Türken machen Bartholomaios Ärger
Türken machen Bartholomaios Ärger
Das türkische Höchstgericht hat dem spirituellen Führer der orthodoxen Christen, Patriarch Bartholomaios von Istanbul, verboten, den Titel „ökumenisch” zu gebrauchen. Gemäß dem Urteil untersteht das Patriarchat vollständig den türkischen Gesetzen und ist nicht dazu berechtigt, einen universalen Titel zu tragen, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung”. Das Patriarchat sei eine Institution einer religiösen Minderheit in der Türkei. Der Titel „ökumenisch” in Bezug auf das Patriarchat hat in Ankara immer wieder für Unbehagen gesorgt. Die Regierung sah in der Führung der griechisch-orthodoxen Kirche ein trojanisches Pferd Griechenlands. Nationalistische und fundamentalistische Kreise hingegen fürchteten, „internationale dunkle Kräfte” wollten das Patriarchat in eine vatikanähnliche Zentralstelle der Orthodoxie in Istanbul verwandeln. (kipa)
Wieder ein Beleg dafür, dass die Türkei noch lange nicht EU-reif ist.
Ein Land, in dem z.B. die Beleidigung des Türkentums mit Gefängnis bestraft wird, ist keine Demokratie im westlichen Sinn.
Henry44
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Und wenn ich auch wandere durchs finstere Tal, so fürcht ich kein Unglück, denn du, Herr, bist bei mir.
- Robert Ketelhohn
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Doch. Genau in diesem Sinne. Auch bei uns wird mit Gefängnis bestraft, wer die ideologischen Grundlagen des Staats hinterfragt.Henry44 hat geschrieben:Ein Land, in dem z.B. die Beleidigung des Türkentums mit Gefängnis bestraft wird, ist keine Demokratie im westlichen Sinn.
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
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Sicher nicht
Sicher nicht, Robert.
Die ideologischen Grundlagen des Staates hinterfragen darf man. Die Frage ist nur, welche Handlungen man darunter subsumiert.
sofaklecks
Die ideologischen Grundlagen des Staates hinterfragen darf man. Die Frage ist nur, welche Handlungen man darunter subsumiert.
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- Robert Ketelhohn
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- Robert Ketelhohn
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Re: Türken machen Bartholomaios Ärger
Endlich wieder ein humoristischer Beitrag nach dem ganzen Säbelgerassel. Haben sie ihm das "Konstantinopel" eigentlich auch schon verboten?Steffen hat geschrieben:Das türkische Höchstgericht hat dem spirituellen Führer der orthodoxen Christen, Patriarch Bartholomaios von Istanbul, verboten, den Titel „ökumenisch” zu gebrauchen. Gemäß dem Urteil untersteht das Patriarchat vollständig den türkischen Gesetzen und ist nicht dazu berechtigt, einen universalen Titel zu tragen, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung”.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.
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Liabe Lüt,
hier geht es doch nicht um Gesetze oder so etwas - hier geht es eindeutig um die Unterdrückung der Lehre Christie durch den Islam! Dieser beansprucht bei uns in Europa zwar die völlige Gleichstellung mit dem Christentum, läßt dieses in der Türkei selbst jedoch kriminalisieren!
Sind wir denn nicht Manns genug unseren Glauben zu verteidigen?
Mitsch
hier geht es doch nicht um Gesetze oder so etwas - hier geht es eindeutig um die Unterdrückung der Lehre Christie durch den Islam! Dieser beansprucht bei uns in Europa zwar die völlige Gleichstellung mit dem Christentum, läßt dieses in der Türkei selbst jedoch kriminalisieren!
Sind wir denn nicht Manns genug unseren Glauben zu verteidigen?
Mitsch
wia dr Schreiner kaas keiner!
Vielleicht kann mir hier ein Insider erklären, was in der Türkei wirklich los ist.
Zuerst dachte ich nur, daß das türkische Gericht einfach nur übergeschnappt ist.
Heute finde ich bei Kirchensite.de einen Artikel mit folgender Info:
Außerdem habe ich in einem russisch-orthodoxen Forum das Statement gelesen, daß die russisch-orthodoxe Kirche den Titel "Ökumenischer Patriarch" gar nicht anerkennen würde.
Ist das so korrekt???
Zuerst dachte ich nur, daß das türkische Gericht einfach nur übergeschnappt ist.
Heute finde ich bei Kirchensite.de einen Artikel mit folgender Info:
Was hat die bulgarisch-orthodoxe Kirche mit dem ganzen zu tun?Das Patriarchat unterstehe den türkischen Gesetzen, nach denen es keine rechtliche Grundlage für die Bezeichnung "ökumenisch" gebe, entschied das Gericht in einem Rechtsstreit zwischen dem Patriarchat und der bulgarisch-orthodoxen Kirche.
Außerdem habe ich in einem russisch-orthodoxen Forum das Statement gelesen, daß die russisch-orthodoxe Kirche den Titel "Ökumenischer Patriarch" gar nicht anerkennen würde.
Ist das so korrekt???
Viele Grüße
Flo
Flo
laut radio vatikan ist seine seligkeit von der polizei vorgeladen worden
http://www.oecumene.radiovaticana.org/t ... p?c=151248
http://www.oecumene.radiovaticana.org/t ... p?c=151248
- Nietenolaf
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M.W. hat ein bulgarischerFlo77 hat geschrieben:Was hat die bulgarisch-orthodoxe Kirche mit dem ganzen zu tun?
Nein.Flo77 hat geschrieben:Außerdem habe ich in einem russisch-orthodoxen Forum das Statement gelesen, daß die russisch-orthodoxe Kirche den Titel "Ökumenischer Patriarch" gar nicht anerkennen würde.
Ist das so korrekt???
http://www.kipa-apic.ch/meldungen/sep_s ... hp?id=3835Nietenolaf hat geschrieben:M.W. hat ein bulgarischerFlo77 hat geschrieben:Was hat die bulgarisch-orthodoxe Kirche mit dem ganzen zu tun?PriesterMann (?) in der Türkei irgendwas eingeklagt. (Er wird in den Nachrichten als "ehemaliger Anhänger der bulgarisch-orthodoxen Kirche" bezeichnet.)
Welcher Teufel hat den denn geritten?Edi hat geschrieben:http://www.kipa-apic.ch/meldungen/sep_s ... hp?id=3835Nietenolaf hat geschrieben:M.W. hat ein bulgarischerFlo77 hat geschrieben:Was hat die bulgarisch-orthodoxe Kirche mit dem ganzen zu tun?PriesterMann (?) in der Türkei irgendwas eingeklagt. (Er wird in den Nachrichten als "ehemaliger Anhänger der bulgarisch-orthodoxen Kirche" bezeichnet.)
Ich kenne mich im türkischen Recht nicht aus, aber mir erscheint es etwas seltsam aus diesem Ehrentitel eine Amtsanmaßung ableiten zu wollen.
Viele Grüße
Flo
Flo
- Nietenolaf
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Eben, und deswegen will ich nämlich meine Frage von letztens wiederholen, nämlich ob das "türkische Höchstgericht" überhaupt eine Vorstellung davon hat, was "ökumenisch" bedeutet bzw. woraus es schließt, daß dies ein "universaler" Titel ist. Auf diese Weise könnte das Gericht dem Patriarchen auch verbieten, sich "Patriarch" zu nennen oder einen Bart zu tragen, "Amen" zu sagen oder beim Gebet Kerzen zu entzünden. Es ist dies eine völlig unbegreifliche und unbefugte Einmischung der weltlichen Justiz in Fragen des Glaubens, von denen sie keinerlei Vorstellung haben. Mag der ökumenische Patriarch im Sinne der Osmanen auch noch so sehr der Ethnarch der Griechen sein, davon völlig unbetroffen ist die Tatsache, daß er das Oberhaupt einer Kirche ist, deren Vorsteher nun einmal - kirchenintern - den Titel "ökumenischer Patriarch" führt.Flo77 hat geschrieben:Ich kenne mich im türkischen Recht nicht aus, aber mir erscheint es etwas seltsam aus diesem Ehrentitel eine Amtsanmaßung ableiten zu wollen.
So langsam kommt etwas Licht ins Dunkel:
Untersteht ein orthodoxer Priester immer der Jurisdiktion seines Heimatpatriarchen?
Ich dachte die Orthodoxie legt soviel Wert auf das Territorialprinzip.
radio vatikan„200 Meter von der Kathedrale des Patriarchen Bartholomaios I. entfernt, gibt es die alte bulgarische Kirche. Nun hat Bulgarien ein eigenes Patriarchat. In Istanbul ist aber nur ein einziger Pfarrer. Und dieser Pfarrer hat eben in der Heiligen Liturgie seinen bulgarischen Bischof erwähnt und nicht den Patriarchen – also sozusagen den Ortsbischof – der 200 Meter neben ihm wohnt. Daraufhin hat Bartholomaios ihn exkommuniziert. Danach sind die Spannungen entstanden. Man kann sich nun gut vorstellen, dass eben von der Seite gesagt wird: ´Bartholomaios, du bist der Patriarch der Griechen. Wir sind Bulgaren, so lass uns zufrieden. Wir beten für unseren eigenen Patriarchen.“
Untersteht ein orthodoxer Priester immer der Jurisdiktion seines Heimatpatriarchen?
Ich dachte die Orthodoxie legt soviel Wert auf das Territorialprinzip.
Viele Grüße
Flo
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Außer (übergangsweise, sag’ich mal) in der Diaspora.
Aber Constantinopel wird man kaum als Diaspora bezeichnen
dürfen. Weswegen Bartholomæus hier wohl klar im Recht ist.
Aber Constantinopel wird man kaum als Diaspora bezeichnen
dürfen. Weswegen Bartholomæus hier wohl klar im Recht ist.
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Die "Neuigkeit" ist allerdings schon über fünf Jahre alt. Im Jahre 2002 verklagte dieser bulgarische Priester mit Namen Kostantin Kostov den Ökumenischen Patriarchen deswegen (nicht wegen dessen Titel!) vor einem türkischen Gericht. Der eigentliche Prozess wurde zwar kurz darauf wieder eingestellt, weil sich das Gericht für Exkommunikationen und Liturgiesprachen nicht zuständig fühlte. Er wurde aber von der türkischen Staatsanwaltschaft zum Anlass genommen, sich genauer mit dem rechtlichen Status des Ökumenischen Patriarchen zu beschäftigen.Flo77 hat geschrieben:So langsam kommt etwas Licht ins Dunkel:„200 Meter von der Kathedrale des Patriarchen Bartholomaios I. entfernt, gibt es die alte bulgarische Kirche. Nun hat Bulgarien ein eigenes Patriarchat. In Istanbul ist aber nur ein einziger Pfarrer. Und dieser Pfarrer hat eben in der Heiligen Liturgie seinen bulgarischen Bischof erwähnt und nicht den Patriarchen – also sozusagen den Ortsbischof – der 200 Meter neben ihm wohnt. Daraufhin hat Bartholomaios ihn exkommuniziert. Danach sind die Spannungen entstanden...“
Im Jahre 2004 schon wurde daraufhin dem Patriarchen von Konstantinopel verboten, den Titel "Ökumenischen Patriarch" weiterhin zu führen, weil er dem türkischen Religionsministerium unterstehe, das ihm keine Jurisdiktion außerhalb des türkischen Staates zubilligt (das gilt übrigens auch für islamische Imame etc.: der laizistische Staat steht über allen religiösen Instanzen und kann deshalb z.B. auch ein Kopftuchverbot für Moslems verhängen).
Im Juni 2007 würde das 2004 gefällte Urteil nur noch einmal vom Höchstgericht bestätigt und somit unanfechtbar. Da der Patriarch den Titel bislang nicht abgelegt hat, wurde er vor wenigen Tagen zum Verhör eingestellt und ihm eine Haftstrafe angedroht.
M.E. will die Türkei langfristig erreichen, dass der Patriarch ganz aus der Türkei z.B. nach Thessaloniki übersiedelt. Das Amt darf sowieso nur ein gebürtiger Türke übernehmen und die Priesterausbildung in der Türkei ist seit Jahrzehnten verboten. Momentan kämen für den 67-jährigen Bartholomaios somit nur noch sehr wenige Nachfolgekandidaten in Frage, bald wohl keine mehr, die von der Türkei geduldet würden.
Hat der Patriarch Konstantinopel aber erst einmal verlassen, muss die Türkei wohl nicht mehr befürchten, die Hagia Sophia (heute Museum) könnte noch einmal zur Patriarchatskirche gemacht werden. Eine "friedliches" Aussterben des angestammten Christentums im Lande wäre der Türkei auch lieber als durch islamistische Anschläge, die das Image des modernen, laizistischen Staates verletzen könnten.
PS: Dass die russisch-orthodoxe Kirche den Titel "Ökumenischer Patriachat" nicht anerkennen soll, ist wie schon geschrieben absoluter Unsinn. Der Titel ist wesentlich älter als die russische Kirche selbst. Es geht bei den Meinungsverschiedenheiten zwischen Konstantinopel und Moskau statt dessen um die mit dem Ehrenvorsitz verbundenen Privilegien in gesamtorthodoxen Angelegenheiten und der pastoralen Betreuung von Diasporagebieten.
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