lifestylekatholik hat geschrieben:Aber warum ist dessen Identität wichtig?
Weil sie den Titel Bischof führt und untadelig sein soll. Ich darf in diesem Zusammenhang mal auf meine Signatur verweisen.
Mir ist bei diesen Spekulationen unwohl. Im traditionsorientierten katholischen Forum riecht das doch sehr nach Schadenfreude, und davon sollten wir aus mehreren Gründen absehen - erstens, weil das Operieren mit sittlichen Verfehlungen oder entsprechenden Verdächtigungen wirklich nichts zur Sache beiträgt, und zweitens, weil es jeden treffen kann. In Frankreich ist vor einigen Jahrzehnten (etwa zur Zeit der Mißbräuche bei Jesuitens) einmal ein Kardinal im Treppenhaus eines sehr übel beleumdeten Hauses tot umgefallen, wofür es dann später auch eine angeblich oder tatsächlich unverfängliche Erklärung gab.
Mich wurmt an der Sache etwas anderes: Daß Frau Käßmann geschieden ist, trägt in den Augen einer Mehrheit der Journalisten und wohl auch tatsächlich vieler Menschen zu ihrer Beliebtheit bei: sie ist halt wie eine von uns. Auf das Fahren nach einem Glas zuviel und dann auch noch über eine rote Ampel trifft das natürlich auch zu - das ist ein Massendelikt. Trotzdem werden beide Sachverhalte auch innerhalb der evangelischen Gemeinschaften extrem unterschiedlich beurteilt. Eines ist nämlich politically correct, das andere nicht. Und nur das zählt. Der Verstoß gegen die bürgerliche Etikette disqualifiziert für kirchliche Ämter, die Unfähigkeit, eine Ehe nach christlichen Vorstellungen zu führen, spielt keine Rolle.
Ich glaube übrigens nicht, daß sie sich im Amt halten kann. Die Nürnberger Zeitung (in der Presseschau gehört) sagt heute etwas ebenso zutreffendes wie hinterhältiges:
Natürlich muß sie nicht zurücktreten - aber will sie es auf sich nehmen, daß in den kommenden Jahren jeder drittklassige Kabarettist die besoffene Bischöfin gibt?
Ich habe den Eindruck, ihr selbst ist wirklich der Schreck in die Glieder gefahren. Manches deutet daraufhin, daß sie in einer tiefen Lebenskrise steckt - kaputte Ehen und Alkohol sind nämlich nicht wirklich der Stoff, aus dem man ein gelungenes Leben macht. Wenn das so wäre, wenn sie vielleicht nur noch Halt am Karrierestreben usw. gefunden hat, aber gleichzeitig doch noch Restbestände von dem bewahrt hat, was man ihr an christlicher Grundierung zugestehen sollte - dann wird sie sich die Entscheidung jedenfalls nicht leicht machen. Vielleicht ahnt sie den Fingerzeig, daß es so jedenfalls nicht weitergeht.