TillSchilling hat geschrieben:
Tatsächliche Widersprüche gibt es nicht viele.
Ok, da hatte ich Dich wohl falsch verstanden.
TillSchilling hat geschrieben: IMHO im Menschenbild, im Verständnis der Willensfreiheit und Fähigkeit des Menschen Gott zu suchen und daraus folgend im Verständnis der Aneignung des Heils.
Welches Menschenbild, Verständnis der Willensfreiheit und Fähigkeit der Gottsuche siehst denn Du als biblisch an?
TillSchilling hat geschrieben: Und natürlich im Gebet bzw. in Handlungen für die Toten und in der Heiligenfürbitte.
Auch hier wäre mal zu definieren, was Du in diesem Bereich für biblisch hältst und inwiefern die Orthodoxie da abweicht. Auf zum Bibelstellenduell
TillSchilling hat geschrieben:Als sehr trennend und fremd empfinde ich aber eigentlich das was ich mit viele, viele Traditionen gemeint habe. Ein ganzes Gebäude von Gebräuchen und Überzeugungen, die irgendwie alle die gleiche Priorität zu scheinen haben und alle irgendwie heilsnotwendig zu sein scheinen. Oft aufs engste verbunden mit volkstümlichen Überlieferungen, die - tut mir leid - ich nur als Aberglaube bezeichnen kann. Die Orthodoxie, von der ich in Büchern von Michael Pomazansky und Kallistos Ware lese, scheint eine andere zu sein, als der Glaube, den ich bei - zuminderst der Form nach - orthodoxen Gläubigen in Rumänien und Serbien kennenlernen durfte. Natürlich möchte ich auch nach dass man meine Kirche nach ihren Papiermitgliedern beurteilt aber bei uns gibt es wenigstens Glaubensgrundkurse und Angebote der Katechese und unseren Pastoren ist es ein Anliegen das Glaubensgut weiterzugeben.
Ok, hier sprichst Du einen wichtigen und zugleich wunden Punkt an. Auch ich habe meine Orthodoxie von Bischof Kallistos (Ware), von Erzpriester Michael Pomazansky, von Protopresbyter Alexander Schmemann und anderen "gelernt".
Du hast Recht, vielerorts grassiert Aberglaube, ich kann das auch nicht anders nennen.
Ich bin froh, dass Du die Formulierung des "scheinens" gewählt hast. Ich denke, wir dürfen wirklich nicht die Reinheit der orthodoxen Lehre und die die manchenorts irritierende real existierende Orthopraxis durcheinanderbringen. Ich möchte wirklich nicht, dass man meine Kirche nach denen beurteilt, die Du Papiermitglieder nennst. Ich würde sie eher die "ab und zu sonntags eine Kerze in der Kirche anzünd" Mitglieder nennen. Das Problem ist, wie Du richtig erkennst, bei der mangelnden Glaubensbildung vieler Gläubigen verortet. Das kommt mehr und mehr ins Bewusstsein. In vielen Gemeinden gibt es katechetische Kurse für getaufte Erwachsene. In meiner Gemeinde bsp. existiert ein monatlich stattfindender Gesprächskreis, wo viel an Glaubensaustausch und Bildung geschieht. Ebenfalls haben wir alle 2-3 Wochen eine Kinderstunde, eine Art Reli-Unterricht nach der Liturgie. Aber: In diesen Bereich können die Orthodoxen durchaus von westlichen Gemeinden was abgucken.
Diese Probleme sprechen aber nicht gegen die orthodoxe Lehre, sondern eher gegen deren Zerrformen, nicht?
lg Mary, gespannt auf deine Ausführungen zum Menschenbild....