Marienkind hat geschrieben:Sicher sollte man bei diesen Fragen auch einmal den Stadtpunkt der reformierten Christen ins Auge fassen.
~
Für einen Reformierten (egal, ob à la facon de Genève oder a la facon de Zurich) steht die reformierte Kirchengemeinschaft in der direkten Tradition der frühen Kirche, während man die Katholische Kirche als in den Paganismus abgedriftet und die Lutheraner als auf dem Weg der Rückführung der Kirche auf ihre Ursprünge (Re=Formation) auf halbem Weg stehen geblieben ("Semi-Papisten") sieht.
~
Die katholische Kirche ist im Urteil der Reformierten seit etwa dem 12. Jahrhundert durch die vor allem aus dem Fransziskaner- und Dominikaner-Orden entsprossene Marianisierung (Beispiel: der aus anderen Religionen übernommene Rosenkranz; Beifügung eines "englischen Grußes" an das Vaterunser) sowie durch die Umdeutung der Abendmahls ("Nehmet hin und esset!") zu einem "Altarsakrament" ("Kniet nieder und betet es an") im Zuge der Transsubstanationslehre (mit Tabernakeln, Baldachin, Ewigem Licht, Aussetzung des "Allerheiligsten", Fronleichnams-Prozessionen usw.) eine andere (ein "aliud" in der Sprache der reformierten Theologie) geworden. Hinzu traten dann Dogmen wie 1854 und 1950 über Maria und 1870 über den Papst, die für einen Reformierten außerhalb des Verständnisses vom Zweck der Stiftung der Kirche liegen.
~
Die reformierte Theologie, allen voran der tonangebende Karl Barth (1886-1968), sieht den einzigen Weg zur Ökumene darin, daß die Katholische Kirche wieder zur Lehre der frühen Kirche zurückkehrt.
~
Das ist eine grundlegend andere Sicht, wie sie in katholischen Kreisen verbreitet ist. Dort wähnt man, die evangelisch-reformierten Gemeinschaften müssten sich mit der Katholischen Kirche vereinigen.
~
In Gesprächen mit Reformierten sollte man diese verschiedenen Positionen beachten.
~
Natürlich muss man diese Position im Gespräch mit Reformierten beachten. Da ich mir die Wohnung mit einem solchen Teile, habe ich darin sogar Übung. Allerdings muss man eben die Reformierten auch darauf hinweisen, dass sie eklatant und nachweislich von der Tradition der Alten Kirche abweichen, was prompt mit dem Argument gekontert wird, Tradition sei wertlos; alleine das Bekenntnis zähle.
Darüberhinaus enthält dein Beitrag sachliche Fehler, z. B. über den Rosenkranz und die Beifügung des "englischen Grusses" zum Vaterunser (was bitte soll das sein?), sowie die Transsubstantiationslehre, die sich später in Vollform ausgebildet hat, aber keinesfalls neu ein "Altarsakrament" erfunden hätte. Es hat Umformungen in der Verehrung und im Umgang mit den geweihten Gaben gegeben, die durchaus von problematischen Schlagseiten nicht frei waren. Das Sakrament an sich geht klar auf die Apostel zurück und ist immer und zu jeder Zeit bekannt worden. Die Reformierten sind daraus aufgrund der subjektiven Interpretationen ihrer Führer einfach ausgestiegen.