Hihi, da bist Du halt schön teutonisch-römisch-katholisch verdorben ... vielleicht liegt aber genau daran auch ein Teil der heutigen Misere mit dem Choral, daß er zu sehr verkopft "gesummselt" wird und zuwenig aus dem Bauch heraus einfach gesungen wie bei den Griechen. Deren Gesang klingt immer "existenziell" - wenn Du mal eine griechische Osternacht mitgefeiert hast, verfolgt Dich das "Christos anesti" Dein Leben lang bis in die Träume. Demgegenüber wirkt unser Choral, wenn er denn überhaupt noch wo zu hören ist, oft sehr farblos und bestenfalls "entspannend" .Teutonius hat geschrieben:Bei den griechischen Chorälen stört mich so ein bißchen der arabische Einfluß, nämlich dieser zackige Rhytmus und der unruhige Tremor in der Stimme, der mir übrigens auch den klassischen Opern-Gesang unsympathisch macht: warum, können die den Ton nicht halten? Da gefällt mir das beruhigende "Gesummsel" heutiger, nord-westlicher Choräle viel besser, ich kann mich dabei richtig entspannen, und vor mich hin sinnend oder singend mitbeten!
... ach, übrigens, das, was Du als "arabischen" Einfluß bezeichnest, ist eben gerade das original griechische an diesem Gesang! Arabische Einflüsse gibt es im Nahen Osten, aber diese Halb-, Viertel- und Achteltöne in der Melodiebildung und auch die differenzierte Rhythmik sind Zeugen ältester europäischer Musikkultur. Die Gallier und Franken konnten nur mit ihren versoffenen und vergröhlten Stimmen diese Feinheiten nicht nachvollziehen ... nördlich der Alpen ist es dieser Musik dann so ergangen wie später in Rußland: man hat sich alles zurechtgesungen, bis es für die eigene Vorstellung paßte. Auch in der russischen Kirchenmusik gibt es noch Gesänge "in griechischer Singweise", bei denen man überhaupt nichts mehr von den Vorbildern erkennen kann.