Auch hier eine kurze Frage:proetcontra hat geschrieben:Danke für Deinen sachlichen Beitrag, den ich mir so von der "Gegnerschaft" dieser Heiligsprechungen (also der Traditionalistenfraktion) erwartet hätte, denn er kehrt das einzige Moment hervor, das in der Beurteilung eine Rolle zu spielen scheint: das psychologische.phylax hat geschrieben:Es fällt mir schon etwas schwerer, Menschen, die man vor kurzer Zeit noch auf der Weltbühne hat agieren sehen,im Gebet als Fürsprecher bei Gott anzusprechen, als etwa einen der Apostel oder St. Benedikt, Bernhard etc..; so liegt auch ja dem user Dieter (s.o.) die Szene in Nicaragua im Magen. Dem könnte man tatsächlich dadurch begegnen,indem man eine längere Zeit bis zur Heiligsprechung vergehen läßt.
Die Hinweise auf die Gewohnheit der frühen Christen, ihre Glaubensgenossen mit dem Wort "Heilige" anzusprechen, führt hier nicht weiter. Es ist seit langem zu einer Idealisierung des Begriffs gekommen und dieses Ideal findet sich in unseren Köpfen. Dabei fallen uns gerade bei kürzlich noch lebenden PErsonen die nicht-idealen Eigenschaften natürlich sofort auf. Bei einem schon länger Verstorbenen bleibt hingegen die "Essenz" irgendwann zu besichtigen und es fällt leichter, sie in Rahmen des beschriebenen Ideals zu beurteilen.
DAnn spricht man sie heilig -oder läßt es bleiben...
(Mit dem Gewürge um die "Lehramtlichkeit" und "Unfehlbarkeit" dieser Heiligsprechungen bei dieser Gruppe - man lese den Kommentar von Fellay - tun sich diese "Rechtgläubigen" ohnedies keinen guten Dienst, weil sie nämlich genau diese Rechtgläubigkeit - so fern nicht schon längst geschehen - damit wissentlich verlassen würden. Darum findet sich auf deren deutschen Homepage bisher auch kein deutlicher Bezug auf das gestrige Ereignis, sondern eine Predigt zum "Weißen Sonntag" ).
Die das II.VK ablehnende Traditionalisten befinden sich in einem existentiellen Dilemma! Die meisten unter ihnen, die ohnedies schon in eine sedisvakantistische Richtung tendieren, werden sich wohl immer mehr dieser zubewegen. Hier bewahrheitet sich wieder die kirchengeschichtliche Gewissheit: Wer meint, die "Wahrheit" und den "Geist" bei sich und nicht in der Kirche und ihrem Lehramt zu finden, der wird früher oder später ins Sektierertum abgleiten. Das (heute) häufig damit verbundene und bei so manchen Usern hier zu findende Unwissen mag, so bleibt zu hoffen, bei der Beurteilung mit eine der moralischen Entlastungsgründe aufgrund subjektiver Dispositionen darstellen.
was ist eine "sedisvakantistische Richtung"?