marcus-cgn hat geschrieben:Die mediale und öffentliche Begeisterung für Papst Franz scheint 100 Tage nach seiner Wahl verklungen. Vielleicht waren die vorschnell geäußerten Spekulationen über eine tiefgreifende Umgestaltung der Kirche vom vatikanischen Machtzentrum aus doch etwas überzogen.
Verklungen? Ich kann den Computer nicht einschalten, ohne prompt von allen Seiten mit sogenannten "Franziskus-Perlen" bombardiert zu werden (den Urheber dieses Begriffs sollte man schon deshalb steinigen). Ich hatte beschlossen, mich bis Pfingsten mit öffentlichen Kommentaren zurückzuhalten. Meine Bilanz dieses Pontifikats fällt bisher ernüchternd aus.
Jeder andere Papst hat sich nach der Wahl an den Schreibtisch seines Vorgängers gesetzt und die Arbeit aufgenommen. Zum ersten Mal zelebriert ein Papst fast drei Monate lang öffentlich seinen Umzug, braucht hingegen keine vier Wochen, um das gesamte liturgische Erbe des vorigen Pontifikats zu ruinieren und erhält öffentlich Applaus für die einzigartige Fähigkeit, ein Telephon benutzen zu können. Bei diesem ganzen Theater weiss ich im Moment nicht mehr, ob ich lachen oder weinen soll.
Symptomatisch für den Stil dieses Pontifikats, mit dem ich mich beim besten Willen und ehrlichem Bemühen nicht anfreunden kann, ist die "Perle" von heute:
Wenn man Jesus als kulturellen Vorschlag nachfolgt, so benutzt man diesen Weg, um weiter nach oben zu kommen, um mehr Macht zu haben. Und die Geschichte der Kirche ist voll davon, angefangen bei einigen Kaisern gefolgt von vielen Regierenden und vielen Menschen, nicht wahr? Und auch einige – ich will nicht sagen viele, aber doch einige – Priester, einige Bischöfe, nicht wahr? Manche sagen, dass es sich um viele handelt..., doch einige denken, dass die Nachfolge Jesu dazu dient, Karriere zu machen.
Nichts davon ist wirklich falsch. Aber was soll uns dieses unstruktuierte und oberflächliche Gedruckse nun sagen? Es fehlt das Konkrete. Und so geht es mir mit allen diesen Ansprachen, die sich schon wegen ihrer Unverbindlichkeit und Planlosigkeit sehr rasch abnutzen werden. Papst Franziskus fabuliert ins Blaue hinein wie ein Dorfpfarrer, und selbst dem würde ich ein so oberflächliches und unstrukturiertes Geschwätz auf Dauer übel nehmen. Und er sorgt damit permanent für Spekulationen und Missverständnisse.
Wo ist die Wirkung solcher Worte? Was nützt uns das?
Der Papst bleibt theologisch so unkonkret, wie er persönlich undemütig bleibt, indem er recht aufwendig eine Demut zelebriert, bei der er wertvolle Zeit vertändelt und Ressourcen verschwendet, indem dafür aus gutem Grund zuständiges und angestelltes Personal übergeht und ihre Arbeit gleich miterledigt, während es keine wirklich grundlegende Entscheidung gibt. Der Papst scheint bisher in den Tag hineinzuleben und fromme Aphorismen wie ein Wandkalender zum Besten zu geben. Das Papstamt konkret zu erfüllen, scheint er bisher nicht vorzuhaben, was möglicherweise auch gar nicht in seiner Absicht liegt, so eifrig, wie er sich bemüht, das Wort "Papst" zu vermeiden.
Es mag vielleicht noch besser werden und ich hoffe darauf. Bisher sehe ich ein Karnevalspontifikat wie das des unseligen Johannes Pauls II.