Paul Heliosch hat geschrieben:Wenn dieses Interview in dem o.g. von Nietenolaf verlinkten Blog authentisch wiedergegeben ist, dann ist damit der Beweis für Meinungsmanipulation durch Zensur erbracht.
Es gehört aber einerseits zur Pressefreiheit, auch durch Weglassen zu informieren. Zum anderen ist es natürlich so, dass Meinungen manipuliert werden - das ist so im Westen wie im Osten (Süden und Norden).
Der Begriff Zensur suggeriert aber in diesem Zusammenhang eine staatliche Zensur, durch die die Pressefreiheit eingeschränkt würde. Das ist m.E. nicht der Fall.
Im Falle des ARD Interviews weiß ich nicht, worin die Gründe für die Kürzung lagen. Ich glaube aber kaum, dass man den Rundfunkanstalten vorwerfen kann, einen übermäßigen Amerikanismus an den Tag zu legen. Aber gut.
Zur Meinungsmanipulation gehört auch weniger, was nicht gesendet wurde als das, was gesendet wurde. Vorausgesetzt, das unzensierte Interview entspricht dem gesprochenen Wort
, dann gibt es in der Tat eine geschickte Rhetorik Putins.
Beispiel:
Wenn Sie erlauben, dann sage ich, was ich darüber denke. Es gab die Sowjetunion und den Warschauerpakt. Und es gab die sowjetischen Streitkräfte in der DDR, und man muss es ehrlich zugestehen, das waren Okkupationskräfte, die nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in Ostdeutschland geblieben sind unter dem Deckmantel der Koalitionsstreitkräfte. Nach dem Zerfall der Sowjetunion, des Warschauerpaktes sind diese Okkupationskräfte weg.8Wenn Sie erlauben, dann sage ich, was ich darüber denke. Es gab die Sowjetunion und den Warschauerpakt. Und es gab die sowjetischen Streitkräfte in der DDR, und man muss es ehrlich zugestehen, das waren Okkupationskräfte, die nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in Ostdeutschland geblieben sind unter dem Deckmantel der Koalitionsstreitkräfte.
Wer will das bestreiten. Adressat dieser Aussage ist der deutsche Zuschauer, der im ersten Moment der Ehrlichkeit Putins zustimmt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion, des Warschauerpaktes sind diese Okkupationskräfte weg. Die Gefahr von Seiten der Sowjetunion ist weg.
Auch korrekt. Er führt also geschickt den Begriff der Okkupationskräfte ein, die ihm (Rußland, Rechtsnachfolger der Sowjetunion) nicht mehr wehtun. Um diesen dann....
Die NATO aber, die amerikanischen Streitkräfte, in Europa sind immernoch da. Wofür?
... unbemerkt auf die NATO anzuwenden. Hmm, aha, die NATO ist also nach Auffassung Putins ohne Wenn und Aber identisch mit den Okkupationskräften des Warschauerpaktes, nur eben im Westen?
Er unterschlägt mal eben die Aggressionen gegen die DDR am 17. Juni, gegen Ungarn, Prag.
Also gut, hätte die ARD nicht gekürzt, wüssten wir, was Putin von der NATO hält.
In Europa jedoch fürchtet uns niemand mehr. Die Gefahr von Seiten der Sowjetunion ist weg.
Ja, das ist wahr, und das ist gut so.
Die NATO aber, die amerikanischen Streitkräfte, in Europa sind immernoch da. Wofür?
Um Ordnung und Disziplin in den eignen Reihen zu halten, um alle Koalitionspartner innerhalb eines Blocks zu halten, braucht man eine außenstehende Gefahr. Und Iran ist da nicht ganz passend für diese Rolle. Man will daher einen Gegner wiederauferstehen lassen und dieser soll Rußland sein. In Europa jedoch fürchtet uns niemand mehr.
Leider begibt sich Putin unnötigerweise in die Rolle, welche ja auch hier mehrfach entrüstet, wohl zu recht, abgelehnt wurde: In die Rolle der alten Sowjetunion nach Geist und Tat. Ich bin mir nicht sicher, ob Putin hier richtig liegt. Auf mich macht es den Eindruck, als wolle
er (Rußland) dieses Feindbild wieder darstellen, um auf diesem Wege Rußland zu stärken. Ich glaube aber nicht, daß es der richtige Weg ist, und ich glaube auch nicht, daß es die Europäer wollen. Bei den Amis mag das anderes sein.
Also gut, aber ich wollte nur mal ein Beispiel geben, wie manipulativ Putins Äußerungen gewesen, wären sie gesendet worden
Ich finde den Vorgang aber interessant, deshalb danke für den Link!