lifestylekatholik hat geschrieben:michaelis hat geschrieben:Aus dem Prinzip der participatio actuosa heraus könnte ich mir eine Mischung aus Volkssprache für die Schriftlesungen und das Proprium und Latein für den eucharistischen Teil und das Ordinarium als Basis für eine "Wiedervereinigung" durchaus vorstellen.
Nein, was für ein verdrehtes Verständnis!
Die Schriftlesung geht doch gar nicht in erster Linie in Richtung Volk, sondern richtet sich an Gott, ist Teil des Lobes Gottes. Selbstverständlich hat sie in der Sprache der Liturgie zu erfolgen.
Als verdreht würrde ich dieses Verständnis nicht bezeichnen. Es hat sowohl historische Gründe für sich, als es auch dem heutigen Verständnis in einer Sache entgegenkommt, in der ein Entgegenkommen nicht prinzipiell ausgeschlossen ist.
Mit dem latreutischen Character des Vortrags der Lesungen ist es wie mit einigen anderen Zügen des alten Ritus: Dingen, die man nicht mehr recht vestehen konnte, wurde irgendwann eine allegorische oder aszetische Deutung unterlegt, die sich dann im Lauf der Zeit vom Notbehelf zu einem Zeichen mit Eigenwert entwickelte.
Natürlich hatten die Lesungen ursprünglich belehrenden Charakter - und dazu mußte man sie verstehen. Und als man sie nicht mehr verstand, legte man ihnen latreutischen Character bei - was einerseits eine glückliche Idee ist, weil es eine zusätzliche Dimension eröffnet und die Gott-Gerichtetheit der Liturgie unterstreicht. andererseits errichtet es aber auch eine Barriere, die durch die beste Homilie nicht restlos abgebaut werden kann.
In einer Zeit, die den symbolischen Wert solcher Barrieren nicht wahrnehmen kann, muß man schon darüber nachdenken können, ob man sie beseitigen soll. Oder wo und wann: In der "Gemeindemesse", die nach dem Begriff, nicht nach der liturgischen Realität, durchaus positive Seiten hat, ist m.E. gegen volkssprachliche Lesungen nichts zu sagen. Im feierlichen Hochamt sieht das schon anders aus. Ich denke, wir müssen hier davon wegkommen, da in einander ausschließenden Gegensätzen zu denken.
Das sage ich bis jetzt ohne jeden Gedanken an Umsetzbarkeit in der Praxis. Wenn ich diese Dimension mit einbeziehe, denke ich, daß es nie wieder so sein wird (und auch nicht unbedingt so sein muß), daß die Lesungen in allen Messen verpflichtend (auch) in der Sprache der Liturgie vorgetragen werden. Aber es sollte eben auch nie wieder so sein (wie es jetzt ist), daß einem Vortrag auch der Lesungen zu hervorgehobenen Anlässen in lateinischer Sprache mit hysterischer Abwehr begegnet wird.