Bankasius hat geschrieben:Hallo, lieber Sarandanon, Schuld lädt meiner festen Überzeugung nach nur derjenige auf sich, der Dritten oder der Gesellschaft schadet. Irgendwelche von Religionen konstruierte Ethik verlangt jedoch mehr, christliche z.T. auch Unmögliches (Nächstenliebe nach christlicher Definition z.B. oder gar Feindesliebe, vollkommene sexuelle Enthaltsamkeit vor und außerhalb einer heterosexuellen Ehe, keine neue Ehe nach Scheidung, was allerdings vielleicht nur die RKK verlangt). Aber klar habe ich mich auch nach meinen eigenen Kriterien ab und an schuldig gemacht. Deshalb brauche ich aber keine Institution, die mich mit einem “ego te absolvo“ begnadigt . Nicht Geistliche oder transzendente Wesen können meine begangene Schuld ahnden oder sie verzeihen, sondern die Ahndung ist m.M.n. Aufgabe des Strafrechts und zum Verzeihen reicht auch ein “ego me absolvo“ . Auf der Anklagebank saß ich bisher übrigens nur einmal (Grund: Verkehrsdelikt), was mir zu Recht einige Monate Führerscheinentzug einbrachte.
Lieber Bankasius, Schuld lädt man auch dann auf sich, wenn man gegen eigene, meistens auch nach außen dargestellte, Grundsätze verstößt oder gegen diejenigen, die man aufgrund Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe akzeptiert hat. Das sind ja auch vielfach Grundsätze, die man auch anderen abverlangt, welches einen eigenen Verstoß ja noch verschlimmert. Da muss man nicht unbedingt jemandem Schaden zufügen und man muss dafür auch nicht religiös sein.
Na ja, es geht ja auch nicht darum, wie Du das aus Deiner Sicht siehst (Du glaubst ja nunmal nicht) sondern wie wir Gläubigen Deine Seele beurteilen (nicht verwechseln mit verurteilen). Und das Verlangen von aboluten Beweisen, wo man keine sieht, ist kein Gegenbeweis sondern leidiglich "Glaube" (und zwar in Deinem Fall der ahteistische und natürlich der falsche ).Bankasius hat geschrieben:Ooch, ich kann nicht verlieren, was ich nicht besitze, es sei denn man versteht unter “Seele“ Gedanken, Gefühle, Emotionen, über die jeder Mensch verfügt und damit auch ich, wobei ich hoffe, dass mir ihr Verlust durch Senilität bis zum Tod erspart bleibt. Und mit dem körperlichen Leben endet auch das Bewusstsein. Die Existenz einer transzendenten Seele ist eine Behauptung von Religionen, die bisher nie bewiesen wurde und auch in Zukunft nie bewiesen werden kann.
Tschuldigung, ich konnts mir nicht verkneifen . Ich wollte es Dir nur ein wenig wohnlicher machen in diesem Forum, indem ich Dich an unsere gute Stube erinnere .Bankasius hat geschrieben:Ich habe sie schon vermisst, die Phrase: “Phrase“.
Bankasius hat geschrieben:Die Sündenkataloge anderer christl. Konfessionen kenne ich allerdings nicht ausreichend, um sie für mich abschließend zu bewerten.
Tja, die gibts natürlich auch. Meine Kirche zB hatte unselige Verquickungen mit dem Nazi-Regime. Genaueres weiß ich allerdings noch nicht. Da gibt es allerdings ein Aufarbeiten innerhalb des Bistums. Unser Bischof hat darüber ein Buch geschrieben, dass ich mir noch zu Gemüte führen muss.
Natürlich konzentriert man sich als gläubiger Christ auf das irdische Dasein, keine Frage. Wäre ja auch schlimm wenn nicht. Als solcher ist man allerdings gegenüber IHM, seinen Worten und Taten, dem Evangelium, stets verpflichtet, sich zu prüfen. Es gibt Christen, die sich gläubig nennen, dem Anspruch aber nicht im entferntesten gerecht werden. Auch ich bin dahingehend absolut nicht perfekt und sehr fehlerbehaftet. Aber ich kann mir dessen bewusst werden, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin. Das ist die sogenannte Erkenntnisfähigkeit zur "Erbsünde" im Allgemeinen, die Du weiter unten angesprochen hast und zur "individuellen Sünde" im Speziellen. Und im Zuge dessen kann ich Vergebung finden in IHM. Was nicht heißen soll "wilde Sau" zu spielen und dann nur um Vergebung zu bitten. Machen auch viele sogenannte "Christen".Bankasius hat geschrieben:Nun, ein Leben nach dem Tod gibt es meiner festen Überzeugung nach nicht, weshalb ich mich auf das reale Leben hier im Diesseits konzentriere. Dass das auch Gläubige tu`n können, ohne ihrem Glauben abtrünnig zu sein, weiß ich aus meinem Umfeld und Freundeskreis. Und dass das Zusammenleben fast immer noch so ist, wie auf den Bäumen, ist auch m.M.n. Fakt – leider.
Dein guter Namensvetter hat es sicherlich überspitzt ausgedrückt. Wenn man den Menschen allerdings verrohen lässt (Beispiele gibts ja genug) fallen wir sicherlich wieder in die Steinzeit zurück. Was den Ton einiger weniger hier im Forum angeht, hast Du sicherlich recht. Allerdings wirkt die Anonymität des Internets auf einige Individuen teilweise entmenschlichend.Bankasius hat geschrieben:In dem Zusammenhang ein Hinweis auf ein mich immer neu amüsierendes Gedicht von Erich Kästner [...] Es beschreibt Wahres, besonders die 2 Zeilen, die da lauten „und es herrscht immer noch der gleiche Ton, wie seinerzeit auf den Bäumen“, was in diesem und einigen anderen Strängen hier und anderswo auch einige (bei weitem nicht alle) Christen nachhaltig unter Beweis stellen , weshalb ich u.a. Deine Argumentationen z.B. zum Thema „Grüne“ sehr schätze, auch wenn dieses Lob vielleicht als von der falschen Seite kommend angesehen werden mag.
Zu Deinem Lob: Ich versuche nur durch meinen Glauben und meine persönliche Einstellung (beides durchaus auch durch die Aufklärung geprägt) Toleranz an den Tag zu legen. Letztere ist aber sicherlich nicht grenzenlos. Da wir uns ja elektronisch schon ein wenig kennen, ich Deine Einstellung, abgesehen von Deinem Unglauben, grundsätzlich i.O. finde, kann das Lob nicht von einer falschen Stelle kommen.
Sie tut es, weil es aus Sicht des geneigten Christen tatsächlich so ist. Allerdings ist aus meiner Sicht die Erbsünde kein allzu leicht greifbarer und vor allem ein unheimlich schwierig vermittelbarer Begriff. Es beschreibt eine Eigenschaft des Menschen, die mMn hauptsächlich hergeleitet ist aus seinem Egoismus und dessen menschlich negativen Auswüchsen. Fast alles Schlechte unseres Daseins kannst Du auf den Egoismus zurückführen. Den kann man natürlich nicht einfach abschaffen aber schon im Zaume halten, wenn man den Willen dazu hat. Aber genau das ist in unserer heutigen Gesellschaft so schwer zu vermitteln, denn niemand möchte sich ständig mit seinem Egoismus beschäftigen, geschweige denn daraufhingewiesen werden, dass man diesen grundsätzlich besitzt. Auch deswegen ist der christliches Glaube für viele Menschen nicht fassbar, undiskutabel und erzeugt eine undefinierbare Angst vor der Erkenntnisfähigkeit und persönlichen Schwäche.Bankasius hat geschrieben:Die Erbsünde definiert moderne rk Theologie m.W. mit „Erlangung der Erkenntnisfähigkeit“. Damit widerspricht sie früherer Definition. Aber sie scheint noch immer an einer Art Erbschuld festzuhalten. Muss sie wohl auch, damit die Taufe nicht einen Teil ihrer Berechtigung verliert.
Das ist ja gerade das Missverständnis, dass mit dem Begriff "Erbsünde" entsteht: Es geht nicht um individuelle, ererbte familiäre Schuld sondern um etwas, dass dem Menschen seit der mythischen Vertreibung aus dem Paradies begleitet. Natürlich träfe Dich keine Schuld, wenn ein Vorfahr KZ-Personal gewesen wäre. Allerdings kann man sich sehr wohl als Einzelner als auch als gesamte deutsche Gesellschaft den ungeheuerlichen Vorgängen der NS-Zeit in unserem Lande bewusst werden, die auf der Wurzel allen Übels, dem Egoismus, fußt. Das ist nichts anderes als ein Erkenntnisprozess.Bankasius hat geschrieben:Mag sie meinetwegen auch. Ich jedenfalls hätte selbst dann keine Schuld geerbt, wäre mein Vater für die KZ verantwortlich gewesen und selbstredend schon gar nicht aufgrund der Untaten meiner Vorfahren im Paradies, welches man vielleicht mit den Bäumen lokalisieren kann, auf denen sie sich von Ast zu Ast hangelten.