spon hat geschrieben:Krim-Krise: Die Mär vom irren Iwan
Eine Kolumne von Jakob Augstein
Im Angesicht eines angenommenen Feindes lernen wir gerade den Unterschied zwischen einem freien und einem unfreien Pressewesen: In Russland werden die Medien von der Regierung gleichgeschaltet, bei uns übernehmen sie das gerne auch mal selbst. Für den Journalismus wird die Krim-Krise damit zur Sinn-Krise.
Anti-Putin-Populismus
Wer es wagte, gegen den Strom der gleichgerichteten Meinung zu schwimmen, bekam vor kurzem noch ein lächerliches Etikett verpasst: "Putin-Versteher". Nur schräge Motive konnten die Medien bei diesen Leuten bislang entdecken. Der linke NRW-Grüne Robert Zion hat mal eine Liste der mittlerweile registrierten Begründungen aufgestellt, warum die Deutschen so viel "Verständnis" für Putins Russland zeigen:
"die Deutsche Sehnsucht nach dem Mystisch-Schwermütigen
die Deutsche Sehnsucht nach dem starken Mann
Identifikation mit dem Täter
Antiamerikanismus
Wir sind auch nicht besser
Weltfremder Pazifismus."
Solche Leute, das schwingt da immer mit, muss man nicht ernst nehmen.
Eine Mischung aus Gekränktheit, Verachtung und Überheblichkeit, gegenüber dem gemeinen, sich äußernden Demos - die zum gemeingefährlichen(kriegshetzerischen) tendiert, so stellt sich mir der Mainstream-Journalismus dar. Vielleicht hülfe es ja, wenn man in der Spitze der Redaktionen anfinge, aufzuhören, sich selbst zu "bespiegeln", seine Rolle im Leben über die Arbeit zu definieren, und zu was sie einen erhebt oder erniedrigt, sondern mehr an das Schicksal der Menschen zu denken, die einem nahe stehen, und deren Schicksal ebenso davon abhängt, wa da heraufbeschrieben - gesendet wird.
Im Grunde ist es nicht mehr als der Wunsch, als dass in den Redaktionen die Liebe zum Nächsten die Federführung übernimmt - und zwar aus Vernunft.