cantus planus hat geschrieben:Interessant diese moderne Ausrichtung der Stuhlreihen. Erzwungenes Leutegucken. Wenn man den Altar sehen will oder gar den Tabernakel, muss man sich den Hals verrenken. Weiter hinten wird man nicht einmal mehr dann etwas von der Liturgie mitbekommen.
Abgesehen von der Ästhetik, die verblüffend an den Anatomiesaal im Film "Anatomie" erinnert: merkt eigentlich niemand, dass sowas einfach rein praktisch daneben ist? Käme irgendwer auch nur im Traum auf die Idee, in einem neu zu errichtenden Kinosaal die Sitze im 90°-Winkel zur Leinwand zu drehen? Würde auch nur ein Kinobetreiber, der halbwegs bei Verstand ist so einen Architektenentwurf in Erwägung ziehen?
Natürlich nicht.
Für eine Kirche ist so ein Blödsinn natürlich gerade modern genug.
Und Knien ist dort erst gar nicht vorgesehen...
Ob hierbei wohl Can. 20 von dem 1. Konzil in Nicäa Beachtung fand?
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)
Was ich mich immer wieder frag, ist wo da der Denkmalschutz bleibt...[/quote]
Naja, vermutlich kennt man sich etc. Der Abbruch der Kanzel ist bedauerlich, die Herausnahme des Fensters unverständlich (ist das vielleicht noch nicht fertig?). Die Beseitigung dieses komischen Altars inklusive des Ambos sowie dieses Klappstuhlsammelsuriums dagegen ist mE weniger bedauerlich.
Philos hat geschrieben:Was ich mich immer wieder frag, ist wo da der Denkmalschutz bleibt...
Wahrscheinlich war es gerade der Denkmalschutz, der die Entfernung des Martins-Fensters befürwortet hat. Das stammt nämlich erst aus den 1860er Jahren.
Interessant ist aber zB der Hinweis in diesem Text (Hervorhebung von mir):
Am folgenden Tag wurde zuerst die Benediktinerabtei von Pannonhalma besucht, darunter auch jüngst restaurierte Abteikirche, deren Restaurierung unter Fachleuten umstritten ist.
Philos hat geschrieben:Was ich mich immer wieder frag, ist wo da der Denkmalschutz bleibt...
Wahrscheinlich war es gerade der Denkmalschutz, der die Entfernung des Martins-Fensters befürwortet hat. Das stammt nämlich erst aus den 1860er Jahren.
Dieses Milchglas aber wird ja nun auch kaum den Originalfenstern nahekommen?
Philos hat geschrieben:Was ich mich immer wieder frag, ist wo da der Denkmalschutz bleibt...
Wahrscheinlich war es gerade der Denkmalschutz, der die Entfernung des Martins-Fensters befürwortet hat. Das stammt nämlich erst aus den 1860er Jahren.
Dieses Milchglas aber wird ja nun auch kaum den Originalfenstern nahekommen?
Das ist die Frage. (Denkbar wäre aber auch, daß das Martinsfenster separat restauriert wird und noch nicht wieder eingebaut ist. Sowas kommt öfters vor.)
Since the renovation of the Basilica in 1876 the interior reconstruction made with the cooperation of Zsolt Gunther architect in charge and 3h architectural office has been the first major job performed there. Ferenc Storno Senior made the main altar, pulpit, ceiling frescoes, the Saint Martin glass window above the altar, statues, and benches familiar to us from the pictures taken in Pannonhalma. This reconstruction resulted in the removal of some important elements. As John Pawson said, ‘The goal of the architectural scheme made for the reconstruction of the Basilica of the Archabbey of Pannonhalma is to develop a space suitable for harmonic reception of the community of monks and their liturgy, meeting the needs of the local community and visitors. This goal was achieved by getting rid of several makeshift elements appearing in the use of space, and the character of “storage of historic furniture” was also eliminated. The purpose of the interventions was a uniform space in the church where each part and element of space has its own role and significance, and functionally and visually contributes to the development of the space designed for prayer and meditation, which are considered the basic function of the place. The plan attempts to redefine the space of the church structured axially, ascending within its section, orienting towards the sanctuary, and finally to the rose window in order to emphasize the meaning of the space: the way of Christians. On the one hand, the key is a complex and deliberate process of catharsis; on the other hand it is a careful equilibration of the existing historic layers.’
Jákó Fehérváry, the secretary of the Basilica Workshop in charge of the preparation of renovation said that they were going to remove the painted glass panes of the rose window representing Saint Martin, the triple window below, and the western gates, which will be placed somewhere else in the abbey. However, the painted glass panes of the side isle would remain there, and the ceiling frescoes would be cleaned.
Der Architekt, der die Renovierung in Pannonhalma verantwortet, ist übrigens derselbe, der die neuen Teile des Trappistenklosters im tschechischen Novy Dvur gebaut hat.
Was für ein Schaumschläger und Schwätzer.
martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila
"Vollendet ist das große Werk", sang der Kirchenchor aus Haydns "Schöpfung" und der Bischof sagte: "Dieser Tisch sei auf ewig geweiht für das Opfer Christi."
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
"Vollendet ist das große Werk", sang der Kirchenchor aus Haydns "Schöpfung" und der Bischof sagte: "Dieser Tisch sei auf ewig geweiht für das Opfer Christi."
„Die Renovierung an sich ist ganz gut gelungen, doch der neue Altar ähnelt mit seinem Metallstangen eher einem Wäschetrocknungs-Gestell. Ein schlichtes Eichenholzbrett wäre mir lieber gewesen.“
Gruß Jürgen
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Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Am Sonntag, 9. September 2012, wird die neue Kathedrale in Karaganda geweiht. Unter dem Artikel finden sich auch einige Bilder.
So sieht eine Kirche aus, ein Schiff und Kirchtürme.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Am Sonntag, 9. September 2012, wird die neue Kathedrale in Karaganda geweiht. Unter dem Artikel finden sich auch einige Bilder.
So sieht eine Kirche aus, ein Schiff und Kirchtürme.
Allerdings gehört sie damit nicht in den Strang "Moderne Kirchenarchitektur", denn modern ist an dieser Kirche nun wirklich nichts. Und auch der im Artikel zitierte Ausdruck vom "erkennbar katholischen Stil, also neugotisch" zeugt von einer kunst- und kirchenbaugeschichtlichen Engführung, die leider oft bei "traditionell angehauchten" Äußerungen zu finden ist. Es mag ja sein, daß in Osteuropa ein neugotisches Gebäude im Kathedralstil unweigerlich als "katholisch" erkannt wird im Gegensatz zu den orthodoxen Zentralbauten oder moslemischen Moscheen, aber deswegen bleibt die Neugotik trotzdem nur der degenerierte Abklatsch eines Originalstils und keine Kunstform von eigenem Wert.
taddeo hat geschrieben:aber deswegen bleibt die Neugotik trotzdem nur der degenerierte Abklatsch eines Originalstils und keine Kunstform von eigenem Wert.
taddeo hat geschrieben:nur der degenerierte Abklatsch
Das ist eine ziemlich altmodische Ansicht.
In unserer Pfarrkirche hab ich jedesmal den unmittelbaren Vergleich. Kirchenbau, Netzgewölbe, Sakristeitür, einiger Zierat und Reste der Apsisfenster original gotisch, und zwar aus bester Schule - Hochaltar und Seitenaltäre "Steckerlgotik", wie man bei uns sagt.
Von meiner langjährigen Prägung durch den Regensburger Dom mal ganz zu schweigen.
Und ich kenne auch genügend neugotische Kirchen, u. a. in der Pfarrei, in der ich nach meiner Heirat jahrelang gewohnt habe (großgeworden bin ich übrigens in reinster Neoromanik). Das IST degenerierter Abklatsch, nichts sonst. Mit einigem Glück ganz hübsch anzusehen, aber eben "Folklore" im Vergleich zur Kraft des Originals.
taddeo hat geschrieben:nur der degenerierte Abklatsch
Das ist eine ziemlich altmodische Ansicht.
In unserer Pfarrkirche hab ich jedesmal den unmittelbaren Vergleich. Kirchenbau, Netzgewölbe, Sakristeitür, einiger Zierat und Reste der Apsisfenster original gotisch, und zwar aus bester Schule - Hochaltar und Seitenaltäre "Steckerlgotik", wie man bei uns sagt.
Von meiner langjährigen Prägung durch den Regensburger Dom mal ganz zu schweigen.
Und ich kenne auch genügend neugotische Kirchen, u. a. in der Pfarrei, in der ich nach meiner Heirat jahrelang gewohnt habe (großgeworden bin ich übrigens in reinster Neoromanik). Das IST degenerierter Abklatsch, nichts sonst. Mit einigem Glück ganz hübsch anzusehen, aber eben "Folklore" im Vergleich zur Kraft des Originals.
Das ist wohl auch zu kurz gedacht. Natürlich gibt es allerlei "mindere" neugotische Gebäude. Allein generell von degeneriertem Abklatsch und einer Kunstform ohne eigenen Wert zu sprechen, finde ich nicht sehr passen.
Nach Erwin Panofsky war das Gothic Revival [= Neugotik, meine Ergänzung] von einer romantischen Sehnsucht nach einer nicht mehr zurückzuholenden Vergangenheit geprägt, wohingegen die Renaissance danach getrachtet habe, aus dem Alten eine neue Zukunft abzugewinnen. (Quelle)
Kein Wunder, daß die Neugotik gerade in bestimmten kirchlichen Kreisen so beliebt ist. (Der o. g. Panofsky ist übrigens genau jener "Einstein der Kunstgeschichte", dessen verschollene Habilitationsschrift dieser Tage in München entdeckt wurde.)
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Am Sonntag, 9. September 2012, wird die neue Kathedrale in Karaganda geweiht. Unter dem Artikel finden sich auch einige Bilder.
So sieht eine Kirche aus, ein Schiff und Kirchtürme.
Interessant ist, dass hierzu Lande alles Mögliche getan wird, um römisch katholische Kirchen zu verunstalten und sie alles andere als im „unverkennbar katholischen Stil“ zu bauen (bzw. „neu zu gestalten“), während man im Osten sich auf klassische, röm.-katholische Bau und Gestaltungsweisen besinnt, als sichtbare Zeichen des Katholizismus und Mittel zur Evangelisierung. Äußerlich nicht als Kirche erkennbar? Da haben wir hier ganz andere Beispiele.
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)
Sebastian hat geschrieben:Interessant ist, dass hierzu Lande alles Mögliche getan wird, um römisch katholische Kirchen zu verunstalten und sie alles andere als im „unverkennbar katholischen Stil“ zu bauen (bzw. „neu zu gestalten“), während man im Osten sich auf klassische, röm.-katholische Bau und Gestaltungsweisen besinnt, als sichtbare Zeichen des Katholizismus und Mittel zur Evangelisierung.
Hängt das nicht immer von den Erbauern ab, ist also eine individuelle Sache? Auch im Westen werden ja nach wie vor »klassische« Kirchen gebaut.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Solange die Kirche im Westen der falschverstandenen Toleranz aufsitzt und kirchliche Bau- und Kunstaufträge einer unverständlichen und ungeschrieben Gesetzmässigkeit nach immer an jene vergibt, die mit Kirche und Christentum absolut nichts anfangen können, darf man sich eben über das - bestenfalls - fragwürdige Endprodukt nicht wundern. Das gilt ja auch die diverse andere Bereiche, etwa der Pastoral für Fernstehende, die genau auf die falschen Mittel setzt, indem sie Dinge "als Einstieg" anbietet, die gar nicht zum kirchlichen Kern gehören. Das ist wie eine Kaffeehauskette, die als Werbeaktion für die Qualität ihres Kaffee auf der Strasse Gratisproben von Cola oder Mineralwasser verteilt. Man nimmt es zur Kenntnis, schaut vielleicht einmal verwundert zu und freut sich über das Geschenk - und kommt nicht auf die Idee, jetzt dort einen Kaffee zu kaufen, denn es gab nichts, was mich als Kunden von der Qualität des Kaffee hätte überzeugen können.
Die Sichtweise der kirchlichen Mitarbeiter - Laien wie Klerikern - auf die Kirche ist mittlerweile eher von Fremdheit geprägt, was natürlich zu reiner Schizophrenie führt, wenn solche Leute in Namen der Kirche auftreten. Wie gesagt: man darf sich da nicht wundern. Woher sollte da auch etwas kommen?
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Sebastian hat geschrieben:Interessant ist, dass hierzu Lande alles Mögliche getan wird, um römisch katholische Kirchen zu verunstalten und sie alles andere als im „unverkennbar katholischen Stil“ zu bauen (bzw. „neu zu gestalten“), während man im Osten sich auf klassische, röm.-katholische Bau und Gestaltungsweisen besinnt, als sichtbare Zeichen des Katholizismus und Mittel zur Evangelisierung.
Hängt das nicht immer von den Erbauern ab, ist also eine individuelle Sache?
Was verstehst Du unter einer "individuellen Sache"? Erbauer von röm. kath. Gotteshäusern ist doch immer die Römische Katholische Kirche.
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)
Sebastian hat geschrieben:Interessant ist, dass hierzu Lande alles Mögliche getan wird, um römisch katholische Kirchen zu verunstalten und sie alles andere als im „unverkennbar katholischen Stil“ zu bauen (bzw. „neu zu gestalten“), während man im Osten sich auf klassische, röm.-katholische Bau und Gestaltungsweisen besinnt, als sichtbare Zeichen des Katholizismus und Mittel zur Evangelisierung.
Hängt das nicht immer von den Erbauern ab, ist also eine individuelle Sache?
Was verstehst Du unter einer "individuellen Sache"? Erbauer von röm. kath. Gotteshäusern ist doch immer die Römische Katholische Kirche.
Katholische Kirchen gibt es ja auch außerhalb Roms. Erbauer ist dann die jeweilige Ortskirche oder die Pfarrei.
Sebastian hat geschrieben:Erbauer von röm. kath. Gotteshäusern ist doch immer die Römische Katholische Kirche.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich richtig verstehe, was du meinst. Eine Kirche kann doch im Prinzip jeder bauen, er braucht bloß die Zustimmung des jeweiligen Bischofs. Zur eigentlichen Kirche wird das dann durch die Kirchweihe.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«