Florianklaus hat geschrieben:Bernado hat geschrieben:Florianklaus hat geschrieben:
Mich würde interessieren, welche Lösungsansätze Ihr für die in dem verlinkten Artikel skizzierten Probleme seht.
Vielleicht machst Du Dir die Mühe, die Probleme mal aus der langatmigen Schilderung herauszupräparieren - dann fällt das Antworten leichter.
Zuständigkeit eines Priesters für mehrere großflächige Diasporagemeinden.
Unerfüllbare Erwartungen (Omnipräsenz)
Überlastung durch Gremien- und Verwaltungstätigkeit.
Auseinanderfallen von Lehre der Kirche und Glaube und Leben der Gemeindemitglieder
So kann ich damit umgehen. Den wichtigsten Punkt nenst du zuletzt: Auseinanderfallen von Lehre der Kirche und Glaube und Leben der Gemeindemitglieder.
Die Sache selbst, so traurig sie ist, ist kein Wunder nach jahrzehntelanger Vernachlässigung der Katechese. Hier wäre anzusetzen. Und das kann man natürlich nicht als einzelner Diasporapfarrer - das müßte zentral gefördert und massiv unterstützt werden.
Katechese - das bedeutet Vermittlung der Lehre so, wie sie im Katechismus steht - der Einfachheit halber nach dem Kompendium. Das wäre inhaltlich zu vermitteln und im Bekenntnis abzufordern - ein anspruchsvollens Programm der Neuevangelisierung. "Lerne Deinen Glauben kennen" ist die wichtigste Forderung, die die Kirche an jeden Katholiken zu richten hat - alles andere ist im besten Fall Sozialarbeit und ansonsten Beschäftigungstherapie, und für die sind uns die wenigen Priester, die wir gerade in der Diaspora haben, zu schade.
Katechese nach dem Katechismus - das würde auch bedeuten, den Menschen, die sich ihren Glauben selbst gebastelt haben, ernstlich ins Gewissen zu reden. Wer Lehren des Katechismus ablehnt (Schwierigkeiten mit etwas haben ist noch nicht "ablehnen"), kann in einer katholischen Gemeinde keine tragende Rolle spielen. Und Priester, die es ablehnen, die Lehre des Katechismus zu vermiteln, können keine Seelsorger sein.
Mir ist bewußt, daß ich hier nahezu utopische Forderungen aufstelle - aber drunter ist "katholisch" nicht zu haben. Wo Gemeinden bzw. deren Gremien sich darin einig sind, daß man das Zeugs, was im Katechimus steht, heute keinem denkenden Menschen mehr ernstlich vorsetzen könne, wären daraus Konsequenzen zu ziehen, insbesondere durch eine Veränderung in der seelsorgerlichen Betreuung. Gremien, die nicht mehr inhaltlich katholisch sind, können in Gremienarbeit und Pastoral keine Rolle mehr spielen - dann gibt es eben zentrale Angebote für Gottesdienst und Katechese, die im Zeitalter der Automobilität für fast alle zugänglich sind - und gelegentliche Hausbesuche für diejenigen, die nicht mobil sind. "Niederschwellige" Angebote, bei denen nicht ständig sichtbar ist, daß es da noch weitere Stufen gibt und erst deren Beschreiten Sinn macht, sind Vergeudung von Ressourcen und Arbeitskraft.
Du siehst, wie sich von einer im wörtlichen Sinne "anspruchsvollen Katechese nach dem Katechismus" aus einige der anderen Punkte quasi zwangsläufig strukturieren.
Um in Stichworten auf einige davon eigens einzugehen:
Omnipräsenz des Priesters hat es in der Diaspora nie gegeben. Hier gibt es objektive Probleme. Sie ließen sich dadurch abmildern, daß die Gläubigen und ihre Priester wieder zu einem "katholischen" Lebensstil zurückfinden, in dessen Mittelpunkt der häufige Sakramentenempfang (Eucharistie und Beichte) stünden. wo das nicht mehr gegeben ist, gibt es auch kein katholisches Leben - und zur Befriedigung sozialer Bedürfnisse haben unsere Priester nur selten Kapazitäten frei.
Gremienüberlastung: Ersatzlose Auflösung von zwei Dritteln der Gremien würde viel helfen und wenig schaden - eher nützen. Die Kirche ist keine Gremienkirche, und sie hat auch keine synodale oder sonstwie "demokratische"Struktur - das sollte sich aus der Katechese ergeben.
Im Grunde lassen sich Deine Punkte also auf eine Kernfrage reduzieren: Wollen die Gemeinden dem Inhalt und nicht nur dem Namen nach katholisch sein? - und wie soll die Kirche ihre knapper werdenden Kapaziäten gegenüber denen disponieren, die ihre Lehre nicht nur nicht kennen, sondern auch in zentralen Punkten ablehnen? Denn eine Reduzierung oder Reformulierung der Glaubenslehre nach dem Maß dessen, was das (vernachlässigte und Verbildete) Glaubensbewußtsein der Gemeinden kennt und akzeptiert, ist keine Option.