Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

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Juergen
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Re: Spiegel-Artikel eines "Aussteigers" - Priesterseminar

Beitrag von Juergen »

Maurus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Yeti hat geschrieben:Soweit ich weiß, müssen Alumnen, die nicht geweiht werden, die Unterbringungskosten fürs Seminar nachzahlen.
Soweit ich aus eigener Erfahrung von vor 25 Jahren weiß, müssen alle Alumnen (bzw. deren Eltern) Unterbringungskosten fürs Seminar zahlen. Es mag welche geben, die ein Stipendium oder Ermäßigung kriegen, aber normal ist es, daß man monatlich für Kost und Logis zahlt.
Es gibt in vielen (allen?) deutschen Diözesen irgendwelche Fonds oder Stiftungen zur Unterstützung von Seminaristen. In den mir bekannten Systemen muss die Hälfte später zurückbezahlt werden. Bei Abbruch aber alles. Klingt hart, aber die Diözesen müssen natürlich Sorge tragen, dass niemand das System ausnutzt.
In den Fällen, stimmt es.
Jetzt wo Du es sagst, meine ich mich an einen Mitstudenten zu erinnern, der nach seinem Ausscheiden gar nicht so schnell gucken konnte, wie er das Schreiben über die Rückforderung im Briefkasten hatte.
Ansonsten ist das eine ähnliche Regelung wie beim staatlichen Bafög, das ja auch (ganz oder teilweise) zurückgezahlt werden muß.
Gruß Jürgen

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Senensis
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Senensis »

Neues Video über das Leopoldinum in Heiligenkreuz:
http://www.youtube.com/watch?v=ZE8seAcJmbM
et nos credidimus caritati

magda_lena
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von magda_lena »

Ein Kind fagte neulich:

„Wer hält die Messe, wenn durch eine ansteckende Krankheit mit einem Mal alle Priester auf der ganzen Welt sterben würden?“

Welche ernsthafte Antwort kann man darauf geben?
(außer der, dass diese Situation sehr unwahrscheinlich wäre)

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Maurus
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Maurus »

magda_lena hat geschrieben:Ein Kind fagte neulich:

„Wer hält die Messe, wenn durch eine ansteckende Krankheit mit einem Mal alle Priester auf der ganzen Welt sterben würden?“

Welche ernsthafte Antwort kann man darauf geben?
(außer der, dass diese Situation sehr unwahrscheinlich wäre)
Man könnte die korrekte Antwort "keiner mehr" geben und dann darauf hinweisen, dass ein derartiges Szenario ausgeschlossen ist. (Die Möglichkeit einer kompletten Auslöschung der Menschheit durch eine Krankheit sollte man vielleicht nicht thematisieren.)

magda_lena
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von magda_lena »

danke, maurus, für die Antwort. :)
Vielleicht klingt die Frage dramatischer, als sie gemeint war:
es geht darum, wie es denn ohne Priester weitergehen würde
(z.B. wenn alle den Dienst quittieren).

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cantus planus
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von cantus planus »

magda_lena hat geschrieben:Ein Kind fagte neulich:

„Wer hält die Messe, wenn durch eine ansteckende Krankheit mit einem Mal alle Priester auf der ganzen Welt sterben würden?“

Welche ernsthafte Antwort kann man darauf geben?
(außer der, dass diese Situation sehr unwahrscheinlich wäre)
Warum sollte Gott, den die Vernichtung der Menschheit (bis auf bekannte Ausnahmen) nach der Flut reute und der in seinem Sohn Jesus Christus einen neuen Bund gestiftet hat, es zulassen, dass die Kirche aller ihrer Gnadenmittel beraubt würde? Es ginge ja in diesem Falle nicht nur um die Hl. Messe, sondern auch um die Beichte, die Weihe etc. Damit wäre die Verheissung, dass die Mächte der Finsternis die Kirche niemals überwältigen könnten hinfällig, das vermeintliche Wort Gottes falsch, Christus als Haupt der Kirche ein Trug und damit ohnehin alles hinfällig. Träfe das zu, wäre die Messe nicht mehr nötig. Ein ganz simpler Fall deduktiver Logik.

Schlicht und ergreifend: es ist nicht möglich, dass in unserer Zeit die Kirche aufhörte zu bestehen, bis der Herr selbst in sein Eigentum wiederkehrt um die Lebenden und die Toten zu richten und eine neue Zeit beginnt. Alles andere liefe der Allmacht Gottes und den Verheissungen Christi zuwider.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

magda_lena
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von magda_lena »

cantus planus hat geschrieben: Warum sollte Gott, den die Vernichtung der Menschheit (bis auf bekannte Ausnahmen) nach der Flut reute und der in seinem Sohn Jesus Christus einen neuen Bund gestiftet hat, es zulassen, dass die Kirche aller ihrer Gnadenmittel beraubt würde? Es ginge ja in diesem Falle nicht nur um die Hl. Messe, sondern auch um die Beichte, die Weihe etc. Damit wäre die Verheissung, dass die Mächte der Finsternis die Kirche niemals überwältigen könnten hinfällig, das vermeintliche Wort Gottes falsch, Christus als Haupt der Kirche ein Trug und damit ohnehin alles hinfällig. Träfe das zu, wäre die Messe nicht mehr nötig. Ein ganz simpler Fall deduktiver Logik.

Schlicht und ergreifend: es ist nicht möglich, dass in unserer Zeit die Kirche aufhörte zu bestehen, bis der Herr selbst in sein Eigentum wiederkehrt um die Lebenden und die Toten zu richten und eine neue Zeit beginnt. Alles andere liefe der Allmacht Gottes und den Verheissungen Christi zuwider.
Diese Antwort verweist darauf, dass wir Gottvertrauen haben dürfen, und sie läßt sich sehr gut in Kindersprache übersetzen.
Vielen Dank, cantus planus.

marcor
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von marcor »

magda_lena hat geschrieben:Schlicht und ergreifend: es ist nicht möglich, dass in unserer Zeit die Kirche aufhörte zu bestehen, bis der Herr selbst in sein Eigentum wiederkehrt um die Lebenden und die Toten zu richten und eine neue Zeit beginnt. Alles andere liefe der Allmacht Gottes und den Verheissungen Christi zuwider.
kurzer Stop: wenn der Herr selbst wiederkehrt, wird keine "neue Zeit" beginnen, eher die Ewigkeit. Würde ich denken.

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marcus-cgn
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von marcus-cgn »

Mal ein kurzer Themenwechsel:

Wie kommt es eigentlich, dass es trotz Nachwuchssorgen immer noch so viele Priesteramtskandidaten die um Aufnahme in ein Seminar bitten abgelehnt werden, teilweise bis zu 60 Prozent der Bewerber. Es sind ja in der Regel keine "greifbaren" Ablehnungsgründe (wie mangelnde fachliche Qualifikation), sondern Zweifel (von Seiten des Seminars) an der Berufung. Ein Priester berichtete kürzlich von einem krankhaften Mißtrauen in den Generalvikariaten gegenüber Männern, die immerhin als ersten Schritt ihre grundsätzlich Bereitschaft gezeigt haben "alles zu verlassen". Die Bistumsleitungen haben offenbar so sehr die unattraktiven Bedingungen des Priesterberufs verinnerlicht, dass sie jeden Bewerber für einen potentiellen Scharlatan halten und erst in zweiter Linie von einer "echten" Berufung ausgehen. Am leichtestens finden 18-jährige Abiturienten Aufnahme in ein Seminar. Das ist nur vordergründig plausibel: Zwar handelt es sich um das typische Alter der Berufswahl, aber nicht unbedingt für die Berufung, denn gerade bei jungen Seminaristen ist die Abbrecherquote sehr hoch. Das wird von den Bistümern offenbar billigend in Kauf genommen. Spätberufene die in aller Regel den eingeschlagenen Weg durchhalten sehen sich dagegen mit einer ungleich kritischeren Auswahl konfrontiert. Ein merkwürdiger Befund.

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taddeo
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von taddeo »

marcus-cgn hat geschrieben:Ein merkwürdiger Befund.
In der Tat merkwürdig, und aus meiner Beobachtung könnte ich ihn auch nicht bestätigen.
In den Bistümern Passau und Regensburg sind die "Spätberufenen" mittlerweile der Normalfall, die Kandidaten direkt vom Abi weg eher die Ausnahme. Daß gegenüber Spätberufenen ein besonderes Mißtrauen bestünde, kann ich auch nicht recht nachvollziehen - immerhin haben die ja schon jahrelang einen konkreten Berufungsweg mit vielen der "Prüfsteine" hinter sich, die ein Neuling im Seminar erst hinter sich bringen muß. Wer in einem Spätberufenenhaus das Abitur nachgemacht hat, hat schon ziemlich ausdauernd gezeigt, daß ihm dieser Beruf jede Mühe wert ist.

Ecce Homo
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Ecce Homo »

taddeo hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Ein merkwürdiger Befund.
In der Tat merkwürdig, und aus meiner Beobachtung könnte ich ihn auch nicht bestätigen.
In den Bistümern Passau und Regensburg sind die "Spätberufenen" mittlerweile der Normalfall, die Kandidaten direkt vom Abi weg eher die Ausnahme. Daß gegenüber Spätberufenen ein besonderes Mißtrauen bestünde, kann ich auch nicht recht nachvollziehen - immerhin haben die ja schon jahrelang einen konkreten Berufungsweg mit vielen der "Prüfsteine" hinter sich, die ein Neuling im Seminar erst hinter sich bringen muß. Wer in einem Spätberufenenhaus das Abitur nachgemacht hat, hat schon ziemlich ausdauernd gezeigt, daß ihm dieser Beruf jede Mühe wert ist.
Das sehe ich - obwohl Frau, hab ich Kontakte zu mehreren Seminarien bzw. zu deren "Insassen" - genauso. Klar, natürlich ist ein später den Ruf Hörender vielleicht nicht mehr so einfach zu "formen" wie ein Abi-Frischling, aber warum sollte das grundsätzlich so was wie ein Hindernis sein?
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taddeo
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von taddeo »

Ecce Homo hat geschrieben:Klar, natürlich ist ein später den Ruf Hörender vielleicht nicht mehr so einfach zu "formen" wie ein Abi-Frischling, aber warum sollte das grundsätzlich so was wie ein Hindernis sein?
Man darf nicht vergessen: Bei denen beginnt die "Formung" schon fünf, sechs Jahre VOR dem Studium! In einem Spätberufenenseminar macht man ja nicht nur Abitur, das hat ja die geistliche Infrastruktur schon fast wie ein Priesterseminar, ähnlich den früheren Knabenseminaren.
Und heutzutage sind "gstandne Mannsbilder" mit ziviler Lebens- und Berufserfahrung als Priester oft besser dran als so Jungspunde, die außer Mamas Rockzipfel und dem doch etwas speziellen Milieu im Seminar noch nix anderes gesehen haben. Unser junger Dekan zB ist ein gelernter Schreiner, mit dem zu reden ist eine echte Freude. Ein Geistlicher, der sich als solcher nicht versteckt, aber doch ein Mann, der das Leben kennt.

Ecce Homo
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Ecce Homo »

taddeo hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:Klar, natürlich ist ein später den Ruf Hörender vielleicht nicht mehr so einfach zu "formen" wie ein Abi-Frischling, aber warum sollte das grundsätzlich so was wie ein Hindernis sein?
Man darf nicht vergessen: Bei denen beginnt die "Formung" schon fünf, sechs Jahre VOR dem Studium! In einem Spätberufenenseminar macht man ja nicht nur Abitur, das hat ja die geistliche Infrastruktur schon fast wie ein Priesterseminar, ähnlich den früheren Knabenseminaren.
Und heutzutage sind "gstandne Mannsbilder" mit ziviler Lebens- und Berufserfahrung als Priester oft besser dran als so Jungspunde, die außer Mamas Rockzipfel und dem doch etwas speziellen Milieu im Seminar noch nix anderes gesehen haben. Unser junger Dekan zB ist ein gelernter Schreiner, mit dem zu reden ist eine echte Freude. Ein Geistlicher, der sich als solcher nicht versteckt, aber doch ein Mann, der das Leben kennt.
Eben. Mein Priesterbruder ist gelernter Fleischer/Koch... der kann geniale Fortbildung halten über Hackbraten etc... - vor der KFD... :ja: In Soutane... mit Schlachtermessern... :klatsch:
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Maurus
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Maurus »

marcus-cgn hat geschrieben:Mal ein kurzer Themenwechsel:

Wie kommt es eigentlich, dass es trotz Nachwuchssorgen immer noch so viele Priesteramtskandidaten die um Aufnahme in ein Seminar bitten abgelehnt werden, teilweise bis zu 60 Prozent der Bewerber.
Woher stammt denn diese Zahl?
marcus-cgn hat geschrieben:Es sind ja in der Regel keine "greifbaren" Ablehnungsgründe (wie mangelnde fachliche Qualifikation), sondern Zweifel (von Seiten des Seminars) an der Berufung.
Wenn schon, dann an der Eignung. Über die Berufung können die Seminarverantwortlichen maximal Vermutungen anstellen. Bei fraglicher Eignung kann der Regens zwei Wege gehen: Sofortige Abweisung oder Aufnahme, damit der Kandidat "es selber merkt". Letzteres ist für ein Seminar allerdings auch eine Belastung.

marcus-cgn hat geschrieben:Ein Priester berichtete kürzlich von einem krankhaften Mißtrauen in den Generalvikariaten gegenüber Männern, die immerhin als ersten Schritt ihre grundsätzlich Bereitschaft gezeigt haben "alles zu verlassen". Die Bistumsleitungen haben offenbar so sehr die unattraktiven Bedingungen des Priesterberufs verinnerlicht, dass sie jeden Bewerber für einen potentiellen Scharlatan halten und erst in zweiter Linie von einer "echten" Berufung ausgehen.
Es ist durchaus richtig, wenn eine Diözese darauf achtet, dass jemand, der den Priesterberuf ergreifen will, nicht Hals über Kopf seien bürgerliche Existenz auflöst. Das gehört auch zur Verantwortung.
marcus-cgn hat geschrieben:Am leichtestens finden 18-jährige Abiturienten Aufnahme in ein Seminar. Das ist nur vordergründig plausibel: Zwar handelt es sich um das typische Alter der Berufswahl, aber nicht unbedingt für die Berufung, denn gerade bei jungen Seminaristen ist die Abbrecherquote sehr hoch. Das wird von den Bistümern offenbar billigend in Kauf genommen. Spätberufene die in aller Regel den eingeschlagenen Weg durchhalten sehen sich dagegen mit einer ungleich kritischeren Auswahl konfrontiert. Ein merkwürdiger Befund.
Ich habe da andere Einsichten. Es kommen immer weniger Kandidaten nach dem Abitur. Viele haben bereits eine Berufsausbildung, etliche sogar einige Jahre Berufsausbildung. Dass die Diözesen Junge vor Alten bevorzugen, sehe ich so nicht. Die Diözesen nehmen die Abbrecherquote nicht in Kauf, sondern zur Kenntnis. Dagegen machen können sie schlecht irgendwas und den Kandidaten nicht zuzulassen, weil er vielleicht irgendwann abbricht, ist auch keine wirkliche Lösung.

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marcus-cgn
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von marcus-cgn »

taddeo hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Ein merkwürdiger Befund.
In der Tat merkwürdig, und aus meiner Beobachtung könnte ich ihn auch nicht bestätigen.
In den Bistümern Passau und Regensburg sind die "Spätberufenen" mittlerweile der Normalfall, die Kandidaten direkt vom Abi weg eher die Ausnahme. Daß gegenüber Spätberufenen ein besonderes Mißtrauen bestünde, kann ich auch nicht recht nachvollziehen - immerhin haben die ja schon jahrelang einen konkreten Berufungsweg mit vielen der "Prüfsteine" hinter sich, die ein Neuling im Seminar erst hinter sich bringen muß. Wer in einem Spätberufenenhaus das Abitur nachgemacht hat, hat schon ziemlich ausdauernd gezeigt, daß ihm dieser Beruf jede Mühe wert ist.
Das ist auch meine Meinung. Ich kam auf dieses Thema, weil mir ein Theologiestudent aus Wien berichtet hat, dass es dort im Seminar eine so hohe Ablehnungsquote gibt. Weiter sagte er, der dortige Kardinal hielte wenig von Spätberufenen. Er vertrete die Ansicht, "unser Herr würde vor allem in jungen Jahren berufen". Das ist wie gesagt nicht meine Meinung, ich sehe es wie oben beschrieben.

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Maurus
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Maurus »

marcus-cgn hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Ein merkwürdiger Befund.
In der Tat merkwürdig, und aus meiner Beobachtung könnte ich ihn auch nicht bestätigen.
In den Bistümern Passau und Regensburg sind die "Spätberufenen" mittlerweile der Normalfall, die Kandidaten direkt vom Abi weg eher die Ausnahme. Daß gegenüber Spätberufenen ein besonderes Mißtrauen bestünde, kann ich auch nicht recht nachvollziehen - immerhin haben die ja schon jahrelang einen konkreten Berufungsweg mit vielen der "Prüfsteine" hinter sich, die ein Neuling im Seminar erst hinter sich bringen muß. Wer in einem Spätberufenenhaus das Abitur nachgemacht hat, hat schon ziemlich ausdauernd gezeigt, daß ihm dieser Beruf jede Mühe wert ist.
Das ist auch meine Meinung. Ich kam auf dieses Thema, weil mir ein Theologiestudent aus Wien berichtet hat, dass es dort im Seminar eine so hohe Ablehnungsquote gibt.
Da frage ich mich als erstes, woher ein Theologiestudent das weiß. Sitzt der beim Wiener Regens mit am Schreibtisch?
marcus-cgn hat geschrieben:Weiter sagte er, der dortige Kardinal hielte wenig von Spätberufenen. Er vertrete die Ansicht, "unser Herr würde vor allem in jungen Jahren berufen". Das ist wie gesagt nicht meine Meinung, ich sehe es wie oben beschrieben.
Was der Wiener Kardinal von Spätberufenen hält, kann ich nicht sagen, aber das Wiener Priesterseminar ist ja so nett und veröffentlicht sogar einen Alterspiegel: http://www.wiener-priesterseminar.at/si ... e/173.html
Damit ist die Behauptung, in Wien würden ältere Jahrgänge abgelehnt, nicht stichhaltig. Es gibt in dem ganzen Seminar nur einen einzigen Kandidaten mit Geburtsjahr in den 9ern, auch dieser wird dieses Jahr bereits 22 Jahre alt. 16 von 29 Seminaristen sind vor 198 geboren, also schon deutlich über 3. Sechs von ihnen sind bereits über 4.

Was Seminare angeht, so gibt es meistens viele Gerüchte und wenig Fakten. Da gilt es vorsichtig zu sein.

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taddeo
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von taddeo »

marcus-cgn hat geschrieben:Er vertrete die Ansicht, "unser Herr würde vor allem in jungen Jahren berufen".
Das stimmt ja letztlich auch.
Ein Abiturient kommt mit 18, 19 Jahren ins Seminar. Berufungstechnisch noch ein ziemliches Greenhorn, außer seiner eigenen Meinung und/oder Einbildung ist meistens nicht viel Substanz vorhanden.
Ein "Spätberufener" macht vielleicht mit 15 Jahren den Hauptschul- oder mit 16 den Realschulabschluß, dann eine Berufsausbildung, ist dann ebenfalls ca. 18, 19 Jahre alt. Er spürt den Ruf zum Priestertum vermutlich in ähnlichem Alter wie der Abiturient, nur daß er dann in vielen weiteren Jahren unter intensiver geistlicher Begleitung zuerst das Abi nachmacht, bevor er im Seminar und an der Uni studiert. Diese zusätzlichen Jahre der menschlichen und geistlichen Reife sind es, was die Spätberufenen den "Abi-Seminaristen" ewig voraushaben. Letztere haben dafür, das ist auch eine Tatsache, oft die besseren intellektuellen Fähigkeiten, was etwa wissenschaftliche Beschäftigung mit der Theologie angeht.
Aber das Berufungsalter dürfte in den meisten Fällen ziemlich ähnlich sein.

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Maurus
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Maurus »

taddeo hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Er vertrete die Ansicht, "unser Herr würde vor allem in jungen Jahren berufen".
Das stimmt ja letztlich auch.
Ein Abiturient kommt mit 18, 19 Jahren ins Seminar. Berufungstechnisch noch ein ziemliches Greenhorn, außer seiner eigenen Meinung und/oder Einbildung ist meistens nicht viel Substanz vorhanden.
Ein "Spätberufener" macht vielleicht mit 15 Jahren den Hauptschul- oder mit 16 den Realschulabschluß, dann eine Berufsausbildung, ist dann ebenfalls ca. 18, 19 Jahre alt. Er spürt den Ruf zum Priestertum vermutlich in ähnlichem Alter wie der Abiturient, nur daß er dann in vielen weiteren Jahren unter intensiver geistlicher Begleitung zuerst das Abi nachmacht, bevor er im Seminar und an der Uni studiert. Diese zusätzlichen Jahre der menschlichen und geistlichen Reife sind es, was die Spätberufenen den "Abi-Seminaristen" ewig voraushaben. Letztere haben dafür, das ist auch eine Tatsache, oft die besseren intellektuellen Fähigkeiten, was etwa wissenschaftliche Beschäftigung mit der Theologie angeht.
Aber das Berufungsalter dürfte in den meisten Fällen ziemlich ähnlich sein.
Naja, manch ein 18-jähriger hat dem ein oder anderen 30-jährigen schon eine Menge Ernst und Reflektion voraus.

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Senensis
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Senensis »

Es kommt schon auch darauf an, was man in den Jahren zwischen 16 und 30 so macht.
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Maurus
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Maurus »

Senensis hat geschrieben:Es kommt schon auch darauf an, was man in den Jahren zwischen 16 und 30 so macht.
Rischtisch.

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marcus-cgn
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von marcus-cgn »

Maurus hat geschrieben:
Woher stammt denn diese Zahl?


Wenn schon, dann an der Eignung. Über die Berufung können die Seminarverantwortlichen maximal Vermutungen anstellen. Bei fraglicher Eignung kann der Regens zwei Wege gehen: Sofortige Abweisung oder Aufnahme, damit der Kandidat "es selber merkt". Letzteres ist für ein Seminar allerdings auch eine Belastung.
Die 60 Prozent Ablehnung stammt auch aus Wien, in Köln wurde zeitweise jeder zweite Bewerber abgelehnt, wurde erzählt...

Wie ermittelt man Eignung?

Wenn jemand zB im Theologiestudium steht und er gute Zwischennoten vorweisen kann dürfte einer vorläufigen Aufnahme ja eigentlich nichts entgegenstehen - wenn es nicht ganz erhebliche Defizite in der Person gibt (was bei den Bewerbern aber die Ausnahme sein dürfte).

Bei einem Spätberufenen wird man sich immer hinter dem Argument "verstecken" können, warum kommen sie erst jetzt?

Ein weiteres "Problem" könnte für manche Bewerber sein, dass sie keine kirchliche Referenz vorweisen können bzw. das es keine aktive Arbeit in den Gemeinden gab. Bei einem Spätberufenen wird man wohl noch mehr Wert darauf legen, als bei einem Abiturienten, dem man eher nachsieht, dass er kein Meßdiener war.

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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von marcus-cgn »

taddeo hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Er vertrete die Ansicht, "unser Herr würde vor allem in jungen Jahren berufen".
Das stimmt ja letztlich auch.
Ein Abiturient kommt mit 18, 19 Jahren ins Seminar. Berufungstechnisch noch ein ziemliches Greenhorn, außer seiner eigenen Meinung und/oder Einbildung ist meistens nicht viel Substanz vorhanden.
Ein "Spätberufener" macht vielleicht mit 15 Jahren den Hauptschul- oder mit 16 den Realschulabschluß, dann eine Berufsausbildung, ist dann ebenfalls ca. 18, 19 Jahre alt. Er spürt den Ruf zum Priestertum vermutlich in ähnlichem Alter wie der Abiturient, nur daß er dann in vielen weiteren Jahren unter intensiver geistlicher Begleitung zuerst das Abi nachmacht, bevor er im Seminar und an der Uni studiert. Diese zusätzlichen Jahre der menschlichen und geistlichen Reife sind es, was die Spätberufenen den "Abi-Seminaristen" ewig voraushaben. Letztere haben dafür, das ist auch eine Tatsache, oft die besseren intellektuellen Fähigkeiten, was etwa wissenschaftliche Beschäftigung mit der Theologie angeht.
Aber das Berufungsalter dürfte in den meisten Fällen ziemlich ähnlich sein.
Okay, wenn Du unter Spätberufene nur diejenigen siehst, die nach der 10. Klasse eine Berufsausbildung gemacht haben ist das so.

Aber es gibt nicht wenige die haben bereits ein komplettes Studium und Berufserfahrung hinter sich. Nicht selten hört man sogar von Juristen oder Ärzten die sich dann mit Mitte 30 entscheiden noch einmal neu anzufangen.

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Maurus
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Maurus »

marcus-cgn hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Woher stammt denn diese Zahl?


Wenn schon, dann an der Eignung. Über die Berufung können die Seminarverantwortlichen maximal Vermutungen anstellen. Bei fraglicher Eignung kann der Regens zwei Wege gehen: Sofortige Abweisung oder Aufnahme, damit der Kandidat "es selber merkt". Letzteres ist für ein Seminar allerdings auch eine Belastung.
Die 60 Prozent Ablehnung stammt auch aus Wien, in Köln wurde zeitweise jeder zweite Bewerber abgelehnt, wurde erzählt...
»Wurde erzählt«. Demnach gibt es dafür also keine sichere Quelle. Nun, erzählen kann man alles Mögliche. Außer Bischof und Regens weiß es vermutlich keiner so genau.

W
marcus-cgn hat geschrieben:ie ermittelt man Eignung?

Wenn jemand zB im Theologiestudium steht und er gute Zwischennoten vorweisen kann dürfte einer vorläufigen Aufnahme ja eigentlich nichts entgegenstehen - wenn es nicht ganz erhebliche Defizite in der Person gibt
Richtig.
marcus-cgn hat geschrieben:(was bei den Bewerbern aber die Ausnahme sein dürfte).
Da wäre ich mir nicht so sicher.
marcus-cgn hat geschrieben:Bei einem Spätberufenen wird man sich immer hinter dem Argument "verstecken" können, warum kommen sie erst jetzt?
Nein, das ist kein »Argument«. Jeder hat seine persönliche Berufungsgeschichte. Die kann bei einem Spätberufenen genauso stimmig oder fragwürdig sein, wie bei jedem anderen.
marcus-cgn hat geschrieben:Ein weiteres "Problem" könnte für manche Bewerber sein, dass sie keine kirchliche Referenz vorweisen können bzw. das es keine aktive Arbeit in den Gemeinden gab. Bei einem Spätberufenen wird man wohl noch mehr Wert darauf legen, als bei einem Abiturienten, dem man eher nachsieht, dass er kein Meßdiener war.
Ein Bewerber für das Priesteramt wird ja nun irgendeinen Geistlichen auftreiben können, der etwas über ihn sagen kann. Er muss ja irgendwo zur Messe gegangen sein und in irgendeiner Pfarrei gelebt haben. Ob jemand Messdiener war, ist nach allem was ich weiß nun wirklich nicht von Interesse. Wenn freilich einem Kandidaten jeder Anknüpfungspunkt an irgendeine Gemeinde oder Gemeinschaft fehlt, dann wird man das bei der Beurteilung kaum außer Acht lassen. In so einem Fall ist ein Gemeindepraktikum ratsam.

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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von taddeo »

marcus-cgn hat geschrieben:Aber es gibt nicht wenige die haben bereits ein komplettes Studium und Berufserfahrung hinter sich. Nicht selten hört man sogar von Juristen oder Ärzten die sich dann mit Mitte 30 entscheiden noch einmal neu anzufangen.
Stimmt. Denen werden aber in der Regel keine Steine in den Weg gelegt. Sie müssen die normalen Kriterien erfüllen, also ein Theologiestudium absolvieren (was natürlich von den Unis her mit Erleichterungen verbunden sein kann, wenn einer schon einen akademischen Abschluß hat), und auch die üblichen Praktikumseinsätze in Pfarreien absolvieren, je nach ihren Vorkenntnissen.

(Der derzeitige Prior und Cellerar der Abtei Niederaltaich, Frater Vinzenz, ist übrigens so ein Fall. Der ist Dr. med., war Anästesiearzt, bevor er Benediktiner geworden ist. Er ist (und bleibt wohl) Bruder, da er kein Theologiestudium hat, das ihm das Priestertum ermöglichen würde. Aber er ist schon seit Jahren Prior, gleichzeitig der Verantwortliche des Schulträgers für das Gymnasium, und er betreut die Krankenstation des Klosters, die mittlerweile wohl mehr Insassen hat als der Rest des Konvents.)

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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Maurus »

taddeo hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Aber es gibt nicht wenige die haben bereits ein komplettes Studium und Berufserfahrung hinter sich. Nicht selten hört man sogar von Juristen oder Ärzten die sich dann mit Mitte 30 entscheiden noch einmal neu anzufangen.
Stimmt. Denen werden aber in der Regel keine Steine in den Weg gelegt. Sie müssen die normalen Kriterien erfüllen, also ein Theologiestudium absolvieren (was natürlich von den Unis her mit Erleichterungen verbunden sein kann
Nebenbemerkung: »Sein« kann das, aber nach meinem Kenntnisstand sind die theologischen Fakultäten da äußerst rigide. Sie trauen offenbar den anderen Studienrichtungen nichts zu, deshalb müssen oft auch Akademiker die Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten belegen, in der man ihnen dann 90 min lang erklärt, wie man eine Bibliothekssuche durchführt. Durch den Modulwahn ist das dann noch schlimmer geworden.[/size]

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Juergen
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Juergen »

Maurus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Aber es gibt nicht wenige die haben bereits ein komplettes Studium und Berufserfahrung hinter sich. Nicht selten hört man sogar von Juristen oder Ärzten die sich dann mit Mitte 30 entscheiden noch einmal neu anzufangen.
Stimmt. Denen werden aber in der Regel keine Steine in den Weg gelegt. Sie müssen die normalen Kriterien erfüllen, also ein Theologiestudium absolvieren (was natürlich von den Unis her mit Erleichterungen verbunden sein kann
Nebenbemerkung: »Sein« kann das, aber nach meinem Kenntnisstand sind die theologischen Fakultäten da äußerst rigide. Sie trauen offenbar den anderen Studienrichtungen nichts zu, deshalb müssen oft auch Akademiker die Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten belegen, in der man ihnen dann 90 min lang erklärt, wie man eine Bibliothekssuche durchführt. Durch den Modulwahn ist das dann noch schlimmer geworden.[/size]
Hier an der Theol. Fakultät braucht jemand, der schon einen akademischen Abschluß hat, dieses Seminar (1 Semesterwochenstunde) nicht mehr zu besuchen. Bei dem Seminar braucht man sowieso nur einen Teilnahmeschein. Ich persönlich fand es allerdings sehr hilfreich, daß es dieses separate Seminar gab, und damit das Thema erledigt war.
An der Uni Paderborn habe ich später erlebt, daß in jedem Proseminar mit dem Zeug von neuem angefangen wurde und sich die verschiedenen Professoren untereinander nicht einig waren, wie man "richtig" zitiert und wir man "richtig" eine Fußnote formatiert, wie ein Literaturverzeichnis aussehen soll etc. Jeder kochte sein eigenes Süppchen und die Studierenden guckten dabei blöd aus der Wäsche.

Ansonsten ist es mit der Anerkennung von fremden Prüfungsleistungen natürlich immer etwas schwierig. Da müssen die Modalitäten genau geprüft werde. Wenn an einer Hochschule eine schriftliche Arbeit und eine 20 minütige mündliche Prüfung notwendig ist, dann wird man eine Prüfungsleistung von einer anderen Hochschule, bei der eine 15 minütige mündliche Prüfung ausreichend ist, vermutlich nicht anerkennen.
Solche Dinge entscheidet aber immer der Prüfungsausschuß in Rücksprache mit dem entsprechenden Lehrstuhlinhaber.

Eine allgemeingültige Aussage ist hier nicht zu treffen, da jeder Fall anders gelagert ist.
Es werden aber den Studierenden nicht aus reiner Bosheit Steine in den Weg gelegt.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Maurus
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Maurus »

Juergen hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Aber es gibt nicht wenige die haben bereits ein komplettes Studium und Berufserfahrung hinter sich. Nicht selten hört man sogar von Juristen oder Ärzten die sich dann mit Mitte 30 entscheiden noch einmal neu anzufangen.
Stimmt. Denen werden aber in der Regel keine Steine in den Weg gelegt. Sie müssen die normalen Kriterien erfüllen, also ein Theologiestudium absolvieren (was natürlich von den Unis her mit Erleichterungen verbunden sein kann
Nebenbemerkung: »Sein« kann das, aber nach meinem Kenntnisstand sind die theologischen Fakultäten da äußerst rigide. Sie trauen offenbar den anderen Studienrichtungen nichts zu, deshalb müssen oft auch Akademiker die Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten belegen, in der man ihnen dann 90 min lang erklärt, wie man eine Bibliothekssuche durchführt. Durch den Modulwahn ist das dann noch schlimmer geworden.[/size]
Hier an der Theol. Fakultät braucht jemand, der schon einen akademischen Abschluß hat, dieses Seminar (1 Semesterwochenstunde) nicht mehr zu besuchen. Bei dem Seminar braucht man sowieso nur einen Teilnahmeschein. Ich persönlich fand es allerdings sehr hilfreich, daß es dieses separate Seminar gab, und damit das Thema erledigt war.
An der Uni Paderborn habe ich später erlebt, daß in jedem Proseminar mit dem Zeug von neuem angefangen wurde und sich die verschiedenen Professoren untereinander nicht einig waren, wie man "richtig" zitiert und wir man "richtig" eine Fußnote formatiert, wie ein Literaturverzeichnis aussehen soll etc. Jeder kochte sein eigenes Süppchen und die Studierenden guckten dabei blöd aus der Wäsche.
In der Einrichtung, die ich kenne, war dieser Einführungskurs für alle Pflicht. Das heißt aber noch lange nicht, dass nicht in jedem Proseminar von neuem damit angefangen wurde. Das kam noch dazu.
Juergen hat geschrieben:Eine allgemeingültige Aussage ist hier nicht zu treffen, da jeder Fall anders gelagert ist.
Es werden aber den Studierenden nicht aus reiner Bosheit Steine in den Weg gelegt.
Das behaupte ich auch nicht. Es fehlt den Hochschulen und Unis an und an nur an der entsprechenden Flexibilität (oft, weil der normative Rahmen es nicht zulässt).

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marcus-cgn
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von marcus-cgn »

Maurus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Aber es gibt nicht wenige die haben bereits ein komplettes Studium und Berufserfahrung hinter sich. Nicht selten hört man sogar von Juristen oder Ärzten die sich dann mit Mitte 30 entscheiden noch einmal neu anzufangen.
Stimmt. Denen werden aber in der Regel keine Steine in den Weg gelegt. Sie müssen die normalen Kriterien erfüllen, also ein Theologiestudium absolvieren (was natürlich von den Unis her mit Erleichterungen verbunden sein kann
Nebenbemerkung: »Sein« kann das, aber nach meinem Kenntnisstand sind die theologischen Fakultäten da äußerst rigide. Sie trauen offenbar den anderen Studienrichtungen nichts zu, deshalb müssen oft auch Akademiker die Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten belegen, in der man ihnen dann 90 min lang erklärt, wie man eine Bibliothekssuche durchführt. Durch den Modulwahn ist das dann noch schlimmer geworden.[/size]
Man muss natürlich auch sagen, dass es - vom wissenschaftlichen Arbeiten einmal abgesehen - auch wenig Überschneidungspunkten mit anderen Studiengängen gibt.
Bei unserem Beispiel Medizin ist das gleich Null. Ein Jurist könnte Kenntnisse im Kanonischen Recht haben, wahrscheinlich aber eher nicht.

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Juergen
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

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Juergen
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von Juergen »

Heute gab es und morgen gibt es in einigen Diözesen Priesterweihen
http://www.katholisch.de/de/katholisch/ ... p?id=14123

Am Pfingstwochenende finden in mehreren deutschen Diözesen Priesterweihen statt. Am Samstag weihte Erzbischof Hans-Josef Becker im Hohen Dom zu Paderborn acht Diakone zu Priestern für das Erzbistum; in Fulda weihte Bischof Heinz Josef Algermissen sechs Männer. In Dresden wurde ein Mann von Bischof Dr. Heiner Koch zum Priester geweiht, in Würzburg drei durch Handauflegung und Gebet von Bischof Friedhelm Hofmann.

Für Sonntag plant der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die Weihe von fünf Männern. Ebenfalls am Sonntag soll der Münsteraner Bischof Felix Genn fünf Priester weihen…
Gruß Jürgen

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umusungu
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von umusungu »

Heute hat Bischof Mussinghoff einen 60jährigen "vir probati" zum Priester geweiht.

iustus
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Re: Fragen zu Priesterbild/-seminar/-nachwuchs

Beitrag von iustus »

umusungu hat geschrieben:Heute hat Bischof Mussinghoff einen 6jährigen "vir probati" zum Priester geweiht.
Franz-Peter Tebartz-van Elst weiht morgen einen 62jährigen.

http://www.bistumlimburg.de/meldungen/m ... wenig.html

Fünf Neupriester für das Bistum Limburg (und nächstes Jahr - so Gott will sechs). Gab es das jemals unter Kamphaus (zu dessen Zeiten gab es zwar auch viele Neupriester aus dem Bistum Limburg, aber die sind in andere Bistümer und Ordensgemeinschaften geflüchtet)?
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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