Tja, gute Frage, nächste Frage.Protasius hat geschrieben:Aber wie kann das sein, wenn sie nicht mal ansatzweise die Intention haben, das zu tun, was die Kirche tut? Wie paßt das in das Schema von Materie, Form und Intention, das für die Gültigkeit von Sakramenten normalerweise gilt?taddeo hat geschrieben:Eine Krankheit ist im allgemeinen etwas, was man ohne bewußtes Zutun bekommt, aber nicht haben will. Insofern paßt dieser Vergleich hier durchaus; dann nimm meinetwegen "Schnupfen" als Beispiel statt "Geschlechtskrankheit".overkott hat geschrieben:Ein Sakrament auf eine Stufe mit einer Krankheit zu stellen, ist böswillige Verdrehung.
Es ist aber derzeit tatsächlich so wie geschildert. Nur als konstruiertes Beispiel: Zwei aus ihrer Kirche ausgetretene Protestanten heiraten auf dem Standesamt. Angenommen, es liegt auch aus katholischer Sicht keinerlei kanonisches Ehehindernis vor: sie wollen beide eine lebenslange Ehe, in der sie ihrem Partner treu sind und sein Wohl beabsichtigen, wollen Kinder und sind auch nicht aus psychischen oder sonstigen Gründen eheunfähig.
Nur eines wollen sie definitiv, und zwar durch positiven willentlichen Ausschluß, NICHT: sich gegenseitig ein Ehesakrament spenden. Weil sie nicht an dieses Zeug glauben, das es schon zu ihren evangelischen Zeiten gar nicht gab in ihrer Kirche, und für das sie seit ihrem Kirchenaustritt erst recht nichts übrighaben.
Wenn dieses Paar vor dem Standesbeamten "Ja" gesagt hat, ist trotz gegenteiliger Willensbekundung eine sakramentale Ehe zustandegekommen, und nach dem Geschlechtsakt in der Hochzeitsnacht auch noch eine unauflösliche dazu.
Aber der oben zitierte can. 1055 CIC gibt da keinen Interpretationsspielraum: "§ 2. Deshalb kann es zwischen Getauften keinen gültigen Ehevertrag geben, ohne daß er zugleich Sakrament ist." Sobald eine Ehe unter Getauften gültig ist, ist sie auch Sakrament. Ob sie es wollen oder nicht, ob sie es wissen oder nicht. Punkt, Aus, Amen.
(Wer dieses Dilemma im Einklang mit der kanonistischen und dogmatische Lehre und Tradition der Kirche lösen könnte, den sollte man umgehend zum Papst wählen, egal was er sonst kann und ist. Und wenn sie ne Frau wäre, sie hätte es sich verdient. )