
(Andersrum: Werden Katholiken zur Eucharistie zugelassen?)
Ich denke, das sagt nichts neues, aber ich glaube, hier wurde dieses Dokument, zumindest in deutscher Sprache, noch nicht vorgestellt. Es sagt nun nichts ausgerechnet zur "Ökumene" oder zur Interkommunion mit der Römischen Kirche i.e.S. - Ich muß an der Stelle noch einmal sagen, daß derzeit keine Möglichkeit für römisch-katholische Christen besteht, in der Orthodoxen Kirche an der Eucharistie teilzunehmen. Ich möchte auch leise Zweifel anmerken, daß es angeblich bis ins 17. Jahrhundert wenigstens in nicht unbedeutenden Teilen der Orthodoxen Kirche möglich gewesen sein soll. Das müßte man handfest belegen; ich stoße bei meiner Lektüre immer auf das Gegenteil (zuletzt in der Vita des Hl. Savva von Serbien, der im 13. Jahrhundert lebte; dort ist z.B. die Rede davon, daß der hl. Savva Lateiner (v.a. in und um Bulgarien) und Bogumilen gleichermaßen zur Orthodoxen Kirche zurückrief, wenn er den Lateinern auch, im Gegensatz zu den Bogumilen, eine langwierige Katechese ersparte).''Grundprinzipien der Beziehung der Russischen Orthodoxen Kirche zu Andersgläubigen'' hat geschrieben:1. Die Einheit der Kirche und die Sünde menschlicher Spaltungen
1.1. Die Orthodoxe Kirche ist die wahre Kirche Christi, die von unserem Herrn und Retter Selbst geschaffen ist, die Kirche, die vom Heiligen Geist gefestigt und erfüllt ist, die Kirche, über die der Retter Selbst gesagt hat: "Ich werde meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18 ). Sie ist die Eine, Heilige, Allumfassende (Katholische) und Apostolische Kirche, Hüterin und Spenderin der Heiligen Sakramente in der ganzen Welt, "Säule und Feste der Wahrheit" (1 Tim 3,15). Sie trägt die Fülle der Verantwortung für die Ausbreitung der Wahrheit des Evangeliums Christi, ebenso auch die Fülle der Vollmacht, den Glauben zu bezeugen, der "einstmals den Heiligen anvertraut wurde" (Jud 3).
1.2. Die Kirche Christi ist die eine und einzige Kirche (hl. Cyprian von Karthago, "Von der Einheit der Kirche"). Die Einheit der Kirche - des Leibes Christi - gründet darin, daß sie ein Haupt hat, den Herrn Jesus Christus (Eph 5, 23), und daß ein Heiliger Geist in ihr wirkt, der den Leib der Kirche belebt und all ihre Glieder mit Christus, ihrem Haupt, vereint.
1.3. Die Kirche ist die Einheit des "neuen Menschen in Christus". Durch Seine Fleischwerdung und Menschwerdung hat der Sohn Gottes "von Neuem eine lange Aufeinanderfolge menschlicher Wesen begonnen" (hl. Irenäus von Lyon), indem Er ein neues, gesegnetes Volk erschuf, die geistliche Nachkommenschaft des Zweiten Adam. Die Einheit der Kirche überragt jede menschliche und irdische Einheit, sie ist von oben als vollkommene und göttliche Gabe gegeben. Die Glieder der Kirche sind in Christus durch Ihn Selbst geeint, geeint wie Weinreben, in Ihm eingewurzelt und in die Einheit des ewigen und geistlichen Lebens gesammelt.
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Ja; der Priester muß wissen, wem er die Kommunion verabreicht, oder anders ausgedrückt, er sollte im Bilde über die Vorbereitung der jeweiligen Person sein. Er hat ja die Verantwortung für den Leib und das Blut des Herrn. "Vorbereitung" bezieht sich v.a. auf die Beichte. In kleineren Gemeinden, wie hier in Deutschland, werden unbekannte Personen meiner Erfahrung nach nicht zur Kommunion zugelassen. Sind die Gemeinden richtig groß, oder handelt es sich um Klöster, Pilgerstätten u.ä., so wird direkt vor der Kommunion allen gesagt, daß nur jene zum Kelch schreiten dürfen, die gebeichtet, seit Mitternacht nicht gegessen oder getrunken und den Segen des Beichtvaters dazu haben.jakob hat geschrieben:Irgendwo ... habe ich gelesen, dass man
a) sich vor der Teilnahme an der Hl. Kommunion am Samstag vorher beim orth. Priester anmelden muss
Das ist (für solche, deren Taufe anerkannt wird) theologisch sinnvoll und auch sozusagen richtig, tatsächlich wird ein Übertritt letztlich so vollzogen, allerdings hat die Kirche davor für jeden, der woher auch immer übertritt, gewissen Prüfungen gesetzt. Einfach so durch Teilnahme an der Kommunion tritt heut niemand über, wenn ich auch damit einverstanden bin, daß das letztlich der entscheidende Moment ist.jakob hat geschrieben:b) durch die Teilnahme sozusagen automatisch in die Orthodoxe Kirche eintritt.
Die Zeit, die Du meinst, gab es tatsächlich, und zwar in der "Ära" des Metropoliten Nikodim. Nein, seitdem gibt es nichts Neueres.jakob hat geschrieben:Ferner habe ich gelesen, dass die russisch-orthodoxe Kirche 1970 die Zulassung von Lateinern ausnahmesweise gestattet habe, was umgehend zu Protesten der übrigen autokephalen Kirchen geführt habe. Man habe es anschließend richtig gestellt und dies nur für Situationen grösster geistl. Not zugelassen und falls kein Priester der eigenen Kirche in der Nähe sei. Gibt es seitdem nichts Neueres?
In Schubladen müssen mich/uns andere stecken, aber was ist letzlich "liberal"? Bei uns kann man eher eine Skala anbringen, die von "ungläubig" über "kleingläubig", "gläubig" bis hin zu "kirchlich" reicht. "Liberal" ist eben ziemlich wenig kirchlich.jakob hat geschrieben:Ferner würde mich mal nebenbei interessieren: Kann man die hier Schreibenden in Schubladen stecken vergleichbar mit den Katholischen, zB. liberal, konservativ, traditionalistisch, oder gibt es gar eine WsK-Bewegung für Orthodoxe? (jaja, ich weiss, man kann, aber passen die Schubladen auch nur im Entferntesten???)
Das Verbot gilt nicht für "Lateiner" pauschal, sondern für Menschen, die ein anderes Verständnis von Eucharistie, Kirche, Sakramenten etc. haben, mit anderen Worten, für solche, die nicht in Gemeinschaft mit der heiligen katholischen und apostolischen Ostkirche stehen. Davon abgesehen sind Lutheraner ja Lateiner.jakob hat geschrieben:Wie sieht nun die Möglichkeit für lutherische Christen bzgl. der Teilnahme an der orth. Eucharistie aus? Verboten? Oder gilt die Unmöglichkeit der Teilnahme nur für Lateiner?
Gab es nicht auch noch die Regel, daß sich Frauen das Haar bedecken müssen?Khatja hat geschrieben:Man sollte sich jedenfalls nicht scheuen hineinzugehen, besonders wenn gerade kein Gottesdienst stattfindet. Für wen, wenn nicht für einen solchen Besucher, sollte die Kirche/Kathedrale dann überhaupt geöffnet sein?!![]()
Es gilt eine ganz einfache Regel: man soll sich im Kopf immer den Gedanken behalten, dass man im Hause Gottes ist, und dementsprechend verhält man sich auch. Also meine Empfehlung wäre, sich vor dem Betreten der Kirche zu bekreuzigen und dann mit Ehrfurcht und Liebe hineinzugehen!
Als Lateiner bin ich aber immer versucht eine Kniebeuge in Richtung Altar zu machen. (und das ist bei Euch ja nicht Usus?) meine Frau macht (weil sie schon ziemliche kniebeschwerden hat) auch bei uns "nur" eine Tiefe VerbeugungKhatja hat geschrieben:Man sollte sich jedenfalls nicht scheuen hineinzugehen, besonders wenn gerade kein Gottesdienst stattfindet. Für wen, wenn nicht für einen solchen Besucher, sollte die Kirche/Kathedrale dann überhaupt geöffnet sein?!![]()
Es gilt eine ganz einfache Regel: man soll sich im Kopf immer den Gedanken behalten, dass man im Hause Gottes ist, und dementsprechend verhält man sich auch. Also meine Empfehlung wäre, sich vor dem Betreten der Kirche zu bekreuzigen und dann mit Ehrfurcht und Liebe hineinzugehen!
Mach' doch... es schadet nichts, im Gegenteil! Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau Du mit "Kniebeuge" meinst; es gibt hier zwei Arten Verbeugungen (Metanien): kleine (man verneigt sich, so daß man mit dem ausgetreckten Arm den Boden berühren könnte) und große (Knie und Stirn berühren den Boden). Es gibt Tage, an denen sind große Metanien nicht statthaft (Sonntage, Osterzeit, mal grob gesagt).Linus hat geschrieben:...Kniebeuge in Richtung Altar...
Kniebeuge: rechter Unterschenkel liegt am Boden auf. (also von Fuß bis Knie) bei ausgesetztem Allerheiligstem (gut das gibts bei euch ja nicht) auch linker Unterschenkel dazu.Nietenolaf hat geschrieben:Mach' doch... es schadet nichts, im Gegenteil! Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau Du mit "Kniebeuge" meinst; es gibt hier zwei Arten Verbeugungen (Metanien): kleine (man verneigt sich, so daß man mit dem ausgetreckten Arm den Boden berühren könnte) und große (Knie und Stirn berühren den Boden). Es gibt Tage, an denen sind große Metanien nicht statthaft (Sonntage, Osterzeit, mal grob gesagt).Linus hat geschrieben:...Kniebeuge in Richtung Altar...
Khatja das Entscheidene doch sehr klar (und ernsthaft) dargestellt:viv hat geschrieben:also... ich hab die frage sehr ernsthaft gestellt; mir ist das noch nicht klarer geworden ??
Wenn Du es wirklich noch etwas genauer wissen willst, empfehle ich Dir das Buch "Orthodoxes Glaubensbuch". Es ist zwar vergriffen, liegt aber noch z.B. in manchen Kirchen sehr günstig zum Verkauf aus (ich habe es in Weimar für 15 € gesehen). Das Buch behandelt vor allem den "praktischen Aspekt" der Orthodoxie sehr ausführlich mit sehr vielen liebevollen und genauen (teils farbigen) Zeichnungen.Khatja hat geschrieben:Es gilt eine ganz einfache Regel: man soll sich im Kopf immer den Gedanken behalten, dass man im Hause Gottes ist, und dementsprechend verhält man sich auch. Also meine Empfehlung wäre, sich vor dem Betreten der Kirche zu bekreuzigen und dann mit Ehrfurcht und Liebe hineinzugehen!![]()
Eine persönliche Anmerkung: Meiner Erfahrung nach wird zuerst die Christus- und dann die Muttergottesikone geküsst, danach erst der Festtagsikone(n).ORTHODOXES GLAUBENSBUCH hat geschrieben:DAS VERHALTEN IN DER KIRCHEVOR DEM BETRETEN DER KIRCHE. Wenn orthodoxe Gläubige sich einer Kirche nähern, bekreuzigen sie sich zunächst und machen eine kleine Verbeugung. Dabei schauen sie vor allem auf die Kuppeln und Kreuze der Kirche.
Das Kreuzzeichen soll mit Ehrfurcht gemacht werden. wenn man sich bekreuzigt, so bezeichnet man sich mit dem Symbol des Leidens Christi für die menschlichen Sünden. Deshalb muss man dies mit größter Ehrfurcht und Aufmerksamkeit tun. Ein nachlässiges Ausführen des Kreuzzeichens ist eine Sünde.
IN DER KIRCHE. Wenn wir die Vorhalle betreten, bekreuzigen wir uns noch einmal, da hier schon heilige Ikonen sind. Es ist nicht nötig, jede Ikone zu küssen, aber man sollte sich der Heiligkeit des Ortes bewusst werden und alles Reden unterlassen, dsa sich nicht auf die Kirche bezieht.
Durch die Vorhalle betreten wir die Kirche. Wir gehen einige Schritte nach vorn, um diejenigen nicht zu behindern, die nach uns eintreten, wenden uns zum Altar, d.h. nach Osten, und machen drei Kreuzzeichen mit kleinen Verbeugungen.
Danach kann man zum Kerzentisch gehen, wo Kerzen, Bücher und andere religiöse Gegenstände verkauft werden. Man man Bekannte begrüßen oder einem Geistlichen eine Frage stellen. Wenn Sie aber in eine Kirche kommen, wenn der Gottesdienst schon begonnen hat, sollten sie niemanden begrüßen und bis zum Ende des Gottesdienstes auch nicht sprechen.
Sie können Kerzen, die Sie gekauft haben, zu den Ikonen stellen, aber nur wenn man leicht zu den Kerzenständern gelangen kann. Wenn die Kirche überfüllt ist, ist es besser, die Kerzen weiterzureichen, wobei man die Ikone nennt, zu der man die Kerze stellen möchte. In der Regel steht vor jeder großen Ikone ein Kerzenständer. Auf einem Pult in der Mitte der Kirche liegt die Festtagsikone, auf der das gefeierte Ereignis dargestellt ist (z.B. die Auferstehung des Herren) oder ein Heiliger, dessen Gedächtnis die Kirche an diesem Tag begeht. Gehen sie nach Möglichkeit zuerst zu dieser Ikone, um sie zu küssen. Eine Ikone küsst man auf folgende Weise: Bekreuzigen Sie sich zweimal mit einer kleinen Verbeugung, küssen Sie die Ikone ehrfürchtig und bekreuzigen Sie sich danach noch einmal mit einer Verbeugung.
Wenn der Gottesdienst beginnt, sollten Sie den Platz einnehmen, an dem es für Sie angenehm ist zu beten. Während des Gottesdienst sollte man diesen Platz nicht verlassen.
Viv, was ist wichtiger, Etikette oder Gebet? Du kommst in die Kirche, um zu beten. Es hat nichts mit den Zeiten oder mit Nichtorthodoxen zu tun. Die Etikette lernst Du früh genug, wenn Du orthodox bist.viv hat geschrieben:das kommt aber sehr salopp rüber: jenes kann nicht schaden und mach doch ... ist das wirklich so gleich_gültig ? ausserhalb des gottesdienstes?
oder ist es schlichtweg die unterscheidung orthodoxe - nichtorthodoxe?
Die Altgläubigen sind (auch in ihren Vorwürfen) von katholischer Seite sehr gut mit den Piusbrüdern zu vergleichen: Es gibt Gespäche mit ihnen, letztendlich sind sie jedoch genauso eine Sekte (auch wenn man den Begriff laut Weltkirchenrat offiziell nicht mehr gebrauchen darf).HeGe hat geschrieben:Letztens kam eine Bericht im Fernsehen (man sieht beschämenderweise eine gewisse Tendenz bei meiner Informationsbeschaffung), der von altgläubigen Gemeinden in Russland handelte.
So gesellschaftlich gesehen erinnerte mich das sehr an Gruppen wie die Hutterer oder die Amish.
Aber wie ist denn deren Entstehung zu erklären? Im Bericht hieß es, diese hätten einige Reformen der Kirche im 17. Jht. (?) nicht mitgemacht. Als Beispiel wurde genannt die veränderte Bekreuzigung mit drei statt mit zwei Fingern.
Sind die Altgläubigen vielleicht die wahren Orthodoxen und ihr seid die Protestanten?Mal im Ernst, ihr habt doch schon öfter von der ungebrochenen Tradition der Orthodoxie geredet. Reformen gab es aber offensichtlich doch einige.
Wie steht denn die orthodoxe Kirche zu diesen Altgläubigen? Ähnlich wie wir zu unseren Protestanten (auch wenn sie zahlenmäßig sicherlich nicht so relevant sind)? Negativ? Positiv?
Nietenolaf hat geschrieben:Vorweg: sie nennen sich selber "Altgläubige". Der Hl. Bischof Feofan der Klausner (Ende 19. Jhd.) erwähnt sie in mehreren seiner Homilien, und sagt (sinngemäß): "Sie sagen, bei uns sei alles neu. In Wahrheit ist bei ihnen alles neu, und bei uns alles alt." Sie heißen im offiziellen Sprachgebrauch "Staroobrjadtzy", das heißt soviel wie "Altritualisten", die nach dem alten Ritual den Gottesdienst Feiernden.
Hintergrund ist tatsächlich eine Reform: aber eine Reform zurück zum Ursprung. Durch Jahrhunderte der Trennung von der griechischen Kirche, hervorgerufen v.a. auch durch den Fall von Konstantinopel und die Hagarenenherrschaft dort, gab es lange Zeit keinen äußeren Maßstab, an dem sich die liturgischen Schriften zu orientieren hatten. Das heißt: die slawische Liturgie ist natürlich eine Übersetzung der griechischen, jedoch waren über die Jahre durch falsche Abschriften viele Ungenauigkeiten hineingekommen, die bei einer Überprüfung Unterschiede zum griechischen Original erkennen ließen. Das waren genau solche Dinge, wie sie oben angesprochen wurden: zweifaches (statt dreifaches) Halleluja bei den Kathismen, grammatische Ungenauigkeiten, das Bekreuzigen mit zwei Fingern, statt mit dreien, und so weiter. Im Wesentlichen betraf es aber die liturgischen Schriften und die Riten bei den Sakramenten. Diese Reform wurde durch den Patriarchen Nikon im Jahr 1653 angefangen.
Der Sinn der Reform war es also, die vorhandenen Schriften wieder dem Original anzugleichen. Solche Versuche gab es auch schon vorher, im 15. Jahrhundert zum Beispiel, aber sie waren nie so rigoros, so verbindlich und wurden deswegen vom Volk kaum wahrgenommen. 1653 kam eine vorerst noch nicht synodal bestätigte Anweisung des Patriarchen, die die Synode 1654 ratifizierte. Vielleicht war es dieses selbständige Vorab-Handeln des Patriarchen, wer weiß, aber es regte sich in manchen Gegenden Unmut gegen diese Reform: die Schriften würden verfälscht, der Sinn würde verdunkelt, man würde mit der Hl. Tradition brechen. Problematisch war auch, daß diese Reform von staatlicherseits auch unter Anwendung von Gewalt durchgedrückt wurde. (Politik mal wieder! In diesem Fall vor allem die Bojaren, die den Zaren mit der Kirche entzweien wollten, wurden zu den wichtigsten Aufwieglern gegen die Reform.)
Resultat war das "große russische" Schisma: ein Teil der Kirche machte die Reformen nicht mit. Sie wurden teilweise bekämpft, nicht eben auf die feine Art. Um 1800 wurden sie von der Russischen Kirche insofern "legalisiert", als daß sie nach den alten Schriften und nach altem Ritus Gottesdienst feiern konnten, solange sie sich der Hl. Synode unterstellten. Um 1905 erlangten sie die "völlige" Freiheit durch das Dekret über die Glaubensfreiheit, das Zar Nikolaus I. ausgab. Bekanntlich währte diese Freiheit nur 12 Jahre, dann ging es jeglicher Kirche in Rußland an den Kragen.
Die Altritualisten sind (noch vor 1800) weiter zerfallen, ähnlich wie der Protestantismus im Westen. Es gab zwei Hauptzweige, nämlich einen namens "Bezpopovtzy", das heißt übersetzt "die Popenlosen", denn sie hatten nach einiger Zeit keine Priester mehr: die alten starben, neue kamen nicht dazu; und sie hatten keinen Bischof, genau wie die Protestanten, konnten also keine Priester mehr weihen. Dann waren da noch die "Popovtzy", die also noch Priester hatten, aber frage mich nicht, woher. Beide Hauptströmungen zerfielen in noch ein gutes Dutzend anderer Gruppen.
Heute bleibt das bestehen, was die Kirche um 1800 verkündete, und was der Zar 1905 sicherstellte: die Altritualisten sind ein Teil der Russischen Kirche mit einer eigenen Hierarchie. Ihnen wird es gewährt, nach ihrem Ritus Gottesdienst zu feiern, ihre eigenen Priester auszubilden; ihnen steht ein Metropolit vor, sie haben kein eigenes Patriarchat.
Alles in allem hat die altritualstische Kirche keine große Bedeutung. Ihre Anhänger sind seeehr konservativ, schon bis zur Unsinnigkeit. Es fällt mir schwer, mir ein aussagekräftiges Bild zu machen, was genau sie vertreten, aber es klingt nicht selten "reaktionär": der Antichrist sitzt schon in Moskau und sonst überall, Bartschneiden ist unheilig, demonstratives Klammern an alte, wenn auch durch fehlerhafte Überlieferung entstandene Formen (z.B. das Bekreuzigen mit zwei Fingern; eine Sache, bei dem die Kirche großherzig genug war, es ihren Gläübigen auch zu gestatten).
Das allerbeste Stück Literatur, das ich je zum Leben der Altgläubigen gelesen habe, war übrigens von Nikolai Les(s)kow "Der versiegelte Engel". Eine herrliche, erbauliche, helle Geschichte, die ich unbedingt empfehle. Sie hat keine Theologie zum Inhalt, oder wenn, dann auf erzählende und erbauliche Form. Es geht dort um eine Gruppe Altgläubige, und wie die so gelebt haben (vermutlich Ende 19. Jhd.).
Dich wird nicht überraschen, dass der Metropolit der Altgläubigen, der in dem Bericht interviewt wurde, das auf biblische Quellen zurückführte und nicht auf Übersetzungsfehler. Er verwies v.a. auf die berühmte, alte Marienikone mit dem Jesuskind, wo dieser mit zwei Fingern eine segnende Geste macht.Nietenolaf hat geschrieben:das Bekreuzigen mit zwei Fingern, statt mit dreien, und so weiter.
Unterstellen sie sich heute noch der Hl. Synode? Auch die, die ohne Priester den Gottesdienst feiern? Kann ich mir ja kaum vorstellen.Nietenolaf hat geschrieben:Resultat war das "große russische" Schisma: ein Teil der Kirche machte die Reformen nicht mit. Sie wurden teilweise bekämpft, nicht eben auf die feine Art. Um 1800 wurden sie von der Russischen Kirche insofern "legalisiert", als daß sie nach den alten Schriften und nach altem Ritus Gottesdienst feiern konnten, solange sie sich der Hl. Synode unterstellten. Um 1905 erlangten sie die "völlige" Freiheit durch das Dekret über die Glaubensfreiheit, das Zar Nikolaus I. ausgab.
Die erstere Gruppe war in dem ersten Teil des Berichtes zu sehen. Die verheirateten Frauen und auch ein Teil der anderen weigerten sich, sich überhaupt filmen zu lassen. Alles maschinelle war als sündhaft verboten. Bei der zweiten Gruppe ging das alles etwas moderner zu. Die hatten Fahrzeuge, Traktoren, etc. Dafür berichteten sie aber auch von der Problematik, dass die jungen Leute, die in Mischehen heirateten, aus ihrer Gruppe z.T. gehen würden.Nietenolaf hat geschrieben:Die Altritualisten sind (noch vor 1800) weiter zerfallen, ähnlich wie der Protestantismus im Westen. Es gab zwei Hauptzweige, nämlich einen namens "Bezpopovtzy", das heißt übersetzt "die Popenlosen", denn sie hatten nach einiger Zeit keine Priester mehr: die alten starben, neue kamen nicht dazu; und sie hatten keinen Bischof, genau wie die Protestanten, konnten also keine Priester mehr weihen. Dann waren da noch die "Popovtzy", die also noch Priester hatten, aber frage mich nicht, woher.
Aber, wie oben bereits gefragt, doch wohl nur die, die noch Priester haben? Die anderen scheinen doch wohl die Einheit der Kirche verlassen zu haben. Feiern die auch so etwas wie ein Abendmahl? Oder gibt es da nur "Wortgottesdienste"?Nietenolaf hat geschrieben:Heute bleibt das bestehen, was die Kirche um 1800 verkündete, und was der Zar 1905 sicherstellte: die Altritualisten sind ein Teil der Russischen Kirche mit einer eigenen Hierarchie. Ihnen wird es gewährt, nach ihrem Ritus Gottesdienst zu feiern, ihre eigenen Priester auszubilden; ihnen steht ein Metropolit vor, sie haben kein eigenes Patriarchat.
Werde ich mir merken.Nietenolaf hat geschrieben:Das allerbeste Stück Literatur, das ich je zum Leben der Altgläubigen gelesen habe, war übrigens von Nikolai Les(s)kow "Der versiegelte Engel". Eine herrliche, erbauliche, helle Geschichte, die ich unbedingt empfehle. Sie hat keine Theologie zum Inhalt, oder wenn, dann auf erzählende und erbauliche Form. Es geht dort um eine Gruppe Altgläubige, und wie die so gelebt haben (vermutlich Ende 19. Jhd.).
Krawatten? Judasschlinge? Weil er sich aufgehängt hat oder wie?Nietenolaf hat geschrieben:PPS, ein paar ihrer Eigenheiten: sie tragen keine Krawatten (denn sie betrachten das als Judasschlinge), sie scheren sich nie auch nur andeutungsweise die Bärte, sie lehnen gedruckte Ikonen ab, etc. - also HeGes Vergleich mit den Amish ist gar nicht so verkehrt. Es ist ein gutes Stück Ritual- und Aberglauben dabei.
Falk, wahrscheinlich hast Du es falsch verstanden, oder es wurde Dir falsch nahegebracht.Falk hat geschrieben:...Veränderungen in Liturgie und Glaubenslehre...
Hallo Nietenolaf,Nietenolaf hat geschrieben:Falk, wahrscheinlich hast Du es falsch verstanden, oder es wurde Dir falsch nahegebracht.Falk hat geschrieben:...Veränderungen in Liturgie und Glaubenslehre...
Nicht verändert in der Orthodoxie ist der Glaube - es ist derselbe Glaube, wie ihn die Apostel hatten. Es gab im ersten Jahrtausend auch keine Änderung daran.
Die Liturgie als Ausdruck, als Frucht dieses einen Glaubens ist insofern ebenso unverändert, als daß sie von Anfang an dieselbe Wahrheit offenbart, denselben Himmel auf dieselbe Erde herabführt und die Menschen, ja die ganze Welt verklärt. ... Insofern ist die Liturgie also eine und dieselbe vom Anbeginn der Zeit. ..
Ein aufmerksames (und, ich muß zugeben, dahingehend geschultes) Auge sieht aber in der modernen orthodoxen Liturgie immer noch all das, was es schon zu den Zeiten der Apostel gegeben hat: .... Derselbe Glaube - dieselbe Liturgie.
Oder. Es gibt nur die sieben Oekumenischen Konzilien, sprich bis Nikaia des Jahres 787, denn das hängt mit der Charakteristik dessen zusammen, was genau ein Oekumenisches Konzil ist. Dazu zweierlei: zum Einen sind die Oekumenischen Konzilien jene Konzilien gewesen, die unter der Schirmherrschaft des Imperators standen und deren Beschlüsse im Römischen Reich (vulgo Byzanz) als Gesetz galten. Dazu muß man verstehen, was genau mit "Oikumene" gemeint ist. Nimm als Beispiel die Konzilien gegen Paulos Samosata in Antiochien (264 bis 269 a.D.): auf ihnen waren ziemlich viele Bischöfe präsent, Repräsentanten der Cathedrae von Rom, Alexandria, etc., aber diese Konzilien zählen nicht als Oekumenische, obwohl wir heute beide, Falk, den Dynamismus (resp. Adoptianismus) als Häresie ablehnen, man muß also meinen, auch diese Konzilien seien "Oekumenisch" gewesen. Sie haben diese Bezeichnung aber nicht.Falk hat geschrieben:Oder?
Jetzt nur mal so als Gedankenspiel: wenn - sagen wir mal Bendedikt XVI., lateinischer Patriarch von Rom zu einem Konzil auch die anderen vier Patriarchen (Konstantinolpel, Antiochien, Jerusalem und Alexandria - soweit ich das noch im Kopf habe) einladen würde und diese kämen, dann wäre das wieder ein ökumenisches Konzil? Das mit der Schirmherrschaft des Imperators werden wir aber wohl nicht so leicht hinkriegen.Nietenolaf hat geschrieben:Zum Anderen sind die Oekumenischen Konzilien eng verbunden mit dem System der Patriarchalkirchen. So, wie die Lokalkonzilien sich mehr oder weniger auf die Institution der Metropoliten stützte, so stützen sich die Oekumenischen Konzilien auf die Patriarchen; beziehungsweise, sie gehen Hand in Hand, man kann sehen, daß das eine das andere bedingt. Ein Oekumenisches Konzil ist nicht denkbar ohne das Einvernehmen aller Patriarchen. Nachdem Rom sich von der Kirchengemeinschaft mit den Ostkirchen getrennt hatte, war kein Oekumenisches Konzil mehr möglich, weder im Osten, noch im Westen; siehe wieder die eigentliche Bedeutung von "Oikumene"! Ohne das Einvernehmen aller Patriarchen kann es kein Oekumenisches Konzil geben, so dachte die alte Kirche. Das Schisma auf Patriarchenebene beendete die Ära der Ökumenischen Konzilien.
O.K., das bedarf dann aber größerer Vorarbeiten, um zu verhindern, dass sich die Anhänger von Athanasius2 zuerst mal mit den "Photianern" kloppen wollen und die Athosfraktion den "Häretischen Papisten" eins auf's Maul geben wollen.Alexander hat geschrieben:Ein ökumenisches Konzil wäre auch nur möglich, wenn davon ausgegangen wird, daß jeder Bischof, auch der von Rom, der Gerichtbarkeit durch das Konzil untersteht.