Haben wir eine Mess-Inflation/-Monokultur?

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holzi
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Haben wir eine Mess-Inflation/-Monokultur?

Beitrag von holzi »

Mal eine Frage, die mir in den letzten Jahren öfters mal im Kopf rumgespukt hat:

Ich bemerkte, daß zu allen möglichen Gelegenheiten (gerade in Verbänden, ich hab das konkret oft so bei Kolping erlebt) eine Hl. Messe gelesen wird. Mir scheint es manchmal aber angebrachter, das Hl. Meßopfer weniger inflationär zu feiern, also auch einmal andere Formen des Gottesdienstes wie Andachten, Vespern etc. in Betracht zu ziehen. Gerade bei Andachten kann auch ohne gröbere Liturgieverstöße einmal etwas "gestaltet" werden, können auch Laien einmal eine Art Predigt abgeben, ohne das Predigtverbot in der Messe missachten zu müssen. Warum wird aber all das immer in eine Messe gepackt?

Was meint Ihr? Bin ich da zu pingelig?

Kirchenjahr
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Re: Haben wir eine Mess-Inflation?

Beitrag von Kirchenjahr »

Die Feier der Eucharistie ist Mittelpunkt des kirchlichen Lebens. Ich möchte damit nicht Andachten oder Vespern herabwürdigen.

Eine moraltheologische Beurteilung, ob eine von liturgischen Mißbräuchen geprägt hl. Messe schlechter sei, als eine ordentliche Vesper möchte ich hier nicht abgeben. Der Zwang, gestalten zu müssen, ist der hl. Messe fremd, da der dreieinige Gott selbst an uns handelt.

Das Konzil von Trient begrüßt das Lesen einer Vielzahl hl. Messen (durch viele Priester).

Was meinst Du konkret mit "Inflationär"? Ein Mal am Tag?

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holzi
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Re: Haben wir eine Mess-Inflation?

Beitrag von holzi »

Kirchenjahr hat geschrieben:Was meinst Du konkret mit "Inflationär"? Ein Mal am Tag?
Ich meine hier nicht die Anzahl der regelmäßigen Messen pro Tag aus der Sicht des Priesters, sondern aus der Sicht der "Bemessten" die Feier zusätzlicher Messen für alle möglichen und unmöglichen Anlässe. wie vor Sportereignissen in Turnhallen, bei Vereinsjubiläen in Bierzelten, es wird halt hier noch irgendwie eine Messe dazwischengepackt. Ich fände es sinnvoller, entweder wie angedeutet, Andachten, Vespern etc zu feiern und/oder geschlossen in die nächste planmäßige Messe zu gehen.

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ad-fontes
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Re: Haben wir eine Mess-Inflation?

Beitrag von ad-fontes »

@Holzi:
Im Prinzip hast du recht. Nur würde ich nicht von inflationär reden, sondern von "missaler Monokultur".

Terz, Vesper, Andachten, vor allem Rosenkranz und eucharistische Anbetung; - es braucht mehr davon. Das muß / sollte allerdings nicht auf Kosten der hl. Messe gehen. Aber solange jede Messe eine Gemeindemesse sein muß und Stillmessen gebannt sind, ist die hl. (Werktags-)Messe in der ordentl. Form der einfachere, bequemere Weg.*


*Wären die Gebete zur Vorbereitung und zur Danksagung nach der Messe noch vorgeschrieben, wäre das mit dem bequemer vielleicht auch schon nicht mehr so der Fall.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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holzi
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Re: Haben wir eine Mess-Inflation/-Monokultur?

Beitrag von holzi »

ad-fontes hat geschrieben:@Holzi:
Im Prinzip hast du recht. Nur würde ich nicht von inflationär reden, sondern von "missaler Monokultur".
Ich denke, das trifft es in der Tat genauer und daher habe ich den Titel angepasst.

michaelis
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Re: Haben wir eine Mess-Inflation?

Beitrag von michaelis »

Ich gebe dir voll und ganz recht.

Gerade Stiftungsfeste und Jubiläen könnten z.T. deutlich angemessener in Form einer (feierlichen) Vesper begangen werden.
Vor allem bei Stiftungsfesten bürgerlicher Vereine hätten es, neben der Tatsache daß eine mögliche Interkommunion hier gar nicht in Frage käme, den Vorteil, daß das Gedenken des Patrons im Stundengebet deutlicher wird als in der Messfeier.

Und auch für ökumenische Feiern bieten sich Terz und Vesper am ehesten an, denn Gebet und Psalter sind eben vollkommen konfessionsübergreifend.

In der Wahrnehmung dieser Gottesdienstformen für feierliche Anlässe können wir z.B. von den Anglikanern, aber auch vom päpstlichen Zeremoniell, noch viel lernen.

Für "Feierlichkeiten" empfehlen sich Andachten aufgrund ihres Charakters übrigens eher nicht.

Nebenbei:
Die Sache mit der möglichen Predigt von Laien hast du ja schon angesprochen. Aus dieser Tatsache eröffnet sich übrigens auch eine passende Möglichkeit der Predigtausbildung der Seminaristen.

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ad-fontes
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Re: Haben wir eine Mess-Inflation/-Monokultur?

Beitrag von ad-fontes »

Das Thema halte ich für das Wohl der Kirche für sehr wichtig. Aus Zeitmangel muß ich meine Gedanken leider verknappen und in die folgende Formel pressen:

Zur hl. Messe drängt alles,
am Stundengebet hängt alles.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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