Welche Bibelausgaben gelesen werden war schon mehrfach in diesem und in ähnlichen treads zum Austausch freigestellt.
Ich möchte dieses Thema wieder neu aufmachen. Allerdings vor einem anderen Hintergrund.
Meine Frage:
Welche deutschen Ausgaben gibt es als Online-Ausgaben? Ich finde da die Einheitsübersetzung, Menge, Elberfelder u.s.w. Ich finde nicht z. B. Allioli/Arndt, Kürzinger, Henne/Rösch u. v. a. mehr. Gerne möchte ich mir so eine Art Konkordanz zusammenstellen, in der ich Übersetzungen mehrerer Bibelübersetzer nebeneinanderstellen kann. ILeider kann ich weder griech. noch hebr., und latein nicht so gut. Ich stelle mir vor, dass ich durch nebeneinanderliegende Übersetzungen den Text noch besser verstehen kann.
So etwas zu erarbeiten geht mit Onlinausgaben wahscheinlich am besten, jedenfalls am schnellsten. Alternativ bleibt sonst nur: Abschreiben, so wie es in den alten Klöstern üblich war – auch damals beschwerlich. Gibt es Hilfe?
ich hab 2 EÜ im schrank - eine mit Duzenden Lesezeichen zum Blitznachschlagen von Textstellen in Prof.Ratzingers u.a. Werken mit Kurzkommentar von Eleonore Beck, eine Dt(Fraktur)/Vulgata/Griechisch/St.Johns - Übersetzung NT, ansonsten eine Lutherbibel mit Kommentar von Dr. K.M. Fischer+/Leipzig 1986
Im Regal stehen ansonsten Schlachter, Züricher, Merian (Nachdruck), Oxford Edition und eine (bitte nicht lachen) Neue Welt Übersetzung...
Uns ist geschenkt sein Heilger Geist
Ein Leben das kein Tod entreißt.
Jesus rettet!
Buddha macht nur inkrementelle Backups…
Wichtig ist, dass die Bibel nicht nur überliefert ist, sondern dass Überlieferung immer auch Übersetzung bedeutet und Übersetzungen immer auch Veränderungen mit sich bringen. Deshalb sollte man die Veränderungen vergleichen und nach dem einen Geist suchen, der alle Übersetzungen über die Zeiten hinweg verbindet. Und dann geht es natürlich um die eigene Übersetzung in das alltägliche Leben.
Ovi hat geschrieben: Deshalb sollte man die Veränderungen vergleichen und nach dem einen Geist suchen, der alle Übersetzungen über die Zeiten hinweg verbindet.
Das z.B. wäre der geeignete hermeneutische Schlüssel: "Iesus Christus heri et hodie idem, et in saecula!" (Hebr 13,8)
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
In unserem Haushalt gibt es nur eine uralte Bibel mit winziger Schrift - nix für alte Leute. Aber abgesehen davon: Es gibt ja einen Haufen unterschiedlicher Bibelausgaben resp. Übersetzungen. Was würdet ihr als schlichte "Alltagsbibel" empfehlen?
Pattloch (Meinrad Stenzel und Vinzenz Hamp für das AT, Josef Kürzinger für das NT), die original Jerusalem-Bibel…das sind meine Empfehlungen. Es ist nicht so schlimm, wenn der Wortlaut der einzelnen Schriftstellen nicht der ist, wie in der Kirche. Die Einheitsübersetzung ist nicht ohne gravierende Mängel, insbesondere im NT.
anneke6 hat geschrieben:... die original Jerusalem-Bibel… Die Einheitsübersetzung ist nicht ohne gravierende Mängel, insbesondere im NT.
Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise. Ich habe mir die "alte" Jerusalem-Bibel bestellt, denn neu scheint es sie ja nur noch mit der Einheitsübersetzung (aber mit den "alten" Kommentaren) zu geben...
anneke6 hat geschrieben:... die original Jerusalem-Bibel… Die Einheitsübersetzung ist nicht ohne gravierende Mängel, insbesondere im NT.
Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise. Ich habe mir die "alte" Jerusalem-Bibel bestellt, denn neu scheint es sie ja nur noch mit der Einheitsübersetzung (aber mit den "alten" Kommentaren) zu geben...
Wolfgang
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
Am nächsten am Grundtext ist die Elberfelder Bibel in der unrevidierten Version, besser verständlich ist die Revidierte.
Die NEÜ ist eine sehr nah am Grundtext orientierte Übertragung ins heutige Deutsch.
@ ad-hoc
Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Bundes, von Rießler - Storr, Matthias Grünewald Verlag Mainz, X. Auflage von 58 hab ich mir auf deine Empfehlung hin besorgt, ich habe sie erst zwei Wochen, finde sie aber sehr interessant.
Vielleicht später noch einmal ein Feedback.
anneke6 hat geschrieben:... die original Jerusalem-Bibel… Die Einheitsübersetzung ist nicht ohne gravierende Mängel, insbesondere im NT.
Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise. Ich habe mir die "alte" Jerusalem-Bibel bestellt, denn neu scheint es sie ja nur noch mit der Einheitsübersetzung (aber mit den "alten" Kommentaren) zu geben...
Sehr geehrter Herr Ketelhohn,
hier get es um die immer wiederkehrende Frage, welche Bibelübersetzung "ich" lesen und studieren soll, wenn mir das Lateinische, Griechische oder gar Hebräische nicht im Hirn präsent ist; aber doch sehr nahe am Urtext (?) gearbeitet werden soll. Ich habe gerade einmal Ihren Link viewtopic.php?p=89795#p89795 angesehen und verglichen mit meiner 4. Auflage (1907) von Allioli/Arndt, sowie dem Kürzinger-NT von 1963. In beiden Versionen sind die in der Einheitsübersetzung weggelassenen Verse 44 und 46 vorhanden.
Offensichtlich sind Sie ein studierter Theologe mit hoher Fachkompetenz. Deswegen die einfache Frage: Sind beide Werke heute OK?
Anizet hat geschrieben:Offensichtlich sind Sie ein studierter Theologe
Um Himmels willen, nein!
Allioli/Arndt und Hamp/Stenzel/Kürzinger sind auf jeden Fall der Einheits-
übersetzung und den diversen „revidierten“ Übersetzungen (Luther, Elber-.
felder, Schlachter etc., die parallel entstandenen Neuübersetzungen gehö-
ren auch hierher) vorzuziehen.
Andererseits sind sie auch nicht ohne Probleme. Allioli/Arndt ist nun wirk-
lich nicht mehr taufrisch, wird in manchem also doch als veraltet anzusehen
sein (wobei aber vieles, was heute als neue Erkenntnis verkauft wird, keines-
wegs neu ist, sondern Ende des 19. Jht.s bereits wohlbekannt war und von
den kirchlichen Exegeten ganz bewußt zurückgewiesen wurde).
Ferner übersetzen Allioli/Arndt aus der Vulgata. Abweichungen vom griechi-
schen „Original“ sind also einzukalkulieren (wobei sich auch gleich wieder
eine Frage erhebt: was nämlich eigentlich das „Original“ sei? textus receptus?
byzantinischer Mehrheitstext? codices Sinaiticus & Vaticanus? …).
Bei Hamp/Stenzel/Kürzinger halte ich die Kommentare vielfach für wenig
brauchbar. Hier wird oft bereits der Geist vorweggenommen, der in der fol-
genden Übersetzungsgeneration in den übersetzten Text selbst eingedrun-
gen ist. Ferner übersetzen sie das AT aus dem Hebräischen, was ich für eine
höchst zweifelhafte Entscheidung halte. Die Bibel der alten Kirche und der
Väter war die griechische Fassung der LXX. Die ist somit bei Allioli/Arndt wie
bei Hamp/Stenzel außen vor. Hier empfiehlt sich, wenn nicht den Original-
text, so die neue deutsche LXX-Übersetzung heranzuziehen, die wohl weni-
ger für flüssige Lektüre oder gar liturgische Zwecke geeignet ist, sondern
philologisch interessiert (ich habe sie selbst noch nicht in Händen gehalten),
damit aber für exegetische Fragestellungen wohl gut geeignet und sicher
hilfreich, wenn einer bei der Bibellektüre in andern Übersetzungen über
Merkwürdigkeiten oder Widersprüche stolpert.
Kurz, die Ideallösung gibt es, soweit ich sehe, nicht. Man sollte, sobald sich
Fragen stellen, vergleichen. Als Lesetext wird man sich gleichwohl für einen
entscheiden müssen. In der Familie verwenden wir bei Bedarf die Pattloch-
Bibel (große Familienausgabe), also Hamp/Stenzel/Kürzinger. Persönlich grei-
fe ich, wenn denn zu einer deutschen Übersetzung in Buchgestalt, zu Allioli/
Arndt – meist aber gleich am Rechner zum Schlachter. Und sonst überhaupt
lieber zur Vulgata, ob am Rechner oder aus dem Regal.
Ansonsten kann man, mit den schon genannten Einschränkungen, sicher
auch die alte Jerusalemer gebrauchen, aber durchaus auch den originalen
Luther, wenn man weiß, daß er den Kanon eingekürzt hat (aber die heraus-
gekürzten Teile sind ja meist als vorgebliche „Apokryphen“ beigegeben).
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Vulgata und Allioli-Bibel (& LXX) sind sicherlich sehr geeignet, wenn man "auf der sicheren Seiten" bleiben möchte. Aber, wie gesagt, hat niemand besondere "Erfahrungen" mit der Kepplerbibel?
anneke6 hat geschrieben:Luther (zumindest in der 1912 revidierten Fassung) läßt sich ziemlich gut lesen, aber ich fühle mich nicht wohl dabei, eine Lutherbibel in den Händen zu halten. "Lasse kein Wort aus", sagte der Herr zum Propheten Jeremia, aber Luther warf ganze Bücher aus der Bibel. Im Neuen Testament fügte er eigenmächtig das Wort "allein [durch den Glauben]" in den Römerbrief ein, und änderte die Reihenfolge der Bücher nach seiner eigenen Ordnung der Relevanz. Er erstellte sozusagen einen Kanon innerhalb des Kanons. Besondere Probleme hatte er mit dem Jakobusbrief, in dem ja bekanntlich nicht nur Glaube, sondern auch Werke gefordert werden.
Holla!
Das war mir neu. Andererseits wundert es mich auch nicht, weil Röm. 3, 28 — in dieser Form — ja die Lieblingsstelle der Protestanten im Römerbrief ist.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Falls du Lust hast (oder sonst wer), einmal etwas tiefer in die Übersetzungsproblematik
einzusteigen, dann habe ich noch ein paar Hinweise auf beispielhafte Untersuchungen dazu:
Zunächst werde ich mich mit der "alten" Jerusalemer begnügen. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man irgendwann tiefer bohren möchte - also schon mal herzlichen Dank für die interessanten Links/Hinweise...
Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Bundes, von Rießler - Storr, Matthias Grünewald Verlag Mainz, X. Auflage von 58 hab ich mir auf deine Empfehlung hin besorgt, ich habe sie erst zwei Wochen, finde sie aber sehr interessant.
Vielleicht später noch einmal ein Feedback.
Würde mich wirklich sehr freuen.
Nicht uninteressant an dieser Bibel ist, dass ihr knapp 80 Seiten an Erläuterungen und Auswertungen beigefügt sind sowie 15 Seiten "Einige Winke zur Auswertung des Neuen Testaments".
Ausführlicher sind die Erläuterungen und Auswertungen natürlich in der "Kleinen Jerusalemer Bibel", die in meiner Ausgabe, Verlag Herder 1968, Neuausgabe Freiburger Graphische Betriebe 1991, nur das NT einschl. der Psalmen beinhält.
Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)
ad_hoc hat geschrieben:
Nicht uninteressant an dieser Bibel ist, dass ihr knapp 80 Seiten an Erläuterungen und Auswertungen beigefügt sind sowie 15 Seiten "Einige Winke zur Auswertung des Neuen Testaments".
Ja das ist mir auch als erstes angenehm aufgefallen.
Heute kam ich ins stutzen bei den Psalmen.
Bisher wusste ich nicht, dass es da eine unterschiedliche Zählweise gibt, bzw. dass es entsprechend der Zählweise sogar 151 Psalmen gibt.
Ist das in allen kath. Bibeln so oder ist das eine Eigenheit dieser Übersetzung?
Der 151. ist apokryph. Ansonsten ist das, grob gesagt, der Unterschied zwischen kirchlicher Zählung (nach LXX) und nachmasoretischer Synagogenzählung, welch letztere Luther übernehmen zu müssen meinte, dem diesbezüglich die katholischen Übersetzungen neuerdings sabbernd hinterherhecheln.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Inzwischen habe ich eine Vermutung, warum die Einheitsübersetzung an so vielen Stellen ungenau übersetzt: Damit die Priester ihre eitle Gelehrsamkeit während der Predigt zur Schau stellen können: "Im griechischen Text steht hingegen ..."
Je öfter ich es höre, umso mehr sehe ich meine These bestätigt. Beispiel von gestern (2. Thess. 3, 5 - Einheitsübers.): "Der Herr richte euer Herz darauf, dass ihr Gott liebt und unbeirrt auf Christus wartet."
Dagegen Schlachter 2000: "Der Herr aber lenke eure Herzen zu der Liebe Gottes und zum standhaften Ausharren des Christus!"
Vulgata: patientia Christi = Geduld Christi.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)
Besser noch Schlachter original, meine ich: »Der Herr aber lenke eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu der Geduld Christi«. Griechisch: ῾Ο δὲ κύριος κατευϑύναι ὑμῶν τὰς καρδίας εἰς τὴν ἀγάπην τοῦ ϑεοῦ καὶ εἰς τὴν ὑπομονὴν τοῦ Χριστοῦ. Als ich deinen Beitrag las, dachte ich spontan: Na ja, ein typisches Genitivus-subjectivus-objectivus-Problem. Nach dem Blick in den griechischen Text stelle ich fest: Du hast recht. Die Version der Einheitsübersetzung ist hier aus lexikalischen Gründen unmöglich. Beide Male genitivus subjectivus, nicht objectivus.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.