

Geronimo (ein bißchen off-topic, ich gebs zu)
Die Schöpfung ist vom "Reich Gottes" zu unterscheiden: zur Schöpfung gehören Planeten und Sterne, Tiere und Pflanzen, Wasser und Elemente, Elektronen und Neutronen, Sonne und Mond, Kamel und Ochse - und der Mensch.otto hat geschrieben:Du solltest aber nie vergessen das zu der Schöpfung " also dem Reich Gottes" Himmel und Hölle gehört.
Nein Julia es hat keinen Sinn, ein Bild zu erklären wenn es bereits als missverständlich erkannt wurde.Julia Wolf hat geschrieben:Otto, wenn Du Dein Bild ernst meinst, dann habe ich auch eine ernste Frage an Dich (ist in keiner Weise spöttisch oder herabsetzend gemeint):
Wie stellst Du Dir die Hölle vor? Als Teil des Himmels? Oder ohne Satan? Oder Satan abwechselnd in der Hölle und im Himmel? Ich kann mir das nicht so ganz vorstellen, zumindest aus christlicher Sicht nicht.
Grüße
Julia
Ketelhohn hat geschrieben:Julia, mit „aufheben“ ist oben (Mt 5,19) natürlich „auflösen, beseitigen“ gemeint. Aber dein etwas listiger Umkehrschluß, auch wer „auflöst“, komme immer noch in den Himmel, wenn auch als kleinster, der ist nicht zulässig. Jesus redet hier bildhaft. Typisch orientalisch. Lies mal im nächsten Vers weiter, wo es um die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer geht (Mt 5,20).
Danke umusungu für die Erklärung des Begriffs "Reich Gottes"umusungu hat geschrieben:Jesus hat zu Beginn seines öffentlichen Auftretens gepredigt, daß das Reich Gottes oder das Himmelreich nahe sei. Das war nicht nur zeitlich als Ende der Welt gemeint, sondern Angebot einer neuen Lebensmöglichkeit. In vielen Vergleichen und Beispielen erklärte er, was Reich Gottes bedeutet:
Alles wird dadurch ganz anders, denn im Reich Gottes gibt es Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist (Römer4,17).
Die Macht desTodes und der Sünde ist darin gebrochen.
Es ist dort, wo Gottes Wille erfüllt und seine Liebe angenommen und weitergegeben wird.
Gottes Reich ist mehr und etwas anderes, als was wir selbst haben oder schaffen können.
Es kommt zuerst und insbesondere zu den Armen und Bedürftigen.
Es fängt klein und unscheinbar an und wird sich über alle unsere Vorstellungen hinaus entfalten und vollenden.
Man kann sich am besten darauf einstellen, wenn diese kleinen Anfänge mitten unter uns ernst genommen werden.
Die Verwirklichung dieses Reiches kann und wird also nicht das Werk politischer Heilbringer oder Ergebnis des sozialen Fortschritts und wissenschaftlicher Erkenntnis sein.
Auch die Kirche ist nicht mit dem Reich Gottes gleichzusetzen, wie man früher einmal meinte.
Aber es zeigt sich überall dort, wo davon gepredigt und gebetet wird: Dein Reich komme. Das läßt hoffen, daß die bisherige Geschichte und Gestalt christlichen Glaubens noch nicht alles ist, sondern nur der Anfang, daß aber das Wesentliche, was Christen für Glauben, Liebe und Hoffnung brauchen, schon da ist.
Das Reden vom Reich Gottes kann heute Ausdruck der Gewißheit sein, daß sich seine Wahrheit und Liebe auf die Dauer durchsetzen werden, auch wenn Gott für viele unbekannt, machtlos, widersprüchlich und überflüssig ist.
Je nach verwendeter Definition von "ewig" könnte man darüber streiten, ob die Bergpredigt wirklich "überzeitlich" ist oder eben genau von den Dingen spricht, die nur während des irdischen Lebens Relevanz besitzen. Aber zu einem Kompromiss in der Form "bis zum Ende der Welt" liesse ich mich überreden...otto hat geschrieben:1.Natürlich ist die Bergpredigt immer gültig war immer gültig und wird immer gültig sein, sie ist zeitlos also ewig.
Nun gut. Ich hatte gewiss nicht vor, die (moderne) Ehescheidung zu verteidigen mit dem Argument, dass in der Bergpredigt bloss die mosaische "Entlassung aus der Ehe" gemeint sei. Die Bergpredigt rechtfertigt aber m.E. auch keine "inklusivistische taxative" Leseweise, so als ob jede für unser Leben relevante Situation (wie die Ehescheidung oder das Fremdgehen) an irgendeiner Stelle der Bergpredigt enthalten sei. Dazu gab es ja schon das Gesetz und die Predigten, Gleichnisse und Handlungen Jesu. Eher - damit wieder beim Thema - ist die Bergpredigt wohl vergleichbar mit einer ganz konzentrierten Darstellung des grossen Unterschieds zwischen dem christlichen und dem "weltlichen" Ideal. Insofern hat natürlich jede einzelne Seligpreisung viel mehr als nur ihren Wortinhalt auszusagen, und in Summe ergeben sie für mich eine umfangreiche, hm, "Wahlkampfrede". Aber die konkrete Bedeutung der Seligpreisung mag sich eben in vielen Fällen erst an spezifischen Lebenssituationen zeigen - und einige mögliche solche Bedeutungen hab ich halt mal aufgelistet. Sicher fallen da jedem locker weitere ein...Amigo hat geschrieben:Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
Das ist mal ausnahmsweise ein reiner Bezug auf das mosaische Gesetz und die Zuhörer zu Jesu Zeiten und betrifft uns heute nicht mehr; denn nach christlicher Lebensweise gibt es die Entlassung der Frau aus der Ehe mittels Scheidungsbrief oder wegen Ehebruch (Unzucht) ohnehin nicht. Diese konkrete Aussage würde ich also als "historisch" bezeichnen.
Nein Georg das sehe ich anders, für mich ist jede Ehescheidung die Entlassung der Ehepartner aus der Ehe, und wer wieder "heiratet" begeht Ehebruch.
Genau so wie es geschrieben steht ohne wenn und aber.
Nein Julia wir hätten nicht nur Unmengen Einäugiger, sondern eine stattliche Zahl Blinder.Julia hat geschrieben:Wieviel Einäugige es wohl unter uns gäbe, wenn wir diese doch sehr klare und eindeutige Aussage wörtlich nehmen würden?
Na ja Julia so unflexibel wird die Bibel aber nicht immer gelesen.Julia Wolf hat geschrieben:Begehen eigentlich nur Männer Ehebruch? Sieht eine Frau einen Mann nie lüstern an? Heiratet eine Frau nie einen Mann, der aus einer Ehe entlassen worden ist?
Wenn wir alles wörtlich nehmen - dann scheint das nur die Männer was anzugehen.![]()
Glaub ich aber ehrlich gesagt auch nicht. Aber es ist vielleich doch ein Hinweis, dass die Aussagen ein bißchen auch zeitbedingt sind.
Ernst zu nehmen sind sie sicher, aber starr zu sehen vielleicht nicht.
Herzliche Grüße
Julia
Merke ich Ungerechtigkeit:Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden satt werden.
umusungu hat geschrieben:Merke ich Ungerechtigkeit:Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden satt werden.Bin ich sensibel dafür, auch gegen allen "Zeitgeist"?
- in meiner Familie?
in meiner Nachbarschaft?
in meiner Stadt?
in unserer Gesellschaft?
in Europa?
weltweit?
Was tue ich konkret gegen Ungerechtigkeit, gegen Hunger und Armut wegen ungerechter Handelsstrukturen?
Was tue ich konkret bei der Entlassung anderer, während mein Arbeitsplatz wie bisher bestehen bleibt?
Die Verhältnisse sind nun mal so .... was kann ich als kleines Licht schon ausrichten gegen die "Großen", gegen die "Oben"?
Das Wort "vom beschimpft werden" ist keine Auszeichnung, sondern ein Wort der Ermutigung, sich gegen alle Ungerechtigkeit aufzulehnen.
»Merke ich Ungerechtigkeit« … hm. Merke ich, daß ich selber ungerecht bin?Umusungu hat geschrieben:»Merke ich Ungerechtigkeit:
in meiner Familie?
in meiner Nachbarschaft?
in meiner Stadt?
in unserer Gesellschaft?
in Europa?
weltweit?
Bin ich sensibel dafür, auch gegen allen "Zeitgeist"?
Was tue ich konkret gegen Ungerechtigkeit, gegen Hunger und Armut wegen ungerechter Handelsstrukturen?
Was tue ich konkret bei der Entlassung anderer, während mein Arbeitsplatz wie bisher bestehen bleibt?
Die Verhältnisse sind nun mal so .... was kann ich als kleines Licht schon ausrichten gegen die "Großen", gegen die "Oben"?
Das Wort "vom beschimpft werden" ist keine Auszeichnung, sondern ein Wort der Ermutigung, sich gegen alle Ungerechtigkeit aufzulehnen.«
Ja, ich bemerke eigene Ungerechtigkeiten. Ich denke, jeder, der nicht nur das Handeln des jeweiligen Gegenüber beobachtet, reflektiert und "bewertet", kann eigene Ungerechtigkeiten bemerken.Ketelhohn hat geschrieben: »Merke ich Ungerechtigkeit« … hm. Merke ich, daß ich selber ungerecht bin?
Widerum auch hier; wenn ich eignes Handeln auch einer kritischen Betrachtung unterziehe, hilft es (hoffentlich) der Selbstgerechtigkeit oder einer "Schulmeisterei" aus dem Weg zu gehen. Selbstgerechtigkeit führt m.E. allzu oft zur Anklage, statt zum mitmenschlichen Handeln (in Nächstenliebe). Natürlich ist es einfacher anderen Ungerechtigkeit vorzuwerfen und untätig zu bleiben, als durch Handeln gegen Ungerechtigkeiten anzugehen.Ketelhohn hat geschrieben: Merke ich, daß ich in Gefahr stehe, selbstgerecht zu sein, indem ich anderer Ungerechtigkeit bemerke?
Ich meinte: Gerade wenn ich durch Handeln gegen anderer Ungerechtigkeit angehe, dann ist die Gefahr eigener Ungerechtigkeit und zugleich Selbstgerechtigkeit am größten.Heinrich hat geschrieben:»Natürlich ist es einfacher anderen Ungerechtigkeit vorzuwerfen und untätig zu bleiben, als durch Handeln gegen Ungerechtigkeiten anzugehen.«
Ja, dass kann ich gut nachvollziehen. Aber nicht zu handeln, um der Gefahr einer damit verbundenen Selbstgerechtigkeit aus dem Wege zu gehen, ist sicher nicht die Lösung. Was Du natürlich auch nicht geschrieben hast.Ketelhohn hat geschrieben:Ich meinte: Gerade wenn ich durch Handeln gegen anderer Ungerechtigkeit angehe, dann ist die Gefahr eigener Ungerechtigkeit und zugleich Selbstgerechtigkeit am größten.Heinrich hat geschrieben:»Natürlich ist es einfacher anderen Ungerechtigkeit vorzuwerfen und untätig zu bleiben, als durch Handeln gegen Ungerechtigkeiten anzugehen.«
Ich kann natürlich nicht wissen, welche Annahmen Du bei Sozialreformern oder Wohltätigkeitsorganisationen annimmst. Was ich sehe, ist z.T. ein starker Hang zur Überpsychologisierung und damit der Individualisierung von Störungen und Leiden auf der einen Seite und einer unkritischen politisierung auf der anderen Seite. Insbesondere kirchliche Wohlfahrtsverbände haben sich in den letzten Jahren hauptsächlung um die Professionalisierung der psychosozialen Hilfen gekümmert. Die Bindung an die Glaubensgrundlage ist verloren gegangen. Und damit auch die Möglichkeit auf der Sinnebene mit Menschen zu arbeiten. Ich kann mir nur sehr schlecht vorstellen, dass in einer Gruppentherapie mit Suchtkranken auch Glaubensfragen Thema sein könnten. Und das ist in meinen Augen ein Mangel.Ketelhohn hat geschrieben:Sankt Martin zum Beispiel hat dem Bettler seinen halben Mantel gegeben. Und dann die Legion verlassen. Er hat nicht gefragt, wer schuld sei an des Bettlers Not und Armut.
(Ich sage nicht, daß man gegen „strukturelle Ungerechtigkeit“, zum Beispiel, nichts tun Sollte. Bewahre. Aber die Gefahr ist groß, und sie liegt ganz woanders, als die Sozialreformer und Wohltätigkeitsorganisatoren gemeinhin annehmen.)
otto hat geschrieben:Vom Schwören
33 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.
34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron,
35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs.
36 Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen.
37 Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.
Tja, es ist schon ein Dilemma.Ketelhohn hat geschrieben:Ich meinte: Gerade wenn ich durch Handeln gegen anderer Ungerechtigkeit angehe, dann ist die Gefahr eigener Ungerechtigkeit und zugleich Selbstgerechtigkeit am größten.Heinrich hat geschrieben:»Natürlich ist es einfacher anderen Ungerechtigkeit vorzuwerfen und untätig zu bleiben, als durch Handeln gegen Ungerechtigkeiten anzugehen.«
Sankt Martin zum Beispiel hat dem Bettler seinen halben Mantel gegeben. Und dann die Legion verlassen. Er hat nicht gefragt, wer schuld sei an des Bettlers Not und Armut.
(Ich sage nicht, daß man gegen „strukturelle Ungerechtigkeit“, zum Beispiel, nichts tun Sollte. Bewahre. Aber die Gefahr ist groß, und sie liegt ganz woanders, als die Sozialreformer und Wohltätigkeitsorganisatoren gemeinhin annehmen.)
Gerade der Hl. Martin ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass die einfachen Leute in der Kirche genau wu8ßten, wo die Ungerechtigkeit, die ihnen so schwer zu schaffen machte, zuhause ist: bei den Mächtigen in Staat und Kirche.Ketelhohn hat geschrieben:Sankt Martin zum Beispiel hat dem Bettler seinen halben Mantel gegeben. Und dann die Legion verlassen. Er hat nicht gefragt, wer schuld sei an des Bettlers Not und Armut.
Theoretisch ist es überhaupt kein Dilemma weder vom Evangelium gesehen noch von der Soziallehre der Päpste.Ralf hat geschrieben:Tja, es ist schon ein Dilemma.
Der brasilianische Bischof Dom Hélder Câmara sagte einmal:
"Wenn ich den Armen Essen gebe, dann nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum die Armen kein Essen haben, nennen sie mich Kommunist."