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lifestylekatholik
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von lifestylekatholik »

iustus hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Wie gesagt, meine Ausgabe ist ja die editio typica
Deine Ausgabe ist nicht die editio typica.
Aber die aufgrund der editio typica im Jahr 2003 neu übersetzte.
Eben.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Sempre
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Sempre »

@iustus

Ok, ich hatte auf das Datum der letzten Änderung der Seite geschaut.
iustus hat geschrieben:Was steht denn jetzt in der aktuellsten Version? :achselzuck:
Nach dem jüngsten Beitrag von Hubertus ist auch bei mir jede Klarheit darüber beseitigt, welche Version die Kurie nun aktuell empfiehlt.

Die lateinische Version auf vatican.va lautet:
vatican.va, Catechismus Catholicae Ecclesiae hat geschrieben: 2296 Organorum transplantatio legi morali est conformis, si pericula et discrimina physica atque psychica quae donans subit, bono sunt proportionata quod pro eo quaeritur cui illa destinatur. Donatio organorum post mortem est actus nobilis et meritorius atque alliciendus tamquam generosae solidarietatis manifestatio. Moraliter acceptabilis non est, si donans vel eius propinqui ius ad id habentes suum explicitum non dederint consensum. Praeterea nequit moraliter admitti, mutilationem, quae invalidum reddit, vel mortem directe provocare, etiamsi id fiat pro aliarum personarum retardanda morte.
@Hubertus
Du sagst doch das genaue Gegenteil von dem, was zuvor gesagt wurde!?

Gruß
Sempre
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Hubertus
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Hubertus »

Sempre hat geschrieben:@Hubertus
Du sagst doch das genaue Gegenteil von dem, was zuvor gesagt wurde!?

Gruß
Sempre
Ich hatte nicht genügend unterschieden zwischen editio typica und editio typica latina - sollte das zu Verwirrung geführt haben, bitte ich hiermit um Nachsicht. Deshalb nochmal, und jetzt hoffentlich richtig:

Mein "blauer" Katechismus (erste Version, Textgrundlage: editio typica) spricht nicht von der 'edlen und verdienstvollen' Tat.

In der neuen, "roten" Ausgabe (Textgrundlage: editio typica latina) ist dagegen nun davon die Rede.

Die Farben beziehen sich auf die deutschsprachige Ausgabe.


Also: Dieser Textpassus 'edle und verdienstvolle Tat' wurde nicht gestrichen, sondern neu aufgenommen und müßte der aktuellen, endgültigen Version entsprechen.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Melody
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Melody »

Hab ich dann jetzt auch so verstanden, dass ich die aktuelle Ausgabe habe und der Text auf vatican.va die veraltete Version ist...
Ewa Kopacz: «Für mich ist Demokratie die Herrschaft der Mehrheit bei Achtung der Minderheitenrechte, aber nicht die Diktatur der Minderheit»

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cantus planus
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von cantus planus »

Die Homepage des Vatikans soll ja komplett überarbeitet werden. Das ist nur noch nicht online. Daher wird man sich jetzt vermutlich nicht mehr die Mühe machen, solche Dokumente zu überarbeiten.
Aber man sieht auch hier wieder einmal sehr schön, zu welcher Verwirrung die dilettantische und teilweise widersprüchliche Informationspolitik des Heiligen Stuhls führt.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Sempre
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Sempre »

@Hubert

Danke! Du hast also gar nicht zur Verwirrung beigetragen sondern zur Klärung!
Ich hatte Verwirrung gestiftet.

Gruß
Sempre
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Hubertus
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Hubertus »

Sempre hat geschrieben:@Hubert

Danke! Du hast also gar nicht zur Verwirrung beigetragen sondern zur Klärung!
Ich hatte Verwirrung gestiftet.

Gruß
Sempre
Ist ja kein Problem. Das kommt eben davon, wenn man Suggestivfragen stellt ....
Hubertus hat geschrieben:Darf ich ein wenig zur Verwirrung beitragen?
:breitgrins:
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Hubertus
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Hubertus »

Ad rem: Wir können also davon ausgehen, daß die aktuelle Fassung der Nr. 2296 im KKK lautet:
Die Organverpflanzung entspricht dem sittlichen Gesetz, wenn die physischen und psychischen Gefahren und Risiken, die der Spender eingeht, dem Nutzen, der beim Empfänger zu erwarten ist, entsprechen. Die Organspende nach dem Tod ist eine edle und verdienstvolle Tat, sie soll als Ausdruck großherziger Solidarität gefördert werden. Sie ist sittlich unannehmbar, wenn der Spender oder die für ihn Verantwortlichen nicht ihre ausdrückliche Zustimmung gegeben haben. Zudem ist es sittlich unzulässig, die Invalidität oder den Tod eines Menschen direkt herbeizuführen, selbst wenn dadurch der Tod anderer Menschen hinausgezögert würde.
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Berolinensis
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Berolinensis »

Nur damit es über der Verwirrung über die verschiedenen Versionen des KKK nicht untergeht, zitiere ich nochmal den obigen Abschnitt aus dieser Ansprachedes Hl. Vaters an die Päpstliche Akademie für das Leben:
Es kommt häufig vor, daß die Technik der Organtransplantation durch eine Geste vollkommener Unentgeltlichkeit seitens der Verwandten von Patienten erfolgt, deren Tod festgestellt worden ist. In diesen Fällen ist der informierte Konsens die Vorbedingung der Freiheit, damit die Transplantation das Wesensmerkmal einer Spende hat und nicht als eine erzwungene Handlung oder als ein Akt der Ausnutzung ausgelegt werden kann. Es ist auf jeden Fall notwendig, daran zu erinnern, daß die einzelnen lebenswichtigen Organe ausschließlich »ex cadavere« entnommen werden können, der im übrigen auch seine Würde besitzt, die respektiert werden muß. Die Wissenschaft hat in diesen Jahren weitere Fortschritte bei der Feststellung des Todes des Patienten gemacht. Es ist also gut, daß die erreichten Ergebnisse die Zustimmung der gesamten wissenschaftlichen Gemeinschaft erhalten, um so die Suche nach Lösungen zu begünstigen, die allen Sicherheit geben sollen. In einem Bereich wie diesem darf es nicht den geringsten Verdacht auf Willkür geben, und wo die Gewißheit noch nicht erreicht sein sollte, muß das Prinzip der Vorsicht vorherrschen. Dafür ist es angezeigt, die Forschung und das interdisziplinäre Denken so zu fördern, daß sich die öffentliche Meinung vor die klarste Wahrheit über die anthropologischen, sozialen, ethischen und rechtlichen Implikationen der Transplantationspraxis gestellt sieht. In diesen Fällen muß auf jeden Fall immer die Achtung vor dem Leben des Spenders als Hauptkriterium gelten, so daß die Organentnahme nur im Falle seines tatsächlichen Todes erlaubt ist (vgl. Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, 476).

iustus
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von iustus »

Und ich nochmal die Sätze, die sich direkt daran anschließen, so dass es keinen Zweifel gibt, dass der Hl. Vater sie auf diese Fälle bezieht:
In diesen Fällen muß auf jeden Fall immer die Achtung vor dem Leben des Spenders als Hauptkriterium gelten, so daß die Organentnahme nur im Falle seines tatsächlichen Todes erlaubt ist (vgl. Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, 476). Der Akt der Liebe, der durch die Spende der eigenen lebenswichtigen Organe zum Ausdruck kommt, bleibt als ein echtes Zeugnis der Nächstenliebe, die über den Tod hinaus zu blicken weiß, damit immer das Leben siegt. Des Wertes dieser Geste sollte sich der Empfänger sehr wohl bewußt sein; er ist der Empfänger einer Spende, die über den therapeutischen Nutzen hinausgeht. Was er noch vor einem Organ empfängt, ist in der Tat ein Zeugnis der Liebe, das eine ebenso großzügige Antwort hervorrufen soll, um auf diese Weise die Kultur des Spendens und der Unentgeltlichkeit zu fördern.

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Berolinensis
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Berolinensis »

iustus hat geschrieben:Und ich nochmal die Sätze, die sich direkt daran anschließen, so dass es keinen Zweifel gibt, dass der Hl. Vater sie auf diese Fälle bezieht:
In diesen Fällen muß auf jeden Fall immer die Achtung vor dem Leben des Spenders als Hauptkriterium gelten, so daß die Organentnahme nur im Falle seines tatsächlichen Todes erlaubt ist (vgl. Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, 476). Der Akt der Liebe, der durch die Spende der eigenen lebenswichtigen Organe zum Ausdruck kommt, bleibt als ein echtes Zeugnis der Nächstenliebe, die über den Tod hinaus zu blicken weiß, damit immer das Leben siegt. Des Wertes dieser Geste sollte sich der Empfänger sehr wohl bewußt sein; er ist der Empfänger einer Spende, die über den therapeutischen Nutzen hinausgeht. Was er noch vor einem Organ empfängt, ist in der Tat ein Zeugnis der Liebe, das eine ebenso großzügige Antwort hervorrufen soll, um auf diese Weise die Kultur des Spendens und der Unentgeltlichkeit zu fördern.
Natürlich; wenn die genannte Voraussetzung - Entnahme nach sicherem, über jeden Zweifel erhabenen Tod ex cadavere - gegeben ist. Das ist ja überhaupt nicht streitig.

iustus
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von iustus »

Berolinensis hat geschrieben: Natürlich; wenn die genannte Voraussetzung - Entnahme nach sicherem, über jeden Zweifel erhabenen Tod ex cadavere - gegeben ist. Das ist ja überhaupt nicht streitig.
Klar. Strittig zwischen uns ist lediglich, ob der Hl. Vater von theoretischen Fällen spricht, die derzeit NIE vorliegen (weil die Organspende nach dem endgültigen Tod, nicht nur dem Hirntod, sowieso nicht möglich ist), oder ob er mit seiner Würdigung die gegenwärtige Praxis meint, d.h. Organentnahme nach Hirntod. Ich habe da wenig Zweifel (siehe auch http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 78,.html und http://www.bild.de/BILD/news/vermischte ... erden.html).

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Berolinensis
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Berolinensis »

iustus hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben: Natürlich; wenn die genannte Voraussetzung - Entnahme nach sicherem, über jeden Zweifel erhabenen Tod ex cadavere - gegeben ist. Das ist ja überhaupt nicht streitig.
Klar. Strittig zwischen uns ist lediglich, ob der Hl. Vater von theoretischen Fällen spricht, die derzeit NIE vorliegen (weil die Organspende nach dem endgültigen Tod, nicht nur dem Hirntod, sowieso nicht möglich ist), oder ob er mit seiner Würdigung die gegenwärtige Praxis meint, d.h. Organentnahme nach Hirntod. Ich habe da wenig Zweifel (siehe auch http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 78,.html und http://www.bild.de/BILD/news/vermischte ... erden.html).
Ich würde als dritte Möglichkeit - die mir am wahrscheinlichsten vorkommt - anbieten: da es sich um eine nach wissenschaftlichen Kriterien zu entscheidende Frage handelt - wann nämlich der Tod eingetreten ist -, enthält sich der Hl. Vater hier einer Stellungnahme, und gibt lediglich abstrakt die moralischen Kriterien vor, die erfüllt sein müssen, damit eine Organspende zulässig ist. Daß er privat möglicherweise der Ansicht zuneigt, daß der Hirntod ein zulässiges Kriterium sei, mag sein (wenn auch der Umstand, daß er - nach Jahren relativ unkritischen Umgangs von Seiten der Kirche - hier so nachdrücklich darauf beharrt, daß Sicherheit und Zweifelsfreiheit über den Todeseintritt bestehen müssen, für mich persönlich klar dafür sprechen, daß er daran zumindest Zweifel hat), ist aber letztlich irrelevant.

Filius Custodis
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Filius Custodis »

Filius Custodis hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:Sempre, Gamaliel,

was die Aufforderung angeht, gebe ich euch (teilweise) recht, ich hatte mich zunächst auf die lehrmäßige Aussage bezogen. Auch die Aufforderung gilt natürlich nur, wenn die Voraussetzungen vorliegen, was sie nicht tun. Ich stimme aber zu, daß sich dies dem Leser nicht ohne weiteres erschließt und die Aussage einen anderen Eindruck vermittelt, und daß dies ein schwerer Mangel ist.
Also ich fasse zusammen: Der Katechismus enthält eine Falschaussage. Das Lehramt der Tradition stellt das so fest und stellt in Aussicht, da sie ja (immer) Recht haben, würde der Katechismus geändert.
Wenn ich dem Katechismus folge, sündige ich laut Lehramt der Tradition. Wenn ich ihm nicht folge, sündige ich laut römischem Lehramt. Also ich sündige in jedem Fall.
Der Pfarrer von Violau war also katholischer als EB Mixa, bzw. hat bereits den geändeerten Katechismus gelehrt.
Mal zum 24.September zurückgehen. Da wurde hier behauptet, der Katechismus sei falsch. müsse geändert werden und würde wohl geändert. (Sobald ein Piusbruder Papst wird vermutlich)

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Sempre
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Sempre »

Aus demselben Vortrag:
Benedikt XVI. hat geschrieben: Es kommt häufig vor, daß die Technik der Organtransplantation durch eine Geste vollkommener Unentgeltlichkeit seitens der Verwandten von Patienten erfolgt, deren Tod festgestellt worden ist.
Der Hl. Vater hebt diese praktischen Fälle hevor, weil die Transplantation das Wesensmerkmal einer Spende hat.

Es ist offensichtlich, dass der Hl. Vater die gegenwärtige Praxis der Transplantationsmedizin grundsätzlich gutheißt. Er mahnt zwar in bezug auf die Feststellung des Todes: "wo die Gewißheit noch nicht erreicht sein sollte, muß das Prinzip der Vorsicht vorherrschen", geht aber offensichtlich davon aus, dass die Feststellung des Hirntods hinreichend ist. Sonst könnte er ja nicht die oben genannten praktischen Fälle von Organspenden unter Verwandten als löblich darstellen.

Ich stimme Berolinensis zu, der sagt, dass der Papst nichts Falsches lehrt. Und ich stimme iustus zu, dass der Papst die gegenwärtige Praxis (Hirntod) akzeptiert, und damit dem Zuhörer suggeriert, dass die gegenwärtige Praxis ok sei.

Gruß
Sempre

P.S.: Die angeblich häufigen Fälle, von denen der Hl. Vater spricht, dürften eigentlich eher selten vorkommen. Wann verunglückt denn schon gerade zufällig einer meiner Verwandten auf der Autobahn, wenn ich gerade auf ein Herz warte.
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lutherbeck
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von lutherbeck »

Ich stimme Berolinensis zu, der sagt, dass der Papst nichts Falsches lehrt.
Ach - bei der "Kondomfrage" war diese Meinung aber noch anders... :hmm:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Vulpius Herbipolensis
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

lutherbeck hat geschrieben:
Ich stimme Berolinensis zu, der sagt, dass der Papst nichts Falsches lehrt.
Ach - bei der "Kondomfrage" war diese Meinung aber noch anders... :hmm:
Ach komm, es ist doch klar, daß Berolinensis nicht sagen will, jede vom Papst vertretene Ansicht sei notwendigerweise richtig, sodern daß der Papst in dieser Frage nicht falsches lehrt, er ihm also zustimmt. Mehr nicht.
Domum superborum demolietur Dominus.

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lutherbeck
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von lutherbeck »

Jeder nimmt also sich die Worte des heiligen Vaters zu Herzen, die er selber gerne hören mag - verwirft aber die anderen als "Privatmeinung"?

:achselzuck:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Vulpius Herbipolensis
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

lutherbeck hat geschrieben:Jeder nimmt also sich die Worte des heiligen Vaters zu Herzen, die er selber gerne hören mag - verwirft aber die anderen als "Privatmeinung"?

:achselzuck:
Er verwirft sie nicht als Privatmeinung, er stellt nur fest, daß es sich eben bloß um eine solche handelt - was ja auch kein vernünftiger Mensch bezweifelt hat.
Was diese Fragestellung hier angeht, so beruft er - ob Sempre oder Berolinensis - sich, wie du im Verlauf dieses Stranges feststellen konntest, weder ausschließlich
noch auch nur hauptsächlich auf die Äußerungen des Papstes - und stimmt mit ihm, wo es nicht um Lehr-, sondern um medizinische Fragen geht, dann auch
nicht mehr überein. Was ja auch nicht notwendig ist.

Vulpius
Domum superborum demolietur Dominus.

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Sempre
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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Sempre »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:und stimmt mit ihm, wo es nicht um Lehr-, sondern um medizinische Fragen geht, dann auch nicht mehr überein.
Dabei wundert mich, dass der Hl. Vater die Hirntod-Feststellung nicht wenigstens als fragwürdig bewertet und dementsprechend ablehnt, denn er lehrt ja, dass das "Prinzip der Vorsicht" angewandt werden muss.

Gruß
Sempre
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Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Pit »

wenn sie die einzige Möglichkeit des Überlebens ist, z.B. wenn ein Mensch eine Spenderniere benötigt und der Bruder der einzig-in-Frage-kommende Spender ist?
(Ich habe die Frage hier gestellt, da sie an anderer Stelle auftauchte, es mir aber nicht um die juristische, sondern ausschliesslich um die kirchliche Sichtweise geht).
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Melody »

Pit, was möchtest Du eigentlich mit derartig theoretischen Fragestellungen erreichen?!?!?!

Dies hier ist ein ganz weltlicher Rechts-Link: http://www.haufe.de/recht/newsDetails?n ... 931279.8

Eine Lebendspende gilt als Körperverletzung. Es ist, so denke ich, auch nie absehbar, welche Folgen sie in Zukunft haben wird. Ich glaube daher nicht, dass man von moralisch-kirchlicher Seite dazu gezwungen werden kann.
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Marion
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Marion »

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Re: Organspende: Kirchlich erlaubt?

Beitrag von Pit »

Gamaliel hat geschrieben: ...
Auch angesichts des medizinischen Fortschritts, scheinen Ausnahmen möglich. ...
Zur Anwendung kämen dabei die Regeln des „voluntarium in causa“, wobei eine Transplantation nur aus äußerst schwerwiegenden Gründen gestattet sein dürfte, da zwar das Leben des Spenders nicht unmittelbar in Gefahr gerät, aber doch die Integrität (Totalität) des dem Spender von Gott gegeben Körpers. ...
Zu der Thematik habe ich gerade einen Thread eröffnet, und meine Meinung zu der Thematik ist Folgende:
Sollte jemand z.B. eine Niere (oder ein anderes Doppelorgan) von mir benötigen, und ich wäre der einzige Spender, der in Frage käme- wobei die Ärzte ja dann bereits wüssten, daß für mich keine Komplikationen, erst recht keine lebensbedrohlichen gäbe (sonst käme ich als Spender eh nicht in Frage) - dann wäre meine Antwort:
Ja, ich spende das Organ!
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Pit »

Marion hat geschrieben:viewtopic.php?p=390760#p390760
Und wie ist Deine Meinung?
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Melody
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Melody »

Im übrigen, Pit, würde ich durchaus meiner Schwester eine Niere spenden, wenn dieser Fall eintreten sollte. Das wäre für mich keine Frage.

Ich halte es aber nicht für "unmoralisch", wenn man es nicht tut.
Und ich denke, dass die Kirche einen niemals dazu zwingen wird und kann, denn letztlich ist Gott der Herr über Leben und Tod... Er [Punkt]
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Pit »

Melody hat geschrieben: ...
Dies hier ist ein ganz weltlicher Rechts-Link: http://www.haufe.de/recht/newsDetails?n ... 931279.8

Eine Lebendspende gilt als Körperverletzung. Es ist, so denke ich, auch nie absehbar, welche Folgen sie in Zukunft haben wird. ....
Melody, eben,damit absehbar ist, daß es für den Spender keine Kompliktionen gibt,die man nicht im Vorfeld absehen konnte, gibt es ja berechtigt diese von Dir verlinkten strengen Regeln für die Lebendorganspende.

Wenn Du aber die einzige infrage-kommende Person wärest,die Deiner Schwester die Niere spenden könnte, und Du würdest Dich -wieder an meinem Beispiel orientiert- Dich weigern, ihr die überlebensnotwendige Niere zu spenden, dann würdest Du damit ihren Tod billigend in Kauf nehmen und damit über ihr Leben (und in diesem Falle) ihren Tod bestimmen.
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Melody
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Melody »

Pit hat geschrieben:Melody, eben,damit absehbar ist, daß es für den Spender keine Kompliktionen gibt,die man nicht im Vorfeld absehen konnte, gibt es ja berechtigt diese von Dir verlinkten strengen Regeln für die Lebendorganspende.

Wenn Du aber die einzige infrage-kommende Person wärest,die Deiner Schwester die Niere spenden könnte, und Du würdest Dich -wieder an meinem Beispiel orientiert- Dich weigern, ihr die überlebensnotwendige Niere zu spenden, dann würdest Du damit ihren Tod billigend in Kauf nehmen und damit über ihr Leben (und in diesem Falle) ihren Tod bestimmen.
Pit, kein Arzt gibt Dir 100prozentige Garantien, das können die überhaupt nicht...

Und, nein, nicht ICH würde über ihr Leben und ihren Tod bestimmen, sondern Gott... irgendwie verkennst Du die Situation...
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Clementine
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Clementine »

Pit hat geschrieben: Wenn Du aber die einzige infrage-kommende Person wärest,die Deiner Schwester die Niere spenden könnte, und Du würdest Dich -wieder an meinem Beispiel orientiert- Dich weigern, ihr die überlebensnotwendige Niere zu spenden, dann würdest Du damit ihren Tod billigend in Kauf nehmen und damit über ihr Leben (und in diesem Falle) ihren Tod bestimmen.
So ein Blödsinn! Du verwechselst Begrifflich- bzw. insbesondere Verantwortlichkeiten.

Wer nicht zu einer Lebendspende bereit ist, bestimmt nicht "über den Tod der anderen Person", die auf das Organ angewiesen ist. Erstgenannte Person nimmt den Tod des Kranken, der auf das Organ angewiesen ist, auch nicht "billigend in Kauf".

:vogel:

Lustig übrigens der Titel dieses Threads. Als ich mich vor vielleicht fünfzehn Jahren mit dem Thema Organspende auseinandergesetzt habe, war ich ganz überrascht, dass die Lebendspende als unmoralisch angesehen wurde - insbesondere von den Befürwortern der Organspende.
Es gibt drei Arten von Menschen: Haie, Haifischfutter und Menschen, die es gelernt haben mit den Haien zu schwimmen ohne gefressen zu werden.

Halte Deine Stadt sauber! Iß täglich eine Taube!

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Pit
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Pit »

Melody hat geschrieben: ...
kein Arzt gibt Dir 100prozentige Garantien, das können die überhaupt nicht...

Und, nein, nicht ICH würde über ihr Leben und ihren Tod bestimmen, sondern Gott... irgendwie verkennst Du die Situation...
D`accord, 100%ig ist nie möglich, dann dürfte ich mir aber nie beim Arzt Blut abnehmen lassen, denn auch da könnte etwas passieren--theoretisch.
Aber -bei meinem letzten Beitrag bleibend- :
Weshalb verkenne ich die Situation?
Gäbe es noch eine andere Person, die Deiner Schwester das Leben retten könnte?

@ Clementine

Dann kläre mich dummen Menschen bitte auf!
Antwort:Nein!
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Clementine
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Clementine »

Sag mal Pit, hast Du Dich typisieren (sagt man das so) und in einer Spenderdatei eintragen lassen für Lebendspenden (z.B. Knochenmark)?
Es gibt drei Arten von Menschen: Haie, Haifischfutter und Menschen, die es gelernt haben mit den Haien zu schwimmen ohne gefressen zu werden.

Halte Deine Stadt sauber! Iß täglich eine Taube!

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Pit
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Re: Ist das Verweigern einer Organspende unmoralisch,...

Beitrag von Pit »

Clementine hat geschrieben:Sag mal Pit, hast Du Dich typisieren (sagt man das so) und in einer Spenderdatei eintragen lassen für Lebendspenden (z.B. Knochenmark)?
Nein, denn auf Grund einer (Gott sei Dank überstandenen) Krankheit darf ich es nicht, ebenso darf ich leider kein Blut spenden.
carpe diem - Nutze den Tag !

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