In der DIN EN ISO 10628, die seit 2001 die alte DIN 28004, Teil 1 bis 3 ersetzt, hat klügelnd den Begriff der „Fließbilder“ gegen „Fließschemata“ ausgetauscht. Der Titel lautet nunmehr: »Fließschemata für verfahrenstechnische Anlagen« statt alt: »Fließbilder verfahrenstechnischer Anlagen«.
Daß das DIN mit der Wahl des Präpositionalausdrucks keine glückliche Hand hatte – denn die Schemata sind für den Menschen da, nicht für die Anlage –, sei bloß ad marginem erwähnt.
Leider wird es noch schlimmer. Bei der weiteren Lektüre der Norm wird man nämlich gewahr, daß die Redaktoren „Schemata“ als Singular auffassen. Das heißt, zunächst, auf den ersten Seiten, scheint das Wort noch als Plural gemeint zu sein, wenn auch im selben Satz das offensichtlich pluralisch gemeinte „Fließschemen“ steht:
Die Normung von Fließschemen bedeutet eine Vereinfachung für Fachleute, solche Fließschemata zu erstellen und zu verstehen.
Im enthaltenen Glossar wird dann schon der englische Begriff „flow diagram“, ohne Zweifel ein Singular, durch „Fließschemata“ wiedergegeben.
Eine Seite weiter wird ein neuer Plural gebildet. In einer Überschrift heißt es:
Klassifikation, lnformationsinhalt und Darstellung von Fließschematas
Wir ahnen schon, was kommt, wenn wir im Text weiterlesen:
Das Grundfließschemata ist die Darstellung eines Verfahrens oder einer verfahrenstechnischen Anlage in einfacher Form.
Das Verfahrensfließschemata ist die Darstellung eines Verfahrens oder einer verfahrenstechnischen Anlage mit Hilfe von graphischen Symbolen, die durch Linien verbunden sind …
Das Rohrleitungs- und Instrumentenfließschemata (R&I-Fließschemata) basiert auf dem Fließschemata und illustriert durch graphische Symbole für Anlageteile und Rohrleitungen sowie graphische Symbole für die Meß-, Regel- und Steuerfunktionen die technische Realisierung eines Verfahrens …
Und so weiter. Es ist grausam. Armes DIN. Armes Deutschland.