Tatsächlich dürften diese Werte wahlentscheidend gewesen sein. Viele Christen, besonders Katholiken, die Kerry gern wegen seiner außenpolitischen und sozial-ökonomischen Ansichten gewählt hätten, konnten es nicht aufgrund seiner unmoralischen Ansichten zur Abtreibung und "Schwulen-Ehe".Positiv an der Wiederwahl Bushs ist natürlich, dass christliche Werte wieder mehr gestärkt werden
Außerdem kam Bush zugute, daß in 11 Staaten die Präsidentenwahl verknüpft war mit Referenden über Verfassungsergänzungen, die die Ehe als Union zwischen Mann und Frau definieren (und die übrigens in allen Staaten angenommen wurden). Das hatte einen großen Mobilisierungseffekt auf die sozialkonservativen Wähler, mit der Folge, daß "moralische Werte" in den exit polls oft als wichtigstes und wahlentscheidenes Thema genannt wurden. Ein brillantes taktisches Manöver von Karl Rove. Die Demokraten sind von dieser Entwicklung völlig überrollt und nachhaltig beschädigt. Ein Mann wie Kerry gilt in den Südstaaten inzwischen als unwählbar, obwohl er dem working man mehr Wohlstand verspricht als Bush.
Ich glaube nicht, daß man dabei gleich von christlichen Werten sprechen muß. Das natürliche Sittengesetz ist allein im Licht des natürlichen Verstandes erkennbar, und auch der Ungläubige kann sittlich gute Werke vollbringen. So spricht Bush auch viele Wähler an, die sich zu diesem Sittengesetz nur instinktiv hingezogen fühlen.
Ich gehe soweit zu sagen, daß es Deutschland mangelt an Politikern wie Bush, die sozialkonservative Kräfte demokratisch binden könnten. Wenn sich Verteidigung des Sittengesetzes, selbst wenn sie rein verbal und heuchlerisch wäre (was manche Bush vorwerfen), nur noch bei faschistoiden Spinnern am rechten Rand findet, ist die staatliche Ordnung selbst in Gefahr. Aber selbst wenn Angela Merkel klug wäre, könnte sie nicht von Bush lernen, denn sie ist politisch angewiesen auf einen gewissen Junggesellen. Ein schlimmes Dilemma.