"Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.
Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel."
(Mt. 28,16-17 - Hervorhebung durch mich)
Die Jünger gehen auf den Berg und sehen den auferstandenen Jesus. Trotzdem haben einige Zweifel. Wie kann das sein, wenn sie ihn doch sehen ? Zweifeln sie an ihrer eigenen Wahrnehmung ?
"Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.
Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel."
(Mt. 28,16-17 - Hervorhebung durch mich)
Die Jünger gehen auf den Berg und sehen den auferstandenen Jesus. Trotzdem haben einige Zweifel. Wie kann das sein, wenn sie ihn doch sehen ? Zweifeln sie an ihrer eigenen Wahrnehmung ?
Vermutlich.
Versetz dich doch mal ganz lebendig in diese Szene. Du hast Jesus am Kreuz gesehen, hast seine Grablegung begleitet ... und dann schleppen dich ein paar deiner Freunde auf einen Berg und da steht er vor dir ...
Käme dir da nicht so was wie "ich traue meinen Augen nicht" in den Sinn?
Hm, ja ... das hieße dann also, dass diejenigen (bzw. einige von ihnen) gezweifelt haben, denen Jesus vorher nicht begegnet ist.
Mir ist aufgefallen, dass an anderen Stellen die Rede davon ist, dass sie Jesus nicht sofort erkannten. Maria Magdalena erkannte Jesus erst, als er sie mit ihrem Namen ansprach und die Emmaus-Jünger erkannten ihn beim Brechen des Brotes.
Zweifeln ist aber m.E. nach etwas anderes als Nicht-Erkennen.
Hier handelt es sich nicht mehr um den üblichen Kleinglauben oder das Motiv des Zweifels, was in den Ostererzählungen mehrmals vorkommt. Der Ursprung dieser Bibelstelle liegt eventuell sehr wohl darin, allerdings handelt es sich hier um eine spätere Reflexionsstufe, auf der das Motiv des Zweifels eine neue Funktion gewonnen hat. Hier wird die Kirche tangiert. Deshalb ist auch erneut die Möglichkeit des Versagens der Glieder der Kirchen im Blick. Und mit dem Zweifel ist der Auftrag in Gefahr.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)
cathol01 hat geschrieben:Hier handelt es sich nicht mehr um den üblichen Kleinglauben oder das Motiv des Zweifels, was in den Ostererzählungen mehrmals vorkommt. Der Ursprung dieser Bibelstelle liegt eventuell sehr wohl darin, allerdings handelt es sich hier um eine spätere Reflexionsstufe, auf der das Motiv des Zweifels eine neue Funktion gewonnen hat. Hier wird die Kirche tangiert. Deshalb ist auch erneut die Möglichkeit des Versagens der Glieder der Kirchen im Blick. Und mit dem Zweifel ist der Auftrag in Gefahr.
Kannst Du für diese Aussagen (wie bspw. spätere Reflexionsstufe) Begründungen angeben?
Ich würde den Text in seiner Aussage nicht so hoch hängen und wüsste auch nicht warum man das tun sollte. Einige hatten Zweifel, das ist menschlich. Sie sahen Jesus (weil er es war). Ob sie ihn als Jesus erkannten, steht da gar nicht. Da steht auch nichts von der Entfernung Jünger-Jesus etc. Wenn man weit weg ist, kann man Menschen bekanntlich nicht so gut erkennen. Die Jünger, die auf die Knie fielen, waren vielleicht überzeugt, dass es nur Jesus sein konnte (schließlich hatte er es vorausgesagt). Steht da alles aber nicht.
Diese Jünger zweifelten meiner Ansicht nach nicht, ob es Jesus war oder nicht, den sie da sahen, sondern, ob sie diesen Jesus wie Gott anbeten durften oder nicht - schließlich durften sie als gläubige Juden nur Gott allein anbeten (erstes Gebot!).
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
Niels hat geschrieben:Diese Jünger zweifelten meiner Ansicht nach nicht, ob es Jesus war oder nicht, den sie da sahen, sondern, ob sie diesen Jesus wie Gott anbeten durften oder nicht - schließlich durften sie als gläubige Juden nur Gott allein anbeten (erstes Gebot!).
Volltreffer! Das leuchtet mir mehr ein als meine eigene Erklärung.
Und es gibt einige Parallelstellen, die bekannteste wohl ist die Begegnung mit Thomas und sein Ausruf "Mein Herr und mein Gott!"
Niels hat geschrieben:Diese Jünger zweifelten meiner Ansicht nach nicht, ob es Jesus war oder nicht, den sie da sahen, sondern, ob sie diesen Jesus wie Gott anbeten durften oder nicht - schließlich durften sie als gläubige Juden nur Gott allein anbeten (erstes Gebot!).
Das ist es !
Ich kann mich Marlene nur anschließen: Volltreffer !
Das erklärt auch den Unterschied zwischen Zweifeln und Nicht-Erkennen.