Papst Franz I. - 3. Akt

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ad_hoc
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von ad_hoc »

Piusderdritte hat geschrieben:
„Wenn ich gründlicher darüber nachdenke“ – sagte der Papst – „finde ich, daß es eher eine Art Mode [móda, italienisch moda] ist. Und weil es eine Mode ist, daher muß man ihr nicht so viel Aufmerksamkeit schenken. Es ist nur notwendig, eine gewisse Geduld und Freundlichkeit den Menschen gegenüber zu zeigen, die von einer gewissen Mode abhängig sind. Ich halte es aber für sehr wichtig, in die Tiefe der Dinge zu gehen, denn wenn wir nicht in die Tiefe gehen, kann uns keine liturgische Form retten, weder die eine noch die andere.“
wenn ich das jetzt richtig interpretiere, ist es völlig egal welche Messe gefeiert wird.
Es braucht eine Genehmigung, um bei den Schwestern des Ordens die Heilige Messe zelebrieren zu dürfen, sowohl für den Alten als auch für den Neuen Ritus.
http://www.katholisches.info/214/2/16 ... weigerung/

Warum braucht es denn dann eine Genehmigung, wenn es doch egal ist, welche Messform gefeiert wird?

Irgend etwas läuft doch faslch?
Der Papst könnte sich doch somit auch das ganze "Theater" um die Franziskaner der Immakulata sparen!
:hmm:
Es ist grundsätzlich eine Unverfrorenheit seitens des Papstes Franziskus (die ihm zwar nicht bewusst, aber trotzdem vorwerfbar ist), wenn er die Alte Messe, die über viele Jahrhunderte hinweg mit nur geringfügigen Änderungen zur größeren Ehre Gottes gefeiert worden ist, nunmehr als 'Modeerscheinung' darstellt, die nur deshalb gefeiert wird, weil einige ältere Menschen sich zu dieser hingezogen fühlen.
Dass auch junge Menschen vermehrt diese Alte Messe aufsuchen, kann er, seiner eigenen Aussage zufolge, nicht verstehen.
Mit solchen Äußerungen, die wohl sein ganzes Amt begleiten werden, zerstört er nach und nach, soweit überhaupt noch in den Gläubigen und in der Liturgie vorhanden, das tiefe Mysterium des überlieferten und im Hl. Geist stets wachsenden Glaubens und der Liturgie.
Auch dies ist ihm nicht bewusst, bzw. er erkennt keine Zusammenhänge, wenn er solche Aussagen trifft wie beispielsweise, dass es sehr wichtig ist, in die Tiefe der Dinge zu gehen, denn täte man dies nicht, könnte uns keine liturgische Form retten, weder die eine, noch die andere.
Das ist zwar zum Teil richtig, aber der Papst hat die unterschiedlichen Tiefen der beiden Formen nicht erklärt; er kann es auch nicht, weil ihm diese nicht bewusst sind. Offensichtlich wurde die Tiefe des Alten Ritus über viele Jahrhunderte hinweg vom Klerus und den Gläubigen anders empfunden, als vom derzeitigen Papst heute. Darf man feststellen, dass ihm die hierzu notwendige Spiritualität fehlt?
Demzufolge wird der Papst auch bei den Franziskanern der Immaculata nicht nachgeben. Tut er es dennoch, dann deshalb, weil er dazu gedrängt wird und er vermeintlicherweise nicht anders kann als nachzugeben. Genau dies würde aber dazu führen, dass er sein Ego woanders wieder aufbaut und dort Schäden anrichtet. Es kann gar nicht anders sein, so wie er sich darstellt.

ad_hoc
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Lupus
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Lupus »

Unser Heiliger Vater ist der erste Papst, der alle seine Weihen (Diakon-Priester-Bischof) im jetzigen "o.Brauch des Röm. Ritus" erhalten hat. Er hat keine Verbindung mehr zum früheren "a.o.Brauch des Röm. Ritus"! ob daher seine Beurteilung kommt, die so etwas wie den Begriff "Mode" zulässt?
+L.
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Libertas Ecclesiae
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Lupus hat geschrieben:Unser Heiliger Vater ist der erste Papst, der alle seine Weihen (Diakon-Priester-Bischof) im jetzigen "o.Brauch des Röm. Ritus" erhalten hat. Er hat keine Verbindung mehr zum früheren "a.o.Brauch des Röm. Ritus"! ob daher seine Beurteilung kommt, die so etwas wie den Begriff "Mode" zulässt?
+L.
Die überlieferte Form der hl. Messe ist die Liturgie seiner Kindheit und Jugend gewesen. Papst Franziskus ist Jahrgang 1936. Er ist in dieser Form religiös sozialisiert worden. Von daher müsste ihm die überlieferte Liturgie durchaus noch vertraut sein, denn schließlich ist so etwas doch prägend für das ganze spätere Leben (Erstkommunion, Firmung, kirchliches Brauchtum, jährlich wiederkehrende Feste und Feiertage etc., bis etwa zu seinem 30. Lebensjahr). Seine Priesterweihe fand freilich erst nach der Liturgiereform statt, da war er auch schon etwas älter. Aber grundsätzlich kann er die Messe seiner Jugend doch nicht einfach vergessen haben. Oder haben wir es hier mit Verdrängungsmechanismen zu tun?

:traurigtaps:
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
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taddeo
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von taddeo »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Lupus hat geschrieben:Unser Heiliger Vater ist der erste Papst, der alle seine Weihen (Diakon-Priester-Bischof) im jetzigen "o.Brauch des Röm. Ritus" erhalten hat. Er hat keine Verbindung mehr zum früheren "a.o.Brauch des Röm. Ritus"! ob daher seine Beurteilung kommt, die so etwas wie den Begriff "Mode" zulässt?
+L.
Die überlieferte Form der hl. Messe ist die Liturgie seiner Kindheit und Jugend gewesen. Papst Franziskus ist Jahrgang 1936. Er ist in dieser Form religiös sozialisiert worden. Von daher müsste ihm die überlieferte Liturgie durchaus noch vertraut sein, denn schließlich ist so etwas doch prägend für das ganze spätere Leben (Erstkommunion, Firmung, kirchliches Brauchtum, jährlich wiederkehrende Feste und Feiertage etc., bis etwa zu seinem 30. Lebensjahr). Seine Priesterweihe fand freilich erst nach der Liturgiereform statt, da war er auch schon etwas älter. Aber grundsätzlich kann er die Messe seiner Jugend doch nicht einfach vergessen haben. Oder haben wir es hier mit Verdrängungsmechanismen zu tun?

:traurigtaps:
Du weißt ja nicht, in welcher Form ihm in seiner Jugend die "alte Messe" begegnet ist (ich weiß es auch nicht). Ich kann mir gut vorstellen, daß das in einer Art und Weise passierte, die in ihm den Hang zur Bewahrung dieser Form nicht sonderlich gefördert hat - damit wäre er keineswegs allein. In den Jahren und Jahrzehnten vor dem Konzil gab es auch hierzulande schon massivste "Degenerationserscheinungen" des liturgischen Ritus, der zwar formal noch halbwegs korrekt war, aber längst innerlich ausgehöhlt, so daß er die Menschen nicht mehr erreichen und seinen geistlichen Wert nicht mehr entfalten konnte. Anders wäre es nicht zu erklären, daß die Liturgiereform zunächst so begeistert begrüßt wurde.

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Peti
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Peti »

Was du hier beschreibst kenn ich von meinen Eltern. Auch aus meinem Beruf als Altenpfleger, in dem ich in den
letzten Jahrzehnten hauptsächlich mit Menchen, die zwischen 1900 und 1930 geboren wurden, zu tun hatte.
Von den 150 Bewohnern, die zur Zeit bei uns wohnen , kenn ich keinen, der der alten Messe nachtrauert.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von ad_hoc »

Es liegt auch viel daran, dass man in Deutschland immer angenommen hat, die südamerikanischen Länder seien besonders religiös. Das waren sie im eigentlichen Sinne noch nie gewesen. Wobei eine gewissen Affinität zum "Glauben wollen" (auch zu einer anderen Art einer Glaubensauffassung) nicht abgestritten werden soll. Aber diese Affinität beinhält in der Regel auch zahlreiche Irrwege.
Ich denke, dass die Umstellung in den 70er Jahren von der Alten Messe zur Neuen Messe in den europäischen Ländern womöglich gravierender empfunden worden ist, als gerade in den südamerikanischen Ländern. Nicht umsonst sind die südamerikanischen Länder, darunter vor allem Brasilien, ganz besonders progressiv im 'gelebten und empfunden' Glauben. Etwas davon muss auch der gegenwärtige Papst mitbekommen haben.

Gruß, ad_hoc
Zuletzt geändert von ad_hoc am Montag 17. Februar 2014, 14:21, insgesamt 1-mal geändert.
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taddeo
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von taddeo »

Peti hat geschrieben:Von den 150 Bewohnern, die zur Zeit bei uns wohnen , kenn ich keinen, der der alten Messe nachtrauert.
Von all meinen Bekannten, die die alte Messe noch als Alltag erlebt haben, auch niemand. Kein einziger.

ad_hoc
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von ad_hoc »

taddeo hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:Von den 150 Bewohnern, die zur Zeit bei uns wohnen , kenn ich keinen, der der alten Messe nachtrauert.
Von all meinen Bekannten, die die alte Messe noch als Alltag erlebt haben, auch niemand. Kein einziger.
Das trifft sich mit meiner Erfahrung.
Allerdings liegt die Ursache wohl darin, dass man in den letzten Jahren religiös deutlich indifferenter geworden ist. Diese zunehmende Indifferenz begann schon mit der Einführung der neuen Liturgie; gewissermaßen war diese Indifferenz der Einführung immanent.
Deshalb auch die fehlende Nachtrauer, die ihrerseits ihre Ursache keinesfalls im wohlüberlegten Vergleich beider Liturgien hat.

Gruß, ad_hoc
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taddeo
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von taddeo »

ad_hoc hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:Von den 150 Bewohnern, die zur Zeit bei uns wohnen , kenn ich keinen, der der alten Messe nachtrauert.
Von all meinen Bekannten, die die alte Messe noch als Alltag erlebt haben, auch niemand. Kein einziger.
Das trifft sich mit meiner Erfahrung.
Allerdings liegt die Ursache wohl darin, dass man in den letzten Jahren religiös deutlich indifferenter geworden ist. Diese zunehmende Indifferenz begann schon mit der Einführung der neuen Liturgie; gewissermaßen war diese Indifferenz der Einführung immanent.
Deshalb auch die fehlende Nachtrauer, die ihrerseits ihre Ursache keinesfalls im wohlüberlegten Vergleich beider Liturgien hat.

Gruß, ad_hoc
Kann ich nicht so unterschreiben - die Leute, die ich als "Zeitzeugen" der alten Liturgie kenne, sind allesamt bis heute regelmäßige bis fleißige Kirchgänger, also in dieser Hinsicht keineswegs "indifferent". Daß eine normaler Laie keine liturgische Differentialdiagnostik dessen betreibt, was ihm da vom Altar her vorgesetzt wird, ist völlig klar.

Raphael

Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Raphael »

taddeo hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:Von den 150 Bewohnern, die zur Zeit bei uns wohnen , kenn ich keinen, der der alten Messe nachtrauert.
Von all meinen Bekannten, die die alte Messe noch als Alltag erlebt haben, auch niemand. Kein einziger.
Generell ist jedoch auffallend, daß das Glaubenswissen derjenigen, welche den vetus ordo präferieren signifikant höher ist als das Glaubenswissen der Anhänger des novus ordo.
Einzelne Ausnahmen, die es wie immer auch hier und da geben mag, bestätigen lediglich diese generelle Wahrnehmung .........

ad_hoc
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von ad_hoc »

Solche Zeitzeugen kenne ich auch; allerdings haben diese, soweit ich mich mit ihnen auf nachkirchlichen Kaffeetreffs unterhalten habe (was ich gerne und häufig tue), sich kaum mehr als rudimentäre Glaubenskenntnisse bewahrt; dafür aber umso mehr erstaunliche Irrtümer darüber, was katholisch ist und was nicht.
Wenn Du nicht die gleichen Erfahrungen hast sammeln müssen - meinen Glückwunsch.

Gruß, ad_hoc
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von ad_hoc »

Raphael ist mir ganz knapp zuvorgekommen. :)

Gruß, ad_hoc
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taddeo
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von taddeo »

ad_hoc hat geschrieben:Solche Zeitzeugen kenne ich auch; allerdings haben diese, soweit ich mich mit ihnen auf nachkirchlichen Kaffeetreffs unterhalten habe (was ich gerne und häufig tue), sich kaum mehr als rudimentäre Glaubenskenntnisse bewahrt; dafür aber umso mehr erstaunliche Irrtümer darüber, was katholisch ist und was nicht.
Wenn Du nicht die gleichen Erfahrungen hast sammeln müssen - meinen Glückwunsch.

Gruß, ad_hoc
Tja, das mag sein. Aber alle "meine" Zeitzeugen haben ihr Glaubenswissen von "vorkonziliaren" Priestern im RU und Katechismusunterricht gelernt, offenbar samt allen Irrtümern - neu dazugekommen ist bei denen seither nicht viel.
Sollte es gar denkbar sein, daß auch schon vor dem Konzil die Pfarrer in der Verkündigung Scheiß gebaut haben? :pfeif:

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Peti
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Peti »

In einem ähnlichem Zusammenhang stellte Kardinal Marx letzte Woche in einer Tagung über Neuevangelisierung in München die Frage:
Wann waren wir eigentlich evangelisiert ?
Niemand unter den Teilnehmern, mit denen ich mich unterhielt,
wußte eine überzeugende Antwort.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Raphael

Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Raphael »

Peti hat geschrieben:In einem ähnlichem Zusammenhang stellte Kardinal Marx letzte Woche in einer Tagung über Neuevangelisierung in München die Frage:
Wann waren wir eigentlich evangelisiert ?
Niemand unter den Teilnehmern, mit denen ich mich unterhielt,
wußte eine überzeugende Antwort.
Nun denn, man kann sich natürlich auch gegenseitig in seinem Nichtwissen bestätigen! :roll:
Langfristig betrachtet führt das jedoch häufig in eine Depression .............


Gerüchteweise hörte ich übrigens, daß sich Atheisten gegenseitig in ihrem Unglauben bestätigen. :|

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taddeo
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von taddeo »

Raphael hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:In einem ähnlichem Zusammenhang stellte Kardinal Marx letzte Woche in einer Tagung über Neuevangelisierung in München die Frage:
Wann waren wir eigentlich evangelisiert ?
Niemand unter den Teilnehmern, mit denen ich mich unterhielt,
wußte eine überzeugende Antwort.
Nun denn, man kann sich natürlich auch gegenseitig in seinem Nichtwissen bestätigen! :roll:
Langfristig betrachtet führt das jedoch häufig in eine Depression .............


Gerüchteweise hörte ich übrigens, daß sich Atheisten gegenseitig in ihrem Unglauben bestätigen. :|
Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben sich wohl auch gegenseitig in ihrem Besser-Wissen und -Glauben bestätigt, genau wie heute.

Raphael

Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Raphael »

taddeo hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:In einem ähnlichem Zusammenhang stellte Kardinal Marx letzte Woche in einer Tagung über Neuevangelisierung in München die Frage:
Wann waren wir eigentlich evangelisiert ?
Niemand unter den Teilnehmern, mit denen ich mich unterhielt,
wußte eine überzeugende Antwort.
Nun denn, man kann sich natürlich auch gegenseitig in seinem Nichtwissen bestätigen! :roll:
Langfristig betrachtet führt das jedoch häufig in eine Depression .............


Gerüchteweise hörte ich übrigens, daß sich Atheisten gegenseitig in ihrem Unglauben bestätigen. :|
Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben sich wohl auch gegenseitig in ihrem Besser-Wissen und -Glauben bestätigt, genau wie heute.
Da erzählst Du mir nichts Neues: Kohelet 1, 9! :huhu:

Lilaimmerdieselbe
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Vielleicht wollte der Kardinal auch nur darauf aufmerksam machen, dass Evangelisierung ein Prozeß ist, der als Babys Getaufte ein Leben lang begleitet?

Raphael

Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Raphael »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Vielleicht wollte der Kardinal auch nur darauf aufmerksam machen, dass Evangelisierung ein Prozeß ist, der als Babys Getaufte ein Leben lang begleitet?
Die kryptischen Worte des Kardinals kann man auch dahingehend auslegen, daß die Übersetzung des Wortes Evangelium Frohe Botschaft lautet.
Da er jedoch in überwiegend unfrohe Gesichter schaute, wollte er ein bißchen aufrütteln! :roll:

ad_hoc
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von ad_hoc »

taddeo hat geschrieben:
"Tja, das mag sein. Aber alle "meine" Zeitzeugen haben ihr Glaubenswissen von "vorkonziliaren" Priestern im RU und Katechismusunterricht gelernt, offenbar samt allen Irrtümern - neu dazugekommen ist bei denen seither nicht viel.
Sollte es gar denkbar sein, daß auch schon vor dem Konzil die Pfarrer in der Verkündigung Scheiß gebaut haben?" :pfeif:
Ich spreche doch auch von solchen Glaubenszeugen, welche in Bezug auf ihren Glauben erstmalig durch ihre Eltern, bzw. durch Pfarrer und Religionslehrer mit vorkonziliarem religiösen Hintergrund gebildet worden sind.
Dass einzelne Eltern und einzelne Pfarrer auch vor dem Konzil bereits imstande waren, 'in der Verkündigung Scheiß zu bauen' wird niemand abstreiten.
Es wird auch niemand abstreiten, dass irgendwann mal auch junge Heranwachsende und Erwachsene selbst für ihre Glaubensbildung verantwortlich sein müssen. Dies geschieht nicht nur , durch religöses Leben im Alltag, durch Gebet, regelmäßige Beichte und Hl. Kommunion, sondern auch durch ständige Weiterbildung im Glauben. Daran fehlt es in der Hauptsache.
Genau so, wie es daran auch fehlt bei vielen Pfarrern, Bischöfen und Kardinälen - und seit Neuestem schließe ich auch davon keinen Papst mehr aus. (Zu diesem letzten Zusatz fühle ich mich bemüßigt, nachdem ich gerade heute wiederum erfahren hatte, dass auch die letzten Vorgängerpäpste des gegenwärtigen Kontakte zu ganz normalen Menschen hatte, schriftlich und telefonisch - und darum wurde kein Lärm gemacht. Und somit fällt mir wieder der bewusste Brief der Landsmännin des gegenwärtigen Papstes ein.)
Und auch das: Einen Pfarrer, der sein Brevier nicht mehr regelmäßig betet, erkennt man daran, wie er sich gibt und spricht; sagte mir zumindest vor vielen Jahren einer der besten Priester, die ich jemals kennenlernen durfte.

Gruß, ad_hoc
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von taddeo »

ad_hoc hat geschrieben:Es wird auch niemand abstreiten, dass irgendwann mal auch junge Heranwachsende und Erwachsene selbst für ihre Glaubensbildung verantwortlich sein müssen. Dies geschieht nicht nur , durch religöses Leben im Alltag, durch Gebet, regelmäßige Beichte und Hl. Kommunion, sondern auch durch ständige Weiterbildung im Glauben. Daran fehlt es in der Hauptsache.
Ich glaube, jetzt kommen wir allmählich zum Knackpunkt.

Wenn ich mit den erwähnten "Zeitzeugen" über diese damaligen Verhältnisse geredet habe, dann ist mir eines besonders aufgefallen: Man hat anscheinend nur gemacht, was einem vom Pfarrer befohlen wurde: Katechismus lernen, Beten, Beichten, Kommunizieren, Kirchbesuch - alles streng nach Vorschrift, sonst gab's Rüffel. Eigenverantwortung spielt in den Berichten eigentlich nie eine Rolle. Das scheint von den Geistlichen offenbar nicht als Ziel ihrer Arbeit vermittelt worden zu sein; es reichte, die Gebote einzuhalten, die der Priester ständig einschärfte. Die "Weiterbildung" beschränkt sich selbst bei den gutwilligen Personen (meist Frauen) überwiegend auf das Lesen des Bistumsblattes.

Das scheint mir bei den vor- und nachkonziliar sozialisierten Katholiken aber offenbar ziemlich gleich zu sein. Das erklärt auch, warum in der Substanz die Verhältnisse vor den 1960er Jahren kaum besser waren als heute, nur die Fassade war noch besser.

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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

taddeo hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Es wird auch niemand abstreiten, dass irgendwann mal auch junge Heranwachsende und Erwachsene selbst für ihre Glaubensbildung verantwortlich sein müssen. Dies geschieht nicht nur , durch religöses Leben im Alltag, durch Gebet, regelmäßige Beichte und Hl. Kommunion, sondern auch durch ständige Weiterbildung im Glauben. Daran fehlt es in der Hauptsache.
Ich glaube, jetzt kommen wir allmählich zum Knackpunkt.

Wenn ich mit den erwähnten "Zeitzeugen" über diese damaligen Verhältnisse geredet habe, dann ist mir eines besonders aufgefallen: Man hat anscheinend nur gemacht, was einem vom Pfarrer befohlen wurde: Katechismus lernen, Beten, Beichten, Kommunizieren, Kirchbesuch - alles streng nach Vorschrift, sonst gab's Rüffel. Eigenverantwortung spielt in den Berichten eigentlich nie eine Rolle. Das scheint von den Geistlichen offenbar nicht als Ziel ihrer Arbeit vermittelt worden zu sein; es reichte, die Gebote einzuhalten, die der Priester ständig einschärfte. Die "Weiterbildung" beschränkt sich selbst bei den gutwilligen Personen (meist Frauen) überwiegend auf das Lesen des Bistumsblattes.

Das scheint mir bei den vor- und nachkonziliar sozialisierten Katholiken aber offenbar ziemlich gleich zu sein. Das erklärt auch, warum in der Substanz die Verhältnisse vor den 1960er Jahren kaum besser waren als heute, nur die Fassade war noch besser.
Mir ist diese Debatte etwas zu akademisch. Es kann auch eine falsche bzw. selektive Erinnerung an die frühere Art der Glaubensvermittlung geben. Der vorgebliche oder tatsächliche Mangel an Eigenverantwortung in vorkonziliaren Zeiten kann jedenfalls nicht als Argument gegen die überlieferte Form der Liturgie herangezogen werden - zumal die erneuerte Form in dieser Hinsicht auch nichts Besseres hervorgebracht hat.
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von taddeo »

Also wenn "meine" Zeitzeugen irgendwas NICHT sind, dann "akademisch", im Gegenteil. ;D
Die erzählen brühwarm, wie das früher war. In einer der betroffenen Pfarreien war der alte, "vorkonziliare" Pfarrer sogar bis Anfang der 1990er Jahre im Amt und hat sich kategorisch geweigert, die "neue Messe" einzuführen, geschweige denn selber zu zelebrieren. So gibt es dort tatsächlich noch genügend Leute, die vom Seelsorgsstil her "vorkonziliar" geprägt wurden, die aber noch keine 50 Jahre alt sind. Also noch nix mit Altersheimer oder demenzgeschwängerten Erinnerungen ...
Allerdings gingen dort ab 1970 die meisten Leute, die nicht aus irgendeinem "sozialen" Grund in der eigenen Pfarrei gesehen werden mußten, fluchtartig in auswärtigen Kirchen in die Messe, um den all(!)sonntäglichen Schimpfpredigten über die schlechte Welt und die allgegenwärtigen Freimaurer zu entrinnen, wie mir gesagt wurde.

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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Das mag bei "deinen" Zeitzeugen so gewesen sein. Ich kann das nicht beurteilen. Verallgemeinern würde ich solche "vorkonziliaren" Erfahrungen jedenfalls nicht, und ich glaube auch nicht, dass sie repräsentativ sind. Auch spricht das alles, wie schon gesagt, nicht gegen den bleibenden Wert der überlieferten Form der Liturgie als solcher, die keineswegs nur eine "vorübergehende Mode" (Papst Franziskus) darstellt. Ich kenne im übrigen auch viele Vertreter der Generation 70 plus, die durchweg positive Erfahrungen mit der vorkonziliaren Art der Glaubensvermittlung gemacht haben. Es war früher eben auch nicht alles falsch.
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Florianklaus »

Der Papst behält seinen argentinischen Reisepaß: http://www.katholisches.info/214/2/17 ... er-reisen/

Didymus
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Didymus »

Florianklaus hat geschrieben:Der Papst behält seinen argentinischen Reisepaß: http://www.katholisches.info/214/2/17 ... er-reisen/
Daraus:
katholisches.info hat geschrieben:Wie Argentiniens Botschafter beim Heiligen Stuhl gegenüber Vatican Insider bestätigte, setzte sich der Papst vergangene Woche mit ihm in Verbindung und bat um Erneuerung seiner Reisedokumente. Mitarbeiter des argentinischen Konsulats in Rom begaben sich darauf zu Papst Franziskus in den Vatikan, um den Reisepaß zu erneuern und als Voraussetzung dafür auch den Personalausweis.
Und der Sinn dieses Aufwandes? :achselzuck: Bin etwas verwirrt.

Ralf

Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Ralf »

Didymus hat geschrieben:Bin etwas verwirrt.
Wieso?

Raphael

Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Raphael »

Ralf hat geschrieben:
Didymus hat geschrieben:Bin etwas verwirrt.
Wieso?
Frl. Vicky Pedia schreibt:
Zugleich ist der Papst monarchischer Souverän der Vatikanstadt, eines autonomen Kleinstaates innerhalb Roms.
Wieso braucht der monarchische Souverän des völkerrechtlich anerkannten Staates "Vatikan" argentinische Reisedokumente? :hmm:

Ralf

Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Ralf »

Raphael hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
Didymus hat geschrieben:Bin etwas verwirrt.
Wieso?
Frl. Vicky Pedia schreibt:
Zugleich ist der Papst monarchischer Souverän der Vatikanstadt, eines autonomen Kleinstaates innerhalb Roms.
Wieso braucht der monarchische Souverän des völkerrechtlich anerkannten Staates "Vatikan" argentinische Reisedokumente? :hmm:
Mich interessiert eher, warum die Staatsangehörigkeit des Papstes überhaupt wichtig ist. Papstfixierung tut dem Glauben nicht gut.

Raphael

Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Raphael »

Ralf hat geschrieben:Mich interessiert eher, warum die Staatsangehörigkeit des Papstes überhaupt wichtig ist.
Weil der Christ Bürger zweier Welten ist, um das 'mal ganz unspezifisch auszudrücken. :doktor:
Er sollte weder die Eine noch die Andere vernachlässigen .........
Ralf hat geschrieben:Papstfixierung tut dem Glauben nicht gut.
Worauf begründet sich Dein Vorwurf der Papstfixierung? :detektiv:
Nur weil man sich über diese ungewöhnliche und auf den ersten Blick völlig überflüssige Aktion des Papstes wundert? :hmm:

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Peti
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Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Peti »

„Ein Pfarrer für die Welt“
Kardinal Kasper sprach in München über ein Jahr Pontifikat von Papst Franziskus.
http://www.die-tagespost.de/Ein-Pfarrer ... 456,149798
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Ralf

Re: Papst Franz I. - 3. Akt

Beitrag von Ralf »

Raphael hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:Papstfixierung tut dem Glauben nicht gut.
Worauf begründet sich Dein Vorwurf der Papstfixierung? :detektiv:
Nur weil man sich über diese ungewöhnliche und auf den ersten Blick völlig überflüssige Aktion des Papstes wundert? :hmm:
Ja.

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