Das ist ein seltsames Postulat, also eine seltsame Forderung nach einer Verpflichtung. Wie kommt Palmesel darauf, weltanschauliche Überzeugungen zu irgendetwas zu verpflichten? Warum müssen weltanschauliche Überzeugungen etwas?Palmesel hat geschrieben:Weltanschauliche Überzeugungen müssen, wenn sie nicht religiös begründet werden, auf ethischen Argumenten stehen, die grundsätzlich für alle Menschen einsichtig sein können - religiöse Argumente sind von dieser Einschränkung befreit. Man könnte auch sagen: religionsfreie Überzeugungen müssen sich dem Anspruch stellen, für Alle vernünftig zu sein. Deshalb sind sie weniger problematisch und vor allem: diskutierbar.
Und was sollen weltanschauliche Überzeugungen überhaupt sein? Offenbar können sie nach seiner Einschätzung religiös begründet werden. Dann handelt es sich wohl um religiöse weltanschauliche Überzeugungen oder kürzer ausgedrückt um weltanschauliche Religionen. Religion und Ethik betrachtet Palmesel alternativ. Gottesliebe und Nächstenliebe sind für ihn zwei grundlegend verschiedene Sachen. Gottesliebe hält er nicht für allgemein einsehbar, Nächstenliebe schon.
Hauptworte sind bei Palmesel: Überzeugungen, Argumente, Anspruch, Nebenworte sind bei ihm: weltanschaulich, religiös, ethisch. Unreflektiert ist bei ihm die ursprünglich synonyme Bedeutung von religiös und ethisch. Auch vertauscht er den Anspruch der Allgemeingültigkeit. Widersprüchlich hält er schließlich das Allgemeingültige für diskutierbar.
Wenn "Jesus-Fan" Palmesel Jesus verstehen will, kann er mal Folgendes meditieren: Gott steht für ihn nicht zur Diskussion. Er hält an der allgemein gültigen Grundüberzeugung fest. Allerdings ist für ihn Religion im Sinne von Ethik diskutierbar. Offenbar stellt er die Art und Weise der Gottesverehrung und der Nächstenliebe in Frage. Maßgeblich kritisiert er daran die Veräußerlichung als Säkularisierung. Säkularisierung ist für ihn ein Synonym für Lieblosigkeit. Dieser stellt er die Verinnerlichung von Gottes- und Nächstenliebe gegenüber: Gott will von allen ( Allgemeinbegründung ), dass jeder Nächsten- und Eigenliebe ins Gleichgewicht bringt ( ethische Folge ).