Ein KATH.NET-KLARTEXT von Bischof Andreas Laun
Und weiter: Wenn es so wäre, dass „die Sexualmoral“ der Kirche wirklich nur Menschenwerk ist, dann wäre auch eine „reformierte Sexualmoral“ wieder nur Menschenwerk und dann hätte die alte und neue Moral mit Recht jeden Anspruch gehört und befolgt zu werden verloren! Die Glaubwürdigkeit der Kirche wäre wirklich bis in die Wurzeln hinein zerstört, weil sie viele Jahrhunderte hindurch die Menschen betrogen, sie ohne jedes Recht bevormundet und ihnen unnötige Lasten auferlegt hätte! Warum sollte man ihr irgendein moralisches Urteil noch glauben und warum den Professoren, die ohnehin das Maß der Zeit anzulegen scheinen?
"Die" Atheisten sagen, es ist alles erlaubt, unter zwei Voraussetzungen: Volljährigkeit und Einvernehmlichkeit. Wobei die meisten von ihnen, nehme ich mal an, sich auch eine
in Liebe, Treue und gegenseitiger Sorge verantwortungsvoll gelebte Partnerschaft wünschen. Zumindest, wenn sie etwas älter geworden sind. Und für diese Einsicht brauchen sie weder eine Kirche noch Theologieprofessoren. Es ist eben ein
Wert an sich. Aber ein unverbindlicher. In der Kirche ist die Ehe ein Sakrament. Ein Heilsmittel einer Wirklichkeit, die auf gleichgeschlechtliche Gefühle und gescheiterte Paarbeziehungen keine Rücksicht nimmt. Um die Menschen zu bevormunden und ihnen unnötige Lasten aufzuerlegen?
Es ist eben eine andere Wirklichkeit, eine, die sich nicht aus der Geschlechtlichkeit speist, sondern die diese geschaffen hat. Und das Ergebnis der Geschlechtlichkeit erlaubt möglicherweise einen Blick auf die Beschaffenheit dieser Wirklichkeit und
ihrer Gefühlswelt. Und diese ist wie ein wohlgeschnittener Strauch. Inmitten des heillosen Wucherns. Der scheinbare Mangel an Rücksicht auf gleichgeschlechtliche Gefühle und gescheiterte Paarbeziehungen ist der Wunsch nach Licht und Wärme für alle Sträucher, we sie dort stehen.