In dem Zusammenhang ein weiterer Aspekt aus dem Artikel:
Passend dazu der dritte Schwerpunkt: Überlegungen zu einer „Theologie der Biographie“. Man wollte wohl auch darüber sprechen, was mit Menschen sei, die Lebensbrüche und schwere Schicksale hinter sich gebracht haben.
Das was oberflächlich wie ein Kuschelkurs mit dem Zeitgeist aussieht, findet jedoch seine tieferen Ursachen im soziokulturellen Umfeld, in das die Menschen, die Gläubigen hineingeboren sind. Und daran tragen die Großinstitutionen wie Kirche und Staat Verantwortung. Zu lange hat man Entwicklungen ignoriert. Der Prozess, dem die Kirche unterliegt, gleicht einem bösen Erwachen aus einem Dornröschenschlaf: Die Kluft zwischen Gläubigen und ihrer Institution ist so groß geworden, weil sie längst von außerinstitutionellen Alternativen gefüllt wird. Mithin scheint es mir zu einfach zu sein, denen, die jetzt Lösungen suchen, dem Papst, blindes Kuscheln mit dem Zeitgeist und Doppelmoral vorzuwerfen. Es geht um das vorurteilsfrei Schauen auf die sogenannten Fehlentwicklungen, die genau genommen längst keine mehr sind: Sie sind zur Normalität geworden. Die Kirche möchte jetzt auf Menschen zugehen, die dem katholischen Lebensideal, dem der glücklichen Familie, aufgrund ihrer Biografie nicht entsprechen: die Schwachen, die Kranken, die Abseitigen, die Verstoßenen, die Geschiedenen ... Das ist im Sinne von Jesus Christus, meine ich.