Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Auf welche Sachverhalte bezieht sich diese Aussage? Oder anders gefragt: Was verändert sich beim handeln und denken, wenn man kein christliches Gottesbild gläubig verehrt?Paul Heliosch hat geschrieben: Wer Gott ignoriert, fällt in sein eigenes schwarzes Loch.
flores

Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Was sich seit zweieinhalb Jahrtausenden immer wieder als Sackgasse gezeigt hat. Das, was Pieper im Auge hat, ist wohl für gläubige Menschen eine Möglichkeit, dieser Sackgasse zu entkommen, weil sie dem Leiden vieler, die mit sehnsuchtsvollem Herzen ins Unerforschliche sehen, mit der Behauptung 'Jesus Christus ist die Wahrheit und das Leben', ein Antwort geben können, die aber nicht die Wahrheit sein muss! D.h. Substanz fragwürdig, Kontingenz zutreffend.maria reinecke hat geschrieben: METAPHYSIK ist seitdem die philosophische Grundwissenschaft, die die großen Bereiche und Gesetzlichkeiten des Wirklichen thematisiert, indem sie das Bleibende in allem Wechsel der Erscheinungen sucht.
Die hier vorgeschlagene metaphysische Rückwärtsrolle mit Hilfe von 'wissenschaftlichen Erkenntnissen' - Erkenntnisse wirken immer deduktiv - bedienen lediglich Erwartungen, wie schon erwähnt, sie lassen aber nicht einmal die Ahnung einer induktiven Urteilsfindung zu. Metaphysik ist Metaphorik, die wir u.a. dem dichtenden Philosophen Platon verdanken, der auf diese Weise Fundamente legen wollte. Es sind für ihn eher Spekulationen um das gewesen, dem er mit der Erdichtung philosophischer Mythen (Höhlengleichnis z.B.) als seiner Überzeugung Ausdruck gegeben hat.
Ich wiederhole meine Eingangsfrage jetzt zugeschnitten auf die Metaphysik: In wie weit hat die metaphysische Forschung in den letzten zweieinhalb Jahrtausenden Beharrendes im Strom der Vergänglichkeit aufzeigen können? Welches sind die Forschungsergebnisse, an die Whitehead anknüpfen könnte?
flores

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Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Der Vektor?flores hat geschrieben: ... Was verändert sich beim handeln und denken, wenn man kein christliches Gottesbild gläubig verehrt? ...

Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Zur Sache hatte ich mich bereits geäußert, auch wenn Du diese Äußerung offenbar nicht rezipiert hast:flores hat geschrieben:Aber was ist mit der Sache?![]()
Wenn man die Position einnimmt - so wie Du es hier tust -, daß Objektivität ein philosophischer Wunschtraum sei, dann ist Solipsismus und/oder harter Konstruktivismus die einzig redliche Art, Philosophie zu betreiben.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Die Dinge sind sehr komplex; ich versuche, einige Punkte etwas zu beleuchten:
Theologie darf sich generell argumentativ nicht isolieren, sonst gerät sie in Gefahr, nicht mehr verstanden zu werden, keinen Bezug mehr zur Realität zu haben und dadurch den Glauben zu regionalisieren und zu trivialisieren. Gleichzeitig dürfen die anderen Wissenschaften die Theologie nicht ignorieren, weil gerade sie Anregungen für neue, kreative Wege geben kann, z.B. Natur wieder als lebendige Schöpfung sehen lernen und nicht als ausbeutbare Sache etc...
Der Theologie muss es gelingen, die Geschichte Gottes und die Glaubenserfahrungen der Menschen mit dieser Geschichte so zu formulieren, dass der Gottesbegriff sich als tauglich erweist und die geschichtliche Erfahrung der Christenheit durch ein neues Paradigma besser verständlich wird. Der jüdisch-christliche Gott ist dynamisches, fortwährend in seiner Schöpfung wirksames und wirkendes Sein und darf nicht aristotelisch-metaphysisch statisch gedacht werden. Auch das Reich Gottes ist ein Prozess; ein Prozess, dessen Wirklichkeit sich ständig im Werden befindet; ein Prozess, in dem Weltgeschichte in Heilsgeschichte transformiert wird; in dem Gottes Wirken der Weltgeschichte eine andere Dimension gibt. ...Das Reich Gottes ist ein Prozess Gottes mit der Welt... Ein neues dynamisches metaphysisches Weltbild kann hierbei nur hilfreich sein.
Auch eine Neubesinnung auf die stillschweigend gemachten metaphysischen Grundannahmen in unserem christlichen Gottesbild ist wichtig, damit wir über den Dreieinigen Gott, der Liebe ist und nur Liebe, vernünftig und angemessener sprechen können. Die aus aristotelischer Tradition kommende Vorstellung eines statischen, unabhängigen, bedürfnislosen, unbewegten Seins-Prinzips, die immer noch weitgehend in den Köpfen von Theologen und Gläubigen herrscht, taugt nicht als Ausgangspunkt für ein Nachdenken über den in jedem Augenblick in dieser Welt wirkenden, immanent sich ereignenden Gott, der seine Schöpfung und Geschöpfe derart lieben soll. Zurück bleibt - das zeigen die abstrusen Gottesbilder, die auch "aufgeklärte" Gläubige immer noch mit sich herumschleppen - zumindest Unbehagen, rational und gefühlsmäßig.
Für den Christen ist Gott eben kein gänzlich transzendentes unbekanntes Wesen. Gott selbst will von uns erkannt werden, denn er will geliebt werden. Und er gibt sich uns zu erkennen als ein naher Gott, der selber zuerst liebt und der offenbart, dass er alles aus Liebe gemacht hat.
Bei der Betrachtung der 12. Station des Kreuzweges betet Papst Benedikt: "Nun hat er radikal den Auftrag der Liebe erfüllt, er hat sich weggegeben von sich selber, und gerade so ist er nun die Erscheinung des wahren Gottes, des Gottes, der die Liebe ist. Nun wissen wir, wer Gott ist..." (Der Kreuzweg unseres Herrn, Benedikt XVI., 2006). Wir Christen dürfen und sollen also dem ungeheuren Liebesangebot Gottes nachgehen, es ernst nehmen und versuchen zu verstehen, wie Gott Liebe sein kann und sonst nichts.
Aber ein statisch gedachter, autonomer, von allem losgelöst seiender Gott, unberührbar und unbeeindruckbar, kann nicht barmherzig liebend vorgestellt werden: Liebe ist vom Ansatz her relational.
Und: wie soll Gott in dieser Welt wirken, wenn er losgelöst ist von ihr und soz. nichts mit ihr zu tun hat? Wirklichkeit ist, was sich ereignet, und ereignen tut sich etwas, indem es konkret wird, in einem fort.
Ein statisches, rein transzendentes Substanz-Wesen, wie die aristotelisch- metaphysische Tradition impliziert, kann nicht dynamisch in der Schöpfung wirkend vorgestellt werden: Fein säuberlich getrennte Entitäten stehen nun einmal in keinerlei Wirkzusammenhang, weder von der einen noch von der anderen Seite.
Gott aber ist Wirklichkeit; Gott ereignet sich ständig, geht ins Konkrete ein; die Wirklichkeit Gottes ist ein spürbares Wirken und Fühlen seiner Gegenwart, wie Gläubige von jeher bezeugen.
Auch Papst Benedikt weist noch als J. Ratzinger auf die unzureichende akademische Begrifflichkeit in der Theologie hin und merkt in seiner Einführung in das Christentum kritisch an, dass die Aristotelische Metaphysik und damit auch die scholastische Theologie offenbar nicht ausreichen, den christlichen Gott zu "beschreiben"; und wir wohl einen neuen metaphysischen Ansatz bräuchten. Im I. Hauptteil, Kapitel 5 d, schreibt Ratzinger:
"...Vielleicht wird uns hier der Denkansatz der heutigen Physik eine bessere Hilfe anbieten als die aristotelische Philosophie... Warum sollten wir von hier aus nicht auch ganz neu verstehen können, dass wir in der Frage nach Gott nicht aristotelisch nach einem letzten Begriff suchen dürfen, der das Ganze umgreift, sondern gefasst sein müssen auf eine Mehrheit von Aspekten... Wir begegnen hier der verborgenen Wechselwirkung von Glaube und modernem Denken. Dass heutige Physik über das Gefüge der aristotelischen Logik hinausgehend in dieser Weise denkt, ist doch wohl auch schon Auswirkung der neuen Dimension, die die christliche Theologie eröffnet hat, ihres notwendigen Denkenmüssens in Komplementaritäten..."
(Und in seiner Enzyklika "Deus Caritas est" wird der Papst nicht müde zu betonen, dass Gott den Menschen leidenschaftlich liebe, ja, dass die ganze Geschichte Gottes mit dem Menschen eine regelrechte Liebesgeschichte sei.
Eine solche leidenschaftliche Liebe Gottes findet bei der noch immer herrschenden, von Thomas beeinflussten Schultheologie keinen Ausdruck. Nach Thomas v. Aquin gibt es gerade keine Leidenschaft in Gott; darum unterscheidet er zwei Elemente in der Liebe, von denen das eine die Leidenschaft mit einbezieht und das andere nicht, und er sagt: Gott liebt, aber ohne Leidenschaft; d.h. Gott liebt nur aktiv, schöpferisch, indem er Gutes tut. Auch Anselm v. Canterbury reflektiert diese Spannung, indem er feststellt, dass Gott nur barmherzig sei, weil er die Elenden rette und die Sünder verschone, aber nicht barmherzig in dem Sinne, dass er vom Mitleiden berührt würde. Göttliche Liebe und Barmherzigkeit werden also nur als einseitiges Hinausströmen aktiven Wohlwollens verstanden. )
Warum Whitehead?
A. N. Whitehead –man könnte ihn den modernen Aristoteles nennen - bietet der Theologie eine neue metaphysische Basis für ein adäquateres Sprechen über den lebendigen Gott der Geschichte, hier und jetzt. Seine Prozess-Metaphysik bezieht die naturwissenschaftliche Erkenntnis des 20. Jahrhunderts mit ein, berücksichtigt Veränderung, Dynamik und Verwobenheit der Realität und ist universal im Ansatz: eine Chance für jede erfahrungsbezogene Theologie.
z.B. Die Relationalität Gottes:
Gott ist Schöpfer der Welt; aber er ist nicht nur Schöpfer, sondern auch Erhalter der Schöpfung zugleich. Die Schöpfung ist nicht nur ein Geschehen am Anfang, sondern beständige Aktion, fortwährendes Wirken Gottes. Schöpfung muss demnach als creatio continua begriffen werden, als dauernde Ermöglichung einer immer neuen, aufsteigenden Selbsttranszendenz des Endlichen, das sich auf das Höhere hin selbst überbietet. (gemäß Lexikon für Theologie und Kirche 9, 1964)
Papst Bendedikt weist (noch als Kardinal Ratzinger) kritisch darauf hin, dass die Vorstellung einer creatio continua nur darum von der katholischen Theologie so schwierig zu rezipieren sei, weil diese sich auf die aristotelisch-scholastische Metaphysik eingeschworen habe, "...die keinen positiven Begriff des Werdens bereitzustellen vermochte, sondern von ihrem Ausgangspunkt her auf ein statisches Seinsverständnis und damit auf die Konstanz des von Anfang an Gegebenen festgelegt ist, da ihr ja Bewegung
in jedem Fall das nur von außen Hinzukommende bedeutet." (in Lexikon f. Th. u. K. 9, 1964).
Die Relationalität Gottes bei Whitehead:
Whitehead definiert Gott gerade nicht als autonomes, statisches Substanzwesen, sondern als dipolares wirkliches Ereignis, Gott hat:
- eine Urnatur, d.h. er ist Ursprung und Schöpfer (göttlicher Eros) und
- eine Folgenatur, d.h. er ist relational zur Welt; er antwortet in seiner vollen Aktualität auf die Aktualisierung in der Welt und ist für sie empfänglich.
Diese von Whitehead in seinem Gesamtwerk umfassend begründete Annahme der Relationalität Gottes greift die Prozess-Theologie auf und sieht darin u.a. auch eine fruchtbare Umwertung und Erweiterung bisheriger nur patriarchalischer Werte in der Gottesvorstellung: d.h. die traditionelle männliche Bevorzugung eines unabhängigen, absoluten, aktiven, unbewegten, leidenschaftslosen, unbeugsamen, nur moralischen Gottes wird jetzt mit der eher weiblichen Vorstellung eines empfänglichen, emotionalen, geduldigen, hingebungsvollen, mitleidenden, erleidenden, strebenden Gottes erweitert. Damit ist die metaphysische Grundlage gegeben für ein vernünftiges Sprechen über den christlich verstandenen, mit der Schöpfung inniglich verbundenen, in der Immanenz wirkenden, liebenden, hingebungsvollen, barmherzigen transzendenten Gott.
usw...
M.R.
Theologie darf sich generell argumentativ nicht isolieren, sonst gerät sie in Gefahr, nicht mehr verstanden zu werden, keinen Bezug mehr zur Realität zu haben und dadurch den Glauben zu regionalisieren und zu trivialisieren. Gleichzeitig dürfen die anderen Wissenschaften die Theologie nicht ignorieren, weil gerade sie Anregungen für neue, kreative Wege geben kann, z.B. Natur wieder als lebendige Schöpfung sehen lernen und nicht als ausbeutbare Sache etc...
Der Theologie muss es gelingen, die Geschichte Gottes und die Glaubenserfahrungen der Menschen mit dieser Geschichte so zu formulieren, dass der Gottesbegriff sich als tauglich erweist und die geschichtliche Erfahrung der Christenheit durch ein neues Paradigma besser verständlich wird. Der jüdisch-christliche Gott ist dynamisches, fortwährend in seiner Schöpfung wirksames und wirkendes Sein und darf nicht aristotelisch-metaphysisch statisch gedacht werden. Auch das Reich Gottes ist ein Prozess; ein Prozess, dessen Wirklichkeit sich ständig im Werden befindet; ein Prozess, in dem Weltgeschichte in Heilsgeschichte transformiert wird; in dem Gottes Wirken der Weltgeschichte eine andere Dimension gibt. ...Das Reich Gottes ist ein Prozess Gottes mit der Welt... Ein neues dynamisches metaphysisches Weltbild kann hierbei nur hilfreich sein.
Auch eine Neubesinnung auf die stillschweigend gemachten metaphysischen Grundannahmen in unserem christlichen Gottesbild ist wichtig, damit wir über den Dreieinigen Gott, der Liebe ist und nur Liebe, vernünftig und angemessener sprechen können. Die aus aristotelischer Tradition kommende Vorstellung eines statischen, unabhängigen, bedürfnislosen, unbewegten Seins-Prinzips, die immer noch weitgehend in den Köpfen von Theologen und Gläubigen herrscht, taugt nicht als Ausgangspunkt für ein Nachdenken über den in jedem Augenblick in dieser Welt wirkenden, immanent sich ereignenden Gott, der seine Schöpfung und Geschöpfe derart lieben soll. Zurück bleibt - das zeigen die abstrusen Gottesbilder, die auch "aufgeklärte" Gläubige immer noch mit sich herumschleppen - zumindest Unbehagen, rational und gefühlsmäßig.
Für den Christen ist Gott eben kein gänzlich transzendentes unbekanntes Wesen. Gott selbst will von uns erkannt werden, denn er will geliebt werden. Und er gibt sich uns zu erkennen als ein naher Gott, der selber zuerst liebt und der offenbart, dass er alles aus Liebe gemacht hat.
Bei der Betrachtung der 12. Station des Kreuzweges betet Papst Benedikt: "Nun hat er radikal den Auftrag der Liebe erfüllt, er hat sich weggegeben von sich selber, und gerade so ist er nun die Erscheinung des wahren Gottes, des Gottes, der die Liebe ist. Nun wissen wir, wer Gott ist..." (Der Kreuzweg unseres Herrn, Benedikt XVI., 2006). Wir Christen dürfen und sollen also dem ungeheuren Liebesangebot Gottes nachgehen, es ernst nehmen und versuchen zu verstehen, wie Gott Liebe sein kann und sonst nichts.
Aber ein statisch gedachter, autonomer, von allem losgelöst seiender Gott, unberührbar und unbeeindruckbar, kann nicht barmherzig liebend vorgestellt werden: Liebe ist vom Ansatz her relational.
Und: wie soll Gott in dieser Welt wirken, wenn er losgelöst ist von ihr und soz. nichts mit ihr zu tun hat? Wirklichkeit ist, was sich ereignet, und ereignen tut sich etwas, indem es konkret wird, in einem fort.
Ein statisches, rein transzendentes Substanz-Wesen, wie die aristotelisch- metaphysische Tradition impliziert, kann nicht dynamisch in der Schöpfung wirkend vorgestellt werden: Fein säuberlich getrennte Entitäten stehen nun einmal in keinerlei Wirkzusammenhang, weder von der einen noch von der anderen Seite.
Gott aber ist Wirklichkeit; Gott ereignet sich ständig, geht ins Konkrete ein; die Wirklichkeit Gottes ist ein spürbares Wirken und Fühlen seiner Gegenwart, wie Gläubige von jeher bezeugen.
Auch Papst Benedikt weist noch als J. Ratzinger auf die unzureichende akademische Begrifflichkeit in der Theologie hin und merkt in seiner Einführung in das Christentum kritisch an, dass die Aristotelische Metaphysik und damit auch die scholastische Theologie offenbar nicht ausreichen, den christlichen Gott zu "beschreiben"; und wir wohl einen neuen metaphysischen Ansatz bräuchten. Im I. Hauptteil, Kapitel 5 d, schreibt Ratzinger:
"...Vielleicht wird uns hier der Denkansatz der heutigen Physik eine bessere Hilfe anbieten als die aristotelische Philosophie... Warum sollten wir von hier aus nicht auch ganz neu verstehen können, dass wir in der Frage nach Gott nicht aristotelisch nach einem letzten Begriff suchen dürfen, der das Ganze umgreift, sondern gefasst sein müssen auf eine Mehrheit von Aspekten... Wir begegnen hier der verborgenen Wechselwirkung von Glaube und modernem Denken. Dass heutige Physik über das Gefüge der aristotelischen Logik hinausgehend in dieser Weise denkt, ist doch wohl auch schon Auswirkung der neuen Dimension, die die christliche Theologie eröffnet hat, ihres notwendigen Denkenmüssens in Komplementaritäten..."
(Und in seiner Enzyklika "Deus Caritas est" wird der Papst nicht müde zu betonen, dass Gott den Menschen leidenschaftlich liebe, ja, dass die ganze Geschichte Gottes mit dem Menschen eine regelrechte Liebesgeschichte sei.
Eine solche leidenschaftliche Liebe Gottes findet bei der noch immer herrschenden, von Thomas beeinflussten Schultheologie keinen Ausdruck. Nach Thomas v. Aquin gibt es gerade keine Leidenschaft in Gott; darum unterscheidet er zwei Elemente in der Liebe, von denen das eine die Leidenschaft mit einbezieht und das andere nicht, und er sagt: Gott liebt, aber ohne Leidenschaft; d.h. Gott liebt nur aktiv, schöpferisch, indem er Gutes tut. Auch Anselm v. Canterbury reflektiert diese Spannung, indem er feststellt, dass Gott nur barmherzig sei, weil er die Elenden rette und die Sünder verschone, aber nicht barmherzig in dem Sinne, dass er vom Mitleiden berührt würde. Göttliche Liebe und Barmherzigkeit werden also nur als einseitiges Hinausströmen aktiven Wohlwollens verstanden. )
Warum Whitehead?
A. N. Whitehead –man könnte ihn den modernen Aristoteles nennen - bietet der Theologie eine neue metaphysische Basis für ein adäquateres Sprechen über den lebendigen Gott der Geschichte, hier und jetzt. Seine Prozess-Metaphysik bezieht die naturwissenschaftliche Erkenntnis des 20. Jahrhunderts mit ein, berücksichtigt Veränderung, Dynamik und Verwobenheit der Realität und ist universal im Ansatz: eine Chance für jede erfahrungsbezogene Theologie.
z.B. Die Relationalität Gottes:
Gott ist Schöpfer der Welt; aber er ist nicht nur Schöpfer, sondern auch Erhalter der Schöpfung zugleich. Die Schöpfung ist nicht nur ein Geschehen am Anfang, sondern beständige Aktion, fortwährendes Wirken Gottes. Schöpfung muss demnach als creatio continua begriffen werden, als dauernde Ermöglichung einer immer neuen, aufsteigenden Selbsttranszendenz des Endlichen, das sich auf das Höhere hin selbst überbietet. (gemäß Lexikon für Theologie und Kirche 9, 1964)
Papst Bendedikt weist (noch als Kardinal Ratzinger) kritisch darauf hin, dass die Vorstellung einer creatio continua nur darum von der katholischen Theologie so schwierig zu rezipieren sei, weil diese sich auf die aristotelisch-scholastische Metaphysik eingeschworen habe, "...die keinen positiven Begriff des Werdens bereitzustellen vermochte, sondern von ihrem Ausgangspunkt her auf ein statisches Seinsverständnis und damit auf die Konstanz des von Anfang an Gegebenen festgelegt ist, da ihr ja Bewegung
in jedem Fall das nur von außen Hinzukommende bedeutet." (in Lexikon f. Th. u. K. 9, 1964).
Die Relationalität Gottes bei Whitehead:
Whitehead definiert Gott gerade nicht als autonomes, statisches Substanzwesen, sondern als dipolares wirkliches Ereignis, Gott hat:
- eine Urnatur, d.h. er ist Ursprung und Schöpfer (göttlicher Eros) und
- eine Folgenatur, d.h. er ist relational zur Welt; er antwortet in seiner vollen Aktualität auf die Aktualisierung in der Welt und ist für sie empfänglich.
Diese von Whitehead in seinem Gesamtwerk umfassend begründete Annahme der Relationalität Gottes greift die Prozess-Theologie auf und sieht darin u.a. auch eine fruchtbare Umwertung und Erweiterung bisheriger nur patriarchalischer Werte in der Gottesvorstellung: d.h. die traditionelle männliche Bevorzugung eines unabhängigen, absoluten, aktiven, unbewegten, leidenschaftslosen, unbeugsamen, nur moralischen Gottes wird jetzt mit der eher weiblichen Vorstellung eines empfänglichen, emotionalen, geduldigen, hingebungsvollen, mitleidenden, erleidenden, strebenden Gottes erweitert. Damit ist die metaphysische Grundlage gegeben für ein vernünftiges Sprechen über den christlich verstandenen, mit der Schöpfung inniglich verbundenen, in der Immanenz wirkenden, liebenden, hingebungsvollen, barmherzigen transzendenten Gott.
usw...
M.R.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Warum eigentlich nicht? Der heilige Bonaventura hatte etwas für die Metaphysiker übrig. Auch wenn er Aristoteles in einzelnen Punkten kritisiert hat, hat er ihn doch nicht in Bausch und Bogen abgelehnt. Bonaventura hat sich daran gehalten, was er seinen Novizen gesagt hat. Er hat das Positive gesehen. Denn da, wo man Aristoteles zustimmen kann, sollte man ihm nicht widersprechen.maria reinecke hat geschrieben:Der jüdisch-christliche Gott ist dynamisches, fortwährend in seiner Schöpfung wirksames und wirkendes Sein und darf nicht aristotelisch-metaphysisch statisch gedacht werden.
Kann man überhaupt vom jüdisch-christlichen Gott sprechen, wenn es nur einen gibt? Natürlich nicht. Gott ist also der jüdische-metaphysisch-übernatürlich-geistige-christliche-islamische-und-sonstwie-religiöse-und-philosophische Gott. Er hat sich als der Vater der Schöpfung durch die Naturgesetze sowie durch die Patriarchen und Propheten und schließlich durch seinen Sohn Jesus Christus geäußert, der im heiligen Heiligen Geist in der Kirche, in jedem Christen und jedem Menschen guten Willens lebendig ist.
Gott ist ewig und also solcher die Konstante in der Veränderung, die Ewigkeit in der Zeit, der Zustand in der Bewegung, der unbewegte Beweger,
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Wie gesagt, die Dinge sind hoch komplex.
Metaphysisches Nachdenken im christlichen Sinne geht gerade der Frage nach, wie es möglich ist, dass dieser Eine und Einzige Gott einmal im rein monotheistischen Sinne so und in einem trinitarischen Sinne so gedacht, erlebt, bezeugt werden kann.
Vielleicht hilft ein konkretes Beispiel anhand der Figur des Abraham:
In seinem Artikel über "Chancen und Grenzen des Dialogs zwischen den 'abrahamitischen Religionen' " (Kommentar zur Regensburger Vorlesung "Glaube und Vernunft" von Papst Benedikt XVI., 2006) bringt Kardinal Lehmann das zur Sprache. Er betrachtet die Gestalt des Abraham als "ein Modell des Glaubens" für alle drei monotheistischen Religionen. Doch die Bedeutung derselben Gestalt führt zu ganz unterschiedlichen Ausprägungen im Judentum, Christentum und dem Islam. Dasselbe göttliche, geschichtliche Wirken an Abraham, Abrahams exemplarische Wanderschaft und sein bedingungsloses Gottesvertrauen werden mit bereits vorhandener Meta-Intention der jeweiligen Kultur anders betrachtet, interpretiert, gewertet, verarbeitet. Für die einen eröffnet sich mit Abraham ein Gottesverständnis, das sich auf Dynamik, Veränderung, Geschichtlichkeit gründet; das andere Mal wird von vornherein etwas inhaltlich Neues oder gar eine neue Qualität der Begegnung Gottes mit den Menschen ausgeschlossen. Das sei alles andere als nur ein akademisches Thema, betont Kardinal Lehmann.
M.R.
Metaphysisches Nachdenken im christlichen Sinne geht gerade der Frage nach, wie es möglich ist, dass dieser Eine und Einzige Gott einmal im rein monotheistischen Sinne so und in einem trinitarischen Sinne so gedacht, erlebt, bezeugt werden kann.
Vielleicht hilft ein konkretes Beispiel anhand der Figur des Abraham:
In seinem Artikel über "Chancen und Grenzen des Dialogs zwischen den 'abrahamitischen Religionen' " (Kommentar zur Regensburger Vorlesung "Glaube und Vernunft" von Papst Benedikt XVI., 2006) bringt Kardinal Lehmann das zur Sprache. Er betrachtet die Gestalt des Abraham als "ein Modell des Glaubens" für alle drei monotheistischen Religionen. Doch die Bedeutung derselben Gestalt führt zu ganz unterschiedlichen Ausprägungen im Judentum, Christentum und dem Islam. Dasselbe göttliche, geschichtliche Wirken an Abraham, Abrahams exemplarische Wanderschaft und sein bedingungsloses Gottesvertrauen werden mit bereits vorhandener Meta-Intention der jeweiligen Kultur anders betrachtet, interpretiert, gewertet, verarbeitet. Für die einen eröffnet sich mit Abraham ein Gottesverständnis, das sich auf Dynamik, Veränderung, Geschichtlichkeit gründet; das andere Mal wird von vornherein etwas inhaltlich Neues oder gar eine neue Qualität der Begegnung Gottes mit den Menschen ausgeschlossen. Das sei alles andere als nur ein akademisches Thema, betont Kardinal Lehmann.
M.R.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Das ist mir nicht entgangen, doch fällt es mir schwer nachzuvollziehen, dass dies heutzutage die einzige Antwort 'in der Sache' ist. Dass Menschen auch andere Betrachtungsweisen, andere Sichten haben können, die menschliches Handeln und Denken sinnvoll begründen können, ohne deshalb das Ende nehmen zu müssen, dass ihnen unter einem ganz bestimmten Blickwinkel prognostiziert wird, klingt verständlicherweise "schräg" für auf 'Objektivität' geeichte Ohren. Gewohnheiten aber - so meine ich - sollten Menschen unserer Zeit hinterfragen können, wenn sie Achtsamkeit für andere haben möchten und wenn sie herausfinden möchten, was dran ist an dem 'schrägen'.Raphael hat geschrieben: Zur Sache hatte ich mich bereits geäußert, auch wenn Du diese Äußerung offenbar nicht rezipiert hast: Wenn man die Position einnimmt - so wie Du es hier tust -, daß Objektivität ein philosophischer Wunschtraum sei, dann ist Solipsismus und/oder harter Konstruktivismus die einzig redliche Art, Philosophie zu betreiben.
Ich muss - dies wird wieder 'schräg' klingen - weder 'solipsistisch', noch 'hart konstruktivistisch' philosophieren, wenn ich 'Objektivität' aufgebe. Derartige Zuordnungen gelten, wenn 'Objektivität' angestrebt, bzw. behauptet wird. Denn dann gilt auch ein dichotomisches kategoriales System. Unter der Grundannahme, dass 'individuelle Sichten unhintergehbar' sind, gibt es aber weder 'richtig' und noch 'falsch', weder 'objektiv' noch 'subjektiv'. Hier hat jede Sicht Anspruch darauf geachtet zu werden, ja, sie muss geachtet werden, wenn man mit anderen Menschen zusammenwirken möchte.
Es gibt in der Tat ein 'philosophieren', das dieses achtsame Miteinander ermöglicht, ohne sich auf Objektivität beziehen zu müssen. Es hat nur eine Voraussetzung: Eigene Dogmen dann zu verwerfen, wenn sie diesem Zusammenwirken hinderlich im Wege stehen. Dies entspricht meiner Meinung nach durchaus auch wesentlichen christlichen Auffassungen: "...ich suche nicht, was mir, sondern was den vielen zuträglich ist, dass sie gerettet werden. Folget meinem Beispiel, wie ich dem Beispiel Christi folge." (vgl. 1.Kor.10,31-11,1) Karrer kommentiert dazu: "Diese Zusammenfassung ist bedeutungsvoll für die christliche Moral: Das Maß für alles ist die Verherrlichung Gottes - und du verherrlichst Gott, wenn du an deiner Stelle aus der Gesinnung der Liebe handelst, im Hinblick auf das gemeinsame Wohl." (Das NT. Übersetzt und erklärt von Otto Karrer. München 1967, 486 Anm.1)
Eine meiner 'wilden Behauptungen' dazu: Der Erfolg des Christentums allen politisch-gesellschaftlichen Hindernissen zum Trotz könnte gerade in jener Menschenliebe liegen, einen eigenen Gott zu haben, der nicht der anderer sein muss. Dies ergibt sich u.a. für mich auch aus dem oben zitierten paulinischen Wort. Einige Verse davor betont Paulus, dass es nicht nötig ist, andere zum Richter über das eigene Gewissen zuzulassen. Das heißt, der eigene Glaube bleibt von dem, was man im Miteinander dem anderen achtsam zugesteht, unberührt. Dieser feine Unterschied zwischen dem, was für mich gilt und dem was für andere gilt, ist im Christentum theologisch und politisch marginal geblieben. Es könnte sein, dass der römisch-stoisch geprägte 'common sense', der den einzelnen im Gehorsam an die göttliche Wahrheitsmacht des römischen Imperators band, initiiert hat, mit 'Macht und Wahrheit (Objektivität)' gegen Menschen zu streiten, anstatt 'zugewandt' (in Liebe) für sie dazusein. Aber wie gesagt: Nichts weiter als eine meiner 'wilden Behauptungen'!
flores

Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Für mich sind das erfreuliche Hinweise - ganz im Sinne meiner Auffassung, dass 'individuelle Sichten unhintergehbar' sind -, dass dieser Papst ein Papst der Gegenwart ist. Er scheint umsetzen zu wollen, dass "die Wahrheit in Gott liegt" und nicht in den Menschen. Menschen 'sollen keinen letzten Begriff' suchen. 'Objektivität' ist ein solch letzter Begriff. Aus diesem Grunde aber möchte ich auch den Sinn von Metaphysik verneinen. Innere Erlebnisse und innere Erfahrungen sind nicht kommunizierbar, für andere gültig schon gar nicht. Sie können dem Einzelnen das geben, was er braucht (das tägliche Brot) und sie werden für jeden wieder anders sein. Daraus können einzelne "Kosmologien" entwickeln, die aber nicht mehr und nicht weniger sind, als 'wilde Behauptungen'.maria reinecke hat geschrieben: Auch Papst Benedikt weist noch als J. Ratzinger auf die unzureichende akademische Begrifflichkeit in der Theologie hin und merkt in seiner Einführung in das Christentum kritisch an, dass die Aristotelische Metaphysik und damit auch die scholastische Theologie offenbar nicht ausreichen, den christlichen Gott zu "beschreiben"; und wir wohl einen neuen metaphysischen Ansatz bräuchten. Im I. Hauptteil, Kapitel 5 d, schreibt Ratzinger: "...Vielleicht wird uns hier der Denkansatz der heutigen Physik eine bessere Hilfe anbieten als die aristotelische Philosophie... Warum sollten wir von hier aus nicht auch ganz neu verstehen können, dass wir in der Frage nach Gott nicht aristotelisch nach einem letzten Begriff suchen dürfen, der das Ganze umgreift, sondern gefasst sein müssen auf eine Mehrheit von Aspekten... Wir begegnen hier der verborgenen Wechselwirkung von Glaube und modernem Denken. ..."
...u.a. auch eine fruchtbare Umwertung und Erweiterung bisheriger nur patriarchalischer Werte in der Gottesvorstellung: d.h. die traditionelle männliche Bevorzugung eines unabhängigen, absoluten, aktiven, unbewegten, leidenschaftslosen, unbeugsamen, nur moralischen Gottes wird jetzt mit der eher weiblichen Vorstellung eines empfänglichen, emotionalen, geduldigen, hingebungsvollen, mitleidenden, erleidenden, strebenden Gottes erweitert. Damit ist die metaphysische Grundlage gegeben für ein vernünftiges Sprechen über den christlich verstandenen, mit der Schöpfung inniglich verbundenen, in der Immanenz wirkenden, liebenden, hingebungsvollen, barmherzigen transzendenten Gott. usw...
flores

Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Deine 'wilde Behauptung' will Dir ja keiner streitig machen - selbst wenn sie falsch sein mag -, nur hast Du mit Deiner 'wilden Behauptung' bereits den Boden der Philosophie verlassen und Dich in die Regionen der Theologie begeben. Um es hochgestochen philosophisch auszudrücken: In der Theologie gilt ein anderes Paradigma!flores hat geschrieben:Eine meiner 'wilden Behauptungen' dazu: ..............
Und wenn Du den Hl. Paulus fragen könntest, ob er Objektivität für einen Wunschtraum halten würde, dann hätte er Dich freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, daß Objektivität ganz und gar kein Wunschtraum ist, sondern daß die Menschen (d.h. ausnahmslos alle Menschen) sich auf die Zusagen des menschgewordenen Gottes Jesus Christus voll und ganz verlassen können.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
"Und wenn Du den Hl. Paulus fragen könntest, ob er Objektivität für einen Wunschtraum halten würde, dann hätte er Dich freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, daß Objektivität ganz und gar kein Wunschtraum ist, sondern daß die Menschen (d.h. ausnahmslos alle Menschen) sich auf die Zusagen des menschgewordenen Gottes Jesus Christus voll und ganz verlassen können."[/quote]
Die Dinge bleiben meist stecken, wenn wir die Argumentationsebenen verwischen.
Dadurch kann möglicherweise interessanten, spannenden Aspekten des "Gesprächspartners" nicht genügend nachgegangen werden.
Was Paulus sagt, hat nichts mit OBJEKTIVITÄT zu tun. Seine Aussagen sind reine Glaubensaussagen, in denen es um Glaubenswahrheit(en) geht. Dass diese Wahrheit für alle Menschen gelten kann und soll, ist zwar eine zutiefst im christlichen Glauben verankerte Gewissheit, zielt aber in dem Zusammenhang, wo es um die Begriffe subjektiv und objektiv geht, ins Leere.
OBJEKTIVITÄT im allgemein verstandenen Sinn bedeutet:
Freisein von subjektiven Zutaten, Einflüssen; Sachlichkeit, Neutralität; Objektivität ist auch die Fähigkeit, etwas "streng objektiv" zu beobachten oder darzustellen.
Der Mensch besitzt diese Fähigkeit erwiesenermaßen nicht.
Bei jeder Erkenntnis und jeder Aussage wirkt das ganze körperlich-geistig-seelische So-Sein des Einzelnen mit, einschließlich der Kräfte seines Unterbewussten und des Erlebnistranszendenten in ihm.
Daher ist Objektivität im eigentlichen Sinne nur annäherungsweise errreichbar und bleibt ein Ideal wissenschaftlicher Arbeit.
M.R.
Die Dinge bleiben meist stecken, wenn wir die Argumentationsebenen verwischen.
Dadurch kann möglicherweise interessanten, spannenden Aspekten des "Gesprächspartners" nicht genügend nachgegangen werden.
Was Paulus sagt, hat nichts mit OBJEKTIVITÄT zu tun. Seine Aussagen sind reine Glaubensaussagen, in denen es um Glaubenswahrheit(en) geht. Dass diese Wahrheit für alle Menschen gelten kann und soll, ist zwar eine zutiefst im christlichen Glauben verankerte Gewissheit, zielt aber in dem Zusammenhang, wo es um die Begriffe subjektiv und objektiv geht, ins Leere.
OBJEKTIVITÄT im allgemein verstandenen Sinn bedeutet:
Freisein von subjektiven Zutaten, Einflüssen; Sachlichkeit, Neutralität; Objektivität ist auch die Fähigkeit, etwas "streng objektiv" zu beobachten oder darzustellen.
Der Mensch besitzt diese Fähigkeit erwiesenermaßen nicht.
Bei jeder Erkenntnis und jeder Aussage wirkt das ganze körperlich-geistig-seelische So-Sein des Einzelnen mit, einschließlich der Kräfte seines Unterbewussten und des Erlebnistranszendenten in ihm.
Daher ist Objektivität im eigentlichen Sinne nur annäherungsweise errreichbar und bleibt ein Ideal wissenschaftlicher Arbeit.
M.R.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Solange ich einräume, dass es 'wilde Behauptungen' sind, übe ich mich immerhin in 'philosophischer Redlichkeit'.Raphael hat geschrieben:...nur hast Du mit Deiner 'wilden Behauptung' bereits den Boden der Philosophie verlassen ....
Und ich würde ganz freundlich antworten, dass er eben glaubt, dass Jesus die Inkarnation Gottes sei, aber für mich philosophisch gesehen das eine 'wilde Behauptung' sei.Und wenn Du den Hl. Paulus fragen könntest, ob er Objektivität für einen Wunschtraum halten würde, dann hätte er Dich freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, daß Objektivität ganz und gar kein Wunschtraum ist, sondern daß die Menschen (d.h. ausnahmslos alle Menschen) sich auf die Zusagen des menschgewordenen Gottes Jesus Christus voll und ganz verlassen können.
"Die Frömmigkeit aber ist ein großer Gewinn für den, der sich genügen lässt." (1.Tim.6,6) Dies ist für mich in Ordnung. Aber die Denkfigur "Objektivität", so wie sie seit Jahrhunderten im Abendland gehandelt wird, erfüllt zumindest diese Aussage nicht.(Ich meine auch viele andere paulinischen Aussagen nicht.) Der machtvolle Ton der Überzeugung - die eigene Frömmigkeit sei unverzichtbar für jeden Menschen - ist eine Folge einer frommen Einstellung, die daran gewohnt ist, dass religiöse Glaubenswahrheiten für objektiv (allgemeingültig und unabhängig vom Menschen zutreffend) erklärt werden. Eine Theologie, die damit behauptet, sie kenne die Wahrheit Gottes, überschreitet ihre Grenzen in der Sache.
flores

Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Da möchte ich nun aber widersprechen. Paulus Aussagen sind Aussagen über eine Wirklichkeit, die er zum Teil erfahren hatte und die ihn auf die noch größere Dimension dieser Wirklichkeit verwiesen hat. Dass alle Menschen diese Wirklichkeit erfahren können und dass er dies zum Gegenstand seiner Mission daher machte, das war sein Glaube.maria reinecke hat geschrieben: Was Paulus sagt, hat nichts mit OBJEKTIVITÄT zu tun. Seine Aussagen sind reine Glaubensaussagen, in denen es um Glaubenswahrheit(en) geht. Dass diese Wahrheit für alle Menschen gelten kann und soll, ist zwar eine zutiefst im christlichen Glauben verankerte Gewissheit, zielt aber in dem Zusammenhang, wo es um die Begriffe subjektiv und objektiv geht, ins Leere.
Nun musste er diese Erfahrung in Worte fassen und brauchte daher Begriffe. Und das Denken ist nun mal bestimmt vom Gegenständlichen. Wie also drückt man eine Wirklichkeit aus, die die Dinge und damit die erfahrbare Wirklichkeit überschreitet?
Wir gehen davon aus und haben das ja auch empirisch erfahren, dass unsere Erfahrung irgendwie mit einer Wirklichkeit verknüpft ist, die aber über uns hinaus geht. Schon ein anderer Mensch ist dafür Beleg.OBJEKTIVITÄT im allgemein verstandenen Sinn bedeutet:
Freisein von subjektiven Zutaten, Einflüssen; Sachlichkeit, Neutralität; Objektivität ist auch die Fähigkeit, etwas "streng objektiv" zu beobachten oder darzustellen.
Der Mensch besitzt diese Fähigkeit erwiesenermaßen nicht.
Bei jeder Erkenntnis und jeder Aussage wirkt das ganze körperlich-geistig-seelische So-Sein des Einzelnen mit, einschließlich der Kräfte seines Unterbewussten und des Erlebnistranszendenten in ihm.
Daher ist Objektivität im eigentlichen Sinne nur annäherungsweise errreichbar und bleibt ein Ideal wissenschaftlicher Arbeit.
Objektivität in unserer Methodik der Erkenntnisgewinnung bezieht sich immer auf diese Wirklichkeit. Allerdings ist philosophisch zu fragen, was können wir erkennen?
Die Sachen selbst sind nun - wie wir heute naturwissenschaftlich erkennen - nur innerhalb eines Rahmens "objektiv". Das hat nichts mit unserer subjektiven Natur zu tun, sondern einfach damit, dass eben alles bedingt ist, nichts für sich selbst steht und daher immer eben abhängig ist, von Bedingungen.
Unsere "objektiven" Erkenntnisse sind eben Labor-Erkenntnisse und dies ist verschieden von den Feld-Versuchen und noch zu unterscheiden von den Erfahrungen, d.h. vom Selbstversuch.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Nein, Du tust das, was ich eingangs schon einmal anmerkte:flores hat geschrieben:Solange ich einräume, dass es 'wilde Behauptungen' sind, übe ich mich immerhin in 'philosophischer Redlichkeit'.
Damit wird en passant jede verbale Einlassung zu hohlem Gelaber erklärt.
Da Subjektivität für Dich letzte Instanz ist, bleibt es eben bei Deiner subjektiven Einschätzung, daß es sich um eine 'wilde Behauptung' handele.flores hat geschrieben:Und ich würde ganz freundlich antworten, dass er eben glaubt, dass Jesus die Inkarnation Gottes sei, aber für mich philosophisch gesehen das eine 'wilde Behauptung' sei.
Solipsismus bleibt die zwangsläufige Folge ...................
Du bist ein Wortverdreher ..........flores hat geschrieben:Eine Theologie, die damit behauptet, sie kenne die Wahrheit Gottes, überschreitet ihre Grenzen in der Sache.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Nun, Maria, das ist richtig!maria reinecke hat geschrieben:Die Dinge bleiben meist stecken, wenn wir die Argumentationsebenen verwischen.
Dadurch kann möglicherweise interessanten, spannenden Aspekten des "Gesprächspartners" nicht genügend nachgegangen werden.
Wichtig ist es also, zunächst einmal überhaupt eine Gesprächsebene zu schaffen.
Diese Schaffung einer gemeinsamen Gesprächsebene wird jedoch unmöglich, wenn - wie es der User flores hier demonstriert - Subjektivität zur letztmöglichen Instanz erklärt wird.
Er schafft sich damit von vorneherein ein rhetorisches Rückzugsfeld und verhält sich wie ein Stück Seife beim Duschen: Sehr schwierig festzuhalten, weil extrem glitschig!

Die Subjektivität als Abstraktum ist übrigens die Kehrseite der Medaille «Relativismus»:
Alles und jedes hat nur den Wert, dem ihm subjektiv beigemessen wird!
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Na dann streng dich mal an - die Seife hast du doch dann schließlich auch wieder zu fassen bekommen.Raphael hat geschrieben: Wichtig ist es also, zunächst einmal überhaupt eine Gesprächsebene zu schaffen.
Diese Schaffung einer gemeinsamen Gesprächsebene wird jedoch unmöglich, wenn - wie es der User flores hier demonstriert - Subjektivität zur letztmöglichen Instanz erklärt wird.
Er schafft sich damit von vorneherein ein rhetorisches Rückzugsfeld und verhält sich wie ein Stück Seife beim Duschen: Sehr schwierig festzuhalten, weil extrem glitschig!![]()
Irgendwie sind das jetzt Seifenblasen bzw. Sprechblasen.Die Subjektivität als Abstraktum ist übrigens die Kehrseite der Medaille «Relativismus»:
Alles und jedes hat nur den Wert, dem ihm subjektiv beigemessen wird!
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
ja, Raphael, das verstehe ich gut.
Dieser ewige Subjekt-Objekt -Streit ist letztlich natürlich eine Folge dualistischen Denkens.
Das ganze westeuropäische Denken beruht auf der Trennung/Abstraktion von Subjekt und Objekt: mir als Subjekt steht etwas (fremd/feindlich/unbekannt/völlig anders) distanziert gegenüber: das Objekt, das ich nun messen, analysieren, beobachten, klassifizieren etc. kann - ein Vorgang, der seit Aristoteles die Voraussetzung wissenschaftlicher Erkenntnis ist.
Dass auch wissenschaftliche Forschung ohne das Subjektive nicht auskommt, ist spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts metaphysische/wissenschaftstheoretische Gewissheit/Diskurs - darum z.B. Whitehead, dessen Prozess-Metaphysik gerade die starre Subjekt-Objekt-Trennung als reine Abstraktion entlarvt, eine, die der Wirklichkeit nicht gerecht wird.
Das asiatische Denken kennt diesen Dualismus nicht (vielleicht beschäftigt sich gerade jemand damit und kann detaillierter Auskunft geben darüber): dort stehen sich schon rein sprachlich Subjekt und Objekt nicht getrennt gegenüber, sondern bilden eine Einheit. Der Satz: "Ich sehe den Baum" würde dort etwa lauten: "ich Baum..."
P.S.
Meine o.g. Begriffserklärung zu OBJEKTIVITÄT war nicht persönliche Meinung, sondern ist gängige philosophische Definition.
Dieser ewige Subjekt-Objekt -Streit ist letztlich natürlich eine Folge dualistischen Denkens.
Das ganze westeuropäische Denken beruht auf der Trennung/Abstraktion von Subjekt und Objekt: mir als Subjekt steht etwas (fremd/feindlich/unbekannt/völlig anders) distanziert gegenüber: das Objekt, das ich nun messen, analysieren, beobachten, klassifizieren etc. kann - ein Vorgang, der seit Aristoteles die Voraussetzung wissenschaftlicher Erkenntnis ist.
Dass auch wissenschaftliche Forschung ohne das Subjektive nicht auskommt, ist spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts metaphysische/wissenschaftstheoretische Gewissheit/Diskurs - darum z.B. Whitehead, dessen Prozess-Metaphysik gerade die starre Subjekt-Objekt-Trennung als reine Abstraktion entlarvt, eine, die der Wirklichkeit nicht gerecht wird.
Das asiatische Denken kennt diesen Dualismus nicht (vielleicht beschäftigt sich gerade jemand damit und kann detaillierter Auskunft geben darüber): dort stehen sich schon rein sprachlich Subjekt und Objekt nicht getrennt gegenüber, sondern bilden eine Einheit. Der Satz: "Ich sehe den Baum" würde dort etwa lauten: "ich Baum..."
P.S.
Meine o.g. Begriffserklärung zu OBJEKTIVITÄT war nicht persönliche Meinung, sondern ist gängige philosophische Definition.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Der Satz ist "sehen Baum" - .maria reinecke hat geschrieben: Das asiatische Denken kennt diesen Dualismus nicht (vielleicht beschäftigt sich gerade jemand damit und kann detaillierter Auskunft geben darüber): dort stehen sich schon rein sprachlich Subjekt und Objekt nicht getrennt gegenüber, sondern bilden eine Einheit. Der Satz: "Ich sehe den Baum" würde dort etwa lauten: "ich Baum..."
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Nur in welchem Kontext ist das "gängig"? Heutzutage gibt es keine gängige Philosophie mehr.maria reinecke hat geschrieben: Meine o.g. Begriffserklärung zu OBJEKTIVITÄT war nicht persönliche Meinung, sondern ist gängige philosophische Definition.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Nee, seitdem nehme ich Duschgel. Da wird man auch sauber und die Flasche kann man abspülen, so daß sie nicht mehr glitschig ist!Aletheia hat geschrieben:Na dann streng dich mal an - die Seife hast du doch dann schließlich auch wieder zu fassen bekommen.

Der Intelligenzquotient des Agrarökonomen steht in reziproker Relation zu Quantität seiner Produkte.Aletheia hat geschrieben:Irgendwie sind das jetzt Seifenblasen bzw. Sprechblasen.

Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Danke, Aletheia, für die Korrektur: "sehen-Baum".
Zum Glück gibt es noch verbindliche Wörterbücher; in dem o.g. Fall wurde das Philosophische Wörterbuch von Georgi Schischkoff verwendet.
Das Bestreben und Anliegen konstruktiven philosophischen Denkens ist es gerade, Skeptizismus, Relativismus, überhaupt einengende Ismen jeglicher Art zu überwinden; das geht nur auf Meta-Ebene. Philosophische Richtungen, die den metaphysischen Diskurs kategorisch ausschließen, bleiben tatsächlich im je eigenen Getriebe stecken.
Zum Glück gibt es noch verbindliche Wörterbücher; in dem o.g. Fall wurde das Philosophische Wörterbuch von Georgi Schischkoff verwendet.
Das Bestreben und Anliegen konstruktiven philosophischen Denkens ist es gerade, Skeptizismus, Relativismus, überhaupt einengende Ismen jeglicher Art zu überwinden; das geht nur auf Meta-Ebene. Philosophische Richtungen, die den metaphysischen Diskurs kategorisch ausschließen, bleiben tatsächlich im je eigenen Getriebe stecken.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Es gibt jedoch andere philosophische Ansätze, um die Subjekt-Objekt-Trennung im westlichen Denken zu überwinden. Dabei muß noch nicht einmal der Boden der griechischen Philosophie verlassen werden.maria reinecke hat geschrieben:Dieser ewige Subjekt-Objekt -Streit ist letztlich natürlich eine Folge dualistischen Denkens.
Das ganze westeuropäische Denken beruht auf der Trennung/Abstraktion von Subjekt und Objekt: mir als Subjekt steht etwas (fremd/feindlich/unbekannt/völlig anders) distanziert gegenüber: das Objekt, das ich nun messen, analysieren, beobachten, klassifizieren etc. kann - ein Vorgang, der seit Aristoteles die Voraussetzung wissenschaftlicher Erkenntnis ist.
maria reinecke hat geschrieben:Dass auch wissenschaftliche Forschung ohne das Subjektive nicht auskommt, ist spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts metaphysische/wissenschaftstheoretische Gewissheit/Diskurs - darum z.B. Whitehead, dessen Prozess-Metaphysik gerade die starre Subjekt-Objekt-Trennung als reine Abstraktion entlarvt, eine, die der Wirklichkeit nicht gerecht wird.
Nun, ich kenne Whitehead nicht gut genug um das beurteilen zu können. Sein Umfeld stimmt jedoch sehr kritisch.
Sprache ist natürlich wesentlich fürs Denken, wobei - ich meine die Defintion geht auf Tertullian zurück - Denken ein Sprechen mit sich selber sei.maria reinecke hat geschrieben:Das asiatische Denken kennt diesen Dualismus nicht (vielleicht beschäftigt sich gerade jemand damit und kann detaillierter Auskunft geben darüber): dort stehen sich schon rein sprachlich Subjekt und Objekt nicht getrennt gegenüber, sondern bilden eine Einheit. Der Satz: "Ich sehe den Baum" würde dort etwa lauten: "ich Baum..."
Das östliche Denken eliminiert die Subjekt-Objekt-Trennung durch die Eliminierung des Subjektes und dessen Ersatz durch die Beziehung zum Objekt. Damit würde das gesamte jüdisch-christliche Menschenbild als falsch angenommen und mit dessen Verwerfung würde dem Menschen alles andere als ein Gefallen getan. Mir erscheint es da besser, mit einer kritisch zu hinterfragenden Subjekt-Objekt-Trennung zu leben.
An der Reaktion von Aletheia (also known als Prawda) kannst Du schon erkennen, was es mit Definitionen auf sich hat.maria reinecke hat geschrieben:P.S.Meine o.g. Begriffserklärung zu OBJEKTIVITÄT war nicht persönliche Meinung, sondern ist gängige philosophische Definition.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Raphael:
"Es gibt jedoch andere philosophische Ansätze, um die Subjekt-Objekt-Trennung im westlichen Denken zu überwinden. Dabei muß noch nicht einmal der Boden der griechischen Philosophie verlassen werden."
spannend: welche Ansätze meinst Du?
Übrigens: Mein kleiner asiatischer Schlenker in Zusammenhang mit der Objekt-Subjekt-Problematik war nur ein Schlenker - ich teile Deine Sorge bezüglich der Konsequenz eines solchen Denkens.
Es gilt also, das allgemeine Dilemma dualistischen Denkens kritisch anzugehen.
Noch eimal die Frage: welche Ansätze meinst Du?
(Whitehead wird in Deutschland leider immer noch nicht angemessen gewürdigt, obwohl sich diesbezüglich an den großen Universitäten einiges getan hat in den letzten Jahren... Aber bedenke: Nicht alle, die sich um einen Meister scharen und ihn für sich beanspruchen, spiegeln den Meister wider)
M.R.
"Es gibt jedoch andere philosophische Ansätze, um die Subjekt-Objekt-Trennung im westlichen Denken zu überwinden. Dabei muß noch nicht einmal der Boden der griechischen Philosophie verlassen werden."
spannend: welche Ansätze meinst Du?
Übrigens: Mein kleiner asiatischer Schlenker in Zusammenhang mit der Objekt-Subjekt-Problematik war nur ein Schlenker - ich teile Deine Sorge bezüglich der Konsequenz eines solchen Denkens.
Es gilt also, das allgemeine Dilemma dualistischen Denkens kritisch anzugehen.
Noch eimal die Frage: welche Ansätze meinst Du?
(Whitehead wird in Deutschland leider immer noch nicht angemessen gewürdigt, obwohl sich diesbezüglich an den großen Universitäten einiges getan hat in den letzten Jahren... Aber bedenke: Nicht alle, die sich um einen Meister scharen und ihn für sich beanspruchen, spiegeln den Meister wider)
M.R.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Welche hast du da im Sinn?Raphael hat geschrieben:Es gibt jedoch andere philosophische Ansätze, um die Subjekt-Objekt-Trennung im westlichen Denken zu überwinden. Dabei muß noch nicht einmal der Boden der griechischen Philosophie verlassen werden.maria reinecke hat geschrieben:Dieser ewige Subjekt-Objekt -Streit ist letztlich natürlich eine Folge dualistischen Denkens.
Das ganze westeuropäische Denken beruht auf der Trennung/Abstraktion von Subjekt und Objekt: mir als Subjekt steht etwas (fremd/feindlich/unbekannt/völlig anders) distanziert gegenüber: das Objekt, das ich nun messen, analysieren, beobachten, klassifizieren etc. kann - ein Vorgang, der seit Aristoteles die Voraussetzung wissenschaftlicher Erkenntnis ist.
Wie meinst du das mit dem Umfeld?Nun, ich kenne Whitehead nicht gut genug um das beurteilen zu können. Sein Umfeld stimmt jedoch sehr kritisch.
Das geht auf Platon zurück - und das dürfte dann Tertullian übernommen haben.Sprache ist natürlich wesentlich fürs Denken, wobei - ich meine die Defintion geht auf Tertullian zurück - Denken ein Sprechen mit sich selber sei.
Die Hebräische Sprache kennt für Denken keinen eigenständigen Begriff, sondern sagt "Sprechen im Herzen" dazu. Und für das Hebräische ist zudem Sein und Werden identisch -d.h. das Sein wird beschrieben, wie es Geworden ist bzw. als Werden.
Im Chinesischen und auch Japanischen gibt es ebenfalls keinen Begriff und damit keine Vorstellung von "Sein".
Da muss man unterscheiden zwischen der buddhistischen Philosophie und dem Daoismus. Das sind auch zwei recht verschiedene Denkweisen im Osten.Das östliche Denken eliminiert die Subjekt-Objekt-Trennung durch die Eliminierung des Subjektes und dessen Ersatz durch die Beziehung zum Objekt. Damit würde das gesamte jüdisch-christliche Menschenbild als falsch angenommen und mit dessen Verwerfung würde dem Menschen alles andere als ein Gefallen getan. Mir erscheint es da besser, mit einer kritisch zu hinterfragenden Subjekt-Objekt-Trennung zu leben.
Aber das jüdische Denken ist dann gegenüber dem griechisch-christlichen noch einmal ganz anders - und hier ist ein Denken (griechisch) von einem anderen Denken (hebräisch) abgelöst worden.
Parmenides hat in seinem Lehrgedicht von der Identität von Denken und Sein gesprochen - und für ihn war der Dualismus von Erscheinung und Wirklichkeit maßgebend. Das allerdings findet man dann wieder im östlichen Denken.An der Reaktion von Aletheia (also known als Prawda) kannst Du schon erkennen, was es mit Definitionen auf sich hat.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Ich meinte die phänomenologische Schule, die sich auf Edmund Husserl gründet.maria reinecke hat geschrieben:welche Ansätze meinst Du?
Die Namen, die sich damit verbinden, sind:
1. Dietrich von Hildebrandt ([Punkt])
2. Hedwig Conrad-Martius (einige Hinweise)
3. Edith Stein ([Punkt])
4. Adolf Reinach
5. Martin Heidegger
Zuletzt geändert von Raphael am Montag 2. März 2009, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Der äußere Anlaß zum Entstehen von Husserls letzter großer Arbeit «Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie» war eine Einladung des Wiener Kulturbundes zu einem Vortrag, den er unter dem Titel «Die Philosophie in der Krisis der europäischen Menschheit» am 7. und 1. Mai 1935 hielt. Dieser Vortrag erhielt später den oben genannten Titel. Am «Krisis-Komplex» arbeitete Husserl von 1934 bis zu seinem Tode. Der Text des Wiener Vortrags wurde 1954 von Walter Biemel in den Husserliana VI zum ersten Mal veröffentlicht.Edmund Husserl hat geschrieben: Drängen wir den Grundgedanken unserer Ausführungen zusammen: Die heute so viel beredete, sich in unzähligen Symptomen des Lebenszerfalls dokumentierende «Krise des europäischen Daseins» ist kein dunkles Schicksal, kein undurchdringliches Verhängnis, sondern wird verständlich und durchschaubar auf dem Hintergrund der philosophisch aufdeckbaren Teleologie der europäischen Geschichte. Voraussetzung dieses Verständnisses aber ist, daß zuvor das Phänomen «Europa» in seinem zentralen Wesenskern erfaßt wird. Um das Unwesen der gegenwärtigen «Krise» begreifen zu können, mußte der Begriff Europa herausgearbeitet werden als die historische Teleologie unendlicher Vernunftziele; es mußte gezeigt werden, wie die europäische «Welt» aus Vernunftideen, d..h. aus dem Geiste der Philosophie geboren wurde. Die «Krise» konnte dann deutlich werden als das scheinbare Scheitern des Rationalismus. Der Grund des Versagens einer rationalen Kultur liegt aber - wie gesagt - nicht im Wesen des Rationalismus selbst sondern allein in seiner Veräußerlichung, in seiner Versponnenheit in «Naturalismus» und «Objektivismus».
Die Krise des europäischen Daseins hat nur zwei Auswege: Den Untergang Europas in der Entfremdung gegen seinen eigenen rationalen Lebenssinn, den Verfall in Geistfeindschaft und Barbarei, oder die Wiedergeburt Europas aus dem Geiste der Philosophie durch einen den Naturalismus endgültig überwindenden Heroismus der Vernunft. Europas größte Gefahr ist die Müdigkeit. Kämpfen wir gegen diese Gefahr der Gefahren als «gute Europäer» in jener Tapferkeit, die auch einen unendlichen Kampf nicht scheut, dann wird aus dem Vernichtungsbrand des Unglaubens, dem schwelenden Feuer der Verzweiflung an der menschheitlichen Sendung des Abendlandes, aus der Asche der großen Müdigkeit der Phoenix einer neuen Lebensinnerlichkeit und Vergeistigung auferstehen, als Unterpfand einer großen und fernen Menschenzukunft: Denn der Geist allein ist unsterblich.
Wegen der idealistischen Wende Husserls, die in seiner letzten Schrift besonders deutlich wird, kam es zum Bruch mit Heidegger, aber auch zur Kritik durch Roman Ingarden, der Husserls treuester Schüler war.
Dann sollte man auch noch Ludwig Landgrebe, Fritz Kaufmann, Emanuel Levinas und Alexandre Koyre als Schüler Husserls erwähnen.
Hier noch ein Artikel über Hedwig Conrad-Martius
http://www.information-philosophie.de/? ... 2&y=1&c=5
aus einer Arbeit von
Pfeiffer, A.E.: Hedwig Conrad-Martius: Eine phänomenologische Sicht auf Natur und Welt. 25
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Ich rede nicht von 'Subjektivität', sondern von 'unhintergehbaren individuellen Sichten'. Diese Grundannahme setze ich nicht beliebig, sondern beziehe ich u.a. auf die für jeden überprüfbaren Konstellationen und Situationen, die beschreiben, wie unsere 'Physis' funktioniert. Nach meinen Kenntnissen insgesamt so, dass Perzipierbares von Sinnen, Organen, durch physiologische und neurophysiologische Prozesse und Aktivitäten auf je eigene Weise verändert wird und im Gehirn etwas auslöst, was populär gesprochen als "Feuer der Neuronen" beschrieben wird. Unsere 'Bilder' von der Welt sind also keine Sinnesbilder im Sinne von Abbildern bzw. Repräsentationen, sondern vermutlich irgendwie entstandene 'Konstrukte'. Man kann aber zuverlässig davon ausgehen, dass vorhandene kulturelle Vorstellungen und Denkfiguren, Werte und Verhaltensweisen anderer an diesen Konstrukten beteiligt sind.Raphael hat geschrieben: Wichtig ist es ..., zunächst einmal überhaupt eine Gesprächsebene zu schaffen.
Diese Schaffung einer gemeinsamen Gesprächsebene wird jedoch unmöglich, wenn - wie es der User flores hier demonstriert - Subjektivität zur letztmöglichen Instanz erklärt wird.
Er schafft sich damit von vorneherein ein rhetorisches Rückzugsfeld und verhält sich wie ein Stück Seife beim Duschen: Sehr schwierig festzuhalten, weil extrem glitschig! ... Die Subjektivität als Abstraktum ist übrigens die Kehrseite der Medaille «Relativismus»: Alles und jedes hat nur den Wert, dem ihm subjektiv beigemessen wird!
Wenn meine Grundannahme zutrifft - und dafür sprechen nicht nur die Forschungsergebnisse der Neurophysiologie - dann ist die jeweils eigene Sicht immer eine irgendwie konstruierte, d.h. wir nehmen nichts wahr, so wie es an und für sich ist, sondern so wie es uns als Folge von physiologischen und neurophysiologischen Aktivitäten und Prozessen erscheint. Daher ist 'Objektivität' unmöglich.
Unter der Grundannahme 'unhintergehbarer individueller Sichten' ergibt es keinen Sinn mehr von 'subjektiv' versus 'objektiv' zu reden, weil objektives Perzipieren einfach nicht geht. Wir haben keine Ahnung davon, wie Dinge an und für sich sind. Weiter ist auch die Bezeichnung 'relativ' verzichtbar, weil es dazu des Kontextes WAHRHEIT braucht.
Dass alles, was für eine Gemeinschaft von Wert sein soll, individuelle Wertschätzung voraussetzt, scheint mir keine relativistische Erfindung, sondern ist m.E. einfach beobachtbar.
Das, worüber wir sprechen können, ist das, was wir beim gemeinsamen Hinsehen auf die Dinge beobachten. Wir können unsere individuellen Sichten gemeinsam an dem, was wir betrachten können, abgleichen, verändern, optimieren und uns auf Gültiges einigen, was uns für alle gemeinsam das Beste zu sein scheint. Der religiöses Glaube kann davon völlig unangetastet bleiben. Er müsste aber dann überprüft werden, wenn er das Miteinander beeinträchtigt oder gar verhindert. Dies gilt für jede Art von 'ERklärungsmodell', das jemand besitzt und verwendet.
flores

Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
"Irgendwie" entstandene Konstrukte ist ein bißchen sehr allgemein - diese Konstrukte entstehen durch die Weise, wie wir Raum und Zeit erfahren und da wir das "individuelle" höchst sozial teilen und mitteilen durch gemeinsame Sprache und gemeinsames Leben, also Erfahrung, bilden wir einen gemeinsamen sozialen Raum - den wir z.B. Wissenschaft nennen. Der hat sich allerdings über einen längeren Zeitraum entwickelt und entfaltet. Was ebenfalls nicht hintergehbar ist, das sind Wirklichkeitserfahrungen - Erleben - z.B. von elementaren Tatsachen - Wasser, Feuer, Jahreszeiten, Rhythmen ...flores hat geschrieben: Ich rede nicht von 'Subjektivität', sondern von 'unhintergehbaren individuellen Sichten'. Diese Grundannahme setze ich nicht beliebig, sondern beziehe ich u.a. auf die für jeden überprüfbaren Konstellationen und Situationen, die beschreiben, wie unsere 'Physis' funktioniert. Nach meinen Kenntnissen insgesamt so, dass Perzipierbares von Sinnen, Organen, durch physiologische und neurophysiologische Prozesse und Aktivitäten auf je eigene Weise verändert wird und im Gehirn etwas auslöst, was populär gesprochen als "Feuer der Neuronen" beschrieben wird. Unsere 'Bilder' von der Welt sind also keine Sinnesbilder im Sinne von Abbildern bzw. Repräsentationen, sondern vermutlich irgendwie entstandene 'Konstrukte'. Man kann aber zuverlässig davon ausgehen, dass vorhandene kulturelle Vorstellungen und Denkfiguren, Werte und Verhaltensweisen anderer an diesen Konstrukten beteiligt sind.
In der absoluten Weise können wir nicht erkennen, was an und für sich ist. Denn alles ist aufeinander bezogen, uns eingeschlossen. Aber wir können folgern auf eine letzte Ursache hin. Und ebenso auf ein Ende. Da der Tod die Gewißheit des Individuums ist, folgern wir vom Ende auf einen Anfang hin.Wenn meine Grundannahme zutrifft - und dafür sprechen nicht nur die Forschungsergebnisse der Neurophysiologie - dann ist die jeweils eigene Sicht immer eine irgendwie konstruierte, d.h. wir nehmen nichts wahr, so wie es an und für sich ist, sondern so wie es uns als Folge von physiologischen und neurophysiologischen Aktivitäten und Prozessen erscheint. Daher ist 'Objektivität' unmöglich.
Ich kann es nach der Seite des Subjekts auflösen oder nach der Seite des Objekts - dann komme ich aber durch Setzung zur Frage nach der Wahrheit. In dem Sinn, dass ich mein subjektives "Sichten" als objektiv setze - setze ich Wahrheit. Wenn ich dies bis zum Ende durchhalte, werde ich auch nicht enttäuscht.Unter der Grundannahme 'unhintergehbarer individueller Sichten' ergibt es keinen Sinn mehr von 'subjektiv' versus 'objektiv' zu reden, weil objektives Perzipieren einfach nicht geht. Wir haben keine Ahnung davon, wie Dinge an und für sich sind. Weiter ist auch die Bezeichnung 'relativ' verzichtbar, weil es dazu des Kontextes WAHRHEIT braucht.
Das ist nun ein Widerspruch zu deinem unhintergehbaren individuellen Sichten - denn da kann auch nichts gemeinsam beobachtet werden. Es können höchsten individuelle Wertvorstellungen, die allesamt Glaubensvorstellungen sind, ausgetauscht werden und abgestimmt werden. Die Religion als gemeinsamer Wertekanon entlastet ja eine Gemeinschaft davon, immer wieder in Grundsatzstreitigkeiten zu geraten.Das, worüber wir sprechen können, ist das, was wir beim gemeinsamen Hinsehen auf die Dinge beobachten. Wir können unsere individuellen Sichten gemeinsam an dem, was wir betrachten können, abgleichen, verändern, optimieren und uns auf Gültiges einigen, was uns für alle gemeinsam das Beste zu sein scheint. Der religiöses Glaube kann davon völlig unangetastet bleiben. Er müsste aber dann überprüft werden, wenn er das Miteinander beeinträchtigt oder gar verhindert. Dies gilt für jede Art von 'ERklärungsmodell', das jemand besitzt und verwendet.
Und ebenso die Wissenschaft hat einen gemeinsamen Wertekanon, in dem sie die Gegenstände - Objekte - betrachtet, nach allgemein anerkannten Regeln der Erkenntnistheorie und der entwickelten Methoden.
Und genau da sind wir - es gibt unterschiedliche Weltanschauungen. Und die Philosophie will klären, welche denn nun der Wirklichkeit mehr entspricht. Das ist ein ganz zentrales Erkenntnisinteresse.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Mein besonderer Dank für die Hinweise zu Hedwig Conrad-Martius.
M.R.
M.R.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Aletheia:
"Und für das Hebräische ist zudem Sein und Werden identisch -d.h. das Sein wird beschrieben, wie es Geworden ist bzw. als Werden"...
... also die Prozesshaftigkeit des Seins; Sein, das immerzu wird... ?
M.R.
"Und für das Hebräische ist zudem Sein und Werden identisch -d.h. das Sein wird beschrieben, wie es Geworden ist bzw. als Werden"...
... also die Prozesshaftigkeit des Seins; Sein, das immerzu wird... ?
M.R.
Re: Josef Pieper: Was heißt philosophieren?
Ich denke, dass meine Behauptung 'individuelle Sichten sind unhintergehbar' sich nicht mit dem Verständnis des 'subjektiven' bzw. 'objektiven' unterlegen lassen.Die gänzlich anderen Sichten auf Zusammenhänge jeder Art werden so kaum zugänglich. Dass dieser Nachvollzug schwierig ist, wird an deiner Äußerung sichtbar, dass es angesichts meiner Behauptung der 'Unhintergehbarkeit' nichts gemeinsam zu beobachten gäbe. Dem widerspreche ich im Hinblick auf Ereignisse und Erlebnisse sehr entschieden. Perzerbierbares gibt es. Auch meine physiologischen und neurophysiologischen Daten sind derart, dass ich nicht abstreiten kann, dass da etwas ist, das nicht mein Körper ist. Die Entdeckung der Spiegelneuronen vor einigen Jahren hat hier auch gezeigt, dass neurophysiologische Prozesse und Aktivitäten offensichtlich anders sind, wenn ich einer Handlung nur zusehe bzw. sie selbst vollziehe. Diesen Ansatz kann man gemäß dichotomischem Denken "positivistisch" nennen, ich nenne ihn einfach 'naiv', denn das weiß doch jeder, dass da etwas ist. Ich meine, Philosophie sollte nicht etwas bestreiten, was für jedermann und auch für mich außer Frage steht. (Diese Entscheidung ist nicht so mutwillig gefallen, wie man diesen Gedanken möglicherweise auffassen könnte. Dahinter verbergen sich Konflikte mit DER PHILOSOPHIE.) Oder aber, sie muss wirklich gute Gründe dafür haben, die ich aber in diesem Fall nicht sehen kann. Vielleicht kannst du mich ja eines besseren belehren.
Aus meiner Grundannahme 'individuelle Sichten sind unhintergehbar' ergibt sich für mich keine derartige Aufgabe, wie zu klären, welche Weltanschauung "der Wirklichkeit mehr entspricht". Denn dies ist unter dieser Annahme nicht möglich. Ich werde nie - auch wenn die Worte gleich klingen mögen - Weltanschauungen anderer nachvollziehen, geschweige denn teilen können, geschweige denn überprüfen können, welche nun die angemessenste ist. 'individuelle Sichten sind unhintergehbar' ist ganz wörtlich zu nehmen. Unhintergehbarkeit ist eine Grenze und macht jede wertende Aussage über die Weltanschauung eines anderen zu einem allenfalls besserwisserischen Übergriff, den ich schädlich für eine Gemeinschaft halte. An jede nur mögliche Weltanschauung sind für den Betreffenden gute Gründen gebunden. Sie wird ausschließlich daran gemessen werden können, ob sie das Miteinander fördert oder beeinträchtigt.
Trennung von 'subjektiv' einerseits und 'objektiv' andererseits, Folgerungen auf eine letzte Ursache und Erkenntnisse der Wissenschaft sind allesamt mit guten Gründen gespickt. Nur der, der keine guten Gründe mehr hat, daran festzuhalten - wie es mir eines Tages erging - wird lernen wollen, ohne sie auszukommen. Dies kannst du als Hinweis darauf nehmen, dass das, was ich da sage, nicht als 'akademisches Pflänzchen" bei einem philosophischen Nachmittagstee entstanden ist, auch nicht einfach eine 'schlüpfrige Philosphie', sondern wiederum Stück für Stück mit guten Gründen unterfüttert. Der Paradigmenwechsel, den ich vorschlage, ist - um es weniger hochtrabend zu sagen - 'nicht von Pappe'.
flores
Aus meiner Grundannahme 'individuelle Sichten sind unhintergehbar' ergibt sich für mich keine derartige Aufgabe, wie zu klären, welche Weltanschauung "der Wirklichkeit mehr entspricht". Denn dies ist unter dieser Annahme nicht möglich. Ich werde nie - auch wenn die Worte gleich klingen mögen - Weltanschauungen anderer nachvollziehen, geschweige denn teilen können, geschweige denn überprüfen können, welche nun die angemessenste ist. 'individuelle Sichten sind unhintergehbar' ist ganz wörtlich zu nehmen. Unhintergehbarkeit ist eine Grenze und macht jede wertende Aussage über die Weltanschauung eines anderen zu einem allenfalls besserwisserischen Übergriff, den ich schädlich für eine Gemeinschaft halte. An jede nur mögliche Weltanschauung sind für den Betreffenden gute Gründen gebunden. Sie wird ausschließlich daran gemessen werden können, ob sie das Miteinander fördert oder beeinträchtigt.
Trennung von 'subjektiv' einerseits und 'objektiv' andererseits, Folgerungen auf eine letzte Ursache und Erkenntnisse der Wissenschaft sind allesamt mit guten Gründen gespickt. Nur der, der keine guten Gründe mehr hat, daran festzuhalten - wie es mir eines Tages erging - wird lernen wollen, ohne sie auszukommen. Dies kannst du als Hinweis darauf nehmen, dass das, was ich da sage, nicht als 'akademisches Pflänzchen" bei einem philosophischen Nachmittagstee entstanden ist, auch nicht einfach eine 'schlüpfrige Philosphie', sondern wiederum Stück für Stück mit guten Gründen unterfüttert. Der Paradigmenwechsel, den ich vorschlage, ist - um es weniger hochtrabend zu sagen - 'nicht von Pappe'.
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