marcus-cgn hat geschrieben:Mal ein kurzer Themenwechsel:
Wie kommt es eigentlich, dass es trotz Nachwuchssorgen immer noch so viele Priesteramtskandidaten die um Aufnahme in ein Seminar bitten abgelehnt werden, teilweise bis zu 60 Prozent der Bewerber.
Woher stammt denn diese Zahl?
marcus-cgn hat geschrieben:Es sind ja in der Regel keine "greifbaren" Ablehnungsgründe (wie mangelnde fachliche Qualifikation), sondern Zweifel (von Seiten des Seminars) an der Berufung.
Wenn schon, dann an der Eignung. Über die Berufung können die Seminarverantwortlichen maximal Vermutungen anstellen. Bei fraglicher Eignung kann der Regens zwei Wege gehen: Sofortige Abweisung oder Aufnahme, damit der Kandidat "es selber merkt". Letzteres ist für ein Seminar allerdings auch eine Belastung.
marcus-cgn hat geschrieben:Ein Priester berichtete kürzlich von einem krankhaften Mißtrauen in den Generalvikariaten gegenüber Männern, die immerhin als ersten Schritt ihre grundsätzlich Bereitschaft gezeigt haben "alles zu verlassen". Die Bistumsleitungen haben offenbar so sehr die unattraktiven Bedingungen des Priesterberufs verinnerlicht, dass sie jeden Bewerber für einen potentiellen Scharlatan halten und erst in zweiter Linie von einer "echten" Berufung ausgehen.
Es ist durchaus richtig, wenn eine Diözese darauf achtet, dass jemand, der den Priesterberuf ergreifen will, nicht Hals über Kopf seien bürgerliche Existenz auflöst. Das gehört auch zur Verantwortung.
marcus-cgn hat geschrieben:Am leichtestens finden 18-jährige Abiturienten Aufnahme in ein Seminar. Das ist nur vordergründig plausibel: Zwar handelt es sich um das typische Alter der Berufswahl, aber nicht unbedingt für die Berufung, denn gerade bei jungen Seminaristen ist die Abbrecherquote sehr hoch. Das wird von den Bistümern offenbar billigend in Kauf genommen. Spätberufene die in aller Regel den eingeschlagenen Weg durchhalten sehen sich dagegen mit einer ungleich kritischeren Auswahl konfrontiert. Ein merkwürdiger Befund.
Ich habe da andere Einsichten. Es kommen immer weniger Kandidaten nach dem Abitur. Viele haben bereits eine Berufsausbildung, etliche sogar einige Jahre Berufsausbildung. Dass die Diözesen Junge vor Alten bevorzugen, sehe ich so nicht. Die Diözesen nehmen die Abbrecherquote nicht in Kauf, sondern zur Kenntnis. Dagegen machen können sie schlecht irgendwas und den Kandidaten nicht zuzulassen, weil er vielleicht irgendwann abbricht, ist auch keine wirkliche Lösung.