Berolinensis hat geschrieben:Wenn wir schon beim "Jone" sind, über den ich mich jetzt nicht grundsätzlich äußern will, mal eine Frage, wie das Fasten traditionell verstanden wird: Jone erwähnt ja, daß zwischen den Mahlzeiten (Hauptmehalzeit und Kollationen) "ein Trunk" erlaubt ist. Heißt das (so hatte ich es bislang verstanden), daß ich auch an Fastentagen nichtsättigenden Getränke (also etwa Wasser) beliebig trinken kann, oder ist das (der Gedanke kam mir kürzlich) so gemeint, daß ich zwischen den Mahlzeiten jeweils genau einmal trinken kann, also mit den Getränken zu den Mahlzeiten dann fünf mal?
"potus non frangit jejunium" heißt es. Dieser gewohnheitsrechtliche Grundsatz dürfte auch Jone bekannt gewesen sein.
Wenn man den Jone konsequent liest, wird er wegen seiner zahllosen Ausnahmen sowieso etwas fragwürdig:
In der Zeit zwischen den drei genannten Mahlzeiten darf man keine Nahrung zu sich nehmen, wohl aber einen Trunk, der nicht nährt (z. B. Wasser, Wein, Bier usw., nicht aber Bouillon, Schokolade, Milch usw.). Damit der Trunk aber nicht schade, darf man auch ein wenig dazu essen.
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Vom Fasten sind entschuldigt wegen physischer oder moralischer Unmöglichkeit:
Kranke, Genesende, schwächliche Personen, solche die sehr nervös sind oder, wenn sie fasten, starkes Kopfweh bekommen oder nicht schlafen können; schwangere, stillende Frauen, wahrscheinlich auch Frauen zur Zeit der Menstruation; Arme, die nicht auf einmal soviel haben, daß es ihnen zur Sättigung hinreicht; Leute, die schwere Arbeiten zu verrichten haben, z. B. Landleute, Schmiede, Steinhauer usw., vorausgesetzt, daß sie den größeren Teil des Tages tatsächlich arbeiten. Diese sind aber auch entschuldigt, wenn sie den einen oder andern Tag keine schwere Arbeit haben. Ferner Professoren, Lehrer, Studenten, Prediger, Beichtväter, Ärzte, Richter, Advokaten usw., wenn sie durch das Fasten an ihren Berufsarbeiten gehindert würden; jene, die eine anstrengende Reise zu Fuß oder mit dem Wagen machen. Wer mit der Eisenbahn reist, ist gewöhnlich nur deshalb entschuldigt, weil er zur entsprechenden Zeit nicht genügend Nahrung hat.
Man darf also trinken (von der Menge wird erst gar nichts gesagt), sogar Alkohol, und damit das Bier oder der Wein nicht schadet, auch gleich noch was dazu essen. Wie praktisch! Eine leere Suppe dagegen oder ein Glas Milch sind tabu, davon könnte man ja versehentlich satt werden ...
Letztlich findet man bei Jone für fast jeden einen Grund, der ihn vom Fasten entbinden könnte - und wenn's die "Nerven" sind (psychische Gründe waren also auch früher schon eine beliebte Ausrede). Außerdem finde ich die umfangreiche Erwähnung der "gstudierten" Berufe witzig.