Eigentlich müsste man für so etwas hier, gewisse Zitate von Bernado zweckentfremden, denn gewisse Anwandlungen gehen bereits an der Realität des 11. Jhdt. vorbei. Wenn z. B. Fragestellungen auftauchen, wann ein Mensch ein Mensch ist bzw. eine Person mit "unveräußerlichen Rechten", unter den Gesichtspunkten der neueren Humanmedizin und Philosophie, nützt mir der Konsens der Väter, dass es eine Seele gibt und diese unsterblich ist, für sich allein genommen, überhaupt nichts (vor allem nicht, wenn man in der theoretischen Ausarbeitung nicht einmal den Traduzianismus überwunden hat), auch, wenn diese Feststellung eine Grundvoraussetzung der Klärung der Frage ist. Ebenso, wenn ein Konsens bzgl. Existenz der Hölle und der Notwendigkeit des Opfers Christi für die Erlösung besteht, aber Fragen nach dem Verhältnis von Natur und Gnade auftauchen, auf die es, wenn überhaupt, kaum ausgearbeitete, unscharfe und vom Origenismus durchsetzte Ps.-Antworten (nur unter diesem Aspekt gesehen, da sie gar nicht für solche Fragen gedacht waren) gibt. Dass ich nachhinein zu Fragen, die zuvor noch gar nicht gestellt wurden und auf die es dementsprechend auch keine Antworten, sondern mehr oder weniger passende Aussagen gab, ein "Konsens" konstruiert wurde, der in dieser Form nicht einmal Zustimmung fand, macht die Sache auch nicht besser. Ebenso, wenn zwar ein Konsens über die Art, Notwendigkeit und Bedeutung des Kreuzestodes Christi für die Erlösung da ist, dieser aber für sich genommen, nicht befriedigend ist, sondern wie ein einfaches Mythologem, ohne spezifischen Grund wirkt. Überall ist zu antworten, aber nicht mit einer einfachen Wiederholung des Bekannten, denn dieses ist sowieso vorausgesetzt, ohne dieses, wären die Anfragen, sowie eine adäquate Antwort gar nicht möglich. Wenn Ralf an der Kompetenz der Anselm- und Augustinus-Kritiker Zweifel hegt, dann wohl nicht umsonst: Es folgt aus ihrer "Kritik" (die in der überwiegenden Mehrheit der Fälle schlicht unsachliche Polemik darstellt) nichts Konstruktives, es folgt keine begründete, zumindest ansatzweise von der Vernunft nachvollziehbare Antwort auf die eigentlichen Fragen, um die es den von ihnen Kritisierten zu schaffen war, es ist nur die monotone Wiederholung des Altbekannten, das zwar wichtig und eine Grundlage ist, aber zur Sache nichts beiträgt, da nützt auch die z. T. vorgenommene mystische Verbrämung desselben nichts (speziell, da die Fragestellung dies (die Grundlage, nicht die Verbrämung) zwar impliziert, aber dennoch auf einer völlig anderen Ebene liegt).
Einen echten Konsens konnte ich bisher nur zwischen den christl. sog. "Kritikern" und dem Neonietzscheaner Sloterdijk feststellen; es ist exakt dasselbe Muster (d. h. die Eisegese der eigenen, verzerrten und verzerrenden Vorstellungen bzgl. der zentralen Begriffe bei St. Anselm bspw.), das jeweils auftaucht und alle zusammen scheinen unter partieller (selbstverschuldeter?) Leseschwäche zu leiden …