Nochmal das ganze mit Fussnoten (just to please you)
-- Wußte gar nicht, daß man hier so wiss. arbeiten muss.
M. Kunzler: Liturgie der Kirche. S. 166f hat geschrieben:Zweifellos ist der Tanz eine herausragende leibliche Ausdruckshandlung, weshalb auch in der Suche nach neuen liturgischen Formen immer wieder der Tanz genannt wird.(27) Allerdings spielt er in der Liturgiegeschichte keine große Rolle und wird überdies zwiespältig beurteilt. Zum einen verteufeln schon die Väter den Tanz, der in heidnischen Kulturen und bei häretischen Gruppen eine Rolle spielte, als Blendwerk des Teufels; andererseits sprechen sie vom himmlischen Chorreigen der Seligen. Ihre Ablehnung des "leiblichen" Tanzes hat sich duch die Jahrhunderte fortgesetzt, obwohl sich rudimentäre Formen liturgischen Tanzens immer halten konnten, wenn auch gegen Widerstände.(28)
Heute dient der Tanz als "fossiles Relikt des in frühen Kulturen lebendigen Tanzes" fast nur noch der Unterhaltung. Innerhalb einer "tanzarmen" Kultur wirft deshalb die Einführung des liturgischen Tanzes folgenschwere Probleme auf: "Man wäre zunächst auf professionelle Tänzer(innen) angewiesen, die im Gottesdienst vortanzen. Damit aber wäre der Gefahr Tor und Tür geöffnet, daß der Gottesdienst zu einer 'perfektionistischen Ballettveranstaltung' verkäme. Damit wäre zugleich das Ziel der Verlebendigung des liturgischen Tanzes verfehlt; kann es doch diesem Bemühen letuzlich nur darum gehen, daß die ganze Gemeinde Anteil bekommen kann am gottesdienstlichen Erlebnis einer getanzten Verkörperung des christlichen Glaubens und Lebens."(29) Gerade der Tanz erlaubt es nicht, möglichst alle Gottesdienstteilnehmer daran teilnehmen zu lassen. Gerade hier bleiben - nach den Maßstäben westlicher Tanzkultur - die meisten Zuschauer. Es bleibt auch das Problem dessen, was Baumgartner kritisch als "efficiency" körperlicher Vollzüge bezeichnet und was sich bei einer Gruppe, die stellvertretend vortanzt, wohl niemals ganz vermeiden läßt. Dennoch sollte der Tanz als hervorragendes Mittel des Menschen, sich zu äußern, auch in der Liturgie seinen Platz finden; wie dies aber in der liturgischen Praxis umgesetzt werden kann, ist noch vielfach fraglich.(30)
Fußnoten hat geschrieben:(27) Kleine Auswahl: J. G. Davies: Toward a Theology of the Dance. In: ders. (Hg.): Worshio an Dance, Birmingham 1975, 43-63; R.A. Sequeire: Spielende Liturgie. Bewegung neben Ton und Wort im Gottesdienst am Beispiel des Vaterunsters. Freiburg i.B. 1977; J. Baumgartner. Gefährte des Glaubens - Gespielte Gnade. Zum Tanz im christlichen Kult. In: S. Walter: Tanz vor dem Herrn. Neue Wortgottesdienste mit Beiträgen von Jakob Baumgartner zum Tanz in der christlichen Liturgie. Zürich 1974; H. Lander: Tanz - sprachlose Verkündigung. In: KatBl 106 (1981) 63-71; T. Berger: Liturgie und Tanz. Anthropologische Aspekte - Historische Daten - Theologische Perspektiven. St. Ottilien 1985.
(28) Vgl. Koch, Gottesdienst und Tanz 63-66. Zu Restformen liturgischen Tanzes zählt Koch, nach einem Hinweis von Heinz, auch die Springprozessionen von Echternach und Prum/Eifel. Zur letzteren vgl. A. Heinz: Die Prümer Springprozession. Ihr Verbot durch Erzbischof Klemens Wenzeslaus aus dem Jahre 1778 und ihr Fortleben im Volk. In: Archiv f. Mittelrhein. Kirchengeschichte 28 (1976) 83-100. Reifenberg, Fundamentalliturgie II, 130f, verweist auf die große Bedeutung des Tanzes in der äthiopischen Kirche; trotz aller Hindernisse sei der Tanz "auch im christlichen Gottesdienst stets als legitimes Ausdrucksmittel angesehen worden."
(29) Koch, Gottesdienst und Tanz 69.
(30) Vgl. Seqeira, Wiederentdeckung der Bewegungsdimension 152.
Literaturverzeichnis bei Kunzlker hat geschrieben:K. Koch: Gottesdienst und Tanz. Marginalien zu einer noch immer problematischen Verknüpfung. in LJ 42 (1992) 63-69.
Abkürzungsverzeichnis bei Kunzlker hat geschrieben:KatBl - Klerusblatt. München u.a. 6(1925) - 24 (1943), 26 (1946) -
LJ - Liturgisches Jahrbuch. Münster 1 (1951) -