Siard hat geschrieben:overkott hat geschrieben:Weder Franz, noch Benedikt haben einfach drauflos geplaudert.
Das macht es bei JMB eher schlimmer, als besser.
JMB?
overkott hat geschrieben:Im konkreten Fall hat der Papst einer Orthopraxie das Wort geredet.
Du weißt selbst, daß das Unsinn ist.
Was verstehen Sie denn nicht?
overkott hat geschrieben:Am Beispiel dieser Predigt kann man sehr gut eine theologische Debatte beginnen über protestantische Orthodoxie ( Gerechtfertigt durch Glaube, Herrherr rufen und auf Gnade vertrauen ) und katholische Werkgerechtigkeit ( Wer den Willen des Vaters tut ). Im Hinblick auf katholische Werkgerechtigkeit können auch Protestanten ( also nicht nur Atheisten ) gerettet werden, wenn sie sich von Herzen bemühen, den Willen des Vaters zu tun.
Da stellen sich mir die Haare zu Berge. Soviel Plattheit und Verzerrung hätte ich Dir nicht zugetraut.
Während man Protestantismus auf ursprünglich antipäpstliches Christentum reduzieren kann ( womit das Bindeglied der verschiedenen protestantischen Konfessionen deutlich wird ), fällt es schwer, beim Atheismus ein Bindeglied zu finden. Die einen mögen Antipolytheisten, andere Satanisten und wieder andere Antifundamentalisten sein.
Je nach Ansatz mag es durchaus Verbindungen mit katholischer Theologie geben.
Was schreibt der heilige Paulus in seinem Ersten Brief den Korinthern? Nehmen wir die biblische Quelle G ( also den griechischen Urtext ) und fragen uns, was der heiligen Hieronymus daraus in der Vulgata V sowie ökumenische Theologen in der Einheitsübersetzung E daraus gemacht haben:
5 Nam etsi sunt qui dicantur dii sive in cælo, sive in terra (siquidem sunt dii multi, et domini multi) : 6 nobis tamen unus est Deus, Pater, ex quo omnia, et nos in illum : et unus Dominus Jesus Christus, per quem omnia, et nos per ipsum. Sed non in omnibus est scientia. Quidam autem cum conscientia usque nunc idoli, quasi idolothytum manducant : et conscientia ipsorum cum sit infirma, polluitur.
Übersetzt: Denn auch wenn da sind, die Götter genannt werden sei es im Himmel, sei es auf der Erde ( insofern sind da viele Götter und viele Herren ). Uns jedenfalls ist einer Gott, der Vater, aus dem alles und wir in jenem : und ein Herr Jesus Christus, durch den alles und wir durch selbst. Aber nicht in allem ist Wissen. Einige aber mit Gewissen bis jetzt essen Götzen gleichwie Götzenopfer : und das Gewissen derselben, wenn es schwach sein mag, wird beschmutzt.
In der Einheitsübersetzung E liest sich das: 5 Und selbst wenn es im Himmel oder auf der Erde sogenannte Götter gibt - und solche Götter und Herren gibt es viele -, 6 so haben doch wir nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles und wir leben auf ihn hin. Und einer ist der Herr: Jesus Christus. Durch ihn ist alles, und wir sind durch ihn. 7 Aber nicht alle haben die Erkenntnis. Einige, die von ihren Götzen nicht loskommen, essen das Fleisch noch als Götzenopferfleisch und so wird ihr schwaches Gewissen befleckt.
Jetzt wollen wir uns nicht über den Unterschied zwischen beschmutzt oder befleckt streiten. ( Den sehen wir nicht. ) Aber wir sehen schon eine theologisch bedeutsame Abweichung in den Varianten "in illum" und "auf ihn hin" sowie in "scientia" und "die Erkenntnis". Auch "Fleisch" taucht in V überhaupt nicht auf.
Theologisch bedeutsam ist der Stellenwert des Gewissens bei Paulus, der keinen verurteilt, der seinem Gewissen folgt, sondern nur denjenigen, der gegen sein Gewissen handelt, was nur durch Schwäche des Gewissens möglich ist. In diesem Punkt folgt Paulus der Gesetzeslehre und Ethik Jesu, dem es um eine Erneuerung des Herzens geht, also der verborgenen Motivation zum Guten, nicht um Formalismus.
Was folgt daraus für den Antipolytheismus? Empirisch ist dieser aus katholischer Perspektive falsch, theoretisch jedoch. Satanisten können nur durch gute Taten in den Himmel kommen, was ihnen schwer fallen dürfte. Antifundamentalismus ist idealerweise typisch katholisch.