Meine Stoßrichtung war eher umgekehrt - warum man es nicht auch im Levitenamt abgeschafft hat. Ich halte es für ungefähr so sinnvoll wie Akklamationen inmitten des Hochgebets.Berolinensis hat geschrieben:Nur ganz knapp: Der Gedankengang war so: Wohl nicht zuletzt, weil die Kommunion der Gläubigen innerhlab der hl. Messe in der Neuzeit eher der Ausnahme- als der Regelfall war, enthält das Missale hierüber gar keine Rubriken. Diese werden dann ersetzt aus dem Rituale Romanum, wo sie an sich für die hl. Kommunion außerhalb der Messe galten. Insofern wurde dann das zweite Confiteor unter den in dieser Phase der Liturgischen Bewegung ja so gern verwendeten Begriff der unnützen Doppelung gefaßt und also gestrichen. Warum man dies für das Levitenamt nicht konsequenterweise auch getan hat, weiß ich nicht, bin aber froh darum, nicht zuletzt, weil uns dadurch der schöne Ton, in dem die Diakone es singen, erhalten geblieben ist.
Verschiedene Fragen zur alten Messe
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Das ist eben Bugninis unausgegorener Archäologismus. Solche Unsinnigkeiten durchziehen ja, bei allem Positiven was auch zu erwähnen ist, die gesamte Liturgiereform.
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Bezogen auf die normale Gebetsrichtung versus crucem, wäre ein Drehung um 90° jedenfalls zuwenig und eine um 180° deutlich zuviel (vgl. die Formulierung bei Hartmann). Idealerweise dreht sich der Priester also etwa um 135°, sodaß er inkl. des kleinen Seitenschrittes (um dem Allerheiligsten nicht direkt den Rücken zuzukehren) das Kreuzzeichen über die in der Mitte knienden Ministranten machen kann (vgl. auch die Angaben bei Hartmann auf Seite 524 - §197 Spendung der Kommunion außerhalb der Messe).Hubertus hat geschrieben:Gibt es eine allg. übliche Praxis bezüglich der Drehung der Priesters zu Indulgentiam etc. vor der Austeilung der hl. Kommunion?
Ich habe jetzt schon eine volle Halbdrehung (180°) des Priesters erlebt, ein "Aufklappen" um ca. 45° vom Altar weg; die letzten Male ist mir da gar nichts aufgefallen. Im HARTMANN wird (9.Aufl. 1901, 384) davon gesprochen, daß der Priester "sich ein wenig zum Volke hin" dreht ...
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Das "Herr, ich bin nicht würig" auch?Kilianus hat geschrieben:Meine Stoßrichtung war eher umgekehrt - warum man es nicht auch im Levitenamt abgeschafft hat. Ich halte es für ungefähr so sinnvoll wie Akklamationen inmitten des Hochgebets.Berolinensis hat geschrieben:Nur ganz knapp: Der Gedankengang war so: Wohl nicht zuletzt, weil die Kommunion der Gläubigen innerhlab der hl. Messe in der Neuzeit eher der Ausnahme- als der Regelfall war, enthält das Missale hierüber gar keine Rubriken. Diese werden dann ersetzt aus dem Rituale Romanum, wo sie an sich für die hl. Kommunion außerhalb der Messe galten. Insofern wurde dann das zweite Confiteor unter den in dieser Phase der Liturgischen Bewegung ja so gern verwendeten Begriff der unnützen Doppelung gefaßt und also gestrichen. Warum man dies für das Levitenamt nicht konsequenterweise auch getan hat, weiß ich nicht, bin aber froh darum, nicht zuletzt, weil uns dadurch der schöne Ton, in dem die Diakone es singen, erhalten geblieben ist.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Danke.Gamaliel hat geschrieben:Bezogen auf die normale Gebetsrichtung versus crucem, wäre ein Drehung um 90° jedenfalls zuwenig und eine um 180° deutlich zuviel (vgl. die Formulierung bei Hartmann). Idealerweise dreht sich der Priester also etwa um 135°, sodaß er inkl. des kleinen Seitenschrittes (um dem Allerheiligsten nicht direkt den Rücken zuzukehren) das Kreuzzeichen über die in der Mitte knienden Ministranten machen kann (vgl. auch die Angaben bei Hartmann auf Seite 524 - §197 Spendung der Kommunion außerhalb der Messe).Hubertus hat geschrieben:Gibt es eine allg. übliche Praxis bezüglich der Drehung der Priesters zu Indulgentiam etc. vor der Austeilung der hl. Kommunion?
Ich habe jetzt schon eine volle Halbdrehung (180°) des Priesters erlebt, ein "Aufklappen" um ca. 45° vom Altar weg; die letzten Male ist mir da gar nichts aufgefallen. Im HARTMANN wird (9.Aufl. 1901, 384) davon gesprochen, daß der Priester "sich ein wenig zum Volke hin" dreht ...

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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Die Predigt ist doch in der ao. Form nach wie vor kein Teil der Messe, oder?
Ich frage, weil ein Priester der Diözese Würzburg mich veranlasst, an meinem
Verstand zu zweifeln, indem er zur Predigt sowohl Kasel als auch Manipel trägt.
Vulpius
Ich frage, weil ein Priester der Diözese Würzburg mich veranlasst, an meinem
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Domum superborum demolietur Dominus.
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Richtig.Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Die Predigt ist doch in der ao. Form nach wie vor kein Teil der Messe, oder?
Wo hat er denn gepredigt? Von der Kanzel? Wenn Letzteres nicht der Fall war, dann steht es ihm laut Hartmann (Rubrizistik) frei, ob er beides anbehält oder ablegt.Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Ich frage, weil ein Priester der Diözese Würzburg mich veranlasst, an meinem Verstand zu zweifeln, indem er zur Predigt sowohl Kasel als auch Manipel trägt.
Müller-Frei (Riten- und Rubrikenbuch) ist noch großzügiger und sagt:
Predigt der Zelebrant selbst, so kann er das am Altar tun, oder an der Kommunionbank, oder auf der Kanzel; wenn nicht am Altar, legt er meistens Meßgewand und Manipel ab, setzt aber das Birett auf.
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Von einer Art Ambo aus.Gamaliel hat geschrieben:Wo hat er denn gepredigt? Von der Kanzel? Wenn Letzteres nicht der Fall war, dann steht es ihm laut Hartmann (Rubrizistik) frei, ob er beides anbehält oder ablegt.Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Ich frage, weil ein Priester der Diözese Würzburg mich veranlasst, an meinem Verstand zu zweifeln, indem er zur Predigt sowohl Kasel als auch Manipel trägt.
(Die Ausstattung der Kapelle ist nicht gerade ideal für die ate Messe, lässt sich aber irgendwie "umfunktionieren".)
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Wo ist das definiert, daß das nicht nur eine Ansichtssache ist?Gamaliel hat geschrieben:Richtig.Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Die Predigt ist doch in der ao. Form nach wie vor kein Teil der Messe, oder?
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Nein, da ist die Lage völlig anders. (Ich halte übrigens auch dessen dreimalige Wiederholung in der ao. Form für angemessener, die einmalige Variante in der o. Form rauscht mir zu schnell durch.)ad-fontes hat geschrieben:Das "Herr, ich bin nicht würig" auch?Kilianus hat geschrieben:Meine Stoßrichtung war eher umgekehrt - warum man es nicht auch im Levitenamt abgeschafft hat. Ich halte es für ungefähr so sinnvoll wie Akklamationen inmitten des Hochgebets.Berolinensis hat geschrieben:Nur ganz knapp: Der Gedankengang war so: Wohl nicht zuletzt, weil die Kommunion der Gläubigen innerhlab der hl. Messe in der Neuzeit eher der Ausnahme- als der Regelfall war, enthält das Missale hierüber gar keine Rubriken. Diese werden dann ersetzt aus dem Rituale Romanum, wo sie an sich für die hl. Kommunion außerhalb der Messe galten. Insofern wurde dann das zweite Confiteor unter den in dieser Phase der Liturgischen Bewegung ja so gern verwendeten Begriff der unnützen Doppelung gefaßt und also gestrichen. Warum man dies für das Levitenamt nicht konsequenterweise auch getan hat, weiß ich nicht, bin aber froh darum, nicht zuletzt, weil uns dadurch der schöne Ton, in dem die Diakone es singen, erhalten geblieben ist.
Meine Bedenkenen gegen das Kommunioncontifteor:
1. Es ist in der Tat eine Dublette zum Confiteor am Eingang der Messe.
2. Dadurch wird seine inhaltliche Funktion verunklart. Das Confiteor bei der Eröffnung ist - anders als in der ordentlichen Form - ein Gebet des Klerus sowie der Assistenz zur Vorbereitung auf seine/ihre spezifische Rolle beim Altardienst, und damit ist es eben kein Gebet des ganzen Volkes zur Vorbereitung auf die Hl. Messe. Und das ist auch durchaus plausibel. Wieso aber Klerus und Assistenz auch zum Empfang der Hl. Kommunion eine (im Vergleich zu den anderen Kommunikanten zusätzliche) Vorbereitung brauchen, erschließt sich mir nicht. Wenn es aber ein doch Vorbereitungsgebet aller Kommunikanten, also auch des kommunizierenden Volkes sein soll, warum wird es dann - anders als das "Domine non sum dignus" - nicht von allen gesprochen?
3. Das Kommunionconfiteor ist von seiner Zielrichtung her eine Dublette zum "Domine non sum dignus".
4. Das Kommunionconfiteor läuft ins Leere. Die Altardiener bekennen ihre Schuld gegenüber einem Zelebranten, der ihnen (hoffentlich) gar nicht zuhört, weil er gerade mit seiner eigenen Kommunion beschäftigt ist. Interessant ist da der Unterschied zum Confiteor am Beginn der Messe: Da hört der Zelebrant nämlich (jedenfalls auf der rituellen Ebene) wirklich zu, er ist nämlich mit nichts anderem beschäftigt.
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Ob das irgendwo definiert ist, weiß ich nicht.ad-fontes hat geschrieben:Wo ist das definiert, daß das nicht nur eine Ansichtssache ist?Gamaliel hat geschrieben:Richtig.Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Die Predigt ist doch in der ao. Form nach wie vor kein Teil der Messe, oder?
Die Predigt ist aber zunächst eine Pflicht gewisser Amtsinhaber, der sie gemäß bestimmten Regeln nachzukommen haben. Mit der Zelebration der hl. Messe ist sie nicht verknüpft. Priester, die kein Amt mit Predigtverpflichtung innehaben, können das ganze Jahr die hl. Messe zelebrieren ohne je zu predigen.
Im Meßbuch selbst gibt es nur eine einzige Rubrik zu diesem Thema und die gibt lediglich den geeigneten Zeitpunkt an, wann eine Predigt innerhalb der Messe gehalten werden soll, sofern überhaupt gepredigt wird.
Ich sehe nicht, wie die Predigt Teil der Meßliturgie sein sollte.RGMR 474 hat geschrieben:Post Evangelium, praesertim in dominicis et diebus festis de praecepto, habeatur, iuxta opportunitatem, brevis homilia ad populum. Homilia vero, si fiat ab alio sacerdote ac celebrante, non superimponatur Missae celebrationi, impediendo fidelium participationem; proinde, hoc in casu, Missae celebratio suspendatur, et tantummodo expleta homilia resumatur.
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Im Gegenteil: Die von Gamaliel zitierte Rubrik sagt ja ganz klar, daß die Zelebration der Messe für die Predigt unterbrochen werden soll, woraus sich klar ergibt, daß die Predigt kein Teil der Messe ist.
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Hm, so habe ich das noch nie gesehen. Ich bin immer davon ausgegangen, daß zu Beginn der Ministrant die Gemeinde darstellt. Gibt's nicht auch den Brauch, daß bei Fehlen eines Ministranten ein Gläubiger den Text spricht? Das spräche ja gegen die These, daß das eine Altardiener-interne Sache ist.Kilianus hat geschrieben: 2. Dadurch wird seine inhaltliche Funktion verunklart. Das Confiteor bei der Eröffnung ist - anders als in der ordentlichen Form - ein Gebet des Klerus sowie der Assistenz zur Vorbereitung auf seine/ihre spezifische Rolle beim Altardienst, und damit ist es eben kein Gebet des ganzen Volkes zur Vorbereitung auf die Hl. Messe. Und das ist auch durchaus plausibel. Wieso aber Klerus und Assistenz auch zum Empfang der Hl. Kommunion eine (im Vergleich zu den anderen Kommunikanten zusätzliche) Vorbereitung brauchen, erschließt sich mir nicht. Wenn es aber ein doch Vorbereitungsgebet aller Kommunikanten, also auch des kommunizierenden Volkes sein soll, warum wird es dann - anders als das "Domine non sum dignus" - nicht von allen gesprochen?
Und vor der Kommunion denke ich auch, daß der Diakon bzw. die Ministranten {wird bei der FSSP Wien übrigens auch im nicht-levitierten Amt und sogar in der Stillmesse gemacht - war mir nicht bewußt, daß das nach Missale 1962 eigentlich falsch ist} die Gemeinde darstellen. Was sich auch darin äußert, daß die meisten Gläubigen sich bei der an den Ministranten gerichteten Absolution bekreuzigen.
Und der Grund, warum's nicht alle sprechen, ist wohl nur der, daß damals nicht jeder Latein konnte. (Übrigens, schon mein 1933er Schott geht davon aus, daß zB das Stufengebet [also der Ministranten-Part] von der Gemeinde gesprochen wird, "wo es gestattet ist". Bei Kommunion-Confiteor bin ich mir nicht sicher, was da steht. Ich werde zu Hause nachschauen.)
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Wann beginnt die Messe eigentlich? Bereits mit dem Stufengebet? Oder erst mit dem Introitus des Priesters?Berolinensis hat geschrieben:Insofern wurde dann das zweite Confiteor unter den in dieser Phase der Liturgischen Bewegung ja so gern verwendeten Begriff der unnützen Doppelung gefaßt und also gestrichen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Aus dem Bauch: Asperges gehört noch nicht zur Messe, aber das Stufengebet schon, deswegen wird zu letzterem auch schon das Meßgewand getragen und zur Asperges der Rauchmantel.
Aber die gegenteilige Ansicht gibt's sicher auch.
Aber die gegenteilige Ansicht gibt's sicher auch.
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Weiteres Indiz für meine These:Firmian hat geschrieben:
Hm, so habe ich das noch nie gesehen. Ich bin immer davon ausgegangen, daß zu Beginn der Ministrant die Gemeinde darstellt.
Der Priester sagt Misereatur vestri omnipotens Deus, also "Euch", auch wenn's nur ein Ministrant ist.
(Falls einer sagt, das ist halt der Standardtext, weil's meistens mehrere Ministranten sind: Normalerweise ist das Meßbuch schon so konsequent, die grammatisch richtigen Formen anzubieten, zB die Unterscheidung requiscat bzw. requiescant in pace je nach Anzahl der Verstorbenen.)
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Der Priester sagt bei seinem Confiteor "vobis fratres". Da zum Volk auch Frauen gehören und Frauen in der Liturgie immer extra mit benannt werden ("famulorum famularumque" etc.), müssen wir davon ausgehen, daß wir hier keinen Dialog von Priester und Volk haben, sondern von Priester und Assistenz-/Hilfs-/Ersatzklerikern. Es handelt sich nach Jungmann ursprünglich um eine Apologie nur des Priesters, herausgewachsen aus dem stillen Gebet des Papstes im römischen Stationsgottesdienst, später dann um einen Dialog zwischen Priester und Diakon, der wiederum entsprechender Bekenntnispraxis im Stundengebet nachgebildet ist.Firmian hat geschrieben:Weiteres Indiz für meine These:Firmian hat geschrieben:
Hm, so habe ich das noch nie gesehen. Ich bin immer davon ausgegangen, daß zu Beginn der Ministrant die Gemeinde darstellt.
Der Priester sagt Misereatur vestri omnipotens Deus, also "Euch", auch wenn's nur ein Ministrant ist.
(Falls einer sagt, das ist halt der Standardtext, weil's meistens mehrere Ministranten sind: Normalerweise ist das Meßbuch schon so konsequent, die grammatisch richtigen Formen anzubieten, zB die Unterscheidung requiscat bzw. requiescant in pace je nach Anzahl der Verstorbenen.)
Natürlich findest Du immer auch Gegenbeispiele: Eine fränkische Bearbeitung römischer Rubriken aus dem 8. Jahrhundert läßt den Zelebranten für seine und die Sünden des Volkes beten. (Von einem Bekenntnis der Ministri ist da allerdings noch längst nicht die Rede, von daher betrifft es unsere Frage nicht direkt.) Und im Missale von Tours (1533) beginnt das Confiteor des Priesters dann tatsächlich mit "Fratres et sorores" (alles nach Jungmann).
Mit beachten sollte man vielleicht auch noch die Einordnung des Confiteor ins Stufengebet und damit des "Introibo". Auch dessen Rezitation hat - und das ergibt sich eigentlich schon aus dem Text - mit der spezifischen Rolle des Altardienstes zu tun. Es wurde ursprünglich auch in der Tat als Begleitgebet während der Einzugsprozession gesprochen.
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Hab' gerade mal im Schott (Auflage 1933) nachgeschaut: Auch das Confiteor vor der Kommunion kann von der Gemeinde gesprochen werden. Beim Stufengebet erwähnte ich es ja bereits.
Und vor dem Stufengebet steht im Einführungstext: "...bereuen und bekennen wir (sic!) unsere Sünden...".
Natürlich kann sein, daß das nachträglich reininterpretiert wurde, ist ja eine Hinzufügung des Verlags und kein Originaltext.
Die Wikipedia-Autoren des Lemmas "Schuldbekenntnis" neigen eher Deiner Ansicht zu und meinen, daß - zumindest beim Stufengebet - das Confiteor sei ein Vorbereitungsgebet des Klerus, zu dem die Ministranten zählten. Bei der Kommunion wird's nicht weiter kommentiert, aber da fände ich's eher unlogisch, wenn die Ministranten da nur für ihre Person sprächen, insbesondere dann, wenn die selbst gar nicht kommunizieren.
Wobei, wie ich gerade lese, der von Dir bereits zitierte Jungmann darlegt, daß es früher im tatsächlich "fratres et sorores" hieß - nicht unbedingt im Confiteor, aber immerhin in der Lossprechungsformel danach: Quelle: http://www.jfrankhenderson.com/pdf/Orat ... orores.pdf
Und vor dem Stufengebet steht im Einführungstext: "...bereuen und bekennen wir (sic!) unsere Sünden...".
Natürlich kann sein, daß das nachträglich reininterpretiert wurde, ist ja eine Hinzufügung des Verlags und kein Originaltext.
Die Wikipedia-Autoren des Lemmas "Schuldbekenntnis" neigen eher Deiner Ansicht zu und meinen, daß - zumindest beim Stufengebet - das Confiteor sei ein Vorbereitungsgebet des Klerus, zu dem die Ministranten zählten. Bei der Kommunion wird's nicht weiter kommentiert, aber da fände ich's eher unlogisch, wenn die Ministranten da nur für ihre Person sprächen, insbesondere dann, wenn die selbst gar nicht kommunizieren.
Wobei, wie ich gerade lese, der von Dir bereits zitierte Jungmann darlegt, daß es früher im tatsächlich "fratres et sorores" hieß - nicht unbedingt im Confiteor, aber immerhin in der Lossprechungsformel danach: Quelle: http://www.jfrankhenderson.com/pdf/Orat ... orores.pdf
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Wann wird der Amikt (in Ordensriten etc.) auf dem Haupt belassen, wann zurückgelegt?
viewtopic.php?p=444687#p444687
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Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
In etwa analog zum Birett des Welt-Klerus.
Also z.B. beim Ein- und Auszug und beim Sitzen auf dem Kopf, bei Orationen dagegen zurückgelegt.
Bei der Homilie bin ich mir aber nicht sicher.
Also z.B. beim Ein- und Auszug und beim Sitzen auf dem Kopf, bei Orationen dagegen zurückgelegt.
Bei der Homilie bin ich mir aber nicht sicher.
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Danke sehr!michaelis hat geschrieben:In etwa analog zum Birett des Welt-Klerus.
Also z.B. beim Ein- und Auszug und beim Sitzen auf dem Kopf, bei Orationen dagegen zurückgelegt.
Bei der Homilie bin ich mir aber nicht sicher.
In welche Richtung blickte der Cantor, wenn ad gradus das Responsorium vortrug; zum Volk oder versus apsidem?
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
1) Meinst du das Graduale?ad-fontes hat geschrieben:Danke sehr!michaelis hat geschrieben:In etwa analog zum Birett des Welt-Klerus.
Also z.B. beim Ein- und Auszug und beim Sitzen auf dem Kopf, bei Orationen dagegen zurückgelegt.
Bei der Homilie bin ich mir aber nicht sicher.
In welche Richtung blickte der Cantor, wenn ad gradus das Responsorium vortrug; zum Volk oder versus apsidem?
2) Wann?
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
zu 1) ja, das Responsorium Graduale.Berolinensis hat geschrieben:1) Meinst du das Graduale?ad-fontes hat geschrieben:Danke sehr!michaelis hat geschrieben:In etwa analog zum Birett des Welt-Klerus.
Also z.B. beim Ein- und Auszug und beim Sitzen auf dem Kopf, bei Orationen dagegen zurückgelegt.
Bei der Homilie bin ich mir aber nicht sicher.
In welche Richtung blickte der Cantor, wenn ad gradus das Responsorium vortrug; zum Volk oder versus apsidem?
2) Wann?
zu 2) Vor 1000 Jahren, round-about.
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Meinem Verständnis nach dient dieser Strang der Klärung von Fragen, die heute für die alte Messe relevant sind, nicht für Liturgiegeschichtliches (hinter dem ich Archäologismus wittere). Aber sei's drum: wie der Name Graduale andeutet, wurde es auf den Stufen des Ambo gesungen, von dort, von wo auch der Subdiakon die Epistel sang. Mit dem Außergebrauchkommen des Ambos wurde es von verschiedenen Stellen gesungen, oft von den Altarstufen: "dicitur Graduale a gradibus altaris, eo quod in festivis diebus in gradibus cantatur" (Durandus, Rationale, IV, 19).
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Naja Archäologismus...sagen wir AltertumskundeBerolinensis hat geschrieben:Meinem Verständnis nach dient dieser Strang der Klärung von Fragen, die heute für die alte Messe relevant sind, nicht für Liturgiegeschichtliches (hinter dem ich Archäologismus wittere). Aber sei's drum: wie der Name Graduale andeutet, wurde es auf den Stufen des Ambo gesungen, von dort, von wo auch der Subdiakon die Epistel sang. Mit dem Außergebrauchkommen des Ambos wurde es von verschiedenen Stellen gesungen, oft von den Altarstufen: "dicitur Graduale a gradibus altaris, eo quod in festivis diebus in gradibus cantatur" (Durandus, Rationale, IV, 19).

Leider äußert sich keiner der alten Liturgiker zur Frage, wohin der Cantor gewendet war.
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Das sogenannte Kommunion-Confiteor war mir bis vor ca. drei Jahren, also bis zum Inkrafttreten von Summorum Pontificum von der liturgischen Praxis her so gut wie unbekannt. Seither scheint es aber im deutschen Sprachgebiet auch außerhalb des Levitenamtes (obleich in den Rubriken nicht vorgesehen) immer öfter praktiziert zu werden. Ist dieser Eindruck zutreffend? Zumindest bei den Messfeiern in der außerordentlichen Form, die ich in der letzten Zeit besucht habe (keine Levitenämter!), wurde das zweite Confiteor jedes Mal gebetet. Eine verbindliche Regelung scheint es hier aber nicht (mehr) zu geben. Liegt das nun einfach im Ermessen des jeweiligen Zelebranten, oder richtet es sich nach den örtlichen Traditionen? Aber nach welchen Kriterien richtet sich eine "örtliche Tradition" bei einer Praxis, die eben erst seit kurzem wieder auflebt?Berolinensis hat geschrieben:Wenn man die Rubriken von 1962 ernstnimmt, gibt es ohnehin ein Confiteor vor der hl. Kommunion nur noch im Levitenamt.
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)
(Jelena Tschudinowa)
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Man beruft sich gerne auf Folgendes:
In einem 1990 herausgebenen Missale der Abtei Le Baroux (Missel quotidien complet - mit einem Vorwort von Kard. Ratzinger) steht, dass das Kommunionconfiteor anbestimmten Orten immer beibehalten wurde.
In einem 1990 herausgebenen Missale der Abtei Le Baroux (Missel quotidien complet - mit einem Vorwort von Kard. Ratzinger) steht, dass das Kommunionconfiteor anbestimmten Orten immer beibehalten wurde.
- Florianklaus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
In Münster wird das Kommunion-Confiteor regelmäßig praktiziert.Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Das sogenannte Kommunion-Confiteor war mir bis vor ca. drei Jahren, also bis zum Inkrafttreten von Summorum Pontificum von der liturgischen Praxis her so gut wie unbekannt. Seither scheint es aber im deutschen Sprachgebiet auch außerhalb des Levitenamtes (obleich in den Rubriken nicht vorgesehen) immer öfter praktiziert zu werden. Ist dieser Eindruck zutreffend? Zumindest bei den Messfeiern in der außerordentlichen Form, die ich in der letzten Zeit besucht habe (keine Levitenämter!), wurde das zweite Confiteor jedes Mal gebetet. Eine verbindliche Regelung scheint es hier aber nicht (mehr) zu geben. Liegt das nun einfach im Ermessen des jeweiligen Zelebranten, oder richtet es sich nach den örtlichen Traditionen? Aber nach welchen Kriterien richtet sich eine "örtliche Tradition" bei einer Praxis, die eben erst seit kurzem wieder auflebt?Berolinensis hat geschrieben:Wenn man die Rubriken von 1962 ernstnimmt, gibt es ohnehin ein Confiteor vor der hl. Kommunion nur noch im Levitenamt.
- Berolinensis
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Die verbindliche Regelung ist RG 503:Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Das sogenannte Kommunion-Confiteor war mir bis vor ca. drei Jahren, also bis zum Inkrafttreten von Summorum Pontificum von der liturgischen Praxis her so gut wie unbekannt. Seither scheint es aber im deutschen Sprachgebiet auch außerhalb des Levitenamtes (obleich in den Rubriken nicht vorgesehen) immer öfter praktiziert zu werden. Ist dieser Eindruck zutreffend? Zumindest bei den Messfeiern in der außerordentlichen Form, die ich in der letzten Zeit besucht habe (keine Levitenämter!), wurde das zweite Confiteor jedes Mal gebetet. Eine verbindliche Regelung scheint es hier aber nicht (mehr) zu geben. Liegt das nun einfach im Ermessen des jeweiligen Zelebranten, oder richtet es sich nach den örtlichen Traditionen? Aber nach welchen Kriterien richtet sich eine "örtliche Tradition" bei einer Praxis, die eben erst seit kurzem wieder auflebt?Berolinensis hat geschrieben:Wenn man die Rubriken von 1962 ernstnimmt, gibt es ohnehin ein Confiteor vor der hl. Kommunion nur noch im Levitenamt.
Welche Begründungen herangezogen werden, um sich hieran nicht zu halten, ist eine andere Frage.Quoties sancta Communio infra Missam distribuitur, celebrans, sumpto sacratissimo Sanguine, omissis confessione et absolutione, dictis tamen Ecce Agnus Dei et ter D6mine, non sum dignus, immediate ad distributionem sanctae Eucharistiae procedit.
- Sursum Corda
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
In Paderborn wird das zweite Confiteor auch noch gebetet. Halte das auch für sinnvoll. Die 62er Bücher waren so kurz in Kraft, daß sie keinerlei Spuren hinterlassen haben.
Auf, eilen liebentzündet, auch wir zum heil'gen Streit! Der Herr, der's Haus gegründet, uns ew'gen Sieg verleiht.
- Berolinensis
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Das könnte man dann natürlich für alle Änderungen von 1960 sagen (was ich grundsätzlich begrüßen würde, und am besten die Änderungen der 1950er Jahre gleich mit). Aber es entspricht nicht den geltenden Rubriken der Außerordentlichen Form.Sursum Corda hat geschrieben:In Paderborn wird das zweite Confiteor auch noch gebetet. Halte das auch für sinnvoll. Die 62er Bücher waren so kurz in Kraft, daß sie keinerlei Spuren hinterlassen haben.
Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe
Ich habe nichts gegen das Kommunion-Confiteor, aber es ist nunmal so, daß im Motu proprio nun mal die Bücher von 1962 gestattet sind und nicht irgendwelche älteren.
Ich muß da manchmal schmunzlen, wenn Leute, die sonst jede vergessene Kniebeuge anprangern {damit meine ich jetzt nicht Sursum Corda, sondern wer sich angesprochen fühlt} das so locker sehen. Gleichermaßen erlebt: Nichtverwendung der "neuen" Adventspräfation; Schlußevangelium des verdrängten Sonntags.... alles 1962 eigentlich unrichtig.
(Beim Confiteor kann man noch einwenden, daß die Rubriken vermutlich (?) nicht schreiben, daß das in nicht-levitierten Ämtern ausdrücklich untersagt sei, sondern nur positiv, daß es in levitierten Ämtern vom Diakon gesungen wird.)
(cross mit Berolinensis)
Ich muß da manchmal schmunzlen, wenn Leute, die sonst jede vergessene Kniebeuge anprangern {damit meine ich jetzt nicht Sursum Corda, sondern wer sich angesprochen fühlt} das so locker sehen. Gleichermaßen erlebt: Nichtverwendung der "neuen" Adventspräfation; Schlußevangelium des verdrängten Sonntags.... alles 1962 eigentlich unrichtig.
(Beim Confiteor kann man noch einwenden, daß die Rubriken vermutlich (?) nicht schreiben, daß das in nicht-levitierten Ämtern ausdrücklich untersagt sei, sondern nur positiv, daß es in levitierten Ämtern vom Diakon gesungen wird.)
(cross mit Berolinensis)