedlicher Meinung. Ich sehe es genau umgekehrt.Caviteno hat geschrieben:Der Streit ist ein gefundenes Fressen für die Medien, denen die AfD nicht paßt.
Erst einmal die Beobachtungen, in denen wir vermutlich übereinstimmen:
Es stimmt, daß die AfD in den letzten Monaten/Jahren praktisch täglich irgendwo in den Medien auftauchte. Es stimmt weiterhin, daß die Berichterstattung weit überwiegend negativ war. Es stimmt außerdem, daß viele Volksvertreter und Presseleute nicht gerade durch das Bemühen glänzten, auf einen dringend nötigen sachorientierten Dialog einzusteigen, sondern sich von vornherein auf die Ebene von Kneipenpöbeleien ("Pack", "Nazis in Nadelstreifen") begaben.
Und hier kommen meine Zweifel an der landläufigen These, daß den Medien (und den Politikern usw.) die AfD nicht passt:
Obwohl ich, weiß Gott, kein AfD-Freund bin, fand ich die Stellungnahmen vieler Politiker und die tägliche Schimpforgie der Pressefuzzies von Anfang an dermaßen übertrieben und geradezu peinlich laientheatralisch, daß in mir ziemlich schnell der Verdacht aufkam, daß hier ein Spiel gespielt wird. "Schlechte Presse", je nachdem wie sie geplant und gestaltet wird, bewirkt nämlich keineswegs zwangsläufig, daß die Gruppe, die die schlechte Presse hat, in der Versenkung verschwindet, sondern sie bewirkt unter bestimmten Umständen genau das Gegenteil:
Viele Leute, vor allem solche, die sowieso unzufrieden sind, merken sehr schnell, daß das, was die Presse über die Gruppe oder die Partei schreibt, stark übertrieben oder gar blanker Unsinn ist, werden mißtrauisch und sehen die Gruppe dann sozusagen als "Opfer des Systems". Daraufhin tritt bei vielen Bürgern, selbst wenn sie nur teilweise mit den Zielen der Gruppe übereinstimmen, ein Solidarisierungseffekt ein und sie schließen sich dieser Gruppe an oder wählen sie zumindestens, wenn es sich um eine Partei handelt.
Ich fasse es mal bis hierher zusammen: Durch Druck von außen (hier: extrem schlechte Presse usw.) bekomme ich massenhaft Leute in eine Gruppe, die von den Grundansichten und Zielen eigentlich nicht übereinstimmen. Damit stärke ich die Gruppe zwar zahlenmäßig, schwäche sie aber an entscheidender Stelle, nämlich dort, wo es auf Grundkonsens, Ziele und Handlungsfähigkeit ankommt.
(Fortsetzung folgt)