»Fachtheologie „vom Feinsten“«?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Robert Ketelhohn
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»Fachtheologie „vom Feinsten“«?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bischof Joachim von Erfurt hat geschrieben:Was habe ich manchmal als Theologiestudent geseufzt, besonders wenn ich Texte von gelehrten Theologen studieren musste, z. B. von Karl Rahner. Das war unbestritten ein großer Denker. Aber manches, was er uns Studenten zumutete, war schon hart. Ich gebe euch einmal eine Kostprobe.

In einem Artikel, in dem Rahner über das Miteinander der göttlichen und menschlichen Natur in Jesus Christus nachdenkt, was man in der Theologie die "hypostatische Union" nennt, schreibt er: "Die unio hypostatica ist die denkbar höchste – ontologisch höchste – Aktualisation einer geschöpflichen Wirklichkeit, die überhaupt möglich ist ... Gibt es also in dieser (von der hypostatischen Union bestimmten) menschlichen Wirklichkeit ein Selbstbewusstsein, dann ist diese ontologische Selbstmitteilung Gottes auch, ja erst recht und in erster Linie, ein Moment des Beisichseins der menschlichen Subjektivität Christi" (Dogmatische Erwägungen über das Wissen und Selbstbewusstsein Christi, in: Sämtliche Werke, Bd. XII, Freiburg 2005, 340).

Nun gebe ich zu: Karl Rahner hat das nicht für eine Predigt bei einer Jugendwallfahrt geschrieben. Das ist Fachtheologie "vom Feinsten"!
Ich wage eine These: Das ist nicht »Fachtheologie „vom Feinsten“«, sondern schlicht und schleimig geistiger Dünnschiß. Eine Nullaussage, kaschiert durch hochtrabendes, aber sinnloses Wörterbrimborium. – Gibt es Meinungen dazu?
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Edi
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Re: »Fachtheologie „vom Feinsten“«?

Beitrag von Edi »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bischof Joachim von Erfurt hat geschrieben:Was habe ich manchmal als Theologiestudent geseufzt, besonders wenn ich Texte von gelehrten Theologen studieren musste, z. B. von Karl Rahner. Das war unbestritten ein großer Denker. Aber manches, was er uns Studenten zumutete, war schon hart. Ich gebe euch einmal eine Kostprobe.

In einem Artikel, in dem Rahner über das Miteinander der göttlichen und menschlichen Natur in Jesus Christus nachdenkt, was man in der Theologie die "hypostatische Union" nennt, schreibt er: "Die unio hypostatica ist die denkbar höchste – ontologisch höchste – Aktualisation einer geschöpflichen Wirklichkeit, die überhaupt möglich ist ... Gibt es also in dieser (von der hypostatischen Union bestimmten) menschlichen Wirklichkeit ein Selbstbewusstsein, dann ist diese ontologische Selbstmitteilung Gottes auch, ja erst recht und in erster Linie, ein Moment des Beisichseins der menschlichen Subjektivität Christi" (Dogmatische Erwägungen über das Wissen und Selbstbewusstsein Christi, in: Sämtliche Werke, Bd. XII, Freiburg 2005, 340).

Nun gebe ich zu: Karl Rahner hat das nicht für eine Predigt bei einer Jugendwallfahrt geschrieben. Das ist Fachtheologie "vom Feinsten"!
Ich wage eine These: Das ist nicht »Fachtheologie „vom Feinsten“«, sondern schlicht und schleimig geistiger Dünnschiß. Eine Nullaussage, kaschiert durch hochtrabendes, aber sinnloses Wörterbrimborium. – Gibt es Meinungen dazu?
Meine Meinung ist die gleiche wie deine. Rahner hat sich des öfteren so geschwollen und nichtssagend ausgedrückt.

Von Theologen ist bekannt geworden, dass diese die Worthülsen und das Geschwafel Rahners oft auch nicht verstehen.
Nur Rahners Anhänger wie Kard. Lehmann und Co. preisen den Mann als grossen Theologen.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Die nächste Runde Rahner-Bashing? :roll:

Eure Meinungen zu diesem Thema sind hinlänglich bekannt. Ich frage mich, welche Art von theologischer Triebabfuhr dazu führt, das hier immer wieder aufzuwärmen...
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overkott
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Beitrag von overkott »

Die eigentliche Leistung Rahners ist eine doppelte: eine formallogische und eine sprachliche.

Rahner vollbrachte das Wunder, Wortwolken in Weihrauch zu wandeln.

Aber er flog auf Typen wie Vorgrimler.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Die nächste Runde Rahner-Bashing? :roll:

Eure Meinungen zu diesem Thema sind hinlänglich bekannt. Ich frage mich, welche Art von theologischer Triebabfuhr dazu führt, das hier immer wieder aufzuwärmen...
Frag den Wankelachim, weshalb er arme, halbjebüldete Studenten mit solchem Müll, den er selber nicht versteht, zu beeindrucken versucht.

Solange Rahner nicht verurteilt und verdammt ist und seine verfluchten Schriften vor den Kirchen von den Gläubigen verbrannt werden, wird auch unser Klerus verdorben und verblödet bleiben, weil keiner von ihnen den Mut findet zu der einfachen Erkenntnis: Der Rahner ist ja nackt.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Es kann halt nicht jeder so gut sein wie Bonaventura.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

overkott hat geschrieben:Es kann halt nicht jeder so gut sein wie Bonaventura.
Da ist was dran. Anbetracht der Ergüsse und Glanzleistungen etlicher moderner Theologen denke ich oft, man sollte einfach mehr Väter lesen.

cp, gerade zum x-ten Male Ambrosius' "Über die Mysterien" lesend.
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holzi
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Beitrag von holzi »

cantus planus hat geschrieben:In Anbetracht der Ergüsse und Glanzleistungen etlicher moderner Theologen denke ich oft, man sollte einfach mehr Väter lesen.
Augustinus hat aber einen ganz ähnlichen Schreibstil wie Rahner - langatmig, das gleiche Thema immer wieder um sich selbst ausbreitend - Klitschko hätte gesagt: "Schwäääre Koost!" :mrgreen:

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Verzeihung, da liegst du nun völlig daneben.
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Hier hatten wir das alles schon einmal:

Diskussion über Rahner
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

holzi hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:In Anbetracht der Ergüsse und Glanzleistungen etlicher moderner Theologen denke ich oft, man sollte einfach mehr Väter lesen.
Augustinus hat aber einen ganz ähnlichen Schreibstil wie Rahner - langatmig, das gleiche Thema immer wieder um sich selbst ausbreitend - Klitschko hätte gesagt: "Schwäääre Koost!" :mrgreen:
Finde ich gar nicht. Natürlich bedient es sich gewisser rhetorischer Formen, die in seiner Zeit üblich waren. Aber schwere Kost? Nun ja, vielleicht eignet sich Augustinus weniger zum Lesen als Bildungszweck, als vielmehr zur geistlichen Lektüre und Meditation.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Es ging mir hier eigentlich weniger um Rahner denn um Joachim Wanke & Co. Ich frage mich – wirklich ohne den Hauch intellektuellen oder rationalen Verständnisses –: Wie kann ein Mensch diesen Salm von Rahner zitieren und dabei als »Theologie „vom Feinsten“« bezeichnen? Was muß der menschliche Geist an Deformation mitgemacht haben, daß er nicht mehr merkt, welch eitles, hohles Wörtergebimmel das ist?
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holzi
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Beitrag von holzi »

cantus planus hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:In Anbetracht der Ergüsse und Glanzleistungen etlicher moderner Theologen denke ich oft, man sollte einfach mehr Väter lesen.
Augustinus hat aber einen ganz ähnlichen Schreibstil wie Rahner - langatmig, das gleiche Thema immer wieder um sich selbst ausbreitend - Klitschko hätte gesagt: "Schwäääre Koost!" :mrgreen:
Finde ich gar nicht. Natürlich bedient es sich gewisser rhetorischer Formen, die in seiner Zeit üblich waren. Aber schwere Kost? Nun ja, vielleicht eignet sich Augustinus weniger zum Lesen als Bildungszweck, als vielmehr zur geistlichen Lektüre und Meditation.
Wahrscheinlich bin ich einfach nur zu blöd dafür ;) - ich mag dafür den Hieronymus und seinen hau-drauf-und-schluss Schreibstil, geradezu köstlich fand ich seinen Brief über Vigilantius, ist wohl für kleine Leuchten wie mich besser geeignet - und macht sicher mehr Spaß.

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holzi
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Beitrag von holzi »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es ging mir hier eigentlich weniger um Rahner denn um Joachim Wanke & Co. Ich frage mich – wirklich ohne den Hauch intellektuellen oder rationalen Verständnisses –: Wie kann ein Mensch diesen Salm von Rahner zitieren und dabei als »Theologie „vom Feinsten“« bezeichnen? Was muß der menschliche Geist an Deformation mitgemacht haben, daß er nicht mehr merkt, welch eitles, hohles Wörtergebimmel das ist?
Also ich bildete mir ein, hier bei Wanke einen ironischen Unterton rausgehört zu haben.

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Linus
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Re: »Fachtheologie „vom Feinsten“«?

Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bischof Joachim von Erfurt hat geschrieben:Was habe ich manchmal als Theologiestudent geseufzt, besonders wenn ich Texte von gelehrten Theologen studieren musste, z. B. von Karl Rahner. Das war unbestritten ein großer Denker. Aber manches, was er uns Studenten zumutete, war schon hart. Ich gebe euch einmal eine Kostprobe.

In einem Artikel, in dem Rahner über das Miteinander der göttlichen und menschlichen Natur in Jesus Christus nachdenkt, was man in der Theologie die "hypostatische Union" nennt, schreibt er: "Die unio hypostatica ist die denkbar höchste – ontologisch höchste – Aktualisation einer geschöpflichen Wirklichkeit, die überhaupt möglich ist ... Gibt es also in dieser (von der hypostatischen Union bestimmten) menschlichen Wirklichkeit ein Selbstbewusstsein, dann ist diese ontologische Selbstmitteilung Gottes auch, ja erst recht und in erster Linie, ein Moment des Beisichseins der menschlichen Subjektivität Christi" (Dogmatische Erwägungen über das Wissen und Selbstbewusstsein Christi, in: Sämtliche Werke, Bd. XII, Freiburg 2005, 340).

Nun gebe ich zu: Karl Rahner hat das nicht für eine Predigt bei einer Jugendwallfahrt geschrieben. Das ist Fachtheologie "vom Feinsten"!
Ich wage eine These: Das ist nicht »Fachtheologie „vom Feinsten“«, sondern schlicht und schleimig geistiger Dünnschiß. Eine Nullaussage, kaschiert durch hochtrabendes, aber sinnloses Wörterbrimborium. – Gibt es Meinungen dazu?
KLINGT NACH SOZIOLOGIE ÜBERHÖHT VON "THEOLOGIE" :D
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overkott
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Re: »Fachtheologie „vom Feinsten“«?

Beitrag von overkott »

Linus hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bischof Joachim von Erfurt hat geschrieben:Was habe ich manchmal als Theologiestudent geseufzt, besonders wenn ich Texte von gelehrten Theologen studieren musste, z. B. von Karl Rahner. Das war unbestritten ein großer Denker. Aber manches, was er uns Studenten zumutete, war schon hart. Ich gebe euch einmal eine Kostprobe.

In einem Artikel, in dem Rahner über das Miteinander der göttlichen und menschlichen Natur in Jesus Christus nachdenkt, was man in der Theologie die "hypostatische Union" nennt, schreibt er: "Die unio hypostatica ist die denkbar höchste – ontologisch höchste – Aktualisation einer geschöpflichen Wirklichkeit, die überhaupt möglich ist ... Gibt es also in dieser (von der hypostatischen Union bestimmten) menschlichen Wirklichkeit ein Selbstbewusstsein, dann ist diese ontologische Selbstmitteilung Gottes auch, ja erst recht und in erster Linie, ein Moment des Beisichseins der menschlichen Subjektivität Christi" (Dogmatische Erwägungen über das Wissen und Selbstbewusstsein Christi, in: Sämtliche Werke, Bd. XII, Freiburg 2005, 340).

Nun gebe ich zu: Karl Rahner hat das nicht für eine Predigt bei einer Jugendwallfahrt geschrieben. Das ist Fachtheologie "vom Feinsten"!
Ich wage eine These: Das ist nicht »Fachtheologie „vom Feinsten“«, sondern schlicht und schleimig geistiger Dünnschiß. Eine Nullaussage, kaschiert durch hochtrabendes, aber sinnloses Wörterbrimborium. – Gibt es Meinungen dazu?
KLINGT NACH SOZIOLOGIE ÜBERHÖHT VON "THEOLOGIE" :D
Sicher war Rahner bürgerlicher Befreiungstheologe. Mit dieser Blase hat er keinen Erkenntnisfortschritt gebracht. Bonaventura hätte sich vielleicht gefragt, ob es nicht sogar häretisch wäre, die "unio hypostatica" als "geschöpfliche Wirklichkeit" zu bezeichnen. Aber er hätte wohl kein großes Aufsehen darum gemacht. Thematisch lag Rahner mit der Dreifaltigkeit jedenfalls nicht daneben.

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Petur
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Beitrag von Petur »

holzi hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es ging mir hier eigentlich weniger um Rahner denn um Joachim Wanke & Co. Ich frage mich – wirklich ohne den Hauch intellektuellen oder rationalen Verständnisses –: Wie kann ein Mensch diesen Salm von Rahner zitieren und dabei als »Theologie „vom Feinsten“« bezeichnen? Was muß der menschliche Geist an Deformation mitgemacht haben, daß er nicht mehr merkt, welch eitles, hohles Wörtergebimmel das ist?
Also ich bildete mir ein, hier bei Wanke einen ironischen Unterton rausgehört zu haben.
Ich auch.

conscientia
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Endlich weiß ich was.

Beitrag von conscientia »

Leider bin ich in der systematischen Theologie immer noch nicht so gut ausgebildet, und vor allem nicht durch akademische Prüfung überprüfbar ausgebildet,
dass ich die hier publizierten nachdrücklichen Urteile über Karl Rahners Theologie und Publikationen nachvollziehen könnte.

Ich lerne eins: Die Priester und Theologen der Vorkonzilszeit waren schon seit Ende der 1930er Jahre, seit Pater Rahner im Wiener Seelsorgeamt in der theologischen Schulung des Klerus tätig war, von eitlem, hohlem Wörtergebimmel, von schleimig geistigem Dünnschiss, hochtrabendem, aber sinnlosem Wörterbrimborium angetan. Ihr menschlicher Geist hatte ein Höchstmaß an Deformation mitgemacht, bis hin zu den Kardinälen Julius Döpfner und Karl Lehmann, nur eines Menschen Geist nicht: der des hier im Forum allseits beliebten Tübinger Professors Hans Küng, der von Rahnerscher Theologie nicht immer so angetan war, mit ihm ständig in kritischem Austausch stand und gelegentlich eines kirchlichen Zensurierungsverfahren von P. Rahner hart angegangen wurde.

Wie gut, dass ich das wenigstens weiß!

conscientia,
der aber auch von Père Reginald Garrigou-Lagrange OP oder P. Sebastian Tromp SJ nicht allzu viel Gewinnendes gehört hat (am ehesten noch von Dom Odo Casel OSB, dessen theologischer Ansatz wie Person aber auch ihre Schattenseiten hat).

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Linus
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Re: »Fachtheologie „vom Feinsten“«?

Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bischof Joachim von Erfurt hat geschrieben:Was habe ich manchmal als Theologiestudent geseufzt, besonders wenn ich Texte von gelehrten Theologen studieren musste, z. B. von Karl Rahner. Das war unbestritten ein großer Denker. Aber manches, was er uns Studenten zumutete, war schon hart. Ich gebe euch einmal eine Kostprobe.

In einem Artikel, in dem Rahner über das Miteinander der göttlichen und menschlichen Natur in Jesus Christus nachdenkt, was man in der Theologie die "hypostatische Union" nennt, schreibt er: "Die unio hypostatica ist die denkbar höchste – ontologisch höchste – Aktualisation einer geschöpflichen Wirklichkeit, die überhaupt möglich ist ... Gibt es also in dieser (von der hypostatischen Union bestimmten) menschlichen Wirklichkeit ein Selbstbewusstsein, dann ist diese ontologische Selbstmitteilung Gottes auch, ja erst recht und in erster Linie, ein Moment des Beisichseins der menschlichen Subjektivität Christi" (Dogmatische Erwägungen über das Wissen und Selbstbewusstsein Christi, in: Sämtliche Werke, Bd. XII, Freiburg 2005, 340).

Nun gebe ich zu: Karl Rahner hat das nicht für eine Predigt bei einer Jugendwallfahrt geschrieben. Das ist Fachtheologie "vom Feinsten"!
Ich wage eine These: Das ist nicht »Fachtheologie „vom Feinsten“«, sondern schlicht und schleimig geistiger Dünnschiß. Eine Nullaussage, kaschiert durch hochtrabendes, aber sinnloses Wörterbrimborium. – Gibt es Meinungen dazu?
hier das Interview http://www.kath.net/detail.php?id=19986
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overkott
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Re: »Fachtheologie „vom Feinsten“«?

Beitrag von overkott »

Linus hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bischof Joachim von Erfurt hat geschrieben:Was habe ich manchmal als Theologiestudent geseufzt, besonders wenn ich Texte von gelehrten Theologen studieren musste, z. B. von Karl Rahner. Das war unbestritten ein großer Denker. Aber manches, was er uns Studenten zumutete, war schon hart. Ich gebe euch einmal eine Kostprobe.

In einem Artikel, in dem Rahner über das Miteinander der göttlichen und menschlichen Natur in Jesus Christus nachdenkt, was man in der Theologie die "hypostatische Union" nennt, schreibt er: "Die unio hypostatica ist die denkbar höchste – ontologisch höchste – Aktualisation einer geschöpflichen Wirklichkeit, die überhaupt möglich ist ... Gibt es also in dieser (von der hypostatischen Union bestimmten) menschlichen Wirklichkeit ein Selbstbewusstsein, dann ist diese ontologische Selbstmitteilung Gottes auch, ja erst recht und in erster Linie, ein Moment des Beisichseins der menschlichen Subjektivität Christi" (Dogmatische Erwägungen über das Wissen und Selbstbewusstsein Christi, in: Sämtliche Werke, Bd. XII, Freiburg 2005, 340).

Nun gebe ich zu: Karl Rahner hat das nicht für eine Predigt bei einer Jugendwallfahrt geschrieben. Das ist Fachtheologie "vom Feinsten"!
Ich wage eine These: Das ist nicht »Fachtheologie „vom Feinsten“«, sondern schlicht und schleimig geistiger Dünnschiß. Eine Nullaussage, kaschiert durch hochtrabendes, aber sinnloses Wörterbrimborium. – Gibt es Meinungen dazu?
hier das Interview http://www.kath.net/detail.php?id=19986
Es ist schön, dass Zitat mal im Kontext zu lesen. Es ist interessant, dass sich Bischof Wanke gleich nach dem Zitat auf das Glaubensbekenntnis bezieht. Seit Nicäa wird der Sohn Gottes jedoch als gezeugt, nicht geschaffen und damit eben nicht als Geschöpf bekannt. Wie kann also die doppelte Natur des Herrn eine "geschöpfliche Wirklichkeit" sein, wenn auch als deren "Aktualisation" bezeichnet sowie im rhetorischen Superlativ gefeiert? Wie kann ein Bischof das als "Fachtheologie vom Feinsten" bezeichnen? Er müsste sagen: Lieber Karl, das war theologisch zwar ein brillianter Fallrückzieher, aber leider auch ein Eigentor.

maliems
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Beitrag von maliems »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Die nächste Runde Rahner-Bashing? :roll:

Eure Meinungen zu diesem Thema sind hinlänglich bekannt. Ich frage mich, welche Art von theologischer Triebabfuhr dazu führt, das hier immer wieder aufzuwärmen...
Frag den Wankelachim, weshalb er arme, halbjebüldete Studenten mit solchem Müll, den er selber nicht versteht, zu beeindrucken versucht.

Solange Rahner nicht verurteilt und verdammt ist und seine verfluchten Schriften vor den Kirchen von den Gläubigen verbrannt werden, wird auch unser Klerus verdorben und verblödet bleiben, weil keiner von ihnen den Mut findet zu der einfachen Erkenntnis: Der Rahner ist ja nackt.

Ich sehe hier erst einmal keine Häresie.

Aber die Sprache verrät seine Hybris. Man könnte die Hälfte streichen und aus dem Rest 3 in sich verständliche Sätze bilden. Er fand halt mit dieser Sprache Fans.

Ich bin der Meinung, Dogmatik sollte auf Latein gelehrt werden, dann erübrigen sich solche Satzungetüme.

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overkott
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Beitrag von overkott »

maliems hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Die nächste Runde Rahner-Bashing? :roll:

Eure Meinungen zu diesem Thema sind hinlänglich bekannt. Ich frage mich, welche Art von theologischer Triebabfuhr dazu führt, das hier immer wieder aufzuwärmen...
Frag den Wankelachim, weshalb er arme, halbjebüldete Studenten mit solchem Müll, den er selber nicht versteht, zu beeindrucken versucht.

Solange Rahner nicht verurteilt und verdammt ist und seine verfluchten Schriften vor den Kirchen von den Gläubigen verbrannt werden, wird auch unser Klerus verdorben und verblödet bleiben, weil keiner von ihnen den Mut findet zu der einfachen Erkenntnis: Der Rahner ist ja nackt.

Ich sehe hier erst einmal keine Häresie.

Aber die Sprache verrät seine Hybris. Man könnte die Hälfte streichen und aus dem Rest 3 in sich verständliche Sätze bilden. Er fand halt mit dieser Sprache Fans.

Ich bin der Meinung, Dogmatik sollte auf Latein gelehrt werden, dann erübrigen sich solche Satzungetüme.
Es ist eigentlich gut, dass Rahner sich unverständlich ausgedrückt hat. So haben es die meisten nicht verstanden und der Schaden hielt sich in Grenzen.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Naja, man kann aber das, was mean versta nden hat, weiterverbreiten, und noch eigene Häresie dazubauen. Und sich anschließend auf den "großen Rahner" (das scheint mancherorts ein Totschlagargument a la "Geist des Konzils" zu sein) berufen.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Die Wörterwolken vom großen Karl duften halt so schön. Man kann sich damit wie mit Parfüm umhüllen. Und, Linus, bist du denn nicht der Geist des Konzils?

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Linus
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Beitrag von Linus »

Nein, ich bin ziemlich unkonziliant. :D
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Ich bin ja so froh, dass auch andere den so großen Rahner endlich von seinem Sockel herunterholen.
Zwei Gründe haben vor vielen Jahren dazu geführt, dass ich von den Erkenntnissen und Aussagen des Rahner nichts halte:
Einmal, weil er mit Luise Rinser tief befreundet war, die einen guten Ruf als Schriftstellerin hatte, meines Erachtens aber zumindest in einem Buch, in dem, welches ich damals aus Neugierde gelesen hatte, einen ausgesprochenen dümmlichen Stil gebrauchte um eine Handlung darzustellen, die in Wirklichkeit nur eine Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten war und zwar dergestalt, dass ich sowohl den Titel als auch den Inhalt vergessen habe, so dass mir nur der beschriebene Eindruck haften blieb. (Allerdings könnte ich das Buch sicher wieder herausfinden). Da würde ich bei einer Unterhaltung zwischen den beiden doch mal gerne Mäusschen gespielt haben.
Und zum anderen habe ich ihn zusehends deshalb bezweifelt, weil ich mir damals gerade einige seiner schwierigsten Sätze einer Abhandlung vorgenommen hatte und sie in einfache Sätze umwandelte. Was kam heraus? Etwas jedenfalls, was man auch viel einfacher und deshalb unmißverständlich deutlicher hätte ausdrücken können.
Ich denke, dass Rahner ein besserer Schauspieler und Darsteller gewesen war, als ausgerechnet 'rechtgläubiger' Theologe.
Daran hat mich der von Bischof Warnke zitierte Satz erinnert.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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holzi
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Beitrag von holzi »

ad_hoc hat geschrieben:Und zum anderen habe ich ihn zusehends deshalb bezweifelt, weil ich mir damals gerade einige seiner schwierigsten Sätze einer Abhandlung vorgenommen hatte und sie in einfache Sätze umwandelte. Was kam heraus? Etwas jedenfalls, was man auch viel einfacher und deshalb unmißverständlich deutlicher hätte ausdrücken können.
Ich denke, dass Rahner ein besserer Schauspieler und Darsteller gewesen war, als ausgerechnet 'rechtgläubiger' Theologe.
Daran hat mich der von Bischof Warnke zitierte Satz erinnert.
Die Predigt von Wanke stand ja genau unter dem Thema: "Sag's einfach!"

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

ad_hoc hat geschrieben: Einmal, weil er mit Luise Rinser tief befreundet war, die einen guten Ruf als Schriftstellerin hatte,
Die Rinser war berüchtigt, aber wie kommst Du darauf, daß sie einen "guten Ruf als Schriftstellerin" hatte? 8)
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overkott
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Beitrag von overkott »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben: Einmal, weil er mit Luise Rinser tief befreundet war, die einen guten Ruf als Schriftstellerin hatte,
Die Rinser war berüchtigt, aber wie kommst Du darauf, daß sie einen "guten Ruf als Schriftstellerin" hatte? 8)
Ich maße mir da kein Gesamturteil an, aber ihr "Bruder Feuer" habe ich gelangweilt beiseite gelegt.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben: Einmal, weil er mit Luise Rinser tief befreundet war, die einen guten Ruf als Schriftstellerin hatte,
Die Rinser war berüchtigt, aber wie kommst Du darauf, daß sie einen "guten Ruf als Schriftstellerin" hatte? 8)
Ach so. Na, da hatte ich damals wohl etwas falsch wahrgenommen. Ich glaubte, dass sie überall gefeiert und herumgereicht worden wäre.
Ich habe sie nie gemocht, schon gar nicht ihre schriftlichen 'Werke'.

Gruß, ad_hoc
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