Kurt hat geschrieben:Robert Ketelhohn hat geschrieben:...Rußland begründet weder die militärischen Aktionen gegen Georgien noch die Anerkennung Südossetiens und Abchasiens mit der Anerkennung des Kosovo durch westliche Staaten.
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Rußland hat auf die Anerkennung des Kosovo durch den Westen weder durch militärische Aktionen geantwortet noch durch eine Anerkennung Südossetiens und Abchasiens.
Ich habe vom Kosovo geredet, um deutlich zu machen, welches Maß an Heuchelei die antirussische Propaganda westlicher Führer darstellt.
Nö, es gibt noch andere, die sich zu dem Thema geäußert haben …
Natürlich haben andere dieselben Gedanken wie ich. Zumal, wenn sie so naheliegen.
Zum gestrigen Thema:
Kurt hat geschrieben:Dann sollte Rußland nicht mit solchen Machtspielchen reagieren, mit denen es sich ins Abseits manövriert.
Rußland hat einen brutalen Angriff abgewehrt und keine „Machtspielchen“ gespielt. Geht’s eigentlich noch absurder?
Kurt hat geschrieben:Wenn Rußland eine Vision für eine friedliche Zukunft hat, dann sollen sie sich darum bemühen, Unterstützung dafür zu erhalten.
Das tut Rußland eigentlich dauernd. Solange aber im Westen bedingungslos imperialistische Kräfte die Macht haben, wird daraus leider nichts. Wenn Bush, Cheney, Rumsfeld, Wolfowitz, Perle, Libby, Soros, Blair, Brown & Co. den Platz einnehmen, den sie einst Saddam Hussein zugeteilt haben, könnte sich das eventuell einmal ändern. Oder wenn ihre Nationalökonomien den Totalzusammenbruch erleiden, bevor es ihnen gelingt, den nächsten großen Krieg vom Zaun zu brechen.
Kurt hat geschrieben:Bis jetzt flüchten die ehemaligen Bruderstaaten des Rechtsnachfolgers der UdSSR in die NATO und in die EU. Warum?
Schau dir die Leute an, die man da an die Schalthebel der Macht gesetzt hat.
Kurt hat geschrieben:Wenn Rußland aber lediglich seine Hegemonie ausgestalten will, dann sollten sie nicht mit zweifelhaften Tricks heucheln und Vertrauen weiter zerstören. Rußland hat nunmal die Mißtrauenslast aus der Sowjetzeit, so wie es Deutschland die aus der Nazi- und DDR-Zeit hat.
Solche Aussagen erfordern schon ein gerüttelt Maß an Verzicht … ein grandioses sacrificium intellectus.
Kurt hat geschrieben:Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich habe oben genau davon geredet – und auch ein Beispiel gebracht, wie solche Versuche von seiten Rußlands ausgehen. Wie das Hornberger Schießen nämlich, weil die Angelsachsen darauf nicht eingehen.
Dann sollten sie die Angelsachsen, wie Du sie nennst, meiden. Es gibt auch noch andere Staaten auf der Erden, und es gehört nur ein wenig visonäre Kraft dazu, so wie sie Adenauer und de Gaulles entwickelt haben. Die Russen könnten es, wenn sie es für schlecht halten, besser machen.
Sie sind ja längst dabei. Von Armenien bis Malaisien hat Rußland die besseren Karten. Das ärgert ja die Amis und Konsorten so. Ob die Russen es allerdings schaffen, die Propaganda hierzulande wirksam zu kontern, das ist noch sehr offen. Wenn man sich die Umfragen anschaut, sieht es danach aus, daß die Chancen nicht schlecht stehen. Ohne Medienmacht wird es aber schwierig. Wie ja auch die Bundeswehr in Afghanistan sogar aufgestockt werden wird, obgleich 80 bis 90 % der Deutschen für den sofortigen Abzug sind.
Kurt hat geschrieben:Robert Ketelhohn hat geschrieben:Dies Great Game ist in der Tat nicht neu. Es geht aber immer um den Versuch der Angelsachsen, jene Rohstoffe zu kontrollieren, die sie selber nicht oder nicht ausreichend haben. Darum streben sie letztendlich nach der Balkanisierung Sibiriens und Zentralasiens.
Vermutlich meinst du aber, Rußland spiele solch ein Spiel – das ist jedoch falsch. Ich habe oben schon darauf hingewiesen, was hinter dem heutigen Gerücht steht, Rußland drohe, den Gashahn zuzudrehen. Eine offenkundige Propagandaaktion des britischen Telegraph. Wurde inzwischen auch zurückgewiesen. Und wenn du mit dem Hinweis auf die „Vergangenheit“ an die vorübergehende Lieferungspause gegenüber der Ukraine denkst: Der Witz war, daß Frau Timoschenko nach ihrer Regierungsübernahme erst mal die Zahlungen eingestellt hat. Dann erst mal abzudrehen, das finde ich normal. Wenn der Kunde nicht zahlen will, dann liefere ich auch nicht weiter. Rußland aber erweist sich stets als vertragstreuer Partner.
Nein. Rußland wollte einen höheren Preis, den die Ukraine nicht zahlen wollte. Durch den Lieferstopp hat der Monopolist sein Begehren erpreßt. Das ist keine Vertragstreue, das ist Nötigung. So verspielt man Vertrauen und ebnet den Weg in die Isolation.
Selber nein. Die Timoschenko hat nicht erst zum Stichtag, als der alte Liefervertrag mit dem sowjetisch niedrigen Sonderpreis auslief, sondern gleich nach ihrem Regierungsantritt die Zahlungen einstellen lassen. Richtig ist, daß die russische Seite bereits angekündigt hatte, ab diesem Stichtag nicht mehr zum Brudervolksbilligpreis, sondern zu Weltmarktpreisen liefern zu wollen.
Jedenfalls zahlte die Ukraine gar nicht mehr und die Russen reagierten, indem sie gar nicht mehr lieferten. Dann verhandelte man und einigte sich schließlich, wobei für die Ukraine am Ende ein Preis immer noch erheblich unter Weltmarktniveau heraussprang, aber deutlich über dem alten Sonderpreis. Das ganze hatte vielleicht was vom Basar, aber jedenfalls nichts mit Nötigung oder Erpressung zu tun. Weshalb sollten russische Firmen auch den ehemaligen Sowjetrepubliken, die so gern unabhängig sein wollten, in alle Ewigkeit Sonderpreise gewähren?
Kurt hat geschrieben:Mit der Rohstoffsituation könnte die Weltgemeinschaft friedlich umgehen, wenn die bestehenden Abhängigkeiten nicht zum eigenen Nutzen mißbraucht würden. Do ut des. Pacta servanda sunt, wußten schon die Römer.
Der Eigennutz steckt wohl in deinem do ut des selber drin, oder? – Das hat aber nichts mit Mißbrauch zu tun. Wie gesagt halten die Russen sich sehr wohl an bestehende Verträge.
Allerdings frage ich mich, ob ich mir deine Aussage noch einmal auf der Zunge zergehen lassen sollte. »Mit der Rohstoffsituation könnte die Weltgemeinschaft friedlich umgehen, wenn die bestehenden Abhängigkeiten nicht zum eigenen Nutzen mißbraucht würden.« – Heißt im Umkehrschluß: Wenn Rußland bei Geschäften mit uns an den eigenen Nutzen denkt, werden wir damit nicht mehr friedlich umgehen – sondern was? Kriegerisch?
Kurt hat geschrieben:Ich fürchte, eine Option ist der Verzicht auf einen solchen Partner und der Unabhängigkeit zuliebe auch der Verzicht auf Energie. Das meine ich mit Opfern, die zu bringen es sich lohnt, um noch größer Opfer zu verhindern.
Mir ist klar, was du meintest. Das geriete aber zu einer mörderischen Politik. Davor versuche ich dich zu warnen.
Kurt hat geschrieben:Aber ist es nicht an der Zeit, die Nationen zu Regionen zu machen …
Zu Verwaltungsbezirken der Weltregierung? – Wenn es eine solche Weltregierung einmal geben wird, dann wird sie das Böse schlechthin sein. Das wird kommen, aber niemand darf es sich wünschen.
Kurt hat geschrieben:… und die Staaten zum ewigen Frieden zu verpflichten?
Die Idee war schon bei Kant Murks. Das geht in dieser Welt nur durch Versklavung, und die kann niemals echten Frieden gebären, sondern bestenfalls Friedhofsruhe. (Natürlich gibt es solche Programme: »Völker müssen dir dienen und Geschlechter sich vor dir bücken«, oder: »Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen«. Allein wer das in dieser Welt umzusetzen sich vornimmt, schafft nur das Böse.)