Berolinensis hat geschrieben:1) Der Papst tauft am Fest der Taufe des Herrn, d.h. nicht an Epiphanie (alter Ritus Oktavtag von Epiphanie, neuer Ritus Sonntag nach Epiphanie).
Der Papst tauft am 1. Sonntag nach Theophanie. Eine Transferierung des Festgeheimnisses auf diesen Sonntag ist der alten Kirche unbekannt - im Gegensatz zur Hochzeit von Kana -; mit anderen Worten es gibt kein Fest der Taufe des Herrn, das auf einen Sonntag fällt.
Dagegen ließe sich einwenden, die heutige Kirche schon. Alles andere wäre Stillstand, liturgischer Purismus (mit dem Vorwurf eines "holzschnittartigen Verständnisses" von Liturgie).
Aber: Wer macht die Liturgie? Und wo verläuft die Grenze zwischen legitimem Fortschritt und zu verwerfernder Neuerung?
Berolinensis hat geschrieben:
2) Woher stammt das Zitat des hl. Leo, insbesondere die Überschrift?
Die Überschrift ist von mir. Entscheidend ist, daß der Brief des hl. leo von der Kirche rezipiert wurde und nicht nur Privatmeinung, wenn auch eine päpstliche, widerspiegelt.
Berolinensis hat geschrieben:Im Text ist von der Taufe ja nicht die Rede.
Im weiteren Zusammenhang schon.
Folgt in Kürze.
Berolinensis hat geschrieben:
3) Wie die Texte von Epiphanie zeigen (vgl. z.B. die Antiphon "Tribus miraculis ornatum diem") gehörte die Taufe des Herrn schon immer zu den Festgeheimnissen.
Richtig. Das Beispiel sollte sollte den Einstieg in die Thematik erleichtern:
- Welche Kriterien für eine organische Liturgieentwicklung gibt es?
- Braucht es nicht eine Hermeneutik, um eine abzulehnende Veränderung von legitimen Fortschritt gemäß des Dictums des hl. Vinzenz von Lérins zu unterscheiden?
- Wo verläuft die Grenze zwischen heilig-göttlich-unveränderbar und menschlich-zeitgebunden-veränderbar?
Welches Kirchenverständnis und welcher Traditionsbegriff liegt den gegenwärtigen Reformbestrebungen bzw. -bemühungen zugrunde?
Und schließlich: Gibt es ein alt-kirchliches Reformparadigma, das auch in unserer Zeit zur Anwendung, speziell für eine "Reform der Reform", geeignet ist?
Angelus A. Häußling urteilt beispielsweise in seiner Rezension zu Heinz-Lothar Barth, Die Mär vom antiken Kanon des Hippolyt, wie folgt:
Das Buch ist überflüssig, weil von Irrealem ausgehend. Allerdings: Zwischen Pfingsten und Parusie muß die Kirche Christi mit der Sündigkeit der Welt, auch mit der eigenen Sündigkeit leben, und somit auch immer neu mit defizientem Vollzug der Liturgie, und daran ändert auch eine perfekte Liturgiereform nichts. Doch eine perfekte Liturgiereform gibt es genausowenig wie eine perfekte Kirche.
Mir scheint, hier stehen sich zwei untervereinbare Positionen gegenüber. Auch wenn ich Barth nicht in allem folgen kann, so stellt sich mir die Frage: Steht nicht der außerhalb der Kirche, der einen so anders gearten Kirchenbgriff hat, daß er ihr Sündigkeit und Unvollkommenheit attestiert?