Lacrimosa hat geschrieben:Es ging darum, dass die Kirche indirekt Abtreibungen befördern könnte, das ist ein kleiner Unterschied. Ein Theorie dazu gibt es freilich nicht, aber Menschen, die der katholischen Fassade wegen, abgetrieben haben.
Das hat ungefähr die argumentative Güte, wie wenn man behauptete, die Vögel
könnten daran
indirekt schuld, daß einige Flugpioniere, die sich dadurch angeregt fühlten, fliegen zu wollen, tödlich verunglückt seien.
Ein absolutes Nullargument, das, wenn es auf eine Einzelperson angewendet würde, schon hart am Rufmord vorbeiginge: "Herr Meier
könnte es
indirekt befördert haben, daß seine Frau zur Trinkerin geworden ist."
Lacrimosa hat geschrieben:Hat nun die Kirche ein Vermittlungsproblem ihrer heilbringenden Sexualmoral oder nicht? Wenn ja, wie könnte sie es lösen?
Die Kirche hat tasächlich ein Vermittlungsproblem - ihrer Lehre als ganzer, würde ich sagen. Die Ursachen dafür sind äußerst vielschichtig und sowohl in Entwicklungen innerhalb als auch außerhalb ihrer zu suchen. Innerhalb der Kirche ist sicherlich zuzugeben, daß von vielerlei
pressure groups versucht wird, die Lehre der Kirche zu verunklaren. Alles scheint hinterfragbar zu sein, und zu einer eindeutigen Verurteilung moralisch falschen Verhaltens kann man sich auch kaum mehr durchringen. Das schafft den Eindruck der Beliebigkeit. Wenn die Kirche schon selbst teilweise den Eindruck vermittelt, es nicht mehr ernst zu nehmen mit der eigenen Lehre, hat das eine verheerende Außenwirkung. Auch werden noch bestehende Kontaktmöglichkeiten unzureichend und ineffektiv genutzt, z.B. der Religionsunterricht. War der klassischerweise immer als katechetische Unterweisung angelegt, ist er heute eher zum Allerweltsfach verkommen, in dem zwar viel über andere Religionen gesprochen wird, über Zeitmanagement und Kinderarbeit, in dem aber v.a. eine systematische Darlegung des Glaubenswissens fehlt. Und ohne dieses Grundwissen bleibt auch die sittliche Lehre der Kirche letztlich unverständlich. Da dieser Zustand mittlerweile nun schon Jahrzehnte andauert, ist auch die häusliche Unterweisung, der Rückhalt in den Familien weggebrochen. Junge Katholiken haben häufig niemanden mehr in ihrem Alter im Bekanntenkreis , der gleichfalls rückhaltlos die kirchliche Lehre verteidigen würde. Sie stehen gänzlich alleine da.
Um kurz die innerkirchlichen Probleme nochmal zusammenzufassen: der Kirche gelingt es teilweise nur noch unzureichend, die
Relevanz des Gottesglaubens und daraus resultierenden moralischen Verhaltens zu vermitteln. Sie spricht kaum mehr von Sünde, von der Möglichkeit der Hölle, von der kurzen Frist, die uns gegeben ist, um unsere Seele zu retten. Sie verkündet nicht mehr, daß es wichtig ist, in den Himmel zu kommen, daß es eine Freude ist, die Gebote dessen zu befolgen, der allein das Leben in Fülle ist und dessen Worte nicht vergehen. Sie ist leider großteils zu einer Kuschelinstitution geworden, die scheinbar selbst nicht mehr weiß, was sie will und die alles als gleich-gültig empfindet: eine überflüssige, eigentlich nur noch geduldete Randgruppe.
Die Befürchtung, daß allerdings auf der Synode das genaue Gegenteil passieren wird, daß man nämlich versuchen wird, die katholische Sexualmoral nur noch weiter zu verwässern, nur um sich der modernen Gesellschaft anzubiedern, ist leider nur allzu berechtigt.